Lebensdaten
um 1455 – 1513
Geburtsort
Mellrichstadt
Sterbeort
Wittenberg
Beruf/Funktion
Leibarzt Friedrichs des Weisen ; Philosoph ; Humanist
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 104124172 | OGND | VIAF: 5357633
Namensvarianten
  • Mellerstadt, Martin
  • Dr. Mellerstadt (genannt)
  • Mellerstadtius (genannt)
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Zitierweise

Pollich, Martin, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd104124172.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V unbek.;
    M Dorothea Mültner;
    B Valentin ( wahrsch. 1548), Pfarrer, Eckart, Simon;
    N. N.;
    2 S Wolfgang ( 1511), Jurist, Martin.

  • Biographie

    P. wurde 1470 an der Univ. Leipzig eingeschrieben und 1475 zum Doktor der Philosophie promoviert. Nach einem Medizinstudium und der Promotion zum Dr. med. um 1480 möglicherweise in Mainz wird er 1482 erstmals als Leibarzt des sächs. Kurfürsten Friedrich III. genannt, den er 1493 auf einer Pilgerfahrt ins Hl. Land begleitete. Wahrscheinlich 1494 erhielt P. den Auftrag, die Hohen Schulen in den Niederlanden zu besichtigen und die Vorbereitungen für eine Universitätsgründung in Kursachsen zu treffen. Er wurde erster Rektor und bis zu seinem Tod ständiger Vizekanzler der seit 1502 bestehenden Univ. Wittenberg. Daneben gründete er die später von Lukas Cranach d. Ä. betriebene Apotheke.

    P. hatte Verbindungen zu den führenden Humanisten seiner Zeit und beteiligte sich an der von Konrad Celtis veranlaßten Herausgabe der Werke Hrosviths von Gandersheim (1502). Als Verfasser humanistischer Schriften ansonsten kaum hervorgetreten, schuf er jedoch die Voraussetzungen für das Wirken humanistischer Dichter und Gelehrter in Wittenberg; seine scholastischen Lehrbücher aus der Leipziger Zeit wurden kurz nach seinem Tod gedruckt. Als bedeutender Iatromathematiker verfaßte P. 1482-90 astronomisch-astrologische Jahresvorhersagen, stand der Astrologie jedoch von Anfang an skeptisch gegenüber und wandelte sich mit der Zeit zum heftigen Kritiker derselben. In einem seit 1496 aufkommenden Streit mit seinem Leipziger Medizinerkollegen Simon Pistoris (1453–1523) um die Entstehung des „Morbus gallicus“ (Syphilis) vertrat P. daher einen entschieden gegen die astrologische Genese gerichteten Standpunkt. Noch bevor diese Auseinandersetzung beendet war, ließ sich P. mit Konrad Wimpina (* um 1460) auf eine weitere Kontroverse um den Rang der Poesie gegenüber der Theologie ein, ohne das hinreichende theol. Rüstzeug zu besitzen. Im Zuge der von beiden Seiten mit hämischen Unterstellungen und Beleidigungen ausgetragenen Meinungsverschiedenheiten wurde P. 1503 als erster Doktorand der neuen Universität zum Doktor der Theologie promoviert. Damit sollte das Ansehen Ps und die Reputation der Universität gegenüber Wimpina gewahrt werden. Auf diese Weise wurde P., der eigentlich kein Theologe war, zum Lehrer Martin Luthers und Andreas Bodensteins von Karlstadt.

  • Werke

    u. a. Astronom.-astrolog. J.vorhersagen, meist als „Practica“ oder „Pro(g)nosticacio“ bezeichnet (1482-90, versch. Erscheinungsorte u. Drucker, 24 nachgewiesene Ausgg.);
    Schrr. z. Morbus gallicus (1499-1501);
    Streitschrr. z. Verteidigung d. Dichtkunst gegenüber d. Theol. (1501/02);
    De complexione quid est et quot sunt, um 1498. - Hg.:
    „Anathomia Mundini“ d. Mondino di Luzzi, um 1488 oder um 1493;
    „Speculum medicine“ d. Arnald v. Villanova, um 1495.

  • Literatur

    ADB 26;
    C. H. Fuchs, Die ältesten Schriftst. über d. Lustseuche in Dtld., 1843;
    G. Bauch, Gesch. d. Leipziger Frühhumanismus mit bes. Rücksicht auf d. Streitigkeiten zw. Konrad Wimpina und Martin Mellerstadt, 1899;
    K. Sudhoff, Die med. Fak. zu Leipzig im ersten Jh. d. Univ., 1909;
    ders., Aus d. Frühgesch. d. Syphilis, 1912;
    H. Schlereth, Opera Pollichiana, Eine Übersicht über d. lit. Schaffen M. P.s v. Mellrichstadt, in: Würzburger med.-hist. Mitt. 4, 1986, S. 185-202;
    BLÄ;
    Vf.-Lex. d. MA;
    Kosch, Lit.-Lex.³;
    Killy.

  • Porträts

    Porträtkartusche auf e. Katheder v. 1685 (Wittenberg, Lutherhalle);
    Ölgem. v. 1608 (ebd.), Abb. u. a. in: Die Denkmale d. Lutherstadt Wittenberg, 1979, Abb. 37 u. 48, dazu S. 73;
    Farbabb. in: M. Treu, Die Lutherhalle Wittenberg, 1991, S. 17;
    wahrsch. auf d. Mitteltafel d. „Katharinenaltars“ v. Lukas Cranach d. Ä., 1506 (Dresden, Gem.gal. Alter Meister).

  • Autor/in

    Helmut Schlereth
  • Zitierweise

    Schlereth, Helmut, "Pollich, Martin" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 605-606 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104124172.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Pollich: Martin P. aus Mellrichstadt in Franken, daher Mellerstadtius, auch Dr. Mellerstadt genannt, Leibarzt Friedrichs des Weisen, Doctor in den drei obersten Facultäten, Mitglied der durch Celtis 1490 ins Leben gerufenen sodalitas litteraria Rhenana, zeichnete sich durch seine vielseitige Gelehrsamkeit aus. Sie erwarb ihm bei seinen Zeitgenossen den Beinamen „lux mundi“. Den sogenannten codex (des Plautus) vetus Camerarii, den Camerarius von Veit Werler erhielt, hatte diesem P. geschenkt. Sein Einfluß vermochte Kurfürst Friedrich zur Gründung der Universität Wittenberg (1502.) Er bekleidete an der Universität, deren erster Rector er war, den Lehrstuhl der scholastischen Theologie und der Medicin und ist am 27. Decbr. 1513 gestorben. — Er ist in Deutschland einer der ersten gewesen, der die arabistischen Anschauungen unter den Aerzten s. Z. bekämpfte und für die Grundsätze von Hippokrates und Galen Propaganda gemacht hat. Am bekanntesten ist er in dieser Beziehung durch seinen gelehrten Streit über den Ursprung der Syphilis mit Pistoris (vergl. den Art. oben S. 195) geworden. Derselbe gab ihm Veranlassung zur Veröffentlichung von drei Gelegenheitsschriften: „Defensio Leoniceniana“ (1498), „Castigationes in declarationes D. S. Pistoris“ (1500) und „Responsio ad superadditos erroresSimonis Pistorii de malo franco“ (1501); alle drei abgedruckt in Fuchs, die ältesten Schriftsteller über die Lustseuche in Deutschland von 1494—1510. Gött. 1843. S. 169. 241. 401.

  • Autor/in

    A. Hirsch.
  • Zitierweise

    Hirsch, August, "Pollich, Martin" in: Allgemeine Deutsche Biographie 26 (1888), S. 393-394 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104124172.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA