Lebensdaten
1871 – 1941
Geburtsort
Seitingen bei Tuttlingen
Sterbeort
Bonn
Beruf/Funktion
Verleger
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 136592422 | OGND | VIAF: 80910328
Namensvarianten
  • Lehmann, Antonio
  • Lehmann, Anton

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Zitierweise

Lehmann, Antonio, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd136592422.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Anton (1840–1928), S d. Anton, beide Bauern u. Ziegeleibes.;
    M Genoveva Merz (1845–1924);
    ⚭ Emma Ringwald (1868–1944), Küfermnisters-T aus Freiburg (Breisgau);
    2 S, 1 T, u. a. Antonio (1899–1966), Inh. d. „Libreria Lehmann“ in San José de Costa Rica, Willy (* 1900), Dr. phil., 1938-73 Leiter d. Verlags Ferd. Dümmler, Konsul v. Costa Rica in Bonn.

  • Biographie

    Auf Empfehlung des Ortspfarrers ging L. bis 1891 zu dem Freiburger Verlagsbuchhändler Benjamin Herder in die Lehre. Während dieser Zeit bestand er 1889 in Karlsruhe das Reifeexamen für die Obersekunda. 1892 wurde er Gehilfe beim Herder-Verlag. Eine Lungenerkrankung erzwang eine Berufsunterbrechung und Kuraufenthalt in Davos. Nach der Wiederherstellung ging L. in das klimatisch günstige Ecuador-Hochland, wo er im Auftrag des Bischofs P. Schumacher von Porto Viejo eine kirchliche Buchhandlung, mit der ein Devotionalienhandel verbunden war, leitete. Die Liberale Revolution 1895/96 führte zur Ausweisung zahlreicher Geistlicher aus Ecuador, auch Schumacher wurde davon betroffen. L. versuchte, das bischöfliche Archiv unter Einsatz seines Lebens zu retten, mußte aber dann ebenfalls auf abenteuerliche Weise das Land verlassen. Er kam mit einer Empfehlung an Bischof Thiel nach Costa Rica, wo er seine zweite Heimat fand. Noch 1896 gründete er in San José die heute noch bestehende „Libería Lehmann“. L. erreichte, daß im Laufe von knapp 15 Jahren das deutsche Buch weitgehend das bis dahin im mittelamerikanamerikan. Raum vorherrschende französische ablöste. 1910 konnte L. seinem verläßlichen Prokuristen die Leitung übertragen und zunächst befristet nach Deutschland zurückkehren, nicht zuletzt wegen der Ausbildung seiner Kinder. Als er nach Costa Rica, dessen Staatsbürgerschaft er erworben hatte, zurückkehren wollte, brach der 1. Weltkrieg aus. L., der damals in Bonn lebte, wurde zunächst vom dortigen Borromäusverein, der die Aufgabe bekam, Lektüre im großen Stil für die Soldaten zu sammeln, beauftragt, die aus Spenden eingegangenen Bücher zu sichten und geeignete Werke auszusuchen.

    1916 erwarb L. den Verlag Ferd. Dümmler, der unter dem letzten Besitzer Maurer an Bedeutung verloren hatte. Er erweiterte trotz der Ungunst der Zeiten dessen bedeutendes astronomisches Programm, wobei seine persönliche Neigung für diese Wissenschaft mit maßgebend war. Die astronomische Zeitschrift des Verlages erhielt den ansprechenden Namen „Die Himmelswelt“, redigiert wurde sie von Plassmann; F. Bekker wurde als Autor gewonnen; Jean Peters publizierte seine bahnbrechenden Tabellen bei Dümmler. – Seinen einstigen Mitarbeiter im Borromäusverein, Ernst Wasserzieher, inspirierte er dazu, ein ableitendes Wörterbuch der deutschen Sprache, das dem Ursprung der Wörter nachging, abzufassen, das den Titel „Woher?“ erhielt. Es wurde ein Dauererfolg und ist bis heule in Hunderttausenden von Exemplaren erschienen. Andere Bücher von Wasserzieher wie „Hans und Grete“ (Erklärung von 2 000 Vornamen) hatten bald ähnlichen Erfolg. Weitere linguistische Bücher folgten. 1928 erwarb L. den Sprachverlag C. A. Koch (H. Ehlers) in Dresden. Nun erschienen in kurzer Folge Neuauflagen von 25 Bänden „Kochs Sprachführer für den Selbstunterricht“. Dazu kamen die Werke des Anglisten Gustav Krüger. 1926 wurde die Schriftenreihe „Leitfäden der Philosophie“ begründet mit Veröffentlichungen von Johannes Hessen, Aloys Müller, Martin Honecker, Siegfried Behn und anderen Bonner Universitätsdozenten. Der Kirchenhistoriker Heinrich Schrörs ließ 1927 bei Dümmler sein Werk über die „Kölner Wirren von 1837“ – den Streit zwischen der preuß. Regierung und dem Erzbischof Droste zu Vischering – erscheinen; zahlreiche pädagogische Werke, darunter die von Stanislaus v. Dunin-Borkowski, kamen heraus. Der Historiker Hans Rothfels publizierte „Carl von Clausewitz –Politik und Krieg“ (Nachdr. 1980).

    Naturgemäß lag L. die ibero-amerikan. Welt besonders am Herzen. Seine Firma in San José bestand fort, zunächst unter Leitung eines Prokuristen, dann unter der seines älteren Sohnes Antonio. Gemeinsam mit dem Geographen Otto Quelle und Otto Mattheis rief L. 1924 die Zeitschrift „Ibero-Amerikan. Archiv“ ins Leben, die 20 Jahre lang Aufsätze über den süd- und mittelamerikan. Raum aus der Feder berufener Fachleute geliefert hat, bis die Kriegsverhältnisse die Einstellung erzwangen. Sie ist später in Berlin wiedererstanden. L. war Honorarkonsul seiner zweiten Heimat Costa Rica in Bonn, und so war es natürlich, daß auch Spezialarbeiten über Costa Rica in Ferd. Dümmlers Verlag erschienen. Schließlich konnte L. auch die 10. Auflage des berühmten, traditionsreichen Astronomiewerkes von J. J. v. Littrow „Die Wunder des Himmels“, bearbeitet von F. Becker, am Ende seiner verlegerischen Tätigkeit herausbringen. – 1938 übergab L. die Verlagsleitung seinem jüngeren Sohn Willy, der sie im Sinne des Vaters fortführte.

  • Literatur

    A. Brauer, Dümmler-Chronik, 1958 (P).

  • Porträts

    Ölgem. v. A. Bernert (in Fam.bes.), Abb. b. Brauer, s. L.

  • Autor/in

    Adalbert Brauer
  • Zitierweise

    Brauer, Adalbert, "Lehmann, Antonio" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 74-75 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd136592422.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA