Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
Malerfamilie
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 137631243 | OGND | VIAF: 81798090
Namensvarianten
  • Olivier, von

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Zitierweise

Olivier, von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd137631243.html [29.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Von den fünf Kindern des seit 1780 in Dessau ansässigen Schweizer Pädagogen Louis Ferdinand (1759–1815) und seiner Ehefrau, der Hofopernsängerin Louise, geb. Niedhardt (1753-1841?) zeigten die drei unten genannten Söhne schon früh ihre künstlerische Neigung. Die Eltern standen im Dienst des aufgeklärten Fürsten Leopold III. Friedrich Franz v. Anhalt-Dessau, der in seinem kleinen Land ein Kunstzentrum von europ. Rang schuf. Diese geistige Atmosphäre prägte die Malerbrüder für ihre spätere Künstlerlaufbahn.

    Heinrich (2.7.1783 Dessau – 3.3.1848 Berlin) erhielt seinen ersten Unterricht bei Carl Wilhelm Kolbe d. Ä. (1757–1835), der auch im Hause O. verkehrte. Nach dem Studium der Philologie in Leipzig (seit 1801) weilte er 1804-06 in Dresden und begleitete 1807-10 im Auftrag des Dessauer Fürsten seinen Bruder Ferdinand nach Paris. Für die gerade vollendete neugotische Kirche am Rande des Wörlitzer Landschaftsgartens schuf er die beiden Ölgemälde „Das Abendmahl“ und „Die Taufe Christi“. Auch in sämtlichen späteren Arbeiten blieb Heinrich der wiederentdeckten Gotik verhaftet. 1814-17 lebte er bei seinem Bruder Ferdinand in Wien, wo 1815 seine bekannteste Arbeit entstand: „Die Heilige Allianz“ (Dessau, Anhalt. Gem.gal.). Als einziger deutscher Künstler stellte er hier Friedrich Wilhelm III. von Preußen, Franz I. von Österreich und Zar Alexander romantisch verklärt als Ritter in einer gotischen Kirche dar. Nach seinem Wien-Aufenthalt zog er wieder nach Dessau, wo er einige Porträtaufträge erhielt. Von 1841 bis zu seinem Tode verdiente er sich seinen Lebensunterhalt als Zeichen- und Sprachlehrer in Berlin.

    Johann Heinrich Ferdinand (1.4.1785 Dessau – 11.2.1841 München) erhielt wie seine Brüder den ersten Zeichenunterricht bei Carl Wilhelm Kolbe. 1802/03 lehrte ihn Johann Friedrich Gottlieb Unger (1755–1804) in Berlin die Kunst des Holzschnitts. Danach studierte er 1804-06 in Dresden bei Jacob Wilhelm Mechau (1745–1808) und Carl Ludwig Kaaz (1773–1810), zwei Vertretern der idealen Landschaftsmalerei. 1807 erhielt er eine Stelle als Botschaftssekretär in Paris, gab sie jedoch bald wieder auf, um sich fortan ganz der Malerei zu widmen. 1811, im Anschluß an eine Harzreise, zog er nach Wien, wo er sich niederließ und ein Jahr später heiratete. Overbeck und Pforr, die dort 1809 den Lukasbund gegründet hatten, waren zu diesem Zeitpunkt bereits nach Rom übersiedelt, doch kam Ferdinand über Joseph Sutter und Philipp Veit in Kontakt mit den Wiener „Lukasbrüdern“. Vor allem die Bekanntschaft mit Joseph Anton Koch und die Freundschaft mit Julius Schnorr v. Carolsfeld wirkten sich entscheidend auf sein Schaffen aus. 1817 wurde Ferdinand, der nie den Boden Italiens betreten hatte, in absentia in den Lukasbund aufgenommen. Auf zwei Reisen nach Salzburg 1815 und 1817 entstanden eine Fülle von Studien nach der Natur und großformatige Bleistiftzeichnungen, die zu den „schönsten und ergreifendsten Dokumenten deutscher Zeichenkunst zählen“ (L. Grote). Mit der 1818-23 entstandenen Folge „Sieben Gegenden aus Salzburg und Berchtesgaden, Geordnet nach sieben Tagen der Woche, verbunden durch zwey allegorische Blätter“ gilt er als der Entdecker der Salzburger Landschaft für die Kunst. Den Druck der Folge in der noch jungen Technik der Lithographie übernahm der Senefeldschüler Adolf Kunike (1777–1838). Auf dem Höhepunkt seines Schaffens folgte Ferdinand seinem Freund Schnorr 1827 nach München. Hier erhielt er 1833 eine Professur an der Münchener Akademie. Seine Amtsgeschäfte schränkten ihn jedoch sehr in seinen künstlerischen Aktivitäten ein. Durch den Tod seiner Frau Margret 1839 verlor er völlig den Halt und veruntreute Akademiegelder. Als er an einem Nervenfieber starb, war er bei seinen Zeitgenossen schon fast vergessen.

    Woldemar Friedrich (23.4.1791 Dessau – 5.9.1859 ebd) erhielt eine Ausbildung bei dem Dessauer Hofbildhauer und Schadow-Schüler Friedemann Hunold (1773–1840). Nach der Harzreise mit seinem Bruder Ferdinand besuchten beide seit 1811 die Wiener Akademie; freundschaftliche Beziehungen verbanden ihn u. a. mit Friedrich Schlegel, Theodor Körner und Joseph v. Eichendorff. Bei Ausbruch der Befreiungskriege trat er in das Lützowsche Freikorps ein. Als Theodor Körner 1813 fiel, zeichnete O. das eichenbekränzte Haupt des toten Freundes (Dessau, Anhalt. Gem.gal.). Über die Niederlande, Frankreich und England kehrte er 1814 nach|Wien zurück. 1818 zog er mit dem Maler Carl Schmidt (1790–1865) nach Rom, wo er zusammen mit dem Künstlerkreis um Schnorr v. Carolsfeld 1819 im Palazzo Caffarelli auf dem Kapitol wohnte. Die „Kapitoliner“ bildeten als überzeugte Protestanten in Rom den Gegenpol zu den Konvertierten (wie Overbeck und Cornelius). In den folgenden Jahren entstanden vor allem zahlreiche Zeichnungen, insbesondere Ansichten von Castel Gandolfo und Olevano. Seit 1823 wieder in Wien, entstand das kleine Gemälde „Tobias mit dem Engel“ (Dessau, Anhalt. Gem.gal.). Seit 1829 arbeitete Friedrich als Gehilfe Schnorrs an der Ausmalung des Nibelungensaals im Königsbau der Münchener Residenz. Nach kurzer Zeit gab er diese Arbeit, die ihn künstlerisch zu stark einengte, wieder auf und widmete sich dem schon lange geplanten Projekt einer Bilderbibel. 1836 erschien bei Perthes in Hamburg die „Volks-Bilder-Bibel in fünfzig bildlichen Darstellungen … „mit einem Text von G. H. Schubert. Friedrich war damit der erste, dem es gelang, diese nazarenische Idee zu verwirklichen (1851 erschien Schnorrs „Bibel in Bildern“). Danach wandte er sich wiederum der Landschaftsmalerei zu, insbesondere im bayer. Oberland (Das Loisachtal, 1842–45, München, Neue Pinakothek). 1850 verließ er seine Frau – er hatte 1824 Fanny Heller, die Stieftochter seines Bruders Ferdinand, geheiratet – und seine sieben Kinder und zog sich bis zu seinem Tod zu seiner Schwester nach Dessau zurück, ohne weitere Werke zu schaffen.

  • Literatur

    L. Grote, Die Brüder O. u. d. dt. Romantik, o. J. (1938);
    Die Brüder O.: Gem., Zeichnungen u. Druckgraphik aus d. Staatl. Gal. Dessau, hg. v. R. W. Gassen u. H. Heise, 1990/91;
    ThB;
    Dict. of Art. – Zu Ferdinand: ADB 24;
    L. Grote, in: Mitteldt. Lb. 1, 1926, S. 78-94 (P);
    F. Novotny, F. O.s Landschaftszeichnungen v. Wien u. Umgebung, 1971;
    Die Nazarener, Ausst.kat. Frankfurt 1977;
    P. Märker, „Selig sind, die nicht sehen u. doch glauben“, Zur nazaren. Landschaftsauffassung F. O.s, in: Städel-Jb. 1979, S. 187-206;
    Dt. Romantiker, Ausst.-kat. München 1985;
    H. Sieveking, Von Füssli bis Menzel, Aquarelle u. Zeichnungen d. Goethezeit aus e. Münchner Privatslg., 1997, S. 104 f. (mit älterer L);
    KML. – Zu Friedrich: Die Nazarener, Ausst.-kat. Frankfurt 1977;
    Dt. Romantiker, Ausst.kat. München 1985;
    Ideal u. Natur. Ausst.kat. München 1993.

  • Autor/in

    Helga Heise
  • Zitierweise

    Heise, Helga, "Olivier, von" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 523-524 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd137631243.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA