Lebensdaten
1808 – 1879
Geburtsort
Oberstdorf (Allgäu)
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Historienmaler ; Radierer
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118894242 | OGND | VIAF: 74651479
Namensvarianten
  • Schraudolph, Johann (bis 1862)
  • Schraudolph, Johann von
  • Schraudolph, Johann (bis 1862)
  • mehr

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Zitierweise

Schraudolph, Johann von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118894242.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Ignaz (1785–1851), Kunstschreiner, Maler, Zeichner in O.;
    M Rosalie Weissenbach (1781–1851);
    B Claudius d. Ä. (1813–91), Historienmaler, Lithograph, Zeichner, Mitarbeiter seines Bruders in M. u. Speyer (s. ThB), Lucas (Taufname: Matthias) (1817–63), Historienmaler, seit 1840 Benediktiner in Kloster Metten (s. ThB);
    1833 N. N. ( 1875);
    K u. a. Johann, bayer. Major, Claudius d. J. (1843–1902), Genremaler, Illustrator, 1883-94 Dir. d. Ak. Stuttgart (s. ThB).

  • Biographie

    Nach erstem Zeichen- und Malunterricht bei seinem Vater kam S. 1825 an die Akademie der Bildenden Künste in München zu Joseph Schotthauer (1789–1869), als dessen Gehilfe in der Glyptothek er die Freskomalerei erlernte. Nach seiner Ausbildung reiste S. nach Florenz, Ravenna, Perugia und Rom. Seit 1832 Assistent bei Heinrich Maria v. Hess (1798–1863), einem der von Kg. Ludwig I. von Bayern geförderten Künstler, arbeitete S. für den großen Bilderzyklus in der Allerheiligen-Hofkirche in München (1830–37, im 2. Weltkrieg weitgehend zerstört) und war dort auch mit eigenen Entwürfen vertreten. Mit Joseph Anton Fischer war er an einigen Glasfenstern der Münchener Mariahilf-Kirche in der Au beteiligt (im 2. Weltkrieg zerstört). 1832 erschien seine lithographierte „Biblische Geschichte für Kinder“. Bei der Ausstattung der Kirche St. Bonifaz in München (im 2. Weltkrieg stark zerstört) durch Hess 1837-47 konnte S. u. a. fünf Bilder des Freskenzyklus' aus dem Leben des Hl. Bonifaz an den Wänden des Hauptschiffs der Basilika übernehmen.

    Als Hess den Auftrag zur Ausmalung des Doms von Speyer aus Altersgründen ablehnte, betraute Ludwig I. S. mit dieser Arbeit, die seinen künstlerischen Durchbruch bedeutete. Mitte Juni 1843 besuchten der König, S. und dessen Lehrer Hess den Speyerer Dom; eine Studienreise nach Rom 1844/45 diente zur Vorbereitung. Durch Hess an Friedrich Overbeck empfohlen, schuf S. hier die ersten Entwürfe zur Ausmalung des Domes, so für die Bilder der Kuppel und der drei Chöre. Auf seinen Entwürfen fußt der größte Teil der Bilder im Mittelschiff, nur einzelne Szenen stammen von der Hand seiner Schüler, wobei er auch hier die Entwürfe lieferte. Die Ausführung der 1844 vertraglich vereinbarten Fresken – 123 Gemälde mit insgesamt 470 meist überlebensgroßen Figuren an Wänden, Pfeilern und Gewölben – wurde 1846 begonnen und dauerte bis 1853. In dieser Zeit pflegte S. intensiven Kontakt zum kath.-philosophischen Kreis um Friedrich Christoph Schlosser (1776–1861) auf Stift Neuburg bei Heidelberg. Das theologische Programm des Domes entwarf der Speyerer Bischof Dr. Nikolaus v. Weis. Nach dem Rücktritt Ludwigs I. 1848 wurde die Ausgestaltung des Kirchenraums von Kg. Maximilian II. von Bayern gefördert.

    Auch die Ölgemälde S.s fanden großen Anklang bei Ludwig I., der mehrere großformatige Bilder noch vor ihrer Vollendung erwarb, und bei dessen Sohn Maximilian II. Am 1.10.1849 wurde S. als Nachfolger von Heinrich v. Hess zum Professor an der Akademie der bildenden Künste in München berufen, wo er bis 1878 tätig war.

    Das Hauptwerk des Spätnazareners S. bilden die Fresken im Dom zu Speyer. Im Langhaus ist in 24 Bildern das Marienleben mit alttestamentlichen Vergleichen dargestellt, die letzten zugehörigen Szenen bis zum Marientod waren im Stiftschor angebracht mit der Marienkrönung in der Apsiswölbung als Höhepunkt. Schon zu Ende des 19. Jh. sank jedoch die allgemeine Wertschätzung; nach dem 2. Weltkrieg verurteilte man die Malereien als romantische Entstellung und forderte die Freilegung der romanischen Raumschale. Mit Ausnahme der 24 Bilder über den Mittelschiffarkaden wurden die Fresken 1957-61 von den Wänden abgelöst und z. T. im Emporensaal des Westbaues, z. T. in der Pfarrkirche St. Peter in Kirchheimbolanden/Pfalz wiederangebracht.

  • Auszeichnungen

    bayer. Verdienst-Orden v. hl. Michael (1848);
    bayer. Maximilians-Orden f. Kunst u. Wiss. (1853);
    Gründungsmitgl. d. Ver. f. Christl. Kunst in München (1860).

  • Werke

    Weitere W u. a. Kartons f. d. Glasfenster im Regensburger Dom, in St. Martin zu Landshut u. in d. Salvatorkirche v. Kilndown (Kent);
    – Fragmente d. Kirchenfenster
    aus d. Bes. d. Auer Kirchenstiftung in d. Mayer’schen Hofkunstanstalt München;
    Ölgemälde:
    Geburt Christi, Kath. Pfarrkirche St. Marien, Neustadt/Weinstraße;
    Hl. Agnes, 1842;
    Himmelfahrt Christi, 1856;
    Christus heilt die Kranken, 1862;
    Maria, Johannes u. Maria Magdalena auf Golgatha, 1863;
    Der Fischzug, 1865 (alle München, Bayer. Staatsgem.slgg.);
    Anbetung d. Hirten u. d. Könige (München, Maximilianeum);
    kleinere Ölgem. u. 5 großformatige Bilder f. d. die russ.-orth. Kirche in Ssergiewsk (Serjefski, Rußland);
    – weitere Altarbilder
    f. d. Kreuzkirche in Allersburg, Breslau;
    Prutz (Tirol);
    Zeichnungen
    in d. Kunstslg. Basel, in d. Nat.gal. Berlin, im Stadtmus. München (Maillinger Slg.) u. im Hist. Mus. d. Pfalz Speyer.

  • Literatur

    ADB 32;
    A. Verbeek, Zur spätnazaren. Ausmalung d. Speyerer Domes 1846-1854, in: 900 J. Speyerer Dom, in: FS z. J.tag d. Domweihe 1061-1961, 1961, S. 138-64;
    A. Weigel, Aus dem Tageb. d. Malers J. S., in: Pfälzer Heimat, 15, 1964, S. 59 f.;
    J. Zink, Ludwig I. u. d. Dom zu Speyer, 1986 (P);
    R. Dölling, Die Bearbeitung d. abgenommenen S.-Wandgemälde d. Speyerer Doms, in: Dt. Kunst u. Denkmalpflege, 44, 1986, S. 181-85;
    Dt. Malerei d. 19. Jh., bearb. v. C. Heilmann u. C. Lenz, 1986, S. 67;
    G. Schickel, Neugot. Kirchenbau in München, vgl. Studien zu Architektur u. Ausstattung d. Kirchen Maria-Hilf in d. Au u. Hl.-Kreuz in Giesing, 1987, S. 138 ff., bes. S. 153 ff.;
    M. Schönenberg, Die Ausmalung d. Speyerer Domes (1846–1853/1862) durch J. B. S. u. seine Gehilfen, Diss. FU Berlin, 1989;
    E. Sebald, Nazarener in Schwaben, Ausst.kat. Günzburg/Dillingen 1990, S. 34-44;
    Spätklassizismus u. Romantik, Vollst. Kat., Bayer. Staatsgem.slgg. Neue Pinakothek München, Gem.kataloge, IV, bearb. v. T. Vignau-Wilberg, 2003, S. 473-81;
    Neue Pinakothek, Kat. d. Gem. u. Skulpturen, hg. v. d. Bayer. Staatsgem.slgg., Red. Ch. Metzger, 2003, S. 347 u. 457;
    ThB;
    BBKL.

  • Porträts

    Votivbild v. J. S., Speyer, Dom (über d. äußeren Bogenfeld d. Hauptportals), 1853, Abb. in: J. Zink, Ludwig I. u. d. Dom zu Speyer, 1986, S. 209 (s. L).

  • Autor/in

    Angelika Burger
  • Zitierweise

    Burger, Angelika, "Schraudolph, Johann von" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 522-523 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118894242.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA