Lebensdaten
1771 – 1832
Geburtsort
Stockholm
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Anatom ; Zoologe
Konfession
evangelisch?
Normdaten
GND: 115526641 | OGND | VIAF: 61644877
Namensvarianten
  • Rudolphi, Karl Asmund
  • Rudolphi, Carl Asmund
  • Rudolphi, Karl Asmund
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Zitierweise

Rudolphi, Carl Asmund, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd115526641.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann Daniel Bernhard ( 1778), aus Magdeburg, Prediger in Abtshagen u. Elmenhorst (Vorpommern), Konrektor d. dt. Schule in St.;
    M N. N., seit 1779 Inh. e. Privatschule in Stralsund;
    1) Friederike Eleonore Wilhelmini ( 1801), 2) 1802 Charlotte Wilhelmine Meyer, T e. Bgm. in Greifswald;
    S Karl Eduard (⚭ Marie Luise Rosalie, T d. Raphael Friedrich Cerf, 1782–1845, Dir. d. Königstädt. Theaters in B., s. NDB III), T Julie Agnes ( Johann [Jan] Evangelista v. Purkyně, 1787-1869, österr. Adel 1889, o. Prof. d. Physiol. in Prag, Mitgl. d. Leopoldina u. zahlr. wiss. Ges., s. L);
    E Emanuel v. Purkyně (1831-82), Prof. d. Naturwiss. an d. Forstlehranstalt in Weißwasser (Böhmen), Karel Purkyně (1834-68), Maler in Prag, München u. Paris, Kulturreferent d. Zs. „Die Politik“ u. d. Ztg. „Národní listy“ (beide s. ÖBL).

  • Biographie

    R. besuchte seit 1779 das Gymnasium in Stralsund, gemeinsam mit Ernst Moritz Arndt, mit dem er zeitlebens befreundet blieb. Seit 1790 studierte er Naturwissenschaften und Medizin in Greifswald (M. A. 1793) und 1793/94 in Jena, besonders bei Christoph Wilhelm Hufeland und August Batsch. Nach einer Studienreise durch Deutschland wurde er 1795 in Greifswald mit einer Arbeit „De ventriculis cerebri“ zum Dr. med. promoviert, nachdem er bereits zwei helminthologische Studien publiziert hatte (1793, 1795), habilitierte sich dort 1796 für Medizin, wurde Adjunkt und Prosektor und 1801 Leiter der neuen Veterinärschule. 1802 unternahm er eine ausgedehnte Studienreise durch Deutschland, Holland, Frankreich, die Schweiz und Österreich, wo er Botanische Gärten, naturhistorische Sammlungen sowie veterinärmedizinische Anstalten besuchte. Seine Arbeit über die „Anatomie der Pflanzen“ (1807), in der er Bau und Funktion der Spaltöffnungen und das Zellgewebe detailliert darstellte, wurde von der Göttinger Societät der Wissenschaften ausgezeichnet Nachdem R. Rufe nach St. Petersburg und Uppsala abgelehnt hatte, folgte er 1810 der Berufung auf den Lehrstuhl für Anatomie und Physiologie an der neugegründeten Berliner Universität und zum Direktor des anatomisch-zootomischen Museums, das er zu einem angesehenen Forschungsinstitut machte. Seit 1816 auch Lehrer am medizinisch-chirurgischen Friedrich-Wilhelms-Institut und an der Militärakademie, nahm er die damit verbundenen Ämter in der wiss. Deputation für das Medizinalwesen wahr (1817 GR).

    R.s Anliegen war die Anwendung induktiver, naturwissenschaftlicher Methoden in der Medizin. Er lehnte naturphilosophische Konzepte, wie die „Stufenleiteridee“ einer hierarchischen Ordnung der belebten Materie, ab, und folgte methodisch eher Georges Cuvier, den er in Paris kennengelernt hatte. Er entwickelte jedoch ein eigenes Tiersystem nach der Struktur des Nervensystems und kritisierte das „Rekapitulationsgesetz“ von Johann Friedrich Meckel. Als Gegner der Vivisektion arbeitete er nicht experimentell, unterstützte aber die neuartige „Tierchemie“ von Jöns Jacob Berzelius, mit dem er befreundet war. Zu seinen bedeutenden Schülern zählen Karl Ernst v. Baer, Karl Friedrich Ledebour, William Sharpey und Johannes Müller, der sein Nachfolger wurde.

    R.s zoologische Arbeiten betreffen hauptsächlich die Helminthologie (Lehre v. d. parasit. Würmern), deren Artenkenntnis er mehr als verdoppelte. Auch wenn er die alte Vorstellung von der Urzeugung der Würmer in den Wirtstieren vertrat und mit seinem Einteilungssystem, das auf der morphologischen Beschreibung der adulten Tiere und deren Fundort in den Organen der Wirtstiere beruhte, hinter die Bemühungen von Peter Simon Pallas zurückging, regten seine Werke (v. a. „Entozoorum Synopsis“, 1819, mit 993 Arten aus 736 Wirtstieren) die weiteren Forschungen von Friedrich S. Leuckart, Felix Dujardin, Carl Vogt oder Karl Theodor v. Siebold entscheidend an.|

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Ak. d. Wiss. St. Petersburg, Stockholm, Neapel u. Berlin (1810);
    Mitgl. d. Leopoldina (1818);
    schwed. Polarstern Orden;
    Mitgl. d. Freimaurerloge „St. Johannes“ in Greifswald (1794) u. d. Loge „Zum Pilgrim“ in Berlin.

  • Werke

    Weitere W Observationes circa vermes intestinales, 2 T., 1793/95;
    Bemerkungen aus d. Gebiet d. Naturgesch., Med. u. Thierarzneykunde, 2 T., 1804/05;
    Entozoorum sive vermium intestinalium historia naturales, 3 Bde., 1808-10;
    Btrr. z. Anthropol. u. allg. Naturgesch., 1812;
    Grundriß d. Physiol., 2 Bde., 1821-28;
    Index numismatum in virorum de rebus medicis vel physicis meritorum memoriam percussorum, 1823, ²1825, ³1829.

  • Literatur

    ADB 29;
    J. Müller, in: Abhh. d. kgl. Ak. d. Wiss. Berlin 1835, 1837, S. XVIII-XXXVII (W-Verz.);
    A. Waldeyer, C. A. R. u. Johannes Müller, in: Forschen u. Wirken, FS z. 150 J.-Feier d. Humboldt-Univ. Berlin 1960, S. 97-115;
    M. Dittrich, in: Forschung, Praxis, Fortbildung 18, 1967, S. 356-60 (P);
    K. Enigk, Gesch. d. Helminthol. im dt.sprachigen Raum. 1986, S. 40-42 (P);
    BLÄ;
    DSB XI;
    Lex. d. Naturwiss.zu Johann Evangelista v. Purkyně: ADB 26;
    Wurzbach;
    Pogg. II-III;
    Pagel;
    BLÄ: Schles. Lb. IV. S. 240-51;
    DSB;
    ÖBL;
    Biogr. Lex. Böhmen;
    Lex. d. Naturwiss.;
    V. Kruta, Biogr. P., 1969 (tschech.).

  • Quellen

    Qu Archiv d. HU Berlin; Mus. f. Naturkde., Berlin (Schr.- u. Bildgut-Slg.; hier auch R.s helmintholog. Slg. u. sein Schr.wechsel dazu); Archive d. Berlin-Brandenburg. Ak. d. Wiss. u. d. Leopoldina (Halle/Saale).

  • Porträts

    Lith. v. H. Löwenstein (Bildgut-Slg. d. Mus. f. Naturkunde d. HU Berlin).

  • Autor/in

    Ilse Jahn
  • Zitierweise

    Jahn, Ilse, "Rudolphi, Carl Asmund" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 202-203 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd115526641.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Rudolphi: Karl Asmund R., Arzt, Anatom, Physiolog und Naturforscher ist am 14. Juli 1771 zu Stockholm geboren. Sein Vater Joh. Dan. Bern. R., geboren in Magdeburg, Prediger in Abtshagen und Elmenhorst in Neuvorpommern und als Conrector der deutschen Schule in Stockholm im December 1778 gestorben, konnte die Erziehung des Knaben nur bis zu seinem 7. Lebensjahre leiten. Nach seinem Tode siedelte die Wittwe mit ihren beiden|Söhnen im Frühjahr 1779 nach Stralsund über, wo sie sich ausschließlich der Erziehung ihrer Kinder widmete. Der ältere Bruder von R. trat in den Kaufmannsstand, ging 1790 nach Ostindien und blieb seitdem verschollen, während unser Karl Asmund das Gymnasium seit 1779 mit gutem Erfolge besuchte und im Herbst 1790 die Universität Greifswald zum Studium der Medicin bezog, wo er seine große Vorliebe für Naturbeobachtung durch eifrige Studien in der Botanik und Entomologie bethätigte. 1793 erlangte er mit einer Abhandlung: „Observationes circa vermes intestinales“ die philosophische Magisterwürde, welche er als geborener Schwede zunächst haben mußte, um später zum Doctor promoviren zu können, habilitirte sich im genannten Jahre als Privatdocent an der philosophischen Facultät zu Greifswald, ging aber 1794 zu seiner weiteren Vervollkommnung speciell um bei Hufeland Vorlesungen zu hören, nach Jena. Darauf kehrte er nach Greifswald zurück, wurde im folgenden Jahre (1795) Dr. med. und habilitirte sich 1796 mit der Abhandlung: „De ventriculis cerebri“ als Privatdocent an der med. Facultät daselbst. 1797 wurde er zum Adjunct und Prosector ernannt, 1801 machte er eine Studienreise nach Berlin, um sich hier in der Thierheilkunde noch besonders auszubilden, wurde nach seiner Rückkehr Beisitzer des Gesundheitscollegiums und Lehrer der Veterinärkunde in Greifswald und unternahm im folgenden Jahre abermals längere wissenschaftliche Reisen nach Holland, Frankreich, der Schweiz und nach Wien. 1808 wurde ihm eine ordentliche Professur übertragen, die er bis 1810 bekleidete, um darauf einem Ruf als erster ordentlicher Professor der Anatomie und Director des anatomischen Instituts an die neu gegründete Universität Berlin zu folgen. In dieser neuen Stellung wirkte R. noch volle 22 Jahre in höchst segensreicher Weise als Lehrer und Forscher. Er wurde 1816 auch zum Lehrer an dem kgl. med.-chir. Friedrich-Wilhelmsinstitut, sowie an der Militärakademie ernannt, und erhielt gleich nach seiner Berufung auch die Ernennung zum Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der wissenschaftlichen Deputation für das Medicinalwesen. 1817 besuchte er auf acht Monate Italien und wurde in demselben Jahre durch den Titel eines königlich preußischen Geheimen Medicinalraths ausgezeichnet. Er starb an allgemeiner Wassersucht im 63. Jahre seines Lebens am 29. November 1832. — R. war ein außerordentlich scharfsinniger und genialer Beobachter der Natur. Es giebt wohl kaum einen Zweig der organischen Naturwissenschaften, den er nicht durch seine verdienstvollen Untersuchungen wesentlich gefördert hätte. Seine Arbeiten, deren vollständiges Verzeichniß das medicinische Schriftstellerlexikon von Callisen (Bd. XXXII, p. 28—32) bringt, bewegen sich hauptsächlich auf den Gebieten der Botanik, Zoologie, der menschlichen, vergleichenden und pathologischen Anatomie, der Physiologie und Anthropologie. Dazu kommt, daß R. sich auch für andere, außerhalb seiner eigentlichen Berufsbeschäftigung liegende Gegenstände des Wissens, wie für Numismatik — er besaß eine nicht unbedeutende Medaillensammlung —, für Poesie — er gab eine Gedichtsammlung (Berlin und Greifswald 1798) heraus — und für Kritik und med. Geschichte interessirte. In allen genannten Fächern ist R. litterarisch thätig gewesen. In der Zoologie hat er sich durch seine epochemachenden Arbeiten über die Eingeweidewürmer, speciell durch sein hervorragendes Werk: „Entozoorum sive vermium intestinalium historia naturalis“ (2 vol., Amsterdam 1808—10, cum XII tabulis) ein unvergängliches Denkmal gesetzt. — In der Botanik sind seine Untersuchungen über die Spaltöffnungen und Luftbehälter der Pflanzen von den Fachgenossen für so bedeutend gehalten worden, daß ihm zu Ehren Willdenow eine Pflanzengattung aus der natürlichen Ordnung der Leguminosen „Rudolphia“ genannt hat. Seine anatomischen Leistungen betreffen die genaue Beschreibung eines Theils des|sympathischen Nervengeflechts, die erste genaue Muskellehre der Extremitäten und des Kehlkopfs beim Löwen, die Bereicherung der Kenntnisse in der Knochenlehre beim Walfisch und des elektrischen Organs der Fische. In der Physiologie ist es bemerkenswerth, daß R., der allerdings ein Gegner der Vivisectionen war, die Anatomie als nothwendige Grundlage der Forschung anerkannte und sich wenigstens von der damals en vogue befindlichen naturphilosophischen Richtung in durchaus vorurtheilsfreier Weise fernzuhalten verstand. — Eine Fülle vortrefflicher Beobachtungen bieten auch die als Product seiner Reiseerlebnisse geschriebenen: „Bemerkungen aus dem Gebiete der Naturgeschichte, Medicin und Thierheilkunde auf einer Reise durch einen Theil von Deutschland, Holland und Frankreich gesammelt“ (Berlin 1804—1805). — Nicht zu vergessen sind seine überaus großen Verdienste um den anat.-physiol.-histologischen Unterricht an der Berliner Universität. Als erster Lehrer an genannter Anstalt in diesen Zweigen hatte er zunächst den Unterricht und die für diesen erforderlichen Sammlungen zu schaffen, eine Aufgabe, der er sich mit großem Geschick entledigte, namentlich für die Histologie. U. a. vermehrte er die bestehende Walter’sche Sammlung um nahezu 4000 Präparate, die von ihm handschriftlich in den noch erhaltenen Katalog eingetragen sind. Auch war R. persönlich sehr anregend; viele jüngere Leute, u. A. auch sein Schüler und späterer Nachfolger, der berühmte Johannes Müller, sind von ihm zu selbständigen Arbeiten veranlaßt worden.

    • Literatur

      Vergl. noch Waldeyer in biogr. Lexikon hervorragender Aerzte etc. Bd. V, S. 112.

  • Autor/in

    Pagel.
  • Zitierweise

    Pagel, Julius Leopold, "Rudolphi, Carl Asmund" in: Allgemeine Deutsche Biographie 29 (1889), S. 577-579 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd115526641.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA