Lebensdaten
1872 – 1941
Geburtsort
Ober-Gleen (Oberhessen)
Sterbeort
Darmstadt
Beruf/Funktion
Politiker
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 126513392 | OGND | VIAF: 23134944
Namensvarianten
  • Korell, Adolf
  • Korell, Adolph

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Korell, Adolf, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd126513392.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Karl (1845–1902), Lehrer in O., zuletzt in Lollar, S d. Schneidermeisters Jost in Alsfeld (aus Hugenottenfam., d. üb. Kurpfalz nach Oberhessen kam);
    M Anna (1847–1926), T d. Gendarmen Johs. Ramgé in Grebenau u. d. Elisabeth Hainbächer;
    Gießen 1901 Mathilde (1876–1978), T d. Kaufm. Jacob Disqué (aus Hugenottenfam.) u. d. Wilhelmine Mathilde Weimer;
    2 S, 1 T.

  • Biographie

    Nach dem Abitur in Gießen studierte K. dort seit 1891 Theologie, besuchte seit 1895 das Predigerseminar in Friedberg und wurde nach der 2. theologischen Prüfung 1896 Pfarrverwalter in Alsfeld. 1897-1901 war er Pfarrassistent, dann Pfarrer in Königstädten (Taunus) und 1912-28 in Nieder-Ingelheim (Rheinhessen). Beeinflußt durch Schriften Friedrich Naumanns, wurde K. seit 1900 ein überzeugter Anhänger des Nationalsozialen Vereins und schloß sich 1903 der Freisinnigen Volkspartei an. Dreimal kandidierte er erfolglos zum Reichstag: bei Nachwahlen 1906 im Wahlkreis Darmstadt/Groß-Gerau, 1909 und 1912 im Wahlkreis Alzey-Bingen. Der „Fall Korell“ erregte 1906 im ganzen Reich Aufsehen. Gegner warfen ihm vor, daß er entgegen der offiziellen Parole der Freisinnigen Volkspartei, in der Stichwahl den nationalliberalen Kandidaten zu unterstützen, insgeheim die Wahl des Sozialdemokraten gefördert und ihm zum Erfolg verholfen habe. Ein Disziplinarverfahren, das das Oberkonsistorium in Darmstadt deswegen gegen ihn einleitete, wurde mangels Beweisen eingestellt. In Alzey-Bingen unterlag K. 1909 einem Wahlbündnis von Nationalliberalen und Zentrum und 1912 erneut, diesmal mit nur einer Stimme. Als Mitglied des Landtags in Hessen (1911–18) kämpfte K. für eine liberalere Schul- und Kulturpolitik. Im 1. Weltkrieg war er November 1917-1918 freiwilliger Feldgeistlicher einer Infanterie-Division. 1920-28 war er DDP-Mitglied des Reichstags für Hessen(-Darmstadt) und zeitweise zugleich Mitglied des Provinziallandtags von Rheinhessen. Sein Name geriet erneut in die Schlagzeilen, als er aufgrund seiner aktiven Teilnahme an der Abwehr des Separatismus im Rheinland 1923 aus seinem linksrheinischen Wohnort Nieder-Ingelheim ausgewiesen wurde. Die Ausweisung eines durch Immunität geschützten Reichstagsabgeordneten aus seinem Wahlkreis wurde von der deutschen Öffentlichkeit als nationale Herausforderung empfunden und sicherte K. eine lebenslange Volkstümlichkeit in seiner Heimat. K. war bis zu seiner Rückkehr nach Nieder-Ingelheim im Dezember 1924 Pfarrverwalter in Rendel (Oberhessen). Er sah seine wichtigste Aufgabe als Reichstagsabgeordneter in der Sorge um die besetzten linksrheinischen Gebiete, deren Interessen er nachdrücklich in Berlin und beim Reichskommissar in Koblenz vertrat. Seit Mai 1924 teilte er sich mit Theodor Heuss in die Aufgabe des Sprechers der DDP-Fraktion für sämtliche die deutschen Weinbaugebiete betreffenden Gesetze. K. war 1927-31 erneut Mitglied des Landtags und Februar 1928-Dezember 1931 letzter Minister für Arbeit und Wirtschaft des Volksstaats Hessen. Er erwies sich als tüchtiger Praktiker, trieb weitsichtige Strukturpolitik und förderte die bäuerliche Veredelungswirtschaft und den genossenschaftlichen Gedanken. Ende 1931 erfolgte die Auflösung von K.s Ministerium zugunsten des Finanz- und Innenministeriums. Hierdurch verlor er seinen politischen Einfluß, zumal er sich 1930 geweigert hatte, als ehemaliger National-Sozialer mit dem Jungdeutschen Orden in der Deutschen Staatspartei zusammenzuarbeiten. In der Deutschen Demokratischen Partei hatte er vor allem Naumann, Haas, Petersen, Graf Bernstorff, Heuss und Bäumer nahegestanden. K. litt im Dritten Reich persönlich unter seiner demokratischen Vergangenheit. Nachdem seine Pension als Minister 1933 entfallen und er bei seiner Ernennung zum Minister 1928 aus dem Dienst der Evangelischen Kirche ausgeschieden war, lebte er von einer kleinen Rente, bevor er 1940 ins Pfarramt (Eschbach im Taunus) zurückkehren konnte.

  • Literatur

    K. Holl, Der Fall K., in: Archiv f. hess. Gesch. NF 27, 1962/67;
    ders., in: Allg. Ztg., Mainz, v. 22.3.1973;
    L. Luckemeyer, Die Dt. Demokrat. Partei … 1918-19, 1975. |

  • Nachlass

    Nachlaß: Staatsarchiv Darmstadt.

  • Porträts

    in: Zehn J. Dt. Republik, 1928, S. 400.

  • Autor/in

    Ludwig Luckemeyer
  • Zitierweise

    Luckemeyer, Ludwig, "Korell, Adolf" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 583-584 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd126513392.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA