Lebensdaten
1889 – 1952
Geburtsort
Bern
Sterbeort
Zürich
Beruf/Funktion
Graphologe
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118597132 | OGND | VIAF: 34461881
Namensvarianten
  • Pulver, Max
  • Pulver, Max A.
  • Pulver, Max Albert Eugen

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Zitierweise

Pulver, Max, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118597132.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus ursprüngl. in Rüeggisberg (Kt. Bern) ansässiger Fam., d. 1831 ins Berner Bürgerrecht aufgenommen wurde; die väterl. Fam. führte 1718-1918 d. Apotheke an d. Spitalgasse 18 in B.;
    V Albert Friedrich (1853–96), Apotheker;
    M Fanny Martha Leuenberger (1859–1924); Vorfahre-m Niklaus Leuenberger (1611/15-53), Bauernführer (s. NDB 14);
    Delft (Niederlande) 1912 Berta Feldmann (1892–1981), aus Delft;
    S Johannes (1913–93), Graphologe in B.

  • Biographie

    P., der 1900-08 das humanistische Gymnasium in Bern besuchte, verfaßte schon früh literarische Texte, die die labile psychische Befindlichkeit des vaterlosen, in der Obhut der Mutter unglücklichen Knaben spiegeln. 1908-11 studierte er Geschichte, Psychologie und Philosophie in Straßburg, Leipzig und zuletzt Freiburg (Br.), wo er 1911 mit der Dissertation „Romantische Ironie und romantische Komödie“ promoviert wurde. 1911-12 hielt sich P. in Paris auf, wo er Henri Bergson (1859–1941) hörte und erste Kenntnisse in der Graphologie erwarb. Seit 1914 war er in München Assistent des Phänomenologen Moritz Geiger (1880–1937), wandte sich aber nach dem literarischen Debüt „Selbstbegegnung, Gedichte“ (1916) verstärkt dem eigenen Schreiben als Dramatiker und Lyriker zu, übersetzte Werke Theophile Gautiers, Pierre MacOrlans und Emile Zolas und war seit 1918 – u. a. für die Münchener Justizbehörden – als Graphologe tätig. 1924 in die Schweiz zurückgekehrt, arbeitete er in seiner Privatpraxis in Zürich und als Psychologe und Graphologe am Institut für angewandte|Psychologie, wo er 1937 Leiter des graphologischen Seminars wurde. Als Dozent und mit Publikationen wie „Symbolik der Handschrift“ (1930), „Person, Charakter, Schicksal“ (1944, ²1949) und „Intelligenz im Schriftausdruck“ (1949) erhob er die bis dahin als esoterische Spielerei geltende Graphologie in den Rang einer Wissenschaftsdisziplin.

    Als Lyriker kam P., von Rilke gefördert, in seiner „Selbstbegegnung“ von religiösen und klassizistischen Vorstellungen her. Auch als Dramatiker war er einer von Nietzsche und Schopenhauer beeinflußten religiösen Mystik verpflichtet, so in „Alexander der Große“ (1917), wo der Protagonist, zum „Gottmenschen“ aufgestiegen, erkennen muß, daß Seligkeit nur in der Selbstaufgabe zu finden sei. Die Epiphanie „Christus im Olymp“ (1918) läßt den christlichen Gott im Olymp die antiken Götter ablösen.

    Die Münchner Räterepublik und die Begegnung mit Franz Werfel (1890–1945) und Johannes R. Becher (1891–1958) hatten für P. einen formalen und inhaltlichen Neuanfang zur Folge und brachten ihn in die Nähe des Expressionismus. Charakteristisch dafür ist die Komödie „Das große Rad“ (1921). Mit den Bänden „Kleine Galerie“ und „Arab. Lesestücke“ (beide 1925) sowie mit dem Roman „Himmelpfortgasse“ (1927; Neuausgg. 1981 u. 1990) fand P. spät auch als Prosaist zu einer unverkennbar expressionistischen Schreibweise, wo das Geschehen nicht mehr durchweg linear dargestellt, sondern in eine Art Seelenseismogramm der handelnden Person umgesetzt erscheint. „Himmelpfortgasse“ bezieht einen Großteil seiner Sprachgewalt aus Erfahrungen mit der Droge Kokain, die den Protagonisten Moenboom zwischen Liebesrausch und Depression hin- und hertaumeln lassen und die Schilderung vielfach bis in den Satzbau und die Syntax hinein mitbestimmen. Nachdem der Roman bei der Schweizer Kritik auf vehemente Ablehnung gestoßen war, beschränkte sich P. nach 1930 auf konventionelle Lyrik (Neue Gedichte, 1939; Übergang, Gedichte, 1946) und veröffentlichte neben seinen Memoiren „Erinnerungen an eine europ. Zeit“ (1953) ausschließlich psychologische und graphologische Arbeiten, dank derer er in Fachkreisen nach wie vor als Autorität gilt.

  • Werke

    Weitere W Odil, Zwei Erzz., 1917;
    Robert der Teufel, Ein Drama mit e. Vorspiel, 1917;
    Igernes Schuld, Ein Kammerspiel in vier Akten, 1918;
    Zwischenspiele, Polyphem – Narzissos, Komödie, 1919;
    Die weiße Stimme, Gedichte, 1924;
    Trieb u. Verbrechen in d. Hs., 1934;
    Selbstbesinnung, 1940;
    Selbsterfahrung, (1941). – Hg.: F. V. Baader, Schrr., 1921. |

  • Nachlass

    Nachlaß: Johannes Pulver, Bern.

  • Literatur

    G. Hehle, P.s dramat. Werk, Diss. Wien 1938 (ungedr.);
    O. R. Schlag, M. P.s Lebenswerk, in: Graphologica 20, Beih. z. Schweiz. Zs f. Psychol. u. ihre Anwendungen, 1953, S. 5-16;
    J. Améry, in: St. Galler Tagbl. v. 1.9.1956;
    W. Günther, in: Dichter d. neuen Schweiz, II, 1968, S. 581-630;
    J. Haltmar, M. P. u. sein Roman „Himmelpfortgasse“, Diss. Zürich 1979;
    Helvet. Steckbriefe, hg. v. W. Weber, 1981, S. 180-84 (P);
    Ch. Linsmayer, Nachwort z. Neuausg. v. Himmelpfortgasse, 1981, 1990 (P);
    Schweizer. Zeitgenossen-Lex., 1932, S. 708;
    Kosch, Lit.-Lex.³;
    Killy.

  • Autor/in

    Charles Linsmayer
  • Zitierweise

    Linsmayer, Charles, "Pulver, Max" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 7-8 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118597132.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA