Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
Gelehrtenfamilie
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 120117681 | OGND | VIAF: 15592693
Namensvarianten
  • Ranke

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Zitierweise

Ranke, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd120117681.html [20.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Die seit dem 16. Jh. in Sachsen und Thüringen ansässige Familie ist unter dem Namen R. zuerst nachweisbar mit Andreas ( 1659), Stadtkämmerer in Wettin. Sie wurde geprägt durch das Milieu des ev. Pfarrhauses, in dem, beginnend mit Andreas' Söhnen Israel (1639–94), Pfarrer in Bornstedt b. Eisleben, und Andreas (1651–1717), Pfarrer in Hettstädt, die meisten Angehörigen seit dem 17. Jh. lebten. Die kirchlichen und bildungsbürgerlichen Traditionen setzten der Historiker Leopold (1795–1886, s. 1) und seine vier jüngeren Brüder – Söhne des Juristen Gottlob Israel (1762–1836) und der Friederike Lehmikke (1776–1836) – im 19. Jh. fort.

    Friedrich Heinrich (1798–1876, s. W, L) wurde wie seine Brüder in Schulpforta ausgebildet. Er studierte Theologie und Philologie in Jena und Halle, trat – durch engen persönlichen Kontakt mit „Turnvater“ Friedrich Ludwig Jahn (1778–1852) beeinflußt – der Burschenschaftsbewegung bei, stand aber deren liberal-demokratischen Tendenzen fern. Seit 1823 Lehrer in Nürnberg, wurde Heinrich 1826 Pfarrer in Rückersdorf bei Erlangen. Religiös und theologisch schloß er sich der Erweckungsbewegung an und stand Gotthilf Heinrich v. Schubert (1780–1860) nahe, dessen Tochter Selma (1806–78) er 1825 heiratete. Auf Anregung Leopolds bezog er Stellung gegen bibelkritische Stimmen innerhalb der ev. Theologie (Unterss. über d. Pentateuch, 1833). 1834 wurde Heinrich Dekan in Thurnau. 1840 kurzzeitig Professor für Dogmatik in Erlangen, berief man ihn 1841 als Konsistorialrat nach Bayreuth, 1845 nach Ansbach. In dieser Zeit und nach seiner Ernennung zum Oberkonsistorialrat in München 1866 trug er maßgeblich zur Durchsetzung der Erweckungsbewegung in Bayern als kirchenprägender Kraft bei. Sein ältester Sohn Heinrich Israel (1830–1909, s. L) studierte Medizin in Erlangen, Berlin, Leipzig und Tübingen (Dr. med. 1851). Nach Assistentenzeit und Tätigkeit am Dt. Hospital in London wurde er im Krimkrieg Zivilarzt der brit. Regierung. Nach Aufenthalten in Kleinasien und Ägypten ließ er sich als Prosektor in München nieder, wo er sich 1858 habilitierte und 1874 ao. Professor für Kinderheilkunde wurde. Als Direktor des Hauner’schen Kinderspitals (seit 1886) wurde er 1893 in den erblichen Adelsstand erhoben. Seine Tochter Amalie (1857–1951) heiratete Alfred Perceval-Graves (1846–1931), dessen Familie den R.s durch Leopold schon lange verbunden war. Ihr Sohn war der bekannte engl. Schriftsteller Robert v. R.-Graves (1895–1985), der in seinem monumentalen Lebenswerk v. a. bei seinen dt. Veröffentlichungen den Namen R. verwandte. Religiösen Bindungen seit seiner Jugend entfremdet, wandte er sich eher poetischen Mythen zu (The White Goddess, 1948). Heinrichs zweiter Sohn war Johannes (1836–1916, s. 2). Der jüngste Sohn Gotthilf Leopold Friedrich (1842–1918, s. L) leistete den Repetentendienst und nahm eine pfarramtliche Tätigkeit in Erlangen und Nördlingen auf. Nach der Reichsgründung, der er ein Buch widmete (Der gr. Krieg 1870/71, 1873), zog er nach Lübeck, wo er seit 1879 eine Pfarrstelle versah. 1892-1909 war er hier Senior des geistl. Ministeriums. Aus seiner zweiten Ehe mit Julie Bever (1850–1924), hatte Friedrich drei Söhne, Heinrich Johannes Hermann (1878–1953, s. 4) und Otto (1880–1917, s. L), Professor für Psychiatrie in Heidelberg, der im 1. Weltkrieg fiel. Der jüngste, Friedrich Gotthold Johann (1882–1950, s. L), machte sich als Volkssagenforscher, bes. des „Tristan“, einen Namen. Zuerst in Königsberg (1921) und Breslau (1930) Professor der Germanistik, emigrierte er 1937 in die Schweiz und setzte seinen Beruf in Basel fort. Er erblickte in der spätmittelalterlichen Lyrik die vorbildliche Synthese von Christentum und Humanität.

    Karl Ferdinand (1802–76, s. L) studierte Theologie und Philologie in Halle. Bereits in seinem ersten längeren Amt am Quedlinburger Gymnasium seit 1831 zog er durch seinen energischen, mitunter übereifrigen Reformwillen Aufmerksamkeit auf sich. Nach Tätigkeit in Göttingen 1836–42, wo er seit 1841 zugleich eine Professur für Philologie innehatte, wurde er Direktor des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums in Berlin. Im Zentrum seiner reformerischen Bemühungen, die auch die an das Gymnasium angeschlossenen Anstalten betrafen, stand neben der Weiterentwicklung von Unterrichtsmethoden die Förderung des Turnens; die Turnplätze an der Berliner Hasenheide wurden durch ihn initiiert. Für seine philologischen Studien erhielt er 1834 den phil., später den theol. Ehrendoktortitel der Univ. Göttingen. Aus seiner Ehe mit Fanny Pollau (1804–67), gingen drei Söhne und zwei Töchter hervor.

    Sein unverheirateter jüngerer Bruder Friedrich Wilhelm (1804–71) war Regierungsrat in Berlin und ein angesehener Kunstkenner und -Sammler.

    Ernst Konstantin (1814–88, s. L), der jüngste Bruder Leopolds, studierte Theologie in Leipzig, Berlin und Bonn, wo er von Karl Immanuel Nitzsch (1787–1868) beeinflußt wurde. Seit 1840 hatte er eine Pfarrstelle im vormaligen Dekanat seines Bruders Heinrich in Thurnau inne. 1850 wurde er als Professor für Kirchengeschichte und Neues Testament nach Marburg berufen. Die religiöse Prägung durch die Erweckungsbewegung, die er mit seinen Brüdern teilte, verband Ernst mit vermittlungstheologischen Perspektiven. Konfessionalistischen Tendenzen stand er fern. Mit seinem Kollegen Heinrich Heppe (1820–79) ergriff er Partei gegen die luth. Vereinnahmung der hess. Kirche in Marburg durch August Friedrich Christian Vilmar (1800–68), der Ernsts Ernennung zum Superintendenten 1858 verhinderte. Theologisch nahm er auch in diesem Streit eine Kompromißposition ein (Mittheilungen in Sachen d. kirchl. Streits in Oberhessen, 1858). Ein besonderes Anliegen war ihm die Einheit von ev. Glauben und dt. Nation. Neben wissenschaftlichen Veröffentlichungen trug er auch zur schönen Literatur bei; seinem bewunderten ältesten Bruder widmete er eine Festgabe zum 90. Geburtstag (1885). Seiner Ehe mit Oda Nasse (1814–60), entstammen drei Töchter.

    Der älteste Sohn von Leopold, Otto v. R. (1844-1928), wurde Pfarrer in Berlin. Seinen Onkel Heinrich würdigte er in der ADB. Sein Bruder Friduhelm (1847–1917, s. L), preuß. Generalmajor, heiratete Selma Lily v. R. (1859-1946), die Tochter seines Cousins Heinrich Israel.

  • Werke

    zu Friedrich Heinrich: Rückerinnerungen an Schulpforta (1814–1821), 1874;
    Jugenderinnerungen mit Blicken auf d. spätere Leben, 1877.

  • Literatur

    ADB 27;
    H. F. Helmolt, Leopold R.s Leben u. Wirken, 1921 (Stammtafeln);
    H. Gf. v. d. Schulenburg, Ahnen u. Nachkommen d. Leopold v. R., ca. 1973 (L, P);
    Stammtafeln d. Fam. R., bearb. v. dems. u. J. Seiler. 2 Bde., ⁴1976-78;
    RE³ (L);
    Concise Dict. of.|Brit. Literary Biogr. VI, 1992 (L);
    Geneal. Hdb. d. in Bayern immatrikulierten Adels 22, 1998, S. 705-08;
    zu Friedrich Heinrich:
    ADB 27;
    Erlanger Professoren I;
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L);
    BBKL (W, L); – zu Karl Ferdinand:
    ADB 27;
    Kosch, Lit.-Lex.³, Erg.bd. (W); – zu Ernst:
    ADB 53;
    E. Hitzig, E. R., Prof. d. Theol. zu Marburg, Ein Lb. gez. v. seiner Tochter, 1906;
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W);
    Lb. Kurhessen VI, 1958, S. 254-64 (P, W); – zu Heinrich ( 1909): M. Ernst, in: Griinwalder Porträts 28, 2001 (P);
    BJ 14, Tl.;
    BLÄ;
    Fischer;
    zu Friduhelm:
    DBJ II, Tl. 1917 (L); – zu Friedrich ( 1918):
    H. Weimann, in: Die Gde., Ev.-luth. Sonntagsbl. 16, 1964, Nr. 20, S. 10 (Nachlaßverz., W);
    Wi. 1914;
    Biogr. Lex. Schleswig-Holstein IX, 1991 (W, L);
    Rieser Biogrr., 1993 (P);
    Lübecker Ll., 1993;
    zu Otto:
    Drüll, Heidelberger Gel.lex. I;
    zu Friedrich ( 1950):
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L);
    Biogr. Lex. Schleswig-Holstein IX, 1991 (W, L);
    Lübecker Ll., 1993;
    Altpreuß. Biogr. IV (L);
    BHdE II (W);
    Dt. Exil-Lit., 1970;
    Internat. Germanistenlex. (in Vorbereitung).

  • Autor/in

    Christopher Voigt
  • Familienmitglieder

  • Zitierweise

    Voigt, Christopher, "Ranke" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 138-140 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd120117681.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA