Lebensdaten
1591 – 1661
Geburtsort
Dresden
Sterbeort
Pollensdorf bei Wittenberg
Beruf/Funktion
Dichter ; Altphilologe
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 118913859 | OGND | VIAF: 52488017
Namensvarianten
  • Buchner, August
  • Buchner, Augustus
  • Buchner, August
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Zitierweise

Buchner, Augustus, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118913859.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Paul (1531–1607), Offizier in savoyischen Diensten, Oberzeug- und Baumeister in Dresden, 1596 geadelt (s. später unter Puchner), S des Georg, in Nürnberg ansässig, Offizier, von Karl V. mit Familienwappen ausgezeichnet;
    M Maria, T des Dresdner Bürgermeisters Sebastian Kroeß (Kroß, 1524–1602);
    B Georg (1563–1606), Nachfolger seines Vaters als Oberzeug- und Baumeister, Paul (1574–1626), Nachfahre von Georg;
    12.12.1616 Elisabeth, T des Professors der Theologie Jak. Kraushaar (Crusius, Krause) in Wittenberg; 11 K, u. a. 3 S (Offiziere in polnischen, schwedischen und sächsischen Diensten), Elisabeth (⚭ Christoph Nothnagel, 1607–66, Professor der Mathematik in Wittenberg), Dor. Christine (⚭ Otto Praetorius, 1636–68, Professor der Dichtkunst in Wittenberg).

  • Biographie

    B. besuchte die Schule in Dresden, dann 1604 bis 1610 das Gymnasium zu Schulpforta, studierte in Wittenberg, zuerst die Rechte, dann Philosophie; vor allem war er ein Schüler des klassischen Philologen und neulateinischen Dichters Friedrich Taubmann. 1616 erwarb er die Magisterwürde und wurde im gleichen Jahr Professor der Poesie in Wittenberg, dazu noch seit 1632 Professor der Redekunst. 1618, 1632, 1654 war er Rektor und seit 1649 Senior der Universität. Als „Genossener“ gehörte er seit 1641 der „Fruchtbringenden Gesellschaft“ an.

    B. ist im 17. Jahrhundert als einer der überragendsten Dichter gefeiert worden, aber weder seine lateinische, noch seine wenigen erhaltenen deutschen Dichtungen zeichnen sich gedanklich durch besondere Originalität aus. Sie sind meist Gelegenheitsgedichte und liegen in der Linie des orthodox-protestantischen Kirchenliedes. Ihr Wert besteht lediglich in der glatten und eleganten Form. B.s historische Bedeutung liegt darin, daß er die metrische Reform seines Freundes Martin Opitz nach Sachsen übertrug, sie dem Universitätsunterricht anpaßte und durch Einführung der Daktylen und Anapäste ergänzte. Seine eigene Poetik, die seit 1638 bei seinen Freunden und im Kreise der „Fruchtbringenden Gesellschaft“ kursierte und schon als Manuskript eine weitgehende Wirkung hatte, wurde erst nach seinem Tode 1663 veröffentlicht. Sie beruht hauptsächlich auf antiken Schriftstellern, berücksichtigt aber auch schon mittelhochdeutsche Dichter. Für seinen Freund Heinrich Schütz schrieb er 1638 in Anlehnung an italienische Vorbilder den Text zu der Ballettoper „Orpheus“, die am kurfürstlichen Hof in Dresden aufgeführt wurde. Sie ist für die Frühgeschichte der|deutschen Oper von großer Bedeutung. Seine Lehrtätigkeit ist oft mit der Gellerts im 18. Jahrhundert verglichen worden. Hier wie dort die gleiche moralisierende Lebensauffassung, die auch den Grundton des Dichtens angibt, dazu der gleiche Eifer in der Weiterbildung der Schüler, vor allem auf dem Gebiet des Stils. B.s Mittelpunktbedeutung zeigt sich darin, daß die Mitglieder der „Fruchtbringenden Gesellschaft“, aber auch Andreas Tscherning, Philipp von Zesen, Simon Dach, Michael Schirmer, Paul Gerhard, Johann Klay und Paul Fleming bei ihm gelernt und ihn in höchstem Maße verehrt haben.

  • Werke

    Gesamtausg. d. dt. Dichtungen fehlt; lat. Dichtungen, Reden u. gelehrte Prosawerke, Ausg. v. Horaz, Plautus, Plinius u. zahlr. Kommentare; Epistolae Buchneri, Dresden 1679 (vollständigste Briefausg. eines dt. Dichters d. 17. Jh.), 7 Aufl. bis 1720;
    Orpheus, abgedr. v. Hoffmann v. Fallersleben, in: Weimar. Jb. f. dt. Sprache, Lit. u. Kunst 2, 1855;
    Briefwechsel mit Mart. Opitz, hrsg. v. L. Geiger, in: Mitt. aus Hss., in: Btrr. z. dt. Lit.gesch., H. 1, 1876, u. in: Schnorrs Archiv f. Lit.gesch. 5, 1876.

  • Literatur

    ADB III u. XIII;
    W. Buchner, A. B., 1863 (L, Verz. d. P);
    Goedeke III, 1887, S. 55-57 (W, L);
    K. Borinski, Die Poetik d. Renaissance, 1888;
    W. Friedensburg, Gesch. d. Univ. Wittenberg, 1917;
    H. H. Borcherdt, A. B., 1919 (W, L);
    H. Cysarz, Dt. Barockdichtung, 1924;
    K. Lorenzen, in: MGG (W, L, P). - Zu V Paul: C. Gurlitt, P. B., ein Dresdner Baumeister d. Renaissance, in: Dresdner Gesch.bll. 9, 1900, S. 249-60;
    ThB (unter Puchner, W, L).

  • Porträts

    bestes in: A. Buchneri Epistolae, ⁴1697.

  • Autor/in

    Hans Heinrich Borcherdt
  • Zitierweise

    Borcherdt, Hans Heinrich, "Buchner, Augustus" in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 703-704 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118913859.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Buchner: August B., Dichter und classischer Philologe, geb. 2. November 1159 zu Dresden, gebildet zu Schulpforta, studirte seit 1610 zu Wittenberg, wurde dort Magister, 1616 Professor der Poesie, 1631 auch der Beredsamkeit,|und starb als solcher am 12. Februar 1661. Als Vertreter der classischen Philologie an seiner Universität verfaßte B. eine große Menge lateinischer Gelegenheitsreden und Gedichte, besorgte Ausgaben und Commentare zu verschiedenen Schriftstellern des Alterthums (Plautus, Plinius Briefe, Horatius Ars poetica u. a.), schrieb Lehrbücher des Stils und hatte großen Antheil an der Bearbeitung der neuen Ausgabe von Melanchthon's lateinischer Grammatik. Bedeutender aber war sein Ruf als deutscher Dichter, ja Morhof nannte ihn den größten Dichter seiner Zeit. Durch die Untersuchungen von Hoffmann von Fallersleben (Weimar’sches Jahrbuch 2. Bd.) ist aber dargethan, daß dieser noch bis in die neueste Zeit in den Lehrbüchern fortlebende Ruhm ein durchaus ungerechtfertigter ist. B. hat während seines Lebens äußerst wenig von deutschen Gedichten veröffentlicht, im Jahre 1630 bekennt er selbst, noch kein deutsches Gedicht herausgegeben zu haben. Außer einigen Gelegenheitsgedichten zu Hochzeiten und Trauerfällen sind nur 4 Blätter in Quart ohne Ort und Jahr unter dem Titel: „Nachtmal des Herrn. Nebenst etlichen andern christlichen Getichten“ vorhanden, die eben so viele religiöse Lieder enthalten und jenen Ruf nicht begründen konnten. Das umfangreichste Dichtwerk Buchner's hat seine Zeit kaum gekannt: es ist erst neuerdings von Hoffmann nach einer Abschrift im Archiv zu Gotha a. a. O. veröffentlicht worden und besteht in dem Texte einer Oper Orpheus, die, wie die Daphne von Opitz, von H. Schütz componirt und zur Vermählungsfeier des Kurfürsten Joh. Georg II. 1638 in Dresden aufgeführt worden ist. Jener Ruf war vielmehr eine Folge theoretischer Bemühungen Buchner's um die Dichtkunst und seines Verkehrs mit den Dichtern und Sprachgelehrten seiner Zeit. Obschon er schwerlich schon Collegien über deutsche Dichtkunst gelesen hat, übte er doch durch Mittheilung und Erweiterung der Grundsätze seines Freundes M. Opitz auf seine Schüler, die ihm vielfach ihre Dichtungen zur Beurtheilung vorlegten, entschiedenen Einfluß. Die Bestrebungen der fruchtbringenden Gesellschaft, in die er 1641 unter dem Namen „der Genossene“ aufgenommen wurde, unterstützte er lebhaft sowol durch seinen lateinischen Briefwechsel mit Dietrich v. Werder, Tobias Hübner, Zesen u. A. als auch durch den mit Ludwig v. Anhalt deutschgeführten (vgl. Krause, Erzschrein der fruchtbringenden Gesellschaft S. 215—37). Ums Jahr 1638 schrieb er eine deutsche Reimkunst, die wir nur aus den nach seinem Tode erneuerten Auflagen (die erste ist bisher nicht aufgefunden worden) kennen. Sie enthält eine auf den Opitzischen Regeln beruhende und mit dessen Beispielen ausgestattete Anhäufung locker zusammengestellter Anweisungen über den poetischen Ausdruck, Versbau, Reim etc. und hat nur dadurch Bedeutung, daß sie im 7. Cap. die Möglichkeit und Schönheit des deutschen Daktylus zuerst nachweist, den Opitz noch nicht zugelassen hatte. Ein jener Anweisung beigegebenes Mustergedicht, das schon Schottel in seiner Verskunst abdruckt, in welchem daktylische und anapästische Verse abwechseln, letztere eigentlich daktylische mit einsilbigem Vorschlag — half die widerstrebende Ansicht namentlich der Mitglieder des Palmenordens überwinden, und so kam B. zu dem Namen eines Vaters des Daktylus. Von der ersten Auflage der Poetik Buchner's ist nicht einmal der Titel festzustellen; ein fehlerhafter Abdruck derselben erschien 1663 unter dem Titel: „A. Buchner, Wegweiser zur teutschen Dichtkunst, herausgegeben von M. Georg Göze etc. Jehna, bei G. Sengewalden“. Im Jahre 1665 erschienen „August Buchner's Poet aus dessen nachgelassener Bibliothek, herausgegeben von Othone Prätorio.“ Wittenberg, bei Mich. Wenden und ebenda „A. Buchner's Anleitung zur deutschen Poeterey, wie er selbige kurz vor seinem Ende selbsten überlesen, an unterschiedlichen Orten geändert und verbessert hat, herausgegeben von Othone Prätorio.“ Prätorius war Buchner's Schwiegersohn und Amtsnachfolger. Von litterargeschichtlicher Bedeutung ist|ferner der lateinische Briefwechsel Buchner's; er erschien zuerst 1679, die siebente Auflage 1720.

    • Literatur

      Stübel, Curriculum vitae, Anhang zu Buchner's Orationes. 1705. S. 877; Hoffmann im Weimarischen Jahrbuch Bd. II. A. Buchner, von Dr. Wilhelm Buchner. Hannover 1863.

  • Autor/in

    Palm.
  • Zitierweise

    Palm, Hermann, "Buchner, Augustus" in: Allgemeine Deutsche Biographie 3 (1876), S. 485-487 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118913859.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA