Lebensdaten
1900 – 1974
Geburtsort
Altenstadt bei Feldkirch (Vorarlberg)
Sterbeort
Darmstadt
Beruf/Funktion
Lyrikerin
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118959948 | OGND | VIAF: 61561014
Namensvarianten
  • Ludwig, Paula

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Ludwig, Paula, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118959948.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus Bauernfam.;
    V Paul (1864–1932), aus Schlesien, Tischlergeselle;
    M Maria (1869–1914) aus Oberösterreich; 1 unehel. S.

  • Biographie

    L. verbrachte ihre Kindheit in Vorarlberg und seit 1909 in Linz. Nach dem Tod der Mutter zog sie mit den beiden Geschwistern zum Vater, der nach der Trennung der Eltern (1907) wieder in seine Heimatstadt Breslau zurückgekehrt war. Dort nahm sie eine Stellung als Dienstmädchen in der „Malschule Artur Wasner“ an und besuchte gleichzeitig die Breslauer Dichterschule. Es entstanden erste konventionelle Liebesgedichte, teils mit Kriegsthematik im Hintergrund; der Vater ihres 1917 geborenen Sohnes war preuß. Offizier. Im selben Jahr zog L. nach München, wo sie zunächst Franz Stuck und anderen Malern und Bildhauern Modell stand, dann als Souffleuse an den Kammerspielen tätig war. In dieser Zeit verkehrte L. im Kreis um Stefan George, wo sie Else Lasker-Schüler, Klaus und Erika Mann sowie andere Autoren des Expressionismus traf. Freundschaft schloß sie mit Waldemar Bonsels, dessen Buch „Indienfahrt“ (1916) die Bilderwelt ihrer Gedichte beeinflußte. Näher bekannt wurde sie auch mit dem Regisseur Robert Forster-Larrinaga, dem ersten Mann ihrer dann langjährigen Freundin Nina Engelhardt, und mit Hermann Kasack, der 1919 ihr erstes Buch herausgab. 1923 übersiedelte L. nach Berlin. Hier wurde sie mit Brecht, Zuckmayer und Mühsam bekannt. 1927 lernte sie anläßlich einer Zeugenaussage den Richter Friedrich Koffka kennen, der sich auch als expressionistischer Dichter einen Namen gemacht hatte; mit ihm blieb sie die folgenden Jahre verbunden. 1930 erhielt sie den Porza-Preis, ein Stipendium für einen Arbeitsaufenthalt auf Burg Weißenstein im Bayer. Wald, wo Siegfried v. Vegesack lebte. 1931 begegnete sie Iwan Goll, der in einem Bericht an seine Frau über diese Begegnung schrieb: „Sie entwickelt sich langsam zu einer christlichen Lasker.“ Die aus dieser Begegnung entstehende Liebesbeziehung spielt in der Biographie L.s eine zentrale Rolle. Die folgenden acht Jahre – obwohl stets überschattet von den Schwierigkeiten einer Dreieckssituation – sind die ihrer wichtigsten Werke: des Gedichtzyklus „Dem dunklen Gott“ (1932, 1974), der auch stilgeschichtlich mit Golls „Malaiischen Liebesliedern“ korrespondiert (in Auswahl franz. „Chansons Malaises“, 1935, von L. illustriert, vollständig und in deutscher Originalfassung von L. herausgegeben 1967), der Traumaufzeichnungen „Traumlandschaft“ (1935), die Alexander Mitscherlich herausgegeben hat, und der Jugendautobiographie „Buch des Lebens“ (1936). L. war 1934 von Berlin nach Österreich, 1938 über die Schweiz nach Paris ausgewandert. Iwan Goll sah sie zum letzten Mal im Sommer 1939 vor der Abreise der Golls nach Amerika. Kurz vor dem Einmarsch der Deutschen in Paris floh L. im Juni 1940 von Marseille aus zu Fuß über die Pyrenäen nach Spanien und Portugal, Anfang 1941 erreichte sie Brasilien. Dort schlug sie sich mit kunsthandwerklichen Arbeiten durch. 1953 kehrte sie nach Deutschland zurück. Sie hielt sich zunächst in Icking bei München auf, ging dann nach Düsseldorf und lebte seit 1958 mit ihrem|1956 ebenfalls zurückgekehrten Sohn in Wetzlar, gefördert durch den Industriellen Günther Leitz (1914–69). 1970 zog sie mit ihrem Sohn nach Darmstadt. – L.s Gedichte zeugen von einem elementaren Erleben der Natur, das schon in ihrer frühen Zeit durch Bilder exotischer Regionen, die sie nur aus der Lektüre kannte, überlagert wird. Durch das Exil in Brasilien weitet sich die Bildwelt, was vor allem in den Traumaufzeichnungen seinen Niederschlag findet, die auch als poetische Texte aufschlußreich sind. Zudem lassen sie erkennen, daß es sich bei L.s Lyrik nicht um abstrakte Kunst-Gebilde, sondern um den elementar-kräftigen Ausdruck eines Naturtalents handelt. In den 20er und 30er Jahren ist L. in allen wichtigen Literaturzeitschriften vertreten. Obwohl zu jung, um zum eigentlichen Expressionismus gezählt zu werden, gehört sie zu dessen Umfeld. Als wichtige Vorbilder nannte L. selbst Sappho, Hölderlin und Trakl. Sie hat Iwan Goll beeinflußt, und einige der durch den Streit mit Paul Celan berühmt gewordenen Goll-Zeilen sollen in Wirklichkeit von L. stammen. Nach dem Krieg war sie in Vergessenheit geraten. Zunehmendes Interesse an der Dichterin hat inzwischen zu einer Neuausgabe ihres Gedichtwerks geführt.|

  • Auszeichnungen

    Georg-Trakl-Preis (1962), Preis d. österr. Schriftstellerverbandes (1972).

  • Werke

    Weitere W Die sel. Spur, Gedichte, mit Geleitwort v. H. Kasack, 1920 (Impressum 1919);
    Der himmlische Spiegel, Gedichte, 1927;
    Gedichte, 1937;
    Gedichte, Eine Ausw. aus d. Zeit v. 1920–58, 1958;
    Träume, Aufzeichnungen aus d. J. zw. 1920 u. 1960, 1962;
    Gedichte Gesamtausg., 1986. - Briefe:
    An Ina Seidel 1929-73 (Dt. Lit.archiv im Schiller Nat.mus., Marbach);
    an Iwan u. Claire Goll (ebd.);
    an d. Verlag Langewiesche-Brandt (Verlagsarchiv).

  • Literatur

    K. Wachinger, P. L., Magisterarb. München 1982 (ungedr., W-Verz., L);
    A. Schmidt, Dichtung u. Dichter Österreichs im 19. u. 20. Jh., I, 1964, S. 344 f.;
    Kunisch;
    Kindlers Lit.gesch. d. Gegenwart, Die zeitgenöss. Lit. Österreichs, 1976, S. 315 f.;
    BHdE II.

  • Porträts

    Zeichnung v. B. F. Dolbin (Marbach, Schiller-Nat.mus., Dt. Lit.archiv).

  • Autor/in

    Kristian Wachinger
  • Zitierweise

    Wachinger, Kristian, "Ludwig, Paula" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 435-436 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118959948.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA