Lebensdaten
1919 – 2004
Geburtsort
Maria Kulm (Egerland)
Sterbeort
Leutesdorf/Rhein
Beruf/Funktion
Gewerkschafter ; Präsident Bundesanstalt für Arbeit ; Sozialpolitiker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118755374 | OGND | VIAF: 278248044
Namensvarianten
  • Stingl, Josef
  • Stingl, Joseph

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Stingl, Josef, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118755374.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Georg († 1933), Bäckermeister in M. K.;
    M Amalie Hüttl;
    1) 1943 Dorothea Behmke (1920–86), aus Kiel, 2) 1988 Elvira Lougear (* 1931), 1978–96 Leiterin d. Arbeitsamts in Neuwied;
    1 S aus 1), 1 T aus 1), 3 Pflege-T.

  • Biographie

    S., der 1938 in Eger das Abitur machte, lernte in der kath. Jugendbewegung des Sudetenlands die kath. Soziallehre kennen, die ihn politisch prägte. 1938 zur Wehrmacht eingezogen, war er am Ende des 2. Weltkriegs Oberleutnant bei der Luftwaffe und kam, aus seiner Heimat vertrieben, 1945 nach Berlin. Neben seinem Erwerbsberuf als Sozialreferent in der dortigen Industrie- und Handelskammer studierte er seit 1948 politische Wissenschaften (Diplom 1951). Seit 1955 nahm er Lehraufträge in Berlin, Speyer und 1983–90 in Bamberg wahr. 1947 trat er der CDU bei, für die er 1953–68 als Berliner Abgeordneter im Bundestag saß. Dort profilierte er sich als Sozialpolitiker. In der CDU/CSU-Fraktion und in seiner Partei leitete S., der immer den sozialen Ausgleich suchte, die sozialpolitischen Ausschüsse; auch im Zentralkomitee der dt. Katholiken war er für soziale Fragen zuständig. 1964–73 gehörte er dem Bundesvorstand der CDU und der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA) an. Wesentlichen Anteil hatte er an der Rentenreform von 1957 und am Arbeitsförderungsgesetz von 1969. Da sich sein Wunsch, bei der Bildung der Großen Koalition 1966 Minister für Arbeit und Sozialordnung zu werden, nicht erfüllte, wechselte S. 1968 als Präsident an die Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg. In seiner 16jährigen Amtszeit gelang es ihm, seine Behörde von einer „Stempelstelle“ für Arbeitslose in eine moderne Dienstleistungseinrichtung umzuwandeln. Mit arbeitsmarktpolitischen Instrumenten und beschäftigungspolitischen Maßnahmen – u. a. Einführung des Kurzarbeitergelds, Maßnahmen zur ganzjährigen Beschäftigung in der Bauwirtschaft oder Intensivierung der Vermittlungstätigkeit durch Einführung der EDV – versuchte er, Arbeitslosigkeit zu verhindern. Als Moderator war der ausgewiesene Sozialexperte bei Tarifauseinandersetzungen gefragt. 1974 trat er wegen seines Wohnsitzes in Bayern der CSU bei, seit seinem Umzug 1988 nach Leutesdorf wurde er wieder CDU-Mitglied, seit 1984 war er im Ruhestand. S. engagierte sich auch als Vertriebenenpolitiker: 1964–69 leitete er den CDU-Landesverband Oder-Neiße, 1970–91 hatte er den Vorsitz der „Ackermann-Gemeinde“ inne. In diesen Ämtern suchte er vorrangig eine Versöhnung mit dem tschech. Volk zu erreichen. So zählte er zu den Erstunterzeichnern der „Versöhnung 95“ und stimmte der dt.-tschech. Erklärung von 1997 zu. Daneben setzte er sich mit dem von ihm gegründeten „Internationalen Institut für Nationalitätenrecht und Regionalismus“ für die Verankerung des Volksgruppenrechts im Völkerrecht und die gesamteurop. Stärkung des Regionalismus ein.

  • Auszeichnungen

    A Bayer. Verdienstorden (1971);
    Gr. BVK mit Stern u. Schulterband (1972);
    Grande ufficiale nell`ordine al merito della Republica Italiana (1972); Stern (1974) u. Großkreuz d. päpstl. Gregoriusordens (1984);
    Ehrensenator d. Univ. Mannheim (1976);
    Plakette f. Verdienste um d. dt. Osten u. d. Selbstbestimmungsrecht (1978);
    Dr. phil. h. c. (Verw.hochschule Speyer 1979);
    Hon.prof. Univ. Bamberg (1984);
    Heinrich-Brauns-Preis (1984);
    Hermann-Lindrath-Preis (1984);
    Rehabilitationspreis d. Reichsbundes d. Kriegsopfer, Sozialrentner u. Hinterbliebenen (1984);
    Europ. Karlspreis d. Sudetendt. Landsmannschaft (1984);
    Hans-Schütz-Preis (1994);
    Paul-Klinger-Preis;
    Handwerkszeichen in Gold.

  • Werke

    u. a. Polit. Reflexionen z. Oder-Neiße-Linie, in: Eichholz-Brief, H. 2, 1965, S. 13–17;
    Probleme u. Aufgaben d. Soz.pol. in d. nächsten J., in: Zs. f. Soz.ref., Bd. 13, H. 9, 1967, S. 513–23;
    Die Aufgaben d. Bundesanstalt f. Arb. nach d. Arb.förderungsgesetz, in: Soz. Arb., Zs. f. soz. u. soz.verwandte Gebiete, Bd. 18, H. 10, 1968, S. 417–28;
    Ausländ. Arb.nehmer in d. Bundesrep., in: Tübinger Brief, Berr., Auswertungen, Mitt. u. Notizen aus d. Internat. Bund f. Soz.arb., Bd. 17, H. 2, 1971, S. 26–59;
    Möglichkeiten u. Grenzen d. Arb.marktpol., in: B. Gemper (Hg.), Stabilität im Wandel, FS f. B. Gleitze z. 75. Geb.tag, 1978, S. 117–27;
    Arb.markt u. Ausländ. Arb.nehmer in d. Bundesrep. Dtld., in: ZUG, Beih. 32, 1984;
    Bildung f. d. Zukunft aus d. Sicht d. Arb.marktpolitikers, in: Päd. u. freie Schule, H. 30, 1984;
    Auswirkungen d. techn. Wandels auf d. Arb.markt, in: Schrr. d. Hermann-Ehlers-Ak., Bd. 15, 1984;
    Vierzig J. nach d. Vertreibung, o. J. [1985];
    Mensch u. Arb., in: W. v. d. Ohe (Hg.), Kulturanthropol., FS f. E. K. Francis z. 80. Geb.tag, 1987, S. 89–104;
    Die Gesinnungsgemeinschaften in d. sudetendt. Landsmannschaft, in: Zs. z. polit. Bildung 35, 1998, S. 21–25;
    Hg.:
    Mitt. aus d. Arb.markt- u. Berufsforsch. d. Inst. f. Arb.markt- u. Berufsforsch. d. Bundesanstalt f. Arb.;
    Nachlaß:
    Archiv f. Christl.-Demokrat. Pol. Sankt Augustin.

  • Literatur

    H. Schmid-Egger u. E. Nittner, Staffelstein, Jugendbewegung u. kath. Erneuerung b. d. Sudetendt. zw. d. Gr. Kriegen, 1983;
    Mensch u. Arb.welt, FS f. J. S. z. 65. Geb.tag 1984, hg. v. A. Kohl|u. a., 1984;
    H. George, Der Soz.pol. J. S. im BT, ebd., S. 121–34;
    E. Nittner, J. S. u. d. Kontinuität e. soz.eth. Maxime, ebd. S. 369–82;
    G. Buchstab, in: Lex. Christl. Demokratie;
    ders., in: Zeitgesch. in Lb. XII, 2007, S. 186–99 (P);
    ders., in: Hist.-pol. Mitt. 15, 2008, S. 217–32 (W-Verz.);
    Verantwortung aus d. Glauben, Gedenkschr. f. Prof. Dr. h. c. J. S., hg. v. R. Paleczek, 2004 (P);
    Biogr. Hdb. MdB.

  • Autor/in

    Günter Buchstab
  • Zitierweise

    Buchstab, Günter, "Stingl, Josef" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 353-354 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118755374.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA