Lebensdaten
erwähnt 1547, gestorben nach 1572
Geburtsort
Gotland (Schweden)
Sterbeort
(wohl in oder bei Weimar)
Beruf/Funktion
Maler ; Graphiker ; Kupferstecher
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 136047327 | OGND | VIAF: 80457707
Namensvarianten
  • Gothland, Peter
  • Roddelstedt, Peter (eigentlich)
  • Rudestet, Peter (eigentlich)
  • mehr

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Zitierweise

Gottland, Peter, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd136047327.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    G.s genaue Herkunft ist unbek., der Fam.name Roddelstedt wurde mit d. Stadt Rudolsladt in Thüringen in Verbindung gebracht, was jedoch ungewiß ist. G. nennt sich in e. Schreiben v. 8.10.1549 an Hzg. Johann Friedrich d. Mittleren v. Sachsen „Peter Roddelstedt aus Gottlandt“. Eltern vermutl. Deutsche;
    Weimar Ende 1549 N. N. ( 1569);
    1 K.

  • Biographie

    Über G.s Ausbildungsgang sind wir nicht unterrichtet. Seit 1547 ist er als fertiger, vielseitig beschäftigter Maler in Weimar nachweisbar. Es ist daher anzunehmen, daß er schon vor 1547 in der Werkstatt von Lukas Cranach dem Älteren als Schüler und Gehilfe tätig war. Vermutlich hat er dort überhaupt seine Ausbildung erfahren. Am 25.7.1553, noch vor dem Tode Cranachs des Älteren, wird G. zum Hofmaler der sächsischen Fürsten und damit zum Amtsnachfolger Cranachs ernannt. – Die Rechnungen des Hofes erwähnen Zahlungen an G. für mannigfache Arbeiten, von denen sich jedoch fast nichts erhalten hat oder die noch nicht identifiziert worden sind. G. schuf zahlreiche Porträts der sächsischen Herzöge und der führenden Theologen seiner Zeit, er war als Wappenmaler tätig und bemalte auch Fahnen und Renndecken. Des Weiteren wurden ihm Ausbesserungsarbeiten übertragen (eine Ausbesserung des Christophorus-Bildes am Hauptturm des Weimarer Schlosses ist 1554 bezeugt). 1554 erhält er einmal 28 Gulden und wenig später nochmals 6 Gulden 6 Groschen für Entwürfe zum Grabdenkmal Johann Friedrichs des Großmütigen und seiner Gemahlin in der Stadtkirche zu Weimar. Sehr wahrscheinlich ist G. auch an den Arbeiten am Altar der Weimarer Stadtkirche (vollendet 1555) maßgeblich beteiligt gewesen. Für die nahe Universität Jena schuf G. eine Anzahl Professorenporträts und Gedenktafeln für verstorbene Gelehrte. Erhalten haben sich die PG bezeichneten und 1564 datierten Epitaphien der Professoren Stigel und Schnepff, ferner die unbezeichneten und undatierten Gedenktafeln für Anton Musa und Lorenz Hiel (alle Jena, Stadtkirchenamt). In der Sammlung der Universität Jena befinden sich mehrere Gelehrtenporträts von G.s Hand (für Stigel, Schnepff, Hiel, Musäus und Schneidewein). Weitere Gedenktafeln G.s sind in Leipzig (Hofmann-Epitaph, um 1555), Buttelstedt bei Weimar (Düring-Epitaph, bezeichnet und 1563 datiert), Erfurt (Dom, Steiner-Epitaph, bezeichnet, um 1565), Lobeda bei Jena (Scheffer-Epitaph, beschnitten, um 1565) und in Arnstadt (Schneidewein-Epitaph, um 1570/72) erhalten. – Von den Gemälden G.s scheint vieles verlorengegangen zu sein. Bezeugt ist ein Gemälde in der Schloßkirche zu Gotha; ein weiteres in der Kirche zu Bürgel ist verbrannt; eine Beschneidung Christi ist ebenfalls verloren. Andere Werke harren noch der Identifizierung. Ein Porträt des Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen (Donaueschingen, Fürstlich Fürstenbergische Sammlung) ist G. zuzuschreiben.

    Eine besondere Bedeutung kommt G. als Graphiker zu. Einige Kupferstiche und Holzschnitte, vornehmlich Bildnisse der sächsischen Fürsten, sowie graphische Arbeiten allegorischen Inhalts haben sich erhalten. Eine Federzeichnung eines sächsischen Herzogs (Johann|Friedrich der Mittlere?) im Königlichen Kupferstichkabinett zu Kopenhagen scheint von G.s Hand zu stammen. – Interessant ist die Tatsache, daß G. auch als Patronenmaler tätig war. Für den Teppichwirker Seger Bombeck schuf er die Vorlagen (Patronen) für zahlreiche Bildteppiche mit allegorischen Darstellungen; bezeugt sind ferner Bildnisteppiche, so die verlorenen Wirkereien mit den Bildnissen Johann Friedrichs des Mittleren und seiner Gemahlin, um 1558, und ein Bildnisteppich mit dem Bildnis Cranachs des Älteren, um 1556. Von den ausgeführten Bildteppichen, für die G. die Kartons lieferte, hat sich der von Seger Bombeck gewirkte großartige Reformationsteppich im Weimarer Schloßmuseum, um 1555, erhalten. Auch für den vielfigurigen Croy-Teppich der Greifswalder Universität, um 1554, scheint G. einzelne Vorlagen geliefert zu haben.

    G. stand im wesentlichen unter dem Einfluß Cranachs des Älteren. Im Bildnis und in der Graphik gelangte er jedoch zu eigener Leistung. Auch seine Bedeutung für die sächsische Teppichwirkerei ist groß. Eine umfassende Würdigung wird erst dann möglich sein, wenn wir eine genauere Kenntnis von seinem Gesamtwerk gewonnen haben werden. Bis jetzt wird noch manche Arbeit seiner Hand unter der Bezeichnung „Cranach-Schule“ geführt. – Neben dem jüngeren Cranach war G. der bedeutendste und vielseitigste Schüler Lukas Cranachs des Älteren. Von ihm wurde die Tradition der Cranach-Werkstatt in Weimar fortgesetzt. Als Schüler G.s wird der Maler Veit Thiem angesehen.

  • Literatur

    ADB IX;
    Ch. Schuchardt, Über P. R. gen. P. G., in: Archiv f. d. zeichnenden Künste, hrsg. v. R. Naumann, Jg. 1, 1855, S. 86-93;
    E. Lundmark, P. K.-G, = Grafiska sällskapets publikation. Stockholm 1933 (P);
    H. Koch, P. R. v. G., in: Das Thüringer Fähnlein 4, 1935, S. 110-17 (P);
    W. Scheidig, Der Ref.teppich im Weimarer Schloßmus. u. s. Meister Seger Bombeck, ebd., S. 275-79 (P);
    G. W. Vorbrodt, Der Cranach-Schüler P. R. als Maler Jenaer Professoren, in: Ruperto-Carola XI, Bd. 25, 1959. S. 94-120 (P);
    ders., P. R.s Bestallung als Hofmaler in Weimar, in: Thüringer Heimatkal. 1960, S. 51-53;
    ders., Das Lobedaer Epitaph v. P. R., in: Die Mitte, Jb. d. mitteldt. Raumes, 1963/64 (im Druck);
    J. D. Passavant, Le peintre-graveur IV, 1863, S. 56-59;
    G. K. Nagler, Die Monogrammisten IV, 1919, S. 884;
    ThB XIV, 28 (unter P. Reffler), 38 (unter Monogrammist PR);
    Svenskt Konstnärslex. II, Malmö 1953, S. 300, V (Suppl.bd.) (unter Hoddelstedt) (im Druck).

  • Porträts

    Selbst-P Männl. Assistenzfigur (zw. d. älteren u. d. jüngeren Cranach stehender bärtiger Mann mit roter Mütze) d. Epitaphs f. Balthasar Hofmann, um 1555 (Leipzig, Stadtgesch.mus.), Abb. in: Ruperto-Carola XI, Abb. 20, S. 115, s. L.

  • Autor/in

    Günter W. Vorbrodt
  • Zitierweise

    Vorbrodt, Günter W., "Gottland, Peter" in: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 682-683 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd136047327.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Gottland: Peter G., eigentlich Peter Rodelstet von Gotland, um 1550; deutscher Maler, Kupferstecher und vielleicht auch Formschneider. Bartsch kannte sechs Kupferstiche mit dem aus P und G gebildeten Monogramm, die er in seinem Peintre-graveur beschrieb; die Bedeutung des Monogrammes war ihm nicht klar und es war Ch. Schuchardt vorbehalten, aus Urkunden, die er in Weimar gefunden, den Künstler zu entdecken, der unter dem genannten Monogramm so lange verborgen blieb. Darnach erscheint unser Künstler, zuweilen auch Meister Peter genannt, seit 1548 als Maler in Weimar. Hier wird er 1553 zum kurfürstlichen Hofmaler des Kurfürsten Johann Friedrich, Herzogs zu Sachsen ernannt und im Ausstellungsdecret Peter G. genannt; in einem eigenhändigen Schreiben vom 8. Octbr. 1545 dagegen nennt sich der Künstler Peter Roddelstet Maler, aus Gottlandt. Schuchardt vermuthet, daß hier warscheinlich die schwedische Provinz Gothland gemeint sei. Im J. 1572 lebte der Künstler noch, das Jahr seines Todes ist unbekannt. G. ist aus Cranach's Schule hervorgegangen und manches Bild, das jetzt dem letzteren zugeschrieben wird, dürfte unserem Künstler angehören. Von seinen Bildern wird „ein gros tuch in der Schloßkirche zu Gotha“ genannt, dann ein Bild mit der Beschneidung Christi. Auch Bildnisse, Renndecken, Fahnen, Wappen malte er, wie es seine Anstellung|mit sich brachte. Unter seinen Kupferstichen, die meist aus Bildnissen bestehen, ist einer bemerkenswerth, weil er ein Bild von Cranach in der Gallerie zu Gotha mit kleinen Abweichungen wiedergibt, eine symbolische Darstellung der Erlösung Christi. Ob er die vier ihm zugeschriebenen Holzschnitte mit Bildnissen sächsischer Herzoge selbst in Holz geschnitten oder nur die Zeichnung dazu geliefert habe, bleibt unentschieden.

    • Literatur

      Chr. Schuchardt in Naumann's Archiv I, S. 86.

  • Autor/in

    J. E. Wessely.
  • Zitierweise

    Wessely, Joseph Eduard, "Gottland, Peter" in: Allgemeine Deutsche Biographie 9 (1879), S. 486-487 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd136047327.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA