Wilhelm

Dates of Life
1429 oder 1430 – 1496
Place of birth
Burggriesbach bei Freystadt (Oberpfalz) (?)
Place of death
Schloß Obermässing
Occupation
Bischof von Eichstätt
Religious Denomination
katholisch
Authority Data
GND: 124210651 | OGND | VIAF: 60968427
Alternate Names

  • Wilhelm von Reichenau
  • Wilhelm von Eichstätt
  • Wilhelm
  • Wilhelm von Reichenau
  • Wilhelm von Eichstätt
  • Reichenau, Wilhelm von
  • Wilhelm, von Eichstätt
  • Wilhelm, von Reichenau

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Citation

Wilhelm, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd124210651.html [09.12.2025].

CC0

  • Wilhelm von Reichenau

    | Bischof von Eichstätt, * 1429/30 Burggriesbach bei Freystadt (Oberpfalz) (?), † 19.11.1496 Schloß Obermässing, ⚰Eichstätt, Dom, Willibaldschor.

  • Genealogy

    Aus ritterschaftl. Fam., die sich n. d. abgegangenen Burg Reichenau b. Herrieden nannte u. seit d. 14. Jh. zu B. saß;
    V Leonhard oder Erkinger v. R.;
    M N. N.;
    B Ulrich ( 1464), Leonhard ( 1470), Pfleger zu Kipfenberg, Schw Ursula, 1475–86 Äbtissin v. St. Walburg in E.;
    N Hans ( 1508), Letzter d. Fam.;
    Verwandte Ulrich v. R., Heinrich v. R., beide Domherren in E., evtl. auch Johann(es) III. v. Eych (1403/04–64), als Bf. v. E. Amtsvorgänger v. W. (s. NDB X; L).

  • Biography

    W., der 1429/30 geboren sein dürfte (1452 wird sein Alter mit 22 angegeben (Supplik im Vatikan. Archiv), immatrikulierte sich im SS 1445 an der Univ. Erfurt (bacc. art. 1447), im WS 1449 an der Univ. Wien. 1456–58 studierte er an der Univ. Padua, wo er 1457 als Vizerektor genannt ist, und erreichte vor dem 6.1.1459 den Grad des Dr. decr. Seit dem 26.9.1452 gehörte W. dem Eichstätter Domkapitel an, wurde 1452 auch Stiftpropst in Spalt und erlangte spätestens 1459 die Würde eines Dompropstes. Seit diesem Jahr amtierte er auch als Generalvikar Bf. Johanns III. („manus eius dextera“). Nach der einstimmigen Wahl zum Bischof von Eichstätt am 23.1.1464 und der päpstlichen Bestätigung ritt W. am 28. 4. in die Bischofsstadt ein und empfing am 23. 5. die Priesterweihe, am 27. 5. die Bischofsweihe.

    Sehr aktiv war er als reger Teilnehmer von reichspolitischen Beratungen und Reichstagen (anwesend in Nürnberg 1467, Regensburg 1471, Augsburg 1474, Nürnberg 1480, Frankfurt 1486, Nürnberg 1487, Frankfurt 1489, Nürnberg 1491, Worms 1495, dort maßgeblich an der Reichsreform beteiligt). W. genoß das Vertrauen von Friedrich III. (1415–93), zu dessen Räten er seit 1465 gehörte, und Maximilian I. (1459–1519), der 1490 Eichstätt besuchte. Mehrfach wurde er von ihnen als Vermittler und Schiedsrichter in reichspolitischen Angelegenheiten eingesetzt, z. B. im Konflikt mit Kg. Karl VIII. von Frankreich (Gesandtschaft nach Senlis 1493). Wiederholt begegnete W. dem burgund. Hzg. Karl dem Kühnen (1433–77) (Belagerung v. Neuss u. Trierer Treffen 1475). Ein Dauerproblem seit seinem Amtsantritt war die Türkenhilfe, zu der das Hochstift Eichstätt mehrfach seinen Beitrag leistete. W. unterhielt auch enge Beziehungen zu den bayer. Herzögen, war Gast der Landshuter Fürstenhochzeit (1475) Hzg. Georgs d. Reichen (1455–1503) mit der poln. Königstochter Hedwig (1457–1502) und zelebrierte 1487 die Messe bei der Hochzeit Hzg. Albrechts IV. von Bayern (1447–1508) mit Kunigunde (1465–1520), der Tochter Friedrichs III. Das Verhältnis zu Mgf. Albrecht Achilles von Brandenburg (1414–86) war angespannt, da der Zoller in den 1480er Jahren auch den Klerus im Bistum Eichstätt zur Türkensteuer heranzog (Pfaffensteuerstreit).

    W. trieb den Behördenausbau voran, ablesbar u. a. an der Umwandlung des Alten Hofes der Bischöfe für Verwaltungszwecke und der Führung von Kanzleiregistern. Intensiv bemühte er sich um das Hochstift Eichstätt: Er erschloß auch mit kaiserlichen Privilegien neue Einnahmequellen, erwarb einige Orte (u. a. Obermässing) und Burgen, und förderte den Ausbau von Brücken, Wegen und Befestigungen (u. a. auf der Willibaldsburg, in Berching, Beilngries und Greding). Von Friedrich III. erlangte er ein allgemeines Befestigungsverbot, so daß ihm der Ausbau „zu einem weitgehend geschlossenen Territorium“ (Wendehorst) gelang. Mit zahlreichen Verordnungen betrieb er die Förderung von Handwerk und Gewerbe.

    Von seinem Vorgänger Johann III. von Eych geprägt, setzte W. dessen kirchliche Reformbemühungen fort. 1480 ließ er durch Johann Voigt ( 1505), Kanoniker am Willibaldschor, die Diözese visitieren und gehörte damit zu den wenigen Reichsbischöfen, die dieses Instrument zur Beaufsichtigung von Klerus und Laien tatsächlich nutzten. Das erhaltene Visitationsprotokoll zeigt ein differenziertes Bild der kirchlichen Verhältnisse in Stadt und Land und ist eine bedeutende Quelle zur Beurteilung der vorreformatorischen Zustände.

    Mit der Visitation sollte wohl die Diözesansynode vorbereitet werden, die 1484 zusammenkam und Statuten erließ. Mehrfach genehmigte W. die Separation neuer Pfarreien|und zahlreiche kirchliche Stiftungen, gewährte aber nur wenige bischöfliche Ablässe. Die generelle Visitation der Klöster ermöglichte ein päpstliches Privileg von 1481. In Eichstätt ließ W. das Fest Mariä Opferung einführen und 1492 Reliquien der Diözesanheiligen an Kg. Heinrich VII. von England vermitteln.

    Aus der vielfältigen Bautätigkeit W.s ist v. a. die Einwölbung und Erweiterung des Willibaldchores im Dom hervorzuheben. Unter seiner Ägide wurde die zweischiffige Domsepultur (Mortuarium) in Auftrag gegeben, wo er 1491 einen aufwendigen Gedenkstein für seine Verwandten, die Domherren Ulrich und Heinrich v. Reichenau, anbringen ließ („Reichenaudenkmal“). Seine hohen künstlerischen Ansprüche sind auch an der qualitätvollen Silberstatue der Muttergottes (von 1486, seit 2002 im Kimbell Art Mus., Fort Worth, Texas) für den Hochaltar des Doms ablesbar; ob das in den 1460er Jahren entstandene Hochaltarretabel vom Bischof oder vom Domkapitel in Auftrag gegeben wurde, ist umstritten.

    W. holte den Würzburger Drucker Michael Reyser (erw. 1463–1505) nach Eichstätt, der dort von 1483/84–94 mehrere liturgische Bücher und Diözesanstatuten druckte.

    Darüber hinaus unterstützte W. die Bestrebungen Hzg. Ludwigs IX. d. Reichen (1417–79) zur Gründung einer bayer. Landesuniversität in Ingolstadt, auf Eichstätter Diözesangebiet, und stand ihr 1472–96 als erster Kanzler vor. In W.s Umgebung waren Humanisten wie sein Sekretär Johann Pirckheimer (um 1440–1501) (W. wurde Taufpate von dessen Sohn Willibald, 1470–1530) sowie die Domherren Thomas Pirckheimer (1417/18–73) und Albrecht von Eyb (1420–75) tätig. Mehrere Handschriften, die das bischöfliche Wappen zeigen, befinden sich heute in der Staatsund Stadtbibliothek Augsburg. W., der nach längerer Krankheit verstarb, wurde im Willibaldschor des Doms beigesetzt, wo sein Epitaph aus Rotmarmor mit der von Willibald Pirckheimer verfaßten Inschrift und die Grabplatte noch erhalten sind.

  • Primary Sources

    Qu Vita d. Bf., vf. v. L. Angermaier, im Pontifikale Gundekarianum (DiözesanA Eichstätt, Cod. B 4), ed. v. J. G. Suttner, Vitae Pontificum Eystettensium ad saeculum usque XVI ex Pontificali Gundecariano descriptae, in: Pastoralbl. d. Bm. Eichstätt 14, 1867, Beil. S. 1–20, hier S. 19 f.

  • Literature

    |J. G. Suttner, W. v. R., in: Pastoralbl. d. Bm. Eichstätt 1, 1854, S. 1–164;
    R. Schenk v. Geyern, Die Wahl d. Bf. W. v. R. im J. 1464, in: Sbl. d. Hist. Ver. Eichstätt 4, 1889, S. 102–05;
    Th. Neuhofer, Der Tod W.s v. R., ebd. 48, 1933, S. 68–78;
    F. Mader, Die Kunstdenkmäler v. Mittelfranken 1: Stadt Eichstätt mit Einschluss d. Gemeinden Marienstein, Wasserzell u. Wintershof, 1924, Nachdr. 1981 (P);
    F. Geldner, Die dt. Inkunabeldrucker 1, 1968, S. 261–63;
    M. Fink-Lang, Unterss. z. Eichstätter Geistesleben im Za. d. Humanismus, 1985;
    M. Schmidt, Das Mortuarium am Eichstätter Dom, 1996;
    F. X. Buchner, Klerus, Kirche u. Frömmigkeit im spätma. Bm. Eichstätt 1997;
    J. C. Smith, The Art of the Goldsmith in Late Fifteenth-Century Germany, 2006;
    A. Wendehorst, Das Bm. Eichstätt 1, 2006, S. 220–41;
    M. Bauer, Die Univ. Padua u. ihre fränk. Besucher im 15. Jh., 2012, S. 571–77;
    M. Schuh, Zw. Erfurt, Wien u. Padua, Wege W.s v. R. in d. Bildungslandschaft d. SpätMA, in: Reform u. früher Humanismus in Eichstätt, Bf. Johann v. Eych (1445–1464), hg. v. J. Dendorfer, 2015, S. 163–79;
    B. Baumbauer, Zur Silbermadonna d. Eichstätter Fürstbf. W. v. R. (1464–1496) im Kimbell Art Mus., in: Kunst-Kontexte, FS f. Heidrun Stein-Kecks, hg. v. H.-Ch. Dittscheid, D. Gerstl u. S. Hespers, 2016, S. 51–65;
    ders., Die Kirche v. Eichstätt unter Fürstbf. W. v. R. 1464–1496, 2021;
    B. Blum, W. v. R. (um 1430–1496), Fürstbf.–Humanist–Reformer, in: Zw. altem Glauben u. neuer Lehre, Die Ref. im Bm. Eichstätt, 30 Lb., hg. v. L. Brandl, A. Müller u. P. Stockmann, 2017, S. 261–73;
    M. M. Zunker, Das Bm. Eichstätt II, 2018;
    BBKL 17;
    Gatz III;
    LexMA;
    LThK³.

  • Portraits

    |Epitaph, Rotmarmor, v. Hans Peuerlein (Beierlein) (Eichstätt, Dom, Willibaldschor), Abb. in: F. Mader, Kunstdenkmäler Eichstätt (s. L), n. S. 100, Tafel X;
    weitere postume P, nachgewiesen in: A. Wendehorst, Bm. Eichstätt I (s. L), S. 241.

  • Author

    Enno Bünz
  • Citation

    Bünz, Enno, "Wilhelm von Reichenau" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 148-149 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd124210651.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA