Lebensdaten
1860 – 1930
Geburtsort
Rudolstadt
Sterbeort
Frankfurt/Main
Beruf/Funktion
Sozialpolitiker ; Publizist
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 116317531 | OGND | VIAF: 66592828
Namensvarianten
  • Quarck, Max
  • Quarck, Ernst Max
  • Quarck, Max Ernst
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Zitierweise

Quarck, Max, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116317531.html [28.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Ferdinand (1830–80), Landger.rat;
    M Henriette Köhler (1835–1913);
    1) Meura (Thüringen) 1886 (⚮) Agathe Jahn, 2) 1916 Meta (1864–1954, 1] Wilhelm Hammerschlag, 1889, Chemiker), aus Hoechst b. F., Vorkämpferin d. Frauenemanzipation, 1919-24 u. 1926-33 Stadträtin in F., erhielt 1952 d. BVK (s. L), T d. Chemiefabr. Christian Wilhelm Heinrichs; 1 Stief-T.

  • Biographie

    1880 absolvierte Q. in Rudolstadt das Abitur. Das anschließende Studium der Rechtswissenschaft in Leipzig schloß er 1883 mit Examen und Promotion ab. Anfang der 1880er Jahre beschäftigte er sich mit sozialistischen Theoretikern, blieb aber Anhänger des Staatssozialisten Rodbertus, über dessen Leben und Werk er eine ausführliche Skizze verfaßte. Mit Karl Kautsky, für dessen „Neue Zeit“ Q. Beiträge schrieb, überwarf er sich 1886, nachdem dieser und auch Friedrich|Engels ihn als Rodbertusianer scharf kritisiert hatten. 1886 aus dem Referendardienst in Rudolstadt wegen Kontakten zu Arbeitervereinen entlassen, arbeitete Q. seit 1887 als volkswirtschaftlicher Redakteur bei der linksliberalen „Frankfurter Zeitung“. Sein Standpunkt, daß politische Emanzipation der Arbeiter Ziel der Sozialpolitik sein solle, führte zum Konflikt mit dem Frankfurter Linksliberalismus und 1891 zum Ausscheiden Q.s aus der Redaktion der Frankfurter Zeitung. Q. arbeitete zunächst beim sozialdemokratischen „Vorwärts“. 1890 Gründer des Vereins für kaufmännische Angestellte in Frankfurt, richtete sich seine Reformarbeit zunehmend auf die kommunale Ebene. Entscheidend wurde für ihn die Einbindung der Arbeiterbewegung in die Frankfurter Sozialpolitik; er arbeitete mit an den „Blättern für soziale Praxis“. 1893 gehörte Q. zu den Mitorganisatoren des „Sozialen Kongresses“ in Frankfurt. Seit Anfang der 1890er fahre Redakteur der „Kaufmännischen Presse“, Zeitschrift des Kaufmännischen Vereins in Frankfurt, arbeitete er auch als Rechtsberater für die Vereinsmitglieder. Wegen der gehilfenfreundlichen Tendenz des Blattes wurde Q. 1894 vom Verein gekündigt. Im selben Jahr trat er der SPD bei: Sein Werben für die Beschäftigung mit der Sozialpolitik führte zur Aufgabe des von der Frankfurter Sozialdemokratie geforderten Wahlboykotts. 1896 wurde er Chefredakteur des Frankfurter Parteiorgans „Volksstimme“; auf seine Initiative kam es 1899 zur Errichtung eines am Nürnberger Vorbild orientierten Arbeitersekretariats. 1901 war Q. zunächst einziger Sozialdemokrat in der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung. 1912 verlor er sein Mandat, rückte aber 1915 erneut in das Frankfurter Stadtparlament ein. Sein pragmatischer Kurs in der Revisionismusdebatte stieß auf scharfe parteiinterne Kritik. 1912 nach mehreren vergeblichen Kandidaturen in den Reichstag gewählt, geriet er als entschiedener Befürworter der Kriegskredite unter starken innerparteilichen Druck; im Sept. 1917 wurde er von der „Volksstimme“ als Chefredakteur gekündigt. 1919 in das Amt eines Beigeordneten im Reichsamt des Inneren gewählt, wurde Q. Mitglied der Nationalversammlung und 2. Vorsitzender des Verfassungsausschusses. Sein zentrales Anliegen war hier die Erhaltung der staatlichen Einheit und eine starke Zentralgewalt gegenüber den Ländern. 1920 zog er sich aus der aktiven Politik zurück und widmete sich vorwiegend schriftstellerischer und journalistischer Tätigkeit; er hielt auch Vorlesungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung an der Frankfurter Akademie der Arbeit. Angeregt durch seine zweite Frau, wandte er sich auch frauenpolitischen Themen zu.

    Q., der als intellektueller Seiteneinsteiger der Arbeiterbewegung in der Spannung zwischen proletarischem und bürgerlichem Milieu, dem er entstammte, lebte, war ein sozialpolitischer Pragmatiker; seine politische Kompromißbereitschaft korrespondierte mit einer ausgeprägten Neigung zum Streit. Bei den Arbeitern genoß er als ihr politischer Vertreter im Stadtparlament Vertrauen und Achtung. Durch Ausnutzung der Mitbestimmungsmöglichkeiten in der Sozialpolitik und sein klassenübergreifendes Engagement auf kommunaler Ebene und als Publizist trug Q. wesentlich zur Prägung des sozialpolitischen Profils der Sozialdemokratie bei.

  • Werke

    Zwei verschollene staatswirtsch. Abhh. v. Rodbortus, 1885;
    Die Arbeiterschutzgesetzgebung im Dt. Reiche, 1886;
    Die Arbeitsverhältnisse im Handelsgewerbe, 1893;
    Soz. Kämpfe in Frankfurt a. M. v. MA bis an d. Schwelle d. gr. Rev., 1911, Nachdr. 1982;
    Der Geist d. neuen Reichsvfg., 1919;
    Gegen Prostitution u. Geschlechtskrankheiten, 1921;
    Die erste dt. Arbeiterbewegung, Gesch. d. Arbeiterverbrüderung 1848/49, 1924, Nachdr. 1970;
    Ein Frankfurter Vorläufer d. Kommunismus, Johann Jakob Kutt, 1928;
    Gesch. d. dt. Verkehrsverbundes, 1929.

  • Literatur

    V. Eichler, Soz. Arbeiterbewegung in Frankfurt a. M. 1878-1895, 1983;
    R. Stübling, Die Sozialdemokratie in Frankfurt a. M., 1981;
    J. v. Trott, 80 J. SPD-Stadtverordnetenfraktion Krankfurt a. M. 1904-1984, 1984;
    K. Gniffke, Genosse Dr. Q. – Publizist, Pol. u. Patriot im Kaiserreich, 1999; Frankfurter Biogr. (P);|

  • Nachlass

    Nachlaß im Inst. f. Stadtgesch. Frankfurt (P). – Zu Meta: E. Schüller, Neue, andere Menschen, andere Frauen?, Kommunalpolitikerinnen in Hessen 1945-1956, 1995; Frankfurter Biogr. (P).

  • Autor/in

    Ursula Ratz
  • Zitierweise

    Ratz, Ursula, "Quarck, Max" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 37-38 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116317531.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA