Lebensdaten
1790 – 1856
Geburtsort
Darmstadt
Sterbeort
Baden-Baden
Beruf/Funktion
Prinz von Hessen und bei Rhein
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 130248789 | OGND | VIAF: 52790663
Namensvarianten
  • Emil
  • Aemilius Maximilian Leopold August Carl, Hessen und bei Rhein, Prinz
  • Aemilius, Hessen und bei Rhein, Prinz
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Zitierweise

Emil, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd130248789.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Ghzg. Ludewig I. v. Hessen u. b. Rhein (1753–1830);
    M Luise (1761–1829), T des ReichsGFM Prinz Gg. Wilh. v. Hessen-Darmstadt (1722–82) u. der Prn. Luise v. Leiningen-Dagsburg (1729–1818); ledig.

  • Biographie

    E. wurde in preußischem und hessischem Dienst für die militärische Laufbahn ausgebildet. Unter den|Augen Napoleons kommandierte er 1809 im österreichischen Feldzug erstmalig größere Einheiten, im Winterfeldzug 1812 führte er die hessische Division und einen Teil der Garde. Der Kaiser schätzte die militärische Begabung des Prinzen und gab dem mehrfach öffentlich Ausdruck. Das wohl hierdurch entstandene Gerücht, Napoleon habe ihn für den preußischen Thron vorgesehen, wirkte sich für den Prinzen sehr ungünstig aus, als er nach der Schlacht bei Leipzig preußischer Kriegsgefangener wurde. Zwar führte er 1814-15 das hessische Korps auf der Seite der Verbündeten nach Frankreich; das gegen ihn vorhandene Mißtrauen konnte er jedoch erst durch persönliche Begegnung mit den drei Souveränen auf dem Aachener Kongreß beseitigen. Der Kaiser von Österreich gab ihm seit dieser Zeit demonstrative Beweise seiner freundlichen Gesinnung; ernannte ihn, obwohl er ein ehrenvolles Angebot zum Eintritt in die österreichische Armee ablehnte, 1818 zum Generalleutnant, 1830 zum Feldmarschall-Leutnant und 1845 zum Feldzeugmeister. Auf Wunsch des Vaters beteiligte sich der Prinz am Aufbau des neuen Staates. Die hessische Verfassung von 1820 kam unter seiner Mitwirkung zustande. Er war in der Folgezeit ein entschiedener Vertreter des monarchischen Prinzips und einer Anlehnung an Österreich. Als Gegner der Demokraten und Liberalen galt ihm deren besondere Abneigung. Die oberhessischen Unruhegebiete wurden 1830 durch ihn befriedet. An der Bildung des Kabinetts Gagern nach den März-Ereignissen 1848 hatte er ebenso Anteil wie an der Beendung des preußischen Kurses 1850. Seinen Anschauungen und Handlungen nach war der Prinz der Vertreter des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Er beschränkte sich nicht auf Ratschläge, sondern griff wiederholt selbst in die Staatsgeschäfte ein und gab durch seinen Einfluß auf den ersten und besonders den zweiten Großherzog Anlaß zu vielfältigen Reibungen mit dem verantwortlichen Minister. Obwohl er nach 1850 die Linie der Regierung billigte, hielt ihn Großherzog Ludwig III. nach Möglichkeit von politischen Aktionen fern. In seinen letzten Lebensjahren bemühte er sich vergeblich um das Kommando des VIII. Bundeskorps für den Kriegsfall. An den politischen Gesprächen des europäischen Hochadels war er bis zuletzt in vielfältiger Weise beteiligt. Von überdurchschnittlicher geistiger, politischer und militärischer Begabung, als Persönlichkeit ungewöhnlich gewinnend, verbot ihm die teils vom Vater gewünschte, teils später auch von E. selbst gewählte Bescheidung auf das Großherzogtum stets die Übernahme hoher ausländischer Ämter, für die er befähigt gewesen wäre. – 1832-49 Präsident der 1. Kammer der Landstände.

  • Literatur

    ADB VI;
    O. Hanesse, Die Feldzüge d. Prinzen E. v. Hessen, = Btrr. z. Landeskde. d. Ghzgt. Hessen 1, 1850;
    A. Börckel, in: Hess. Heldenbuch, 1910 (P);
    C. Knetsch, Das Haus Brabant, 1918–31, S. 339;
    Denkwürdigkeiten a. d. Dienstleben d. hess.-darmst. Staatsmin. Frhr. du Thil, 1803-48, hrsg. v. H. Ulmann, = Dt. Gesch.qu. d. 19. Jh. 3, 1921;
    H. Ulmann, in: Volk u. Scholle 9, 1932 (P);
    D. Schäfer, Prinz E. v. Hessen-Darmstadt in d. dt. Rev., = Qu. u. F z. hess. Gesch. 17, 1954 (L, P) (= Diss. Mainz 1951; im ungedr. Ex. als Anhang I:
    Vertrauliche Aufzeichnungen d. Prinzen E. v. 1818);
    Wurzbach VIII.

  • Autor/in

    Dieter Schäfer
  • Zitierweise

    Schäfer, Dieter, "Emil" in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 478-479 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd130248789.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Emil, Prinz von Hessen und bei Rhein, geb. 3. Sept. 1790, 1856, war der jüngste Sohn des Landgrafen Ludewig X. (späteren Großherzogs Ludewig I.) von Hessen. Der Erziehung des Prinzen wurde theils in der Heimath, theils in Braunschweig, wo die Lehrkräfte des Carolinums mit benutzt wurden, vollendet. Von Braunschweig zurückgekehrt, trat er in die großherzogliche Armee ein, zunächst ohne Gelegenheit, sich im Felde zu bethätigen, aber für seine fernere militärische Ausbildung fleißig besorgt. Durch das Verhängniß der Zeit genöthigt, dem Rheinbunde beizutreten, hatte der Großherzog seine Truppen zu dem Feldzug des J. 1809 gegen Oesterreich gestellt; dem Prinzen war es dadurch beschieden, im Hauptquartier Napoleon's und unter dessen Augen in das Kriegshandwerk eingeführt zu werden. Er machte die Schlachten dieses Feldzuges mit und erwarb sich durch seinen Muth und seine Tapferkeit, sowie durch seinen richtigen Blick in hohem Grade die Aufmerksamkeit jenes großen Kenners militärischen Talents. Der Feldzug gegen Rußland im J. 1812 brachte dem|Prinzen das Divisionscommando der hessischen Truppen, welche er bis Moskau in allen Schlachten und Gefechten, besonders in dem bei Krasnoe, ausgezeichnet führte. Die hessischen Truppen geriethen in das ganze Elend des furchtbaren Rückzugs; unter den Ueberlebenden haben sich manche ergreifende Erzählungen von der Sorge des Prinzen für die Seinen in dieser Noth, wie von der Aufopferung dieser für ihren Führer erhalten; diese Zeit begründete die innige Anhänglichkeit zwischen ihm und dem hessischen Soldaten und den hohen Einfluß, den er bis zu seinem Tode auf den Geist dieser Truppe geübt hat. In den Schlachten des J. 1813, besonders bei Lützen, Bautzen und bei Leipzig, focht er mit Auszeichnung; unwahr aber, wie er selbst mit Unwillen erklärte, ist das Märchen, als hätte Napoleon ihm in einer dieser Schlachten durch einen Zuruf den preußischen Thron verheißen. Nach der Entscheidung der Leipziger Schlacht wurde er gefangen und als Kriegsgefangener nach Berlin geführt. Inzwischen hatte auch das Großherzogthum Hessen sich vom Rheinbund losgesagt, und in den Kriegen 1814 und 1815 führte der Prinz das hessische Corps mit den Verbündeten nach Frankreich und zeichnete sich auch hier aus, besonders bei der Berennung Straßburgs, die er als Commandeur der durch eine Brigade österreichischer Grenadiere verstärkten hessischen Division erfolgreich ausführte. So wie sich der Prinz in der Zeit der Kriege als Soldat bewährt, so erwarb er sich in der nun folgenden friedlichen Epoche die Anerkennung als Staatsmann, zunächst auf dem Aachener Congreß, bei dem er die hohe Achtung bei Fürsten und Staatsmännern begründete, die ihm bis zu seinem Tode verblieb. Trotz lockender Anerbietungen, die ihm ein größeres Feld für seine staatsmännische Begabung eröffneten, erhielt er diese seinem eigenen Fürstenhause und seinem eigenen Vaterlande und verwerthete sie in der ersten Kammer des Landtages, nachdem Ludewig I. seinem Lande eine Verfassung verliehen hatte. Aber auch außerhalb der Kammer war es ihm bei dem Vertrauen, welches sein Bruder, Großherzog Ludewig II., seinem Urtheil zollte, möglich, seine reichen Gaben für den Glanz und die Ehre seines Hauses und für das Wohl des Landes, seinen Anschauungen entsprechend zu verwerthen. Die herrschenden liberalen Neigungen der Zeit fanden an ihm freilich in der Regel einen entschlossenen Gegner und zeigte er sich meist als entschiedener Anhänger des monarchisch-militärischen Systems. Es konnten daher die Ereignisse des J. 1848 und der Geist jener Jahre diesen seinen Anschauungen nicht zusagen und mußten auf seine Thätigkeit einen hemmenden Einfluß üben. Von dieser Zeit an war er viel von Darmstadt abwesend. Nur allmählich traten die trüben Erinnerungen des J. 1848 bei ihm in den Hintergrund und man hoffte, daß er in der wiederhergestellten ersten Kammer seine Thätigkeit aufs neue entfalten werde, als ihn ein unerwarteter Tod von der Erde abrief. Von einer Krankheit, die sein Ende werden sollte, schon ergriffen, hatte er sich nach Baden-Baden begeben, um bei einem oft bewährten Arzte Hülfe zu suchen, aber alle Kunst und alle Sorgfalt waren vergebens; er verschied am 30. April 1856. Die Ehren, die seinen irdischen Ueberresten bei deren Verbringung in die Fürstengruft zu Darmstadt zu Theil wurden, entsprachen der Bedeutung, die man ihm als Fürsten, Soldat und geistig hervorragendem Mann beigelegt hatte. Er ist unvermählt gestorben.

  • Autor/in

    Walther.
  • Zitierweise

    Walther, "Emil" in: Allgemeine Deutsche Biographie 6 (1877), S. 80-81 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd130248789.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA