Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
Industriellenfamilie
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 122174674 | OGND | VIAF: 47636797
Namensvarianten
  • Remy

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Zitierweise

Remy, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd122174674.html [24.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Der Glaubensflüchtling Jaques (später Jakob) (* 1568 Ivoy [Carignan] b. Sedan) war der Stammvater einer Töpferfamilie, die sich später auch dem Abbau und der Weiterverarbeitung von Metallen widmete. Er fand als Calvinist 1586 Asyl in der Gfsch. Wied und siedelte sich in Grenzhausen an. Nach der Heirat mit Katharina, Witwe des Töpfers Adolf Wingender, etablierten sich die Nachkommen zu einer der bedeutendsten Unternehmerfamilien im Neuwieder Becken. Jakobs Urenkel Wilhelm (1662–1729), erster Kaufmann in der Familie, befaßte sich als Faktor mit dem Verkauf der Töpferwaren von Höhr und Grenzhausen. 1712 wurde er vom Grafen zu Wied zum Hoffaktor ernannt und erhielt das Wappenrecht. Wilhelm blieb ohne Nachkommen. Wilhelm (1702–61), der Sohn seines jüngeren Bruders Johannes (1676–1709), war Hüttenmeister auf dem Steinebrücker Hammer in Bendorf; er wandte sich als erstes Familienmitglied dem Metallbereich zu. Nach seiner Ausbildung in den Metallhütten des mittelrhein. Erzbergbaus pachtete er als Hüttenmeister des Steinebrücker Hammers, der sich im Besitz seines späteren Schwiegervaters, des Hammerherrn Johann Philipp Hoffmann, befand, 1728 in Bendorf das Eisenwerk „Vierwinden“. Seit 1745 mgfl.-brandenburg. Kommerzienrat, gründete Wilhelm im selben Jahr die „Handelssozietät Remy & Cie., Bendorf“, seit 1771 „Remy, Hoffmann & Cie.“ 1743 nahm er aufgrund der wachsenden Anzahl seiner Unternehmungen seinen Vetter und Schwager Johannes (1713–78) als Teilhaber ins Unternehmen auf. Johannes trat nach dem Tod Wilhelms an die Spitze des Unternehmens „Remy, Hoffmann & Cie.“ Teilhaber war außerdem sein Neffe und Schwiegersohn Heinrich Wilhelm (1733–79). Zusammen mit weiteren Investoren der Familie (Remy, Hoffmann, Freudenberg) erwarb er seit 1766 Mutungen im Emser Erz- und Silberbergbau. In den folgenden Jahrzehnten wurden mehrere Gruben und Hütten gekauft; neben Blei und Silber wurde seit 1796 auch Kupfer abgebaut. 1872 in die „Emser Blei- und Silberwerk AG“ umgewandelt, blieb sie bis zur Liquidation 1895 eine reine Familiengesellschaft mit inzwischen 29 Gesellschaftern. Heinrich Wilhelm wurde bei seinem Schwiegervater Johannes in Bendorf und den Verwandten Hoffmann in Rotterdam kaufmännisch ausgebildet. 1757 gründete er in Neuwied die Firma „H. W. Remy“ (seit 1775 „H. W. R. & Consorten“). Kapital erhielt er v. a. vom holländ. Zweig der Familie. 1760 pachtete er vom Grafen zu Wied den „Rasselsteiner Blechhammer“, der 1738 als gfl. Eisenwerk gegründet worden war. Da er gegenüber der engl. Konkurrenz, die bereits das Warmwalzen von Blechen eingeführt hatte, hoffnungslos unterlegen war, schickte er 1767 zwei Spione nach England; mit Hilfe ihrer Angaben wurde seit 1769 auch im Rasselstein Blech gewalzt. Dieses war das erste Blechwalzwerk Deutschlands und fertigte das überregional bekannte „Neuwieder Pfauenblech“, welches in der eigenen „Sanitäts-Geschirrfabrik“ zu verzinkten Töpfen und Tellern verarbeitet wurde. Da Heinrich Wilhelm kinderlos starb, wurde sein Nachfolger der dritte Sohn des Johannes, der Kaufmann Carl Wilhelm (1747–1817), der bereits seit 1771 Teilhaber der Firma war. Dieser erwarb 1784 (Eigentumsübergang 1787) das Hüttenwerk zu Rasselstein von Friedrich Alexander Gf. zu Wied. Er erweiterte den Besitz des Unternehmens erheblich; um 1800 wurde neben dem Rasselstein auch der Nette-Hammer betrieben. Carl Wilhelms Sohn Christian (1783–1861) übernahm 1817 zusammen mit seinem Bruder Friedrich die Leitung des Unternehmens, das er konsolidierte. Er konzentrierte die Aktivitäten auf die Eisenwerke Rasselstein, die übrigen Teilunternehmen wurden zwischen 1821 und 1845 verkauft. Nachdem inzwischen in England das „Puddel-Verfahren“ zur Stahlgewinnung entwickelt worden war, wurden auch auf dem Rasselstein seit 1823 entsprechende Versuche durchgeführt. 1824 gelang mit Kapitalhilfe des Schwagers Philipp Freudenberg (1803–90) die Inbetriebnahme des ersten dt. Puddel-Ofens. Jetzt konnte das Unternehmen sich erfolgreich um die Herstellung von Eisenbahnschienen bewerben (Eisenbahn Nürnberg-Fürth) und gegen die starke engl. Konkurrenz behaupten. 1856 wurde die Profilwalzerei wegen der allgemeinen Standortnachteile aufgegeben, stattdessen konzentrierte Rasselstein sich auf die Weißblech-Fabrikation und nutzte den rasch wachsenden Absatzmarkt. Seit 1810 war das Verfahren zur Verpackung von Nahrungsmitteln in Blechdosen entwickelt worden. Zur Bekämpfung der starken engl. Konkurrenz gründete R. mit fünf anderen dt. Weißblech-Fabriken 1862 das „Weißblech-Verkaufskontor“ in Köln (Bankhaus J. H. Stein). 1873 in „Rasselsteiner Eisenwerksgesellschaft“ umbenannt, blieb das Unternehmen bis zur Übernahme des Eisenwerks 1938 durch das Handelshaus Otto Wolff, Köln eine Familiengesellschaft; es entwickelte sich zu einem der bis heute führenden Weißblechhersteller Europas.

  • Literatur

    Rasselstein, 225 J. Erfahrung mit Blech, 1760–1985, 1985 (P);
    B. Schröder, Der Weg z. Eisenbahnschiene, Gesch. d. Fam. R. u. ihre Wirtschaftl. u. kulturelle Bedeutung, 1986 (P);
    W. Troßbach, Die Schatten d. Aufklärung, Bauern, Bürger u. Illuminaten in d. Gfsch. Wied, 1991, S. 180-201. |

  • Quellen

    Qu Landeshauptarchiv Koblenz (Archiv d. Fürstl. Wied. Rentkammer, Neuwied); Stadtarchive Andernach u. Neuwied; Rhein.-Westfäl. Wirtsch.archiv (Nachlaß Otto Wolff).

  • Autor/in

    Jürgen Weise
  • Zitierweise

    Weise, Jürgen, "Remy" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 419-421 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd122174674.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA