Lebensdaten
1555 oder 1550 – 1598
Geburtsort
Erfurt
Sterbeort
Calbe/Saale (an der Pest)
Beruf/Funktion
Dramatiker
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 11852299X | OGND | VIAF: 25393677
Namensvarianten
  • Kuhne, Johannes
  • Kuhn, Johannes
  • Khün, Johannes
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Cuno, Johannes, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11852299X.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Balthasar, Bäckermeister in Erfurt;
    um 1575 Kath., Pfarrers-T aus Burg b. Magdeburg;
    1 S, 7 T.

  • Biographie

    1566 in Erfurt immatrikuliert, 1571 Student, 1572 Baccalaureus, 1574 Magister, siedelte C. 1574 zum Theologiestudium nach Jena über. Er wurde 1576 Conrektor am Gymnasium zu Mühlhausen, 1577 Pfarrer in Horsmar, 1578 in Hemleben, 1583 in Bindersleben. Infolge Denunziation 1587 abgesetzt, lebte er zunächst auf einem ererbten Grundstück in Erfurt, wurde dann 1590 Collaborator (Lektor für Hebräisch) am Gymnasium zu Eisleben und verfaßte als solcher eine Grammatica Hebraea ad usum scholarum (1590). 1592 erhielt er eine Stellung als Rektor in Calbe, 1594 als Diakonus an der Stadtkirche daselbst. Als Theologe gehörte er der vermittelnden Richtung an und galt deshalb als Kryptocalvinist.

    Um die üblichen verweltlichten Dreikönigsumzüge gabenheischender Kinder zu ersetzen, verfaßte er ein Weihnachtsspiel „Ein schön christlich Action von der Geburt und Offenbarung des Herrn“ (1595, ²1598), das zunächst regelmäßig jährlich aufgeführt worden sein dürfte. Das Spiel beginnt mit der Verkündigung und führt bis zur Rückkehr aus Ägypten. Es ist in volkstümlichen, ungefügen Reimpaaren verfaßt, streut Gesänge ein und scheut dem Zeitstil gemäß weder Derbheiten noch Obszönitäten. Maria wird auf Anstiften des Teufels von einer Hexe verleumdet, muß im Tempel durch Gottesurteil ihre Unschuld erweisen und wird mit einer Ehebrecherin kontrastiert. Ebenso werden den frommen hilfsbereiten Hirten gottlose Hirten gegenübergestellt, die ihre Herden mutwillig in die Saatfelder treiben und durch plattdeutsche|Sprache herausgehoben werden. Mit der Not der Armen zeigt der Verfasser Mitgefühl. Der moralische erbauliche Zweck des Spiels wird durch einen volkstümlichen Schluß unterstrichen: Herodes, die Ehebrecherin und andere Sünder erreicht die Strafe schon auf Erden, während Jesus allen Intrigen zum Trotz zum Hohenpriester gewählt wird.

  • Literatur

    ADB IV;
    K. Eberlein, J. C. Leben u. Werk e. Dramatikers a. d. 16. Jh., in: Mühlhäuser Gesch.-bll. 30, 1931, S. 206-25;
    J. Biereye, Zum Leben d. Dichters Mg. J. C. aus Erfurt 1555-97, ebd. 31, 1932, S. 234-50;
    Goedeke II, 1886.

  • Autor/in

    Hellmut Rosenfeld
  • Zitierweise

    Rosenfeld, Hellmut, "Cuno, Johannes" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 437-438 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11852299X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Cuno: Johannes C., deutscher Dramatiker, geb. 1550 zu Mühlhausen in Thüringen, studirte u. a. in Jena, wurde Conrector in seiner Vaterstadt, dann Pfarrer an verschiedenen Orten. Abgesetzt und vertrieben, kam er gegen 1590 nach Eisleben, später nach Calbe an der Saale, wo er zwei Jahre lang Rector gewesen ist, hierauf Diaconus wurde und starb. — Er schrieb eine hebräische Schulgrammatik (1590) und ein Schauspiel „Von der Geburt und Offenbarung unsers Herrn“ (1595), das mit der Sendung Gabriels beginnt und die Geschichte Jesu bis nach der Rückkehr aus Aegypten verfolgt. Der überlieferte Stoff ist mit großer Unbefangenheit erweitert: Maria's Jungfrauschaft wird durch ein Gottesurtheil im Tempel bewährt, und im jüdischen Rathe der Aeltesten will man ihren Sohn zum Hohenpriester wählen. Das Stück hat schlechte Verse, aber mehrere Gesänge, und die volksthümliche Treuherzigkeit steht ihm gut an. In der Auffassung verräth sich jener Sinn für das Leben, welcher die Frucht durchlittenen Unglücks zu sein pflegt. Der Verfasser hat ein warmes Mitgefühl für die Leiden des armen Mannes, für die gedrückte Lage des Volkes. Ganz aus der Wirklichkeit genommen ist die Schilderung der gottlosen Hirten (sie sprechen plattdeutsch), welche muthwillig ihre Schafe ins Saatfeld treiben; anschaulich wird uns die Noth im Stalle zu Bethlehem, die Hirtenfrauen um das heilige Kind beschäftigt und dergleichen vor Augen gestellt. Die Hauptcharaktere sind gut gefühlt: die Schamhaftigkeit, Bescheidenheit und bibelfeste Frömmigkeit Maria's; die treue, discrete und liebenswürdige, ein wenig durch die Hülflosigkeit des Alters behinderte Sorge ihres Joseph; der schüchterne Diensteifer und die raschbereite Wohlthätigkeit der guten Hirten und ihrer Frauen. Davon heben sich die dunkleren Bilder vortrefflich ab: die Hexe, welche auf Befehl ihres Buhlen des Teufels die Jungfrau verleumdet; die bösen Hirten; Herodes; die Ehebrecherin, welche der Reinheit Maria's zur Folie dient.

    • Literatur

      Vgl. Adelung.

  • Autor/in

    Scherer.
  • Zitierweise

    Scherer, Wilhelm, "Cuno, Johannes" in: Allgemeine Deutsche Biographie 4 (1876), S. 642 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11852299X.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA