Lebensdaten
1889 – 1958
Geburtsort
Mariadorf bei Aachen
Sterbeort
Mülheim/Ruhr, Schloß Styrum
Beruf/Funktion
Bergbaufachmann ; Unternehmer
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 121575489 | OGND | VIAF: 72252736
Namensvarianten
  • Roelen, Wilhelm
  • Roelen, W.

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Zitierweise

Roelen, Wilhelm, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd121575489.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus seit d. 16. Jh. im Raum Aachen nachweisbarer Bergmannsfam.;
    V Friedrich Wilhelm (1858–1915), aus Langweiler, Betriebsführer auf Grube Maria Hauptschacht d. Eschweiler Borgwerks-Ver., S d. Friedrich Wilhelm (1819–93), aus Lürken, u. d. Carolina Gertrud Lütger (1824–82), aus Eschweiler;
    M Johanna (1859–1934), aus Mariariorf, T d. Christian Josef Frohn (1821–84);
    Mariadorf 1916 Maria Katharina Capellmann (1887–1981), aus Mariadorf;
    1 S, 5 T.

  • Biographie

    Nach dem Bergbaustudium an der RWTH Aachen (1910–14) und der Konzession als Markscheider (1915) arbeitete R. beim Eschweiler Bergwerks-Verein, wo er erste Erfahrungen auf dem Gebiet der betriebswirtschaftlichen Rationalisierung sammelte und entsprechende Beiträge in Fachzeitschriften veröffentlichte. 1917 wurde er von August Thyssens integriertem Montanunternehmen „Gewerkschaft Dt. Kaiser“ in Duisburg abgeworben. Nebenbei lehrte R. 1917-19 an der Hamborner Bergschule die Fächer Bergbaukunde, Geologie und Bergwirtschaftslehre. 1920 Betriebsinspektor, war er seit 1924 als Bergwerksdirektor für die Zechen Friedrich Thyssen 2/5, Lohberg und Wehofen (Rhein I) im Raum Duisburg-Hamborn-Dinslaken zuständig. Nach der Gründung der „Vereinigte Stahlwerke AG“ (VSt) 1926 wurde R. in die VSt-Bergbauhauptverwaltung als persönlicher Referent des Unternehmensbereichsleiters Gustav Knepper übernommen. Hier beschäftigte er sich mit Fragen der Verbundwirtschaft von Zeche und Hütte, der Kohleverstromung sowie der Kohlechemie. Er rationalisierte den unter- und übertägigen Bergbaubetrieb nach US-amerik. Muster, u. a. durch die Einführung von Großraumwagen und die Mechanisierung der Strebförderung (Die planmäßige Erfassung u. Auswertung d. Betriebsvorgänge im Steinkohlenbergbau, Diss. Aachen 1922). August Thyssens Sohn Heinrich Thyssen-Bornemisza, der seinen Erbanteil nicht in die VSt eingebracht hatte, verpflichtete R. 1929 für die Thyssensche Gas- und Wasserwerke GmbH, Hamborn, mit der Aufgabe, für dieses Ferngasunternehmen eine entsprechende Kohlebasis zu erschließen.

    Als Bergwerksdirektor konnte R. seine Vorstellungen eines „Verbundbergwerks“ (seine Wortschöpfung) in den folgenden beiden Jahrzehnten auf der Schachtanlage Walsum (heute Ortsteil v. Duisburg) realisieren, die er als „nasse“ Zeche mit Rheinhafen für den Export sowie eigenem Kraftwerk konzipierte. Dabei wurde die Fördermenge mehrerer Grubenfelder auf einer Förderanlage transportiert, bei gleichzeitiger Versorgung der abgelegenen Feldteile durch Außenschächte für Wetterzufuhr und Seilfahrt. R. plante damit das erste dt. Verbundbergwerk vom ersten Spatenstich bis zur Produktion. 1922 hatte er schon Vorarbeiten für Walsum geleistet, die aber in der Hyperinflation 1923 eingestellt und wegen fehlendem Kohlebedarf bei der Thyssen-Gruppe nicht wieder aufgenommen wurden. Seit 1933 Geschäftsführer der Thyssenschen Gas- und Wasserwerke GmbH, wandte er sich zudem allgemeinen energiewirtschaftlichen Fragen zu, wie dem Verbund Kokerei – Kraftwerk – Zeche. Die NS-Autarkiewirtschaft verzögerte den raschen Ausbau der Schachtanlage Walsum ebenso wie die Nicht-Mitgliedschaft im Rhein.-Westfäl. Kohlen-Syndikat, die erst im Okt. 1941 erfolgte, um staatlichen Zwangsmaßnahmen zuvorzukommen. 1937 wurde R. Nachfolger des tödlich verunglückten Generaldirektors der Thyssenschen Gas- und Wasserwerke GmbH, Franz Lenze, und zwei Jahre später Generaldirektor sämtlicher Werke der Thyssen-Bornemisza-Gruppe in Deutschland. Während der Kriegsjahre vertrat er die Interessen der Gruppe als Generalbevollmächtigter des in der Schweiz lebenden Eigentümers nicht nur im Dt. Reich, sondern auch in den besetzten Gebieten Westeuropas. Nach dem Krieg als unbelastet eingestuft, bemühte sich R. um den rationellen Wiederaufbau des westdt. Steinkohlenbergbaus. Als Mitglied in mehreren Ausschüssen der „Dt. Kohlenbergbauleitung“ (DKBL) bzw. als Berater der „North German/Combined Coal Control Group“ in Essen, war er an den vorbereitenden Arbeiten zur Montanunion beteiligt Mit der Neuordnung der Thyssen-Bornemisza-Gruppe 1953 schied er aus der Leitung der Unternehmen aus, blieb aber im Grubenvorstand der Gewerkschaft Walsum sowie in Aufsichtsräten von Beteiligungen der Gruppe.

    An der Gründung der MPG in der brit. Zone am 12.9.1946 in Bad Driburg nahm R. ebenso teil wie 1949 an der Gründung der Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung (1951–55 Präs.). Als strenggläubiger Katholik unterstützte R. großzügig kirchliche Einrichtungen.|

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Kreistags Dinslaken (Zentrum) (1932/33);
    Ehrenbürger d. RWTH Aachen (1940);
    Dr.-Ing. E. h. (RWTH Aachen 1951);
    Gr. BVK (1954);
    Benennung d. Schachts II d. Verbundbergwerks Walsum (1954);
    Vizepräs. d. Dt. Weltwirtschaftl. Ges.;
    Senator d. MPG;
    Mitgl. d. Verw.rats d. Stifterverbandes f. d. dt. Wiss.;
    nach 1945 Vors. d. wirtschaftl. Ausschusses d. CDU im Rheinland.

  • Werke

    Abbaumethoden mit Schüttelrinnen bei weniger gutem Hangendem u. Mangel an Hauern, in: Der Bergbau 29, 1916, S. 721-23;
    Techn. Fortschritte u. Grubensicherheit, ebd. 44, 1931, S. 349 f., 364 f.;
    Gesichtspunkte f. d. Gestaltung u. Bemessung d. Förderwagen im dt. Steinkohlenbergbau, in: Glückauf 53, 1917, S. 54-60;
    Die Entwicklung z. Verbundbergwerk im Ruhrkohlenbez., ebd. 66, 1930, S. 1749–59, 1789-94;
    Thyssen-Bergbau am Niederrhein 1871-1921, 1922;
    Steinkohlenbergbau u. Gasverbundwirtsch., in: Gas 8, 1936, S. 117-24;
    Großraumgaswirtsch., in: Gas- u. Wasserfach 80, 1937, S. 742-46;
    Die Ruhrkohle in d. Weltwirtsch., 1948;
    Verbundwirtsch. als Grundlage künftiger Wirtsch.gestaltung, in: Energieverbundwirtsch., Tagungsberr. d. Energiewirtschaftl. Inst. Köln, 1951, H. 3, S. 267-78.

  • Literatur

    F. Pudor, in: Lb. aus d. Rhein.-Westfäl. Ind.gebiet, 1958/59, 1962, S. 55-57;
    G. Milkereit, W. R., Ein Pionier d. ind. Steinkohlenbergbaus, in: Niederrhein. Kammer 42, 1986, S. 692, auch in: Niederrhein. Unternehmer, hg. v. W. Burkhard, 1990, S. 110 f.;
    U. Burghardt. Der Nachlaß W. R., in: Zs. d. Gesch.ver. Mülheim an d. Ruhr 70, 1998, S. 229-54;
    ders., in: Ingenieure im Ruhrgebiet, hg. v. W. Weber, 1999, S. 423-50 (P);
    H. Trischler u. R. v. Bruch, Forschung f. d. Markt, Gesch. d. Fraunhofer-Ges. 1999, S. 45-47, 50 f., 58, 60;
    Munzinger;
    eigene Archivstudien. |

  • Nachlass

    Nachlaß im ThyssenKrupp Konzernarchiv.

  • Porträts

    Bronzebüste v. Szekessy, 1950er-Jahre;
    Ölgem. (beide Bochum, Dt. Bergbau-Mus.).

  • Autor/in

    Manfred Rasch
  • Zitierweise

    Rasch, Manfred, "Roelen, Wilhelm" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 720-721 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd121575489.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA