Lebensdaten
1864 – 1941
Geburtsort
Oberlenningen (Landkreis Esslingen)
Sterbeort
Oberlenningen (Landkreis Esslingen)
Beruf/Funktion
Papierfabrikant
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 117224448 | OGND | VIAF: 784609
Namensvarianten
  • Scheufelen, Adolf
  • Scheufelen, Adolph

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Zitierweise

Scheufelen, Adolf, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117224448.html [24.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Carl (1823–1902), Lehrer, seit 1855 Papierfabr. in O., KR 1895 (s. Lb. Schwaben I), S d. Johann Georg, Lehrer in Ohmden, u. d. Friederike Büchele;
    M Johanna Christiane ( 1903), T d. Karl Christian Beurlen, Seifensieder, Stadtrat in Kirchheim/Teck;
    10 Geschw (3 früh †) u. a. Heinrich (1866–1948), Dr., Kaufm.;
    1902 Paula (1877–1953), T d. Johann Erhard Goßler, Papierfabr. in Frankeneck (Pfalz), u. d. Sophie Luise Geßler;
    2 S Karl-Erhard (1903–92), Papierfabr., Mitinh. d. väterl. Untern., Senator E. h., Dr. h. c., Gr. BVK. Verdienstmedaille d. Landes Baden-Württ., Ehrenbürger d. Gemeinden Lenningen. Frankeneck u. Grabenstetten, Klaus H. (* 1913), Dr.-Ing., 1 T Ruth (* 1906, Eugen Doertenbach, Textilfabr. in Nonnenhorn. s. Wi. 1958, B d. Ulrich Doertenbach, 1899–1958, vortragender Legationsrat, Industr., Vorstandsmitgl. d. DIHT, s. NDB 21*, S d. Max Doertenbach, 1867–1960, Bankier in Stuttgart, s. Wenzel);
    E Ulrich, Dr.-Ing.

  • Biographie

    Nach Schulbesuch in Oberlenningen und Kirchheim/Teck absolvierte S. die Oberrealschule in Stuttgart und war kurze Zeit im väterlichen Betrieb tätig, der von einer Papiermühle in eine Papierfabrik umgewandelt worden war (1866 erste Packpapiermaschine, 1876 erste Druckpapiermaschine). Seit 1881 studierte S. am Stuttgarter Polytechnikum Chemie und Maschinenbau bei Carl Bach und Wilhelm Kankelwitz und Chemie in Tübingen als Schüler von Lothar Meyer (1830–95), bei dem er 1885 mit einer Dissertation „Über Eisenverbindungen als Bromüberträger“ promoviert wurde. Danach fand er|eine erste Anstellung bei der österr. Papierfabrik Steyrermühl und richtete dort ein Fabriklaboratorium ein. Ein Jahr später wurde S. leitender Chemiker bei der engl. Fa. „John Dickinson u. Co.“, wo er sich mit Fragen der Papierleimung (Freiharzleimung in der Masse) und mit dem Aufbau einer Zellstoffabrik für „Espartopapier“ (Streichrohpapier) nach dem Natron verfahren befaßte. 1888 kehrte S. in den Betrieb seines Vaters zurück und führte 1889 die Erzeugung von „Kunstdruckpapier“ (nach dem bei Dickinson seit 1887 fabrizierten „Art paper“) ein. Durch Nachbehandlung von Sulfitzellstoffpapieren mit Natronlauge gelang es. einen Ersatz für das in England verwendete Espartopapier zu finden. Geeignete Streichmaschinen wurden entwickelt und das „Phönix-Kunstdruckpapier“ 1895 als Schutzmarke beim Reichspatentamt registriert.

    1892 übernahm S. die technische und sein Bruder Heinrich die kaufmännische Leitung der väterlichen Firma, die fortan den Namen „Erste dt. Kunstdruckpapierfabrik Carl Scheufelen“ führte. 1895 nahm Carl Scheufelen seine Söhne als Teilhaber auf. S. reiste 1898 in die USA, um sich mit dem dortigen Stand der Papierfabrikation vertraut zu machen. Nachdem 1899 die vom Vater mit initiierte Eisenbahnlinie Kirchheim-Oberlenningen eröffnet worden war, erarbeiteten die Brüder einen Generalplan für den zukünftigen Ausbau der Papierfabrik, der in den folgenden Jahrzehnten systematisch umgesetzt wurde. Sie wandten dabei für die dt. Papierindustrie bahnbrechende Grundprinzipien an, wie wegsparenden Produktionsfluß, Anordnung der Produktionsebenen auf Höhe der Eisenbahnrampe sowie Drehstrom-Einzelmotoren-Antrieb aller Produktionsmaschinen. Ferner wurde die architektonische Gestaltung der Fabrikgebäude neu konzipiert, an der Architekten wie Ludwig Eisenlohr, Carl Weigle oder Paul Bonatz beteiligt waren. 1925 wurde das Erbe der Ehefrau von S., die Papierfabrik Goßler in Frankeneck (Pfalz), als Zweigwerk integriert (Stilllegung 1971). Die Belegschaft wuchs von 70 Beschäftigten (1892) auf 1350 Personen (1941). S.s Bruder Heinrich trat zum Jahresende 1934 aus dem Unternehmen aus. Statt seiner wurde 1935 S.s Sohn Karl-Erhard geschäftsführender Gesellschafter, der nach dem Tod des Vaters das Unternehmen leitete.

    S. übernahm wichtige Funktionen in den Verbänden der Papierindustrie; seit 1899 war er im Vorstand des „Vereins Dt. Papierfabrikanten“ (VDP, 1919 stellv. Vors., 1929 Ehrenmitgl.). Ferner war er Vorstandsmitglied (1906-29) und Vorsitzender (1911–22) der Papiermacher-Berufsgenossenschaft in Württemberg. Als Mitglied des Verwaltungsausschusses des Dt. Museums in München (seit 1904) und Mitglied des Vorstandsrats (1922–26) nahm er wesentlichen Einfluß auf die Neugestaltung der Museumsabteilung „Papierindustrie“.|

  • Auszeichnungen

    KR (1912);
    Dr.-Ing. E. h. (Stuttgart 1922);
    Dr. h. c. (Tübingen 1936);
    Ehrenmitgl. d. Ver. Dt. Zellstoff- u. Papierchemiker (1936);
    Ehrensenator d. TH Darmstadt (1940);
    Goldener Ehrenring d. Dt. Mus.

  • Werke

    Die Gruppe Papierstoff- u. Papierind. im Dt. Mus. in München, in: FS z. 50j. Jub. d. Ver. Dt. Papierfabrikanten, 1922, S. 261-67;
    Entwicklung d. Elektrokraftwirtsch. in d. Papierind., in: Wbl. f. Papierfabrikation 58, 1927, S. 1252-56, auch in: Siemens-Zs. 1927, H. 5, S. 244 ff.;
    Zur Gesch. d. Kunstdruckpapiers, in: Papier-Ztg. 61, 1936, S. 36-38.

  • Literatur

    P. Klemm, A. S. als Bahnbrecher in d. dt. Papierind., in: Wbl. f. Papierfabrikation 65, 1934, S. 256-58;
    ebd. 72, 1941, S. 645-47 (P);
    R. L. Mehmke, Aus A. S.s Leben u. Wirken, in: FS f. A. S., hg. v. Ver. d. Zellstoff- u. Papier-Chemiker u. -
    Ingenieure 1937, 1938, S. 9-26 (P);
    H. Missenharter, 100 J. Scheufelen in Oberlenningen 1855-1955, 1955;
    H. Müller-Clemm, in: Das Papier 18, 1964, S. 117-21 (P);
    Papierfabrik Scheufelen (Hg.), 100 J. Phoenix Kunstdruckpapier, v. d. hohen Kunst d. Kunstdruckpapiers, 1992;
    W. A. Boelcke, Die Scheufelen, feine Druck- u. Schreibpapiere, in: ders. (Hg.), Wege z. Erfolg, Südwestdt. Untern.familien 1996, S. 127-39;
    zur Slg. in Lenningen:
    C. Zoege v. Manteuffel, Christl. Graphik im 20. Jh., Slg. Scheufelen, 1997.

  • Autor/in

    Frieder Schmidt
  • Zitierweise

    Schmidt, Frieder, "Scheufelen, Adolf" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 712-713 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117224448.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA