Lebensdaten
1818 – 1888
Geburtsort
Freiburg (Breisgau)
Sterbeort
Freiburg (Breisgau)
Beruf/Funktion
Verleger
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118774042 | OGND | VIAF: 37712271
Namensvarianten
  • Herder, Benjamin
  • Herder, Benjamin Ignaz

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Zitierweise

Herder, Benjamin, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118774042.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Bartholomä (s. 1);
    B Karl Raphael (1816–65), Mitinh. d. Verlags, kaufte 1856 d. Bad „Krankenheil“ (heute Bad Tölz);
    - München 1863 Emilie (1843–88), T d. Franz Streber (1806–64), Prof. d. Archäol. in München, Numismatiker (s. ADB 36), u. d. Hermine Diez;
    1 S Hermann (s. 3).

  • Biographie

    H. wurde in seiner Jugend geprägt durch die 1837 im „Kölner Ereignis“ aufbrechende „katholische Bewegung“. Er war eine ernste, von höchstem Pflichtgefühl erfüllte Natur, tief religiös, und dachte kirchlich im Sinne der Zeit. Nach dem Tode des Vaters leitete er|das Unternehmen bis 1856 gemeinsam mit seinem Bruder Karl Raphael. Diesem fiel die kaufmännische und technische Leitung, H. die geistige Führung des Verlages zu, dem er erstaunlich früh eine neue Richtung wies. Die kostspieligen Kartenunternehmungen und der ganze Kunstverlag wurden aufgegeben, das (noch heute bestehende) Lehrlingsinstitut auf buchhändlerische Lehrlinge umgestellt, Rottecks berühmte Weltgeschichte als nicht mehr in die Verlagsrichtung passend nach der 14. Auflage abgegeben. H. faßte schon 1841 den Plan zu einem „Kirchenlexikon“ (1846-56 herausgegeben von H. J. Wetzer und B. Welte) und verstand es, die führenden katholischen Gelehrten in ganz Deutschland erstmals dabei zusammenzuführen. Mit ihnen (darunter F. A. Staudenmaier, J. B. von Hirscher, K. J. von Hefele, Ph. Hergenröther, F. Hettinger, M. J. Scheeben, J. Janssen, H. Denifle OP, A. M. Weiß OP und andere) und mit Autoren aus weltlichen Gebieten baute er den Buchverlag universal aus und gewann internationales Ansehen. 1853 brachte er das erste Herdersche „Conversationslexikon“ (5 Bände) heraus. Der Verlag war in seiner theologischen Richtung neuscholastisch, dazu historisch-kirchengeschichtlich (Janssens 8bändige „Geschichte des deutschen Volkes“ erschloß eine neue kulturgeschichtliche Sehweise) und stark volkspädagogisch (Alban Stolz und zahlreiche katechetische Literatur) orientiert. Dazu entstanden gediegene, zum Teil noch heute bestehende Zeitschriften („Stimmen der Zeit“ seit dem I. Vatikanischen Konzil, „Römische Quartalsschrift“, „Katholischee Missionen“, „Literatur Rundschau“ und andere). Weiß charakterisiert die Verlagsrichtung als einen „geistigen Befreiungskampf“ gegenüber den literarischen Gegnern der katholischen Kirche, der freilich zu der, auch durch den „Kulturkampf“ aufgezwungenen Getto-Haltung der Katholiken führte. H. gründete neue Zweiggeschäfte: Straßburg (1867–1918), München (1873), St. Louis/USA (1873), Wien (1886).

  • Literatur

    ADB 50;
    A. M. Weiß, B. H., 1890;
    König, in: Bad. Biogr. IV, 1891, S. 175 ff.;
    Ph. Dorneich, Vor 50 J., 1029 (Privatdr.);
    s. a. L z. Gesamtfam.

  • Porträts

    Phot. um 1860 u. Altersphot., Abb. b. Weiß/Krebs (s. L z. Gesamtfam.).

  • Autor/in

    Julius Dorneich
  • Zitierweise

    Dorneich, Julius, "Herder, Benjamin" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 604-605 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118774042.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Herder: Benjamin H., der jüngere Sohn des als Begründer der großen Verlags- und Kunsthandlung in Freiburg im Breisgau wohlbekannten Bartholomaeus H., wurde am 31. Juli 1818 in Freiburg geboren. Als im|J. 1839 dieser und seine Gemahlin kurz nach einander starben, ergab sich, daß sich das ausgedehnte Geschäft in einer kritischen Lage befand. Durch Universitätsstudien und längere Beschäftigung in einer großen Pariser Buchhandlung wohl vorbereitet, theilte sich Benjamin H. mit seinem kaufmännisch gebildeten älteren Bruder Karl Raphael in die Leitung des Geschäftes, das sich rasch wieder zu anerkannter Bedeutung erhob. Als 1856 der ältere Bruder ausschied, um das Bad Krankenheil bei Tölz zu übernehmen, wurde Benjamin der alleinige Inhaber der Buchhandlung. Der Herder’sche Verlag gewann bald eine große Ausdehnung und erstreckte sich zuerst über alle wissenschaftlichen Disciplinen, concentrirte sich aber später, den Tendenzen seines Inhabers entsprechend, auf Theologie, politische Geschichte, Kunst- und Litteraturgeschichte, Pädagogik durchweg in katholisch-conservativem Sinne und nimmt wol gegenwärtig auf dem Gebiete der katholischen Litteratur die erste Stelle in Süddeutschland ein. Unterstützt von den namhaftesten katholischen Gelehrten und Schriftstellern gab die Firma, welche mit der Zeit eine Anzahl von Zweigniederlassungen in Straßburg, München, St. Louis, Wien u. a. gründete, eine große Reihe wissenschaftlicher Werke, Zeitschriften, Lehrbücher u. s. f. heraus. Ein 1874 erschienener Katalog, der seitdem durch Jahreskataloge regelmäßig ergänzt wird, weist sämmtliche seit 1801 im Herder’schen Verlag erschienene Schriften nach. Den großen Anstrengungen, welche die Leitung eines so bedeutenden Geschäftes erfordert, war die Gesundheit Herder's in seinen späteren Lebensjahren nicht mehr gewachsen. Nach mehrjähriger Kränklichkeit starb er am 10. November 1888, hochgeschätzt von Allen, die geschäftlich oder persönlich mit ihm in Beziehungen getreten waren.

    • Literatur

      Badische Biographien IV, 175 ff., wo auch die bedeutendsten Werke des Herder’schen Verlages aufgeführt sind.

  • Autor/in

    v. Weech.
  • Zitierweise

    Weech, Friedrich von, "Herder, Benjamin" in: Allgemeine Deutsche Biographie 50 (1905), S. 226-227 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118774042.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA