Lebensdaten
1765 oder 1766 – 1807
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Kapellmeister ; Komponist
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 123730872 | OGND | VIAF: 5125040
Namensvarianten
  • Eberl, Anton Franz Josef
  • Eberl, Anton
  • Eberl, Anton Franz Josef
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Zitierweise

Eberl, Anton, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd123730872.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Ferd. Jos. (1736–1810), Realitätenbesitzer, Hofkriegsratskonzipist, S des Hof- u. Mundbäckers Ferd. in Wien;
    M Anna Christina (1744–1802), T des Kaufm. Bartholomäus Drussina in Wien;
    B Ferdinand (* 3.5.1762 Wien, 27.5.1805 Wien), Theaterdichter (s. ADB 48);
    Vt Raymund Frhr. v. E. (1766–1833), k.k. Genmajor (s. Wurzbach III);
    1796 Anna Maria Scheffler.

  • Biographie

    E. verbrachte den Großteil seines Lebens in Wien. Nach juridischen Studien wandte er sich um 1784 ganz der Musik zu und wurde Schüler von Mozart. Seinen Ruf als Pianist begründete er durch seine erste Konzertreise 1795/96, auf der er Constanze Mozart und deren Schwester Aloisia Lange nach Leipzig und Hamburg begleitete. 1796-1800 weilte er als angesehener Musiklehrer und Komponist in Petersburg, wo er auch am Zarenhof Anerkennung fand und anläßlich eines zweiten Aufenthaltes 1802 die „Schöpfung“ J. Haydns dreimal zur Aufführung brachte. Außerdem unternahm er 1806 eine erfolgreiche Konzertreise nach mehreren deutschen Städten. Als Komponist ahmte er zunächst den Stil seines Lehrers Mozart nach, unter dessen Namen mehrere seiner Erstlingswerke im Druck erschienen, wogegen er sich 1798 öffentlich verwahrte. Seine erste bedeutendere Leistung ist die J. Haydn gewidmete Klaviersonate in f-moll op. 12 (1802), die sich im Ausdruck Beethoven nähert, der neben Mozart stilistisch am stärksten auf ihn eingewirkt hat. Das wird insbesondere an der Themenbildung, motivischen Arbeit und kontrastreichen Dynamik seiner beiden wertvollsten Werke, der Klaviersonate in g-moll, op. 39 (1806) und der einst berühmten Sinfonie in Es-dur, op. 33 (1804) deutlich, die sogar über die „Eroica“ Beethovens gestellt wurde (Allgemeine Musikalische Zeitung 7, 1805, S. 321 und 501). In anderen Werken neigt er stark zu modischem Virtuosentum und weichlichen Vorhaltsbildungen. Seine 1801 in Wien aufgeführte Oper „Die Königin der schwarzen Insel“ (Text nach Wielands Wintermärchen, die, Gerber zufolge, den Beifall Haydns fand, steht im Gefolge von Mozarts „Zauberflöte“. Vier Fünftel seiner erhaltenen Werke sind in seinen letzten sieben Lebensjahren entstanden, in denen er sich rasch steigender Beliebtheit erfreute. Sein plötzlicher Tod riß eine empfindliche Lücke in das Musikleben Wiens.

  • Werke

    Weitere W Mehrere Singspiele u. Opern, ein Melodram, Kantaten, Sinfonien, Klavierkonzerte, Kammermusik mit u. ohne Klavier, Klaviersonaten u. -Variationen, Gelegenheitswerke (davon vieles gedr.).

  • Literatur

    ADB V;
    F. J. Ewens, A. E., 1927 (themat. Verz.);
    L. v. Köchel, Chronol.-themat. Verz. sämtl. Tonwerke W. A. Mozarts, ³1937, S. 956;
    R. Haas, A.E., in: Mozart-Jb. 1951, 1953, S. 123 ff.;
    ders., in: MGG III, Sp. 1053-55 (W, L, P);
    E. L. Gerber, Neues hist.-biogr. Lex. d. Tonkünstler II, 1812, Sp. 3 ff.;
    Wurzbach III.

  • Autor/in

    Hellmut Federhofer
  • Zitierweise

    Federhofer, Hellmut, "Eberl, Anton" in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 242-243 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd123730872.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Eberl: Anton E., namhafter Componist und Clavierspieler, geb. zu Wien 13. Juni 1766, gest. daselbst 11. März 1807. Wiewol er schon als Knabe starke Neigung zur Musik verrathen und durch sein Talent Aufmerksamkeit erweckt hatte, widmete er sich doch auf Veranlassung seines Vaters, eines reichen Beamten, philosophischen und besonders rechtswissenschaftlichen Studien. Er stand bereits vor dem Examen, als er plötzlich von allen Mitteln sich entblößt sah, in Folge dessen er nun seinen eigenen Wünschen Raum geben zu dürfen glaubte und ganz zur Musik überging. Zu einem tüchtigen Clavierspieler hatte er sich inzwischen schon herangebildet, auch manches componirt; unter anderm hatte er bereits in seinem 16. Jahre zwei Opern, „Die Zigeuner“ und „Die Modehändlerin“, auf die Bühne am Kärnthnerthore gebracht und mit der letzteren sogar Gluck's Beifall errungen. Auch Mozart wirkte freundschaftlich anregend auf den jungen Künstler, der nun, da er ganz der Musik angehören konnte, vor allem gründlichen Studien des Tonsatzes sich hingab, woran es ihm bis dahin noch sehr gefehlt haben soll. Nachdem er in verschiedenen großen Städten Deutschlands mit Beifall gespielt und 1796 ein Melodrama, „Pyramus und Thisbe“, auf das Wiener Hoftheater gebracht hatte, erhielt er noch in demselben Jahre einen Ruf als Capellmeister nach Petersburg, wo er eine Oper für das deutsche Theater, mehrere Symphonien für die Hofconcerte, eine Cantate und verschiedene Claviersachen schrieb. Nach etwa fünfjährigem Aufenthalte daselbst kehrte er nach Wien zurück und brachte dort noch im Juli 1801 eine Oper, „Die Königin der schwarzen Inseln“, zur Aufführung, welche aber bald von der Bühne verschwunden zu sein und nur sehr bedingten Beifall gefunden zu haben scheint: der (nach Wieland bearbeitete) Text ließ alle Bühnenkenntniß vermissen; an der Musik lobte man zwar manche glückliche Erfindung, glänzende Idee und interessante Einzelnheiten, machte ihr aber nicht minder Ueberladung und unmäßige Längen, Absicht auf Effect, Vernachlässigung des Gesanges, geschmacklose Behandlung der Worte etc. zum Vorwurf (Allgem. Mus. Ztg. III, 785, 798). Darauf unternahm E. 1806 wieder eine große Kunstreise durch Deutschland, auf welcher er in Berlin, Leipzig, Prag, Mannheim, Frankfurt als Clavierspieler sich hören ließ und seine Compositionen aufführte. Als Clavierspieler fand er ziemlich einstimmige Anerkennung; er besaß viel Feuer, wodurch er die Zuhörer begeisterte und fortriß, große glänzende Fertigkeit, große Kenntniß des Instruments und seiner Wirkungen. Getheilter blieben die Meinungen über seine Compositionen, welche zwar viel gepriesen, aber auch scharf getadelt wurden (z. B. Allgem. Mus. Ztg. VIII, 540). Durchschnittlich fand man sie geistvoll, durchdacht und reich an Schönheiten, aber auch nicht selten überladen, grell und verworren in der Modulation, nicht frei von der Absicht durch Neuheit zu frappiren, wiewol durchaus nicht original und selbständig. Gegenwärtig sind alle Meinungsdifferenzen über ihren Werth in das allgemeine Urtheil aufgegangen, daß E. zwar nicht zu den großen, doch aber zu denjenigen Künstlern gehört, die bei ihren Zeitgenossen lebhaftes Interesse erregt und Anspruch, auch von den Nachkommen gekannt zu sein, sich erworben haben.

    Seine gedruckten sowol als auch handschriftlich nachgebliebenen Werke findet man bei Gerber, in der Allgem. Mus. Ztg. und bei Fétis aufgezählt. Die gedruckten betragen 27 Opera und sind hauptsächlich Claviersachen, Sonaten und Variationen, von denen einige (Sonate in Cmoll Op. 1; Variat. über „Bei Männern welche Liebe fühlen“, Op. 3; „Zu Steffen sprach im Traume“, Op. 5) eine Zeit lang unter Mozart's Namen umliefen. Außerdem kleinere Clavierstücke, einige Trios (Op. 8 und 36), Quartette (Op. 13 u. 18), 2 Clavierconcerte (Op. 32 und 40) eine Cantate „La gloria d'Imeneo (Op. 11), eine Symphonie und Serenate (Op. 35 und 37) etc. Handschrift geblieben sind seine Opern ("Die Zigeuner"; „Die Modehändlerin"; „Die Hexe"; „Graf Balduin von Flandern"; „Die Königin der schwarzen Inseln"), verschiedene Clavierwerke, Symphonien, Kammerwerke, Clavierstücke. Seine Claviersachen verlangen einen sehr tüchtigen Spieler. — Von Person wird E. übereinstimmend als gebildet und von feinem Benehmen, liebenswürdig und durchaus anspruchslos geschildert.

    • Literatur

      Sein Nekrolog Allgem. Mus. Ztg. IX, 423.

  • Autor/in

    v. Dommer.
  • Zitierweise

    Dommer, Arrey von, "Eberl, Anton" in: Allgemeine Deutsche Biographie 5 (1877), S. 572-573 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd123730872.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA