Lebensdaten
1733 – 1814
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Arzt
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 11631754X | OGND | VIAF: 89342060
Namensvarianten
  • Quarin, Joseph Freiherr von
  • Quarin, Joseph von
  • Quarin
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Zitierweise

Quarin, Joseph Freiherr von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11631754X.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Peter Q. (um 1684-1754) Arzt;
    M N. N.

  • Biographie

    Q. erwarb bereits mit 15 Jahren den phil. Doktorgrad in Wien und wandte sich anschließend dem Medizinstudium zu. Er ging nach Freiburg (Br.) und wurde dort 1751 zum Dr. med. promoviert. 1752 kehrte er nach Wien zurück und eröffnete eine Praxis. 1754 begann Q. auf Anregung von Gerard van Swieten (1700–72) in seiner Wohnung öffentliche Vorlesungen über Anatomie, später auch über Arzneimittellehre und Klinik zu halten. Als in Wien zugelassener Arzt gehörte er dem Wiener „Doctoren-Collegium“ und damit automatisch der Med. Fakultät der Universität an. Obwohl er nur 1756/57 als Professor amtierte, wurde er insgesamt sechsmal zum|Rektor gewählt, dreimal von der med., dreimal von der phil. Fakultät. 1761 schrieb Q. auf Veranlassung von Anton v. Stoerck (1731–1803) über die Wirkung des Schierlings ein „Tentamen de Cicuta“. 1786 erschien sein Hauptwerk, „Animadversiones practicae in diversos morbus“ (2 Bde., ²1787, ⁴1808, franz. 1817), in dem Q. seine in jahrzehntelanger Praxis gewonnenen med. Erfahrungen und Beobachtungen über die häufigsten Krankheiten für Kollegen und Studenten darlegte. 1758 ernannte ihn Kaiserin Maria Theresia auf van Swietens Vorschlag zum Regierungs- und Sanitätsrat und Referenten des Sanitätswesens in Niederösterreich, 1777 wurde er Leibarzt von Ehzg. Ferdinand in Mailand und bald auch kaiserl. Leibarzt. 1783 ernannte ihn Ks. Joseph II. zum Oberdirektor des 1784 eröffneten Allgemeinen Krankenhauses; 1791 trat er von diesem Amt zurück und führte künftig eine der angesehensten Privatpraxen Wiens. U. a. behandelte er Joseph II., als dieser tödlich erkrankt war. Q. nutzte seine weitreichenden Verbindungen zum Hof, um die Interessen der Universität und der Studierenden zu vertreten. 1805 gelang es ihm, die Hochschule und deren Sammlungen vor Schaden durch die franz. Besatzung zu bewahren. Er unterstützte die Witweninstitute der Universität sowie bedürftige Studenten und Kollegen finanziell und hinterließ den größten Teil seines Vermögens für wohltätige Zwecke.|

  • Auszeichnungen

    Hofrat (1758);
    Kreuz d. Leopoldordens (1790).

  • Werke

    Weitere W Methodus medendarum febrium, 1772;
    De curandis febribus et inflammationibus commentatio, 1781.

  • Literatur

    J. F. Hieber, Trauerrede, 1814;
    C. Welcker, J. Q.s Leben u. Wirken, in: Österr. Zs. f. Prakt. Heilkde. 16, 1870, S. 845-50;
    Wurzbach;
    BLÄ.

  • Porträts

    Marmorbüste v. Johann Martin Fischer, 1802 (Univ. Wien).

  • Autor/in

    Manfred Skopec
  • Zitierweise

    Skopec, Manfred, "Quarin, Joseph Freiherr von" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 38-39 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11631754X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Quarin: Joseph Freiherr v. Q., hervorragender Arzt und erster Director des Allgemeinen Krankenhauses zu Wien, ist daselbst am 19. November 1733 geboren. Sein Vater war der Arzt Peter Q., Verfasser einiger kleinerer anatomischer Schriften und bis 1754 Mitglied des Lehrkörpers der medicinischen Facultät der Wiener Hochschule. — Nachdem er schon im Alter von 15 Jahren Dr. phil. geworden war, studirte er in Freiburg im Breisgau Medicin, promovirte daselbst 1751 zum Dr. med. und begab sich hierauf nach Wien, zunächst um daselbst zu seiner weiteren Ausbildung van Swieten's Vorträge anzuhören. Später ließ er sich hier als pract. Arzt nieder, nachdem er sich 1752 zu diesem Zwecke dem „Actus repetitionis“ unterzogen hatte. 1754 habilitirte er sich, speciell auf den Rath van Swieten's, als Docent für Anatomie, begann auch Vorlesungen über Arzneimittellehre und med. Praxis am Hospital der Barmherzigen Brüder in der Leopoldstadt zu halten, versah im Jahre 1756 während der Krankheit Melchior Störck's die Professur der theoretischen Medicin und erhielt nicht lange danach die Stelle eines Physicus am genannten Hospital als Nachfolger seines Vaters. Seine Vorlesungen erfreuten sich einer gewissen Beliebtheit insbesondere wegen des ruhigen Eklecticismus, mit dem Q. die verschiedenen Heilmethoden erörterte. Nebenher fungirte er seit 1758 als Sanitätsreferent der Regierung von Niederösterreich mit dem Titel eines k. k. Regierungs- und Sanitätsraths und beschäftigte sich vielfach schriftstellerisch. So verfaßte er u. A. eine Schrift über die Wirkungen des Schierlings (Wien 1761) zu Gunsten der Ansichten von Störck, welcher damals in einen litterarischen Streit über diesen Gegenstand verwickelt war, ferner ein Buch über die Behandlung der Fieber und der Entzündung in lateinischer Sprache, das mehrere Auflagen erlebte, auch ins Deutsche, Französische, Englische und Italienische übersetzt wurde, sowie einen Aufsatz über die Krankheiten der Augen. Auf Wunsch der Kaiserin Maria Theresia begab er sich 1777 nach Mailand zur Behandlung des daselbst erkrankten Erzherzogs Ferdinand, wurde zu dessen Leibarzt ernannt und nach seiner Rückkehr nach Wien mit derselben Stellung am Kaiserlichen Hofe betraut. Bald nach seiner Thronbesteigung hatte Kaiser Joseph II. den Plan der Vereinigung der verschiedenen kleinen Krankenhäuser Wiens zu einer einzigen großen Anstalt gefaßt und speciell die Verwandlung des „Groß-Armenhauses“ in ein „Allgemeines Krankenhaus“ beschlossen. Zum Director dieser Anstalt wurde Q., dessen Einrichtungs-Vorschläge als die zweckmäßigsten angesehen wurden, am 6. Februar 1783 ernannt. Er bezog in dieser Eigenschaft einen Jahresgehalt von 3000 Gulden, wurde 1790 wenige Wochen vor dem Tode Joseph's II. von diesem in den Freiherrnstand erhoben, später auch zum Hofrath vom Kaiser Leopold II. ernannt, legte aber 1791 die Direction des Allgemeinen Krankenhauses nieder, da er mit verschiedenen Reformvorschlägen bezüglich der genannten Anstalt nicht durchgedrungen und dieser Stellung überdrüssig geworden war. Er blieb darauf in Wien als sehr beschäftigter Praktiker thätig, wurde auch Leibarzt des Kaisers Franz und bekleidete sechsmal die Würde eines Rector magnificus der Universität. Er starb am 19. März 1814 und hinterließ den größten Theil seines Vermögens humanitären Anstalten. Q. ist weniger wegen seiner litterarischen Leistungen in der Medicin als wegen der großen Verdienste bemerkenswerth, die er sich um die Einrichtung, Verwaltung|und Leitung der ihm unterstellten Krankenanstalt, speciell auch um die Benutzung derselben für den medicinischen Unterricht erworben hat. Er widmete sich seiner Stellung als Director mit großer Begeisterung, bereiste eigens zum Studium der verschiedenen Hospitäler Italien, Frankreich und England und publicirte über seine diesbezüglichen Erfahrungen, sowie über die Einrichtung des Allgemeinen Krankenhauses eine kleine Schrift (Wien 1784). — Von seinen Schriften darf sein Hauptwerk nicht unerwähnt bleiben, das den Titel: „Animadversiones practicae in diversos morbos“ (2 Bände, Wen 1786; 4. Auflage: Ebendaselbst 1808) führt und eine Fülle trefflicher Beobachtungen und Erfahrungen aus Quarin's sehr bedeutender, meist consultativer ärztlicher Praxis enthält.

    • Literatur

      Biographisches Lexicon hervorragender Aerzte etc. herausgegeb. von A. Hirsch, Bd. IV S. 647. — Th. Puschmann, Die Medicin in Wien während der letzten 100 Jahre, Wien 1884. S. 71 u. 114—116.

  • Autor/in

    Pagel.
  • Zitierweise

    Pagel, Julius Leopold, "Quarin, Joseph Freiherr von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 27 (1888), S. 25-26 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11631754X.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA