Lebensdaten
1535 – um 1606
Geburtsort
Königsbrück bei Dresden
Sterbeort
wahrscheinlich Dresden
Beruf/Funktion
Starstecher ; Wundarzt ; Steinschneider
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 124149286 | OGND | VIAF: 2756676
Namensvarianten
  • Bartisch, Georg
  • Bartisch von Koenigsbrueck, George
  • Bartisch von Königsbrück, Georg
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Zitierweise

Bartisch, Georg, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd124149286.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    S Tobias Bartisch, als Okulist und Wundarzt Nachfolger seines Vaters.

  • Biographie

    B., handwerklich ausgebildet, ragt durch operatives Können, Rechtschaffenheit und ärztliches Denken weit aus den reisenden Starstechern seiner Zeit heraus. Kurfürst August von Sachsen ernannte ihn zum Hofokulisten. B. verlangte, daß der Starpatient im Hause neben dem Bette (nicht auf dem Markte) operiert und sorgfältig vorbereitet und nachbehandelt werden solle. Er hat als erster die Herausnahme des krankhaft veränderten Augapfels mit allen ihm anhängenden Weichteilen gewagt. Sein „Augendienst“ ist das früheste Lehrbuch der Augenheilkunde in deutscher Sprache. Wenn das Werk auch getreu der Tradition folgt und er noch im Aberglauben seiner Zeit befangen ist, so zeigt es B. doch als guten Beobachter, der selbständig Operationen modifiziert und dazu geeignete Instrumente entwirft. 100 Jahre nach seinem Erscheinen war es noch so angesehen, daß es neu aufgelegt wurde (1686).

  • Werke

    Kunstbuch… d. Blasensteines (Ms. v. 1575), hrsg. v. O. Mankiewicz, 1904;
    Ophthalmodouleia, d. i. Augendienst, Neuer u. wohlgegründeter Ber. v. Ursachen u. Erkenntnis aller Gebrechen, Schäden u. Mängel d. Augen, Dresden 1583 (P).

  • Literatur

    ADB II, LV; J. Hirschberg, Gesch. d. Augenheilkde. Buch 3, 1926, S. 332-53 (P); BLÄ I, 1929, Erg.-Bd., 1935 (L).

  • Autor/in

    Johannes Steudel
  • Zitierweise

    Steudel, Johannes, "Bartisch, Georg" in: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 611 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd124149286.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Bartisch: Georg B., geb. zu Osnabrück 1535, aus der Baderstube hervorgegangen, wußte in einer Zeit, wo die Chirurgie so tief gesunken war, sich selbst eine Augenheilkunde zu schaffen, die noch jetzt der Aufmerksamkeit werth ist. Als kursächsischer Hof-Oculist zu Dresden gab er 1583 ein umfassendes Werk unter dem Titel: „Ophthalmologeia, d. i. Augendienst. Neuer und wohlgegründter Bericht von Ursachen und Erkenntnis aller Gebrechen, Schäden und Mängel der Augen und des Gesichtes, wie man solchen anfenglich mit gebührlichen Mitteln begegenen, vorkommen und wahren. Auch wie man solche Gebresten künstlich durch Artznei und Handgrieffe curiren, wirken und vertreiben|soll“ heraus. Dieses Buch, welches sich noch jetzt viel gelesen und citirt findet, kann als erste deutsche Augenheilkunde bezeichnet werden. Es enthält dasselbe die Anatomie des Auges, eine ausführliche Diätetik und Arzneimittellehre, Vorschriften für Ausbildung der Augenärzte und eine vollständige Abhandlung der Augenkrankheiten, soweit sie in dieser Zeit geliefert werden konnte. Wenn sich auch B. im operativen Theil dieses Buches als wohlerfahrener, einsichtsvoller, frommer und gewissenhafter Wundarzt zeigt, so ist er doch im therapeutischen Theil noch immer von Vorurtheilen und Aberglauben seines Zeitalters beherrscht. Interessant, besonders für den Historiker, sind die zahlreichen Bemerkungen über das damalige Treiben der Aerzte, welche, wie es auch B. that, im Lande herumzogen, und wie es scheint, namentlich die Jahrmärkte besuchten, wo sie operirten.

    Er sagt: „Und solcher Leute findet man jetzt sehr viel, die sich der Augen und des Gesichtes curation unterstehen und fürnemen, so zum teil hohes, zum teil niedrigs Standes, Geistliche und Weltliche Personen sind, und zuvoraus die sich Erbare und Wirdige nennen lassen, welche zwar billich es anderen wehren und verbieten, ja sie darumb straffen und darvon abhalten sollten, aber doch selbst gemeiniglich am ehesten und meisten thun und treiben. Darzu sind auch geringere Leute zu finden, welche mit solchen Sachen wollen umbgehen, als Handwerksmenner, Bürger und Bawer, die es hinterm Ofen, oder bei einem Schuster, Schneider, Kürschner, Bäcker, Schneider oder dergleichen Handwerken auf der Werkstedt, oder in der Scheune, hinterm Pfluge und Mistwagen gelernt und erfaren haben. Es mangelt auch nicht an alten Weibern, losen Vetteln, Theriaksleuten, Zahnbrechern, vertorbenen Krämern, Ratten und Mäusemennern, Spitzbuben, Kesselflickern, Säwschneidern, Schirganten und Bütteln, und anderm leichtfertigem, verwegenen, unnützen Gesindlin, das sich alles dieser edlen cur aus großer vermessenheit und Frevel vorsätziglich anmasset und unterstehet, Derer etliche, und doch nicht wenig, mit stedtlichen Kleidungen, köstlichem Golde und Silber, viel Knechten und Pferden, übermessigen Tracht und Pracht, großen geschrei und allfantzerei, hin und wider sich sehen und hören lassen, dardurch viel guter Leute, nicht allein schendlich und übel betrogen und herumbgerückt, sondern auch über die masse geschetzt und übersatzt, darzu endlich gar verterbet und gesterbet werden.“

    Bei dem grauen Staare machte er meist die Nadeloperation (Depression); die Exstirpation des Augapfels verrichtete er mit einem gekrümmten zweischneidigen Messer; bei der Ptosis bediente er sich einer Schraubenklemme. Unter den Ursachen der Cataract führt er auch übermäßige Keuschheit auf. Viele Krankheiten entstehen nach ihm durch Zauberei, und er unterscheidet hier eine hitzige und kalte. Der schwächste Theil, schwächer als bei den Griechen und Römern, sind seine Behandlungen der Augenentzündungen. Die günstigen Himmelszeichen für Augenoperationen sind ihm Waage, Schütze und Wassermann; zur Noth kann auch im Zeichen der Jungfrau, des Scorpions und der Fische operirt werden; niemals bei den Mondwechseln; — um sich vor Brillen zu bewahren, räth er unter andern, gepulverte Gemsenleber und gepulvertes Rebhühnerherz innerlich zu gebrauchen. Bei Augenflüssen wird ein junger Storch, der noch nie auf die Erde gekommen ist, in einem verschlossenen Topf zu Pulver gebrannt. Von den Freigeistern, welche den Teufel und böse Geister und ihre Einwirkung auf böse Menschen leugnen, sagt er, daß sie in den Tag hinein in allerlei Sünden und Schanden leben, und „sich darinnen sülen wie die Säwe im Koth“.

    B. ist wahrscheinlich gegen 1607 gestorben, wenigstens findet sich in dieser Zeit ein Gesuch seines Sohnes Tobias Bartisch vor um Ertheilung der Kundschaft.

    • Korrektur

      Korrektur: Der Verfasser der ersten deutschen Augenheilkunde (“.... Augendienst“ 1583), Georg Bartisch ("Burger, Oculist, Schnit- und Wundarzt in der Churfürstlichen Alten Stadt Dreßden“ — Dresden-Neustadt —), stammte nicht aus Osnabrück, sondern aus Königsbrück im Königreiche Sachsen. Sein gedachtes, für den Culturhistoriker noch wichtiges, dem Kurfürsten August zu Sachsen gewidmetes Werk besitzt die königl. öffentl. Bibliothek zu Dresden ("Ophthalm. 3") in dem prachtvoll gebundenen, mit Goldschnitt versehenen Dedicationsexemplar, in dem die Blätter 5—10 — leider! — fehlen. Theodor Distel.

  • Autor/in

    Rothmund.
  • Zitierweise

    Rothmund, August, "Bartisch, Georg" in: Allgemeine Deutsche Biographie 2 (1875), S. 110-111 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd124149286.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA