Lebensdaten
um 1480 – 1516 oder 1517
Sterbeort
Wittenberg
Beruf/Funktion
Humanist
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 12957404X | OGND | VIAF: 9803265
Namensvarianten
  • Reuther, Chilianus Eques Mellerstatinus
  • Reuter von Mellrichstadt, Kilian
  • Reuther, Chilianus Eques Mellerstatinus
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Zitierweise

Reuter von Mellrichstadt, Kilian, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd12957404X.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Eltern unbekannt.

  • Biographie

    R. schloß sein Artes-Studium als Magister an der Univ. Köln ab, sicherlich an der thomistischen Montana-Burse, deren Theologen Lambertus de Monte domini ( 1499) er als seinen Lehrer rühmte. Noch in Köln nahm er anschließend ein Rechtsstudium auf (als Bakkalar beider Rechte 1507 bezeugt) und befreundete sich mit dem Humanisten Georg Sibutus, an dessen Krönung zum Poeta laureatus durch Kg. Maximilian I. er während des Kölner Reichstags 1505 teilnahm. Den „Panegyricus“ des Sibutus auf Maximilian bereicherte R. mit einem Gedicht. Vermutlich Während des Reichstags warb Kf. Friedrich d. Weise von Sachsen vermutlich R. und Sibutus für seine junge Landesuniv. Wittenberg an. Beide trugen sich im Wintersemester 1505/06 in deren Matrikel ein. Das für die Universität werbende Vorlesungsverzeichnis von 1507 führt den als „Thomista“ fungierenden R. mit einer Logik-Vorlesung für die Artes-Studenten auf (Dekan 1508/09). Seit 1510 Doktor beider Rechte, lehrte R. schließlich an der Juristischen Fakultät. Sein früher Tod ist in Briefen Martin Luthers bezeugt.

    Noch vor seiner Wittenberger Immatrikulation verfaßte R. 1505 eine Polemik gegen den Erfurter Poeten Balthasar Fabritius Phaccus, den er als Grammatiker abqualifizierte, da er nicht den göttlich inspirierten „furor poeticus“ besitze; dieser verteidigte die Grammatiker-Poeten und polemisierte mit mehreren Gedichten gegen R., aus denen dessen Griechisch-Kenntnisse und frühere Lehrtätigkeiten in Friesland und Ostfranken hervorgehen. In der ganz Deutschland erfassenden Kontroverse um Rang und Bedeutung der Poesie schloß sich R. seinem Landsmann Martin Pollich (gen. Mellerstadt, um 1455–1513) an, der nachhaltig den Dichter als göttlichen Sänger und die Poesie als Quelle der Theologie propagierte. Werke des Sibutus zeigen R. als literarisch aktives Mitglied eines humanistischen Freundeskreises, zu dem auch Lukas Cranach gehörte. 1507 verfaßte R. sein bedeutendstes Werk, das an Plautus und Terenz orientierte, in singulärer Weise v. a. von Hrotsvit (Roswitha) von Gandersheim inspirierte, komödiantische Dorotheen-Drama, für das die von Celtis herausgegebene Hrotsvit-Ausgabe Grundlage und Anregung bot. 1508 schrieb er einen Panegyrikus auf Wittenberg und Andreas Meinhardi von Pirna, den Verfasser des von Pollich angeregten „Dialogus“ zum Ruhme Wittenbergs und seiner Universität. Eine Lobrede auf die hl. Katharina veröffentlichte er 1508 und eine Eloge auf die Musik 1510. Eine außergewöhnliche wissenschaftliche Leistung vollbrachte R., indem er 1509 den durch Johannes Argyropoulos aus dem Griechischen ins Lateinische übertragenen „De Anima“-Traktat des Aristoteles zum Druck gab und in enger Anlehnung an Thomas von Aquin und unter Berufung auf Hermolaus Barbarus selbst kommentierte.

  • Werke

    u. a. Comedia gloriose parthenices et martiris Dorothee agoniam passionemque depingens, Leipzig 1507;
    zu weiteren W:
    M. Grossmann, Wittenberger Drucke 1502 bis 1517, 1971, Nr. 48, 55, 64 a. |

  • Quellen

    Qu Luther, Werke, Weimarer Ausg. 1, S. 92-95.

  • Literatur

    G. Bauch, Wittenberg u. d. Scholastik, in: Neues Archiv f. Sächs. Gesch. u. Altertumskunde 18, 1897, S. 285-339, bes. S. 311-13, 323 f.;
    F. Spengler, in: Forschungen z. neueren Litt.gesch., Festgabe f. Richard Heinzel, 1898, S. 121-29;
    M. Treu, Balthasar Fabritius Phacchus, Wittenberger Humanist u. Freund Ulrichs v. Hutten, in: Archiv f. Ref.-gesch. 80, 1989, S. 68-87;
    L. Robertini, K. R., imitatore di Rosvita, in: Res publica litterarum 14, 1991, S. 209-15;
    G.-R. Tewes, Die Bursen d. Kölner Artisten-Fak. bis z. Mitte d. 16. Jh., 1993 (L);
    ders., Weisheit versus Wissen, Beobachtungen z. phil. Prägung dt. Humanisten, in: Humanismus in Erfurt, hg. v. G. Huber-Rebenich u. W. Ludwig, 2002, S. 55-89;
    Killy.

  • Autor/in

    Götz-Rüdiger Tewes
  • Zitierweise

    Tewes, Götz-Rüdiger, "Reuter von Mellrichstadt, Kilian" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 471 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd12957404X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA