Lebensdaten
1807 – 1886
Geburtsort
Dattenhausen bei Ziertheim
Sterbeort
Dillingen/ Donau
Beruf/Funktion
katholischer Theologe
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118905228 | OGND | VIAF: 67264184
Namensvarianten
  • Wagner, Johannes Evangelist
  • Wagner, Johann Evangelist
  • Wagner, Johann
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Wagner, Johann, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118905228.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus schwäb. Bauernfam.;
    V Johann Evangelist (* 1773, 1] Anna Mayr, 1800, aus Obermedlingen), Bauer auf d. Egauhof in Dattenhausen, Bgm. ebd., S d. Joseph, Bauer auf d. Egauhof, u. d. Maria Gallenmueller, aus Wittislingen;
    M Kreszentia Waldenmayr, aus Schabringen b. Dillingen;
    Ururur-Gvv Georg, aus Ballmertshofen (Württ.), übernahm 1671 d. Egauhof;
    4 jüngere B (2 früh †) Georg Aloisius (1809–79), Bauer auf d. Egauhof, 2. Bgm. in Dattenhausen, Joseph (1813–90), Bauer auf d. Egauhof, bayer. LT-Abg., 1871–74 RT-Abg. (Lib. Reichspartei) (s. Gesch. d. Bayer. Parl. seit 1819, CD-ROM 2005), 3 Schw (2 früh †) Anna Maria (1802–39, Georg Hartmann, aus Dattenhausen).

  • Biographie

    W. besuchte die Dorfschule in Dattenhausen, seit 1820 das Gymnasium in Dillingen. Nach dem Abitur 1828 immatrikulierte er sich am dortigen Lyzeum und wechselte 1829 an die Univ. München, wo er im Haus von Joseph Görres (1776–1848) wohnte, mit dessen Sohn Guido (1805–52) er Freundschaft schloß. 1830 kehrte W. als Alumnus des Priesterseminars, an dem eine stark durch Johann Michael Sailer (1751–1832) geprägte Theologie gelehrt wurde, nach Dillingen zurück. 1833 in Augsburg zum Priester geweiht, wurde er erst Kaplan in Wittislingen und noch im selben Jahr an St. Moritz in Augsburg. 1836 folgte W. einem Ruf als Präfekt an das Priesterseminar in Dillingen. Seit Ende 1841 vertretungsweise Professor für Dogmatik an der Hochschule Dillingen, wurde er 1842 dort Nachfolger von Maurus Hagel (1780–1842). 1863 berief ihn der Augsburger Bischof Pankratius v. Dinkel (1811–94) zum Regens des Dillinger Priesterseminars, wo W. während seiner 23jährigen Amtszeit mehr als 1700 Alumnen ausbildete, u. a. Joseph Ernst (1863–1928), den späteren Bischof von Hildesheim. In der Zeit des Kulturkampfs öffnete W. sein Seminar auch für nicht-augsburg. Alumnen.

    Seit 1843 war W. zudem Geistlicher Direktor und damit Beichtvater des Franziskanerinnenklosters Dillingen. Mit Genehmigung der Regierung von Schwaben-Neuburg, aber ohne die Zusage staatlicher Zuschüsse (staatl. Stipendien f. soz. Bedürftige erst seit 1848), initiierte W. 1846 die Einrichtung eines Schul- und Erziehungsheims für taubstumme Mädchen und sorgte dafür, daß Franziskanerinnen am Kgl. Taubstummeninstitut in München und anderen Schulen zu Lehrerinnen ausgebildet wurden. Am 3. 5. 1847 eröffnete W. die Dillinger Taubstummenschule, die 1850, nach der Auflösung der Lauinger Taubstummenschule, zur Lehr- und Erziehungsanstalt für taubstumme Mädchen aufgewertet wurde. 1854 erwarb er – finanziert durch Spendensammlungen und Anteilsaktien – die Brauerei und Gastwirtschaft „Zur Schwane“ (ehem. Bartholomäerseminar) als neuen Sitz der Schule, deren Träger bis zur Anerkennung als Kirchliche Stiftung öffentlichen Rechts mit dem Namen „Taubstummenanstalt Dillingen“ (seit 1987 Regens-Wagner-Stiftung Dillingen) 1878 der Aktienverein war und der er 1882 eine neu erbaute Anstaltskirche (1907 umgebaut) und 1877 einen Erweiterungsbau (1966 abgebrochen) hinzufügte. Durch den Aufbau einer Landwirtschaft und durch Paramentenherstellung gelang die teilweise Eigenfinanzierung der Anstalt, laut deren erster Satzung W. 1879 bis zum Lebensende als Leiter bestellt wurde.

    Bereits während des Aufbaus der Dillinger Schule erweiterte W. mit Unterstützung der Oberin des Franziskanerinnenklosters, Sr. M. Theresia Haselmayr (1808–78), den Wirkungskreis seiner Tätigkeit: 1869 erwarb er Schloß Glött und eröffnete die „Erziehungs- und Verpflegungsanstalt weiblicher Kretinen Glött“. 1878 gründete er ebenfalls in der Diözese Augsburg die Taubstummenanstalt Hohenwart, ferner Zell an der Roth (1872), Karlshof in Lauterhofen (1881) und Holnstein (1881) in der Diözese Eichstätt sowie Michelfeld (1885) in der Diözese Bamberg.

    Kurz vor seinem Tod ersuchte W. 1886 um Aufnahme in den 3. Orden des Hl. Franziskus. Sein Nachfolger als Leiter der Stiftungen wurde der Dillinger Stadtpfarrer und spätere Augsburger Domkapitular Magnus Niedermair (1849–1922), der weitere Heime gründete. Die heute als „Regenser-Wagner-Werk“ firmierende Einrichtung besteht seit 1977 aus acht Kirchlichen Stiftungen öffentlichen Rechts und betreut in 14 Zentren in Bayern mit mehr als 6000 Mitarbeitern über 8000 Menschen mit Behinderung. Mit seinem sozialen Engagement wurde W. zu einem Vorreiter der Behindertenhilfe und beeinflußte direkt u. a. Dominikus Ringeisen (1835–1904), den Gründer der Ursberger Anstalten, der 1861–64 in Dillingen das Priesterseminar besucht hatte. Ein Verfahren für die Seligsprechung W.s wurde 2001 eröffnet.

  • Auszeichnungen

    |bfl. geistl. Rat (1857);
    Rr.kreuz d. Hl. Michael 1. Kl. (1879);
    Ehrenbürger d. Stadt Dillingen (1883);
    Ehrenkreuz d. Ludwigsordens (1883);
    Regens-W.-Str., Dillingen (1926).

  • Literatur

    |M. Niedermair, Regens W. u. sein Werk, 1912 (P);
    F. Weigl, J. E. W., Gründer d. J. E. W.schen Wohltätigkeitsanstalten in Bayern, Regens am Priesterseminar in Dillingen a. D., Eine Lebensgesch., 1931 (Ahnentafel, P);
    P. Koch, Flammender Eifer, Das innerl. Leben J. E. W.s, d. Gründers d. W.schen Wohltätigkeits-Anstalten (1807–1886), 1940 (P);
    Regens-Wagner-Stiftung Dillingen (Hg.), Regens W. u. sein Werk, [1986] (P);
    dies. (Hg.), 150 J. Regens-Wagner-Inst. Dillingen 1847–1997, 1997 (P);
    P. Rummel, J. E. W., e. begnadeter Priestererzieher u. Anwalt d. Behinderten, in: Jb. d. Ver. f. Augsburger Bm.gesch. 20, 1986, S. 181–220;
    ders., J. E. W., Ein Leben f. andere, 2010 (neu bearb. u. erw. Aufl. v. F. Zoepfl, J. E. W., Ein Leben f. andere, 1967;
    W, L, P);
    K. Pörnbacher, Regens J. E. W., Seelsorger u. Anwalt f. Menschen mit Behinderung, 2002 (P);
    M. Eder, Drei „Apostel“ d. Behindertenhilfe, Joseph Probst, J. E. W. u. Dominikus Ringeisen waren Vorreiter in d. Behindertenfürsorge, Ein Überblick über d. Entwicklung d. Behindertenhilfe bis 1945, in: Caritas 2004, Jb. d. Dt. Caritasverbandes, 2003, S. 217–25;
    A. Barth, J. E. W., Soz. Emergenz angesichts d. Ewigkeit, 2007 (P);
    W. Ansbacher, J. E. W. (1807–1886) u. sein Werk, Eine Einstimmung auf d. bevorstehende Seligsprechung d. „Schwäb. Caritas-Apostels“, in: Jb. d. Ver. f. Augsburger Bm.gesch. 43, 2009, S. 809–29;
    Lb. Bayer. Schwaben VI, 1958, S. 446–67 (P);
    Biogr. Lex. Pflegegesch. II, 2001 (P);
    Lb. aus d. Bm. Augsburg, 2005, S. 277–90;
    Who is who d. Soz. Arb.;
    BBKL 13 u. 20;
    LThK²⁺³;
    Qu M. Ulrich, J. E. W., sein Leben u. Wirken, 7 Bde., Ms. (Archiv d. Regens-Wagner-Inst. Dillingen);
    Nachlaß: Archiv Regenser-Wagner Hohenwart;
    Archiv Dir. Regens Wagner, Dillingen;
    Archiv d. Bm. Augsburg.

  • Porträts

    |Ölgem. v. J. N. Fahrenschon, 1879 (Archiv d. Regens-Wagner-Inst. Dillingen);
    Ölgem. v. A. Bloch, 1887 (Priesterseminar Augsburg);
    Ölgem. v. A. Bernreiter;
    Grabdenkmal v. F. Hoser, 1912 (Archiv d. Regens-Wagner-Inst. Dillingen);
    Bildstock, 1925 (Michelfeld);
    Relief, Entwurf v. N. N. Lippl, 1967 (Priesterseminar, heute Ak. f. Lehrerfortbildung u. Personalführung, Dillingen, Aula), alle Abb. in: Rummel, 2010 (s. L).

  • Autor/in

    Stefan Jordan
  • Zitierweise

    Jordan, Stefan, "Wagner, Johann" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 239-240 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118905228.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA