Lebensdaten
1848 – 1930
Geburtsort
Hainholz bei Elmshorn
Sterbeort
Marburg/Lahn
Beruf/Funktion
Philosoph ; Professor in Greifswald
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118788175 | OGND | VIAF: 24898295
Namensvarianten
  • Rehmke, Johannes
  • Rehmke, J.
  • Rehmke-Schneider

Porträt(nachweise)

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Zitierweise

Rehmke, Johannes, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118788175.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Hans Hinrich (1816–70), aus Nortorf, Distriktschullehrer in E.;
    M Margaretha Engelbrecht (* 1811);
    1) St. Gallen 1870 Marie Karolina (Maria Lina, Ps. Maria vom Berg) (1854–82), Dichterin (s. ADB 27, Kosch, Lit.-Lex.³), T d. Oberst Emil v. Gonzenbach u. d. Maria Wetter, 2) Harburg b. Hamburg 1887 Emma, T d. Ludwig Grube u. d. Dorothea Wiegels;
    1 S aus 2) Hans (* 1892), RA in Hamburg, 2 T aus 2) Margareta (1888–1980, Hugo Tappeiner v. Tappein, 1883–1964, Dr. med., Chirurg, ao. Prof., S d. Hermann Tappeiner v. Tappein, 1847–1927, o. Prof. d. Pharmakol. in München, s. Pagel; Pogg. III, IV, VI, E d. Hugo v. Ziemssen, 1829–1902, o. Prof. d. Pathol., Therapie u. med. Klinik in Erlangen u. München, Geh. Med.rat, s. BJ VII, S. 43-48 u. Tl.), Elisabeth (1890–1910, Erich Jung, 1866–1950, o. Prof. f. Rechtsphil, in Greifswald, Straßburg u. M., s. Kürschner, Gel.-Kal. 1925–54).

  • Biographie

    Nach dem Schulbesuch in Elmshorn, Uetersen und Altona (Abitur 1867) studierte R. bis 1871 Theologie in Kiel und Zürich. 1872 schloß sich ein Philosophiestudium in Zürich an, das er ein Jahr später mit der Promotion zum Dr. phil. abschloß (Hartmanns Unbewußtes auf die Logik hin kritisch beleuchtet). Nach Jahren als Lehrer in Elmshorn und St. Gallen wechselte R. 1883 zu Eduard Zeller (1814–1908) an die Univ. Berlin, wo er sich 1884 mit „Die Welt als Wahrnehmung und Begriff, Eine Erkenntnistheorie“ (1880) habilitierte. Nach kurzer Privatdozentur in Berlin wurde er 1885 ao., 1887 o. Professor für Philosophie in Greifswald (Rektor 1898/99). Nach seiner Emeritierung 1921 übersiedelte er nach Marburg, wo er weiterhin Vorlesungen hielt.

    Ausgehend von der Immanenzphilosophie seiner Lehrer Alois Emanuel Biedermann (1819–85) und Wilhelm Schuppe (1836–1913) entwickelte R. eine eigenständige Auffassung, die sich am ehesten als Realismus bezeichnen läßt. Obwohl R. selbst einen „Grundriß der Geschichte der Philosophie“ (1896, ⁵1965; u. d. T. Gesch. d. Philos., hg. v. Friedrich Schneider, 1983) veröffentlichte, steht seine Auffassung der „Philosophie als Grundwissenschaft“ – so der Titel seines Hauptwerks (1910) – im Gegensatz zur philosophiegeschichtlichen Orientierung, zum Materialismus und zum Neukantianismus seiner Zeit. Gegenstand der die einzelnen Wissenschaften übergreifenden Grundwissenschaft ist nach R. das Allgemeinste des Gegebenen. Das Gegebene hatte er bereits in seinem frühen Werkkomplex (Die Welt als Wahrnehmung u. Begriff, 1880; Lehrb. d. Allg. Psychol., 1894, ³1926) in „Ding“ und „Bewußtsein“ unterschieden. Da R. das Wesen des Bewußtseins im Unterschied zum Wesen des Dings als unräumlich postuliert, könne Wissen weder in noch außerhalb der Seele sein, stelle vielmehr ein „beziehungsloses Haben“ der Gegenstände selbst, ein Vorfinden von Bewußtem dar. Durch diesen Gedanken, den R. in „Logik oder Philosophie als Wissenslehre“ (1918, ²1923) weiter ausführte, tritt die Grundwissenschaft einer psychologistischen Weltverdopplung entgegen, die aus einer Scheidung zwischen wirklichem und vorgestelltem Ding resultiert. Den systematischen Ansatz der Grundwissenschaft baute R. durch Schriften zur Pädagogik (Die Erziehungsschule u. d. Erkenntnisschule, 1903) und zum selbstlosen Wollen als Inbegriff einer Ethik (Ethik als Wiss., 1921; Grundlegung d. Ethik als Wiss., 1925) aus. Seine Werke fanden bei ihrem Erscheinen breite Aufmerksamkeit und erfuhren teils mehrere Auflagen. Aus dem Kreis seiner namhaften Schüler gründeten u. a. Kurt Gassen, Johannes Erich Heyde und Friedrich Karl Schumann 1918 die Johannes-Rehmke-Gesellschaft, die 1919-37 dreizehn Bände der Zeitschrift „Grundwissenschaft“ herausgab.|

  • Auszeichnungen

    Roter Adlerorden IV. Kl. (1905);
    Geh. Reg.rat (1908);
    Kgl. preuß. Kronenorden III. Kl. (1911);
    Ehrenbürger v. Greifswald (1923).

  • Werke

    Weitere W Unsere Gewißheit v. d. Außenwelt, 1894;
    Die Seele des Menschen, 1902, ⁵1918;
    Das Bewußtsein, 1910;
    Anmerkungen z. Grundwiss., 1913;
    Selbstbiogr., in: Raymund Schmidt (Hg.), Die dt. Philos. d. Gegenwart in Selbstdarstellungen, I, 1921, S. 191-214 (P);
    Der Mensch, 1928;
    Ges. phil. Aufss., hg. v. K. Gassen, 1928. – W-Verz. in: Grundwiss. 1, 1919, S. 73-88, 10, 1931, S. 36-44. |

  • Nachlass

    Nachlaß: Univ.bibl. Marburg.

  • Literatur

    S. Hochfeld, J. R., 1923;
    FS zu J. R.s 75. Geb.tag, hg. v. J. E. Heyde, in: Grundwiss. 4, 1923, H. 1 u. 2 (P);
    FS zu F. R.s 80. Geb.tag, hg. v. dems., ebd. 8, 1928, H. 1-3;
    F. R. z. Gedächtnis, ebd. 10, 1931;
    H. Sacher, Vergleich zw. R.s u. Drieschs Philos., Diss. Leipzig 1933;
    J. E. Heyde. J. R. u. unsere Zeit, 1935;
    ders., in: Zs. f. phil. Forsch. 2, 1947, S. 603-06;
    in: Phil. Stud. 2, 1951, S. 260-71 (P);
    ders., in: Pomm. Lb. IV, 1966, S. 409-21;
    Friedrich Schneider, Alois Emanuel Biedermann, Wilhelm Schuppe u. J. R., Diss. Bonn 1939;
    ders., Die geschichtl. Stellung d. Philos. J. R.s, in: Zs. f. phil. Forsch. 5, 1950/51, S. 253-72;
    G. Troberg, Kritik d. Grundwiss. J. R.s, 1941;
    G. Erdmann, Die Ernst-Moritz-Arndt-Univ. u. ihre Institute, 1959, S. 44;
    W. Zitscher, in: Schleswig-Holstein, 1981, H. 10, S. 10-21;
    ders., in: Biogr. Lex. Schleswig-Holstein VIII, 1987, S. 294-96;
    Philosophenlex. II;
    Kosch, Lit.-Lex.³;
    Killy;
    BBKL.

  • Autor/in

    Stefan Jordan
  • Zitierweise

    Jordan, Stefan, "Rehmke, Johannes" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 284-285 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118788175.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA