Lebensdaten
1801 – 1879
Geburtsort
Buttstädt (Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach)
Sterbeort
Weimar (?)
Beruf/Funktion
Anatom ; Arzt
Konfession
evangelisch?
Normdaten
GND: 117624330 | OGND | VIAF: 54930481
Namensvarianten
  • Theile, Friedrich Wilhelm
  • Theile, Friedrich
  • Theile, Friedrich Wilhelm
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Zitierweise

Theile, Friedrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117624330.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann Friedrich, Landwirt;
    M Eva Christiane Krause, T e. Leinewebers;
    1837 Cäcilie Luise, T d. Carl Wilhelm Adolph Weichardt (1786–1828), Dr., Math., Gymn.prof. in W. (s. NND VI), u. d. Luise Kayser, aus Jena.

  • Biographie

    Der naturwissenschaftlich und sprachlich begabte T. entschied sich nach Abschluß des Gymnasiums in Weimar 1819 für das Studium der Philologie an der Univ. Jena. Seit 1821 studierte er dort sowie in Würzburg Medizin und wurde in Jena zum Dr. med. et chir. promoviert (De musculis nervisque laryngeis, 1825). Nach einem Weiterbildungsjahr in Göttingen erhielt T. 1826 die Lehrbefugnis als Privatdozent für Physiologie und Anatomie in Jena. Er arbeitete nebenher als praktischer Arzt und beteiligte sich seit 1828 am Aufbau einer pharmazeutischen Lehranstalt. 1830 wurde T. zum ao. Professor ernannt, seine Antrittsvorlesung befaßte sich mit der Blutentnahme (De vario detractionis sanguinis generalis et localis effectu, 1832). T.s Vorlesungen behandelten neben Anatomie auch Physiologie, Anthropologie, Propädeutik, Chirurgie, Pharmakologie, Pharmakognosie und Rezeptierkunst.

    1834 nahm T. den Ruf an die neu gegründete Hochschule in Bern an, wo er zunächst das neue Institut für Anatomie einrichtete (Rektor 1842). Er lehrte alle Teilgebiete der Anatomie, betreute die Sezierkurse und forschte vergleichend-anatomisch. Die politische Radikalisierung in Bern seit 1846 sowie Querelen mit Kollegen, fehlende Mittel und Arbeitsüberlastung erschwerten T.s berufliche Situation, weshalb er 1853 seine Entlassung beantragte. Diese wurde genehmigt, er wurde zum Ordinarius befördert und erhielt eine Abfindung. T. lebte fortan in Weimar, arbeitete als praktischer Arzt, übersetzte Lehrbücher und publizierte Kasuistiken sowie eigene wissenschaftliche Arbeiten.|

    Als Forscher zeichnete sich T. durch Nüchternheit, Sorgfalt, Genauigkeit, Klarheit der Darstellung und Vielseitigkeit aus. 1841 erschien T.s Neubearbeitung der Muskel- und Gefäßlehre von Samuel Thomas v. Soemmerring (Lehre v. d. Muskeln u. Gefäßen d. menschl. Körpers). T. beschrieb darin erstmals kleine Rotatorenmuskeln, die am Processus transversus entspringen, zum Bogen des nächst höheren Wirbels ziehen und nur an der Brustwirbelsäule von Säugetieren vorkommen. T. erforschte die Anatomie und Physiologie von Muskeln, Gefäßen, Herz, Kreislauf und Leber, sowie den Cretinismus und die Mikrocephalie. Als Übersetzer trug er maßgeblich zum internationalen Wissenstransfer bei. Bis heute relevant ist seine Arbeit zur Gewichtsbestimmung der Muskulatur, die postum 1884 von Wilhelm His (1831–1904) herausgegeben wurde. Die Analyse Tausender Wägungsdaten führte u. a. zu einem gültigen Schätzwert des Anteils der Muskelmasse bei Erwachsenen mittleren Alters: ca. 36 % (Mann) bzw. 33,3 % (Frau) des Körpergewichts. Bekannte Eponyme sind Theile-Kanal (Sinus transversus pericardii), Theile-Drüsen (Gallenwege) und Theile-Muskel (Musculus transversus perinei superficialis).

  • Auszeichnungen

    A Med.rat;
    Mitgl. d. Weimarer Med.komm. (1853).

  • Werke

    W De musculi rotatoribus dorsi in homine et mammalibus a se detectis, in: Archiv f. Anatomie, Physiol. u. wiss. Med., 1839, S. 102–38;
    Über d. Triceps brachii u. d. Flexor digitorum sublimis d. Menschen, ebd., S. 420–30;
    Anat. Unters. eines Hypospadiaeus, ebd. 1847, S. 17–32;
    Über d. Arteriensystem v. Simia Innuus, ebd. 1852, S. 419–49;
    Leber, in: R. Wagner (Hg.), Hdwb. d. Physiol., Bd. 2, 1844, S. 308–62;
    Über Mikrocephalie, in: Zs. f. rationelle Med. 11, 1861, S. 210–49;
    Gewichtsbestimmungen z. Entwicklung d. Muskelsystems u. d. Skeletts b. Menschen, in: Verhh. d. Leopoldina 46, 1884, S. 135–471;
    Überss.: Die physikal. Unters.methoden, 1855 (n. J. B. Barth u. H.-L. Roger, Traité pratique d’auscultation);
    Die Epilepsie, 1855 (n. L. J. F. Delasiauve);
    Physiol. d. Menschen, 1856 (n. F. C. Donders);
    Bau u. Funktionen d. Medulla spinalis u. oblongata, 1859 (n. J. L. C. Schroeder van der Kolk);
    Das Mikroskop, 1859 (n. P. Harting).

  • Literatur

    L ADB 37;
    F. Haag, Die Sturm- u. Drangperiode d. Bern. Hochschule 1834–54, 1914, S. 30 f., 576 f. (P);
    E. Giese u. B. v. Hagen, Gesch. d. med. Fak. d. Univ. Jena, 1958, S. 447 f.; B. Behleit, Lb. d. Anatomen F. W. T., Diss. Jena 1962 (W-Verz., L
    , P);
    R. H. Laeng, Gesch. d. Säugetierforsch. in Bern, in: Mitt. d. Naturforschenden Ges. in Bern 30, 1973, S. 10–12 (P);
    BLÄ.

  • Autor/in

    Eberhard J. Wormer
  • Zitierweise

    Wormer, Eberhard J., "Theile, Friedrich" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 87-88 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117624330.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Theile: Friedrich Wilhelm Th., berühmter Anatom und Professor der Medicin, war am 11. November 1801 zu Buttstädt im Großherzogthum Sachsen-Weimar geboren und von seinem Vater ursprünglich für die Landwirthschaft bestimmt. Nach hartem Kampfe erreichte er jedoch die Erlaubniß, sich der Wissenschaft widmen zu dürfen. Nach Absolvirung des Gymnasiums in Weimar bezog er zum Studium der Philologie 1819 die Universität in Jena, wendete sich indessen bald der Medicin zu, erlangte 1825 die Doctorwürde, ging dann behufs weiterer Vervollkommnung nach Göttingen und habilitirte sich 1827 als Privatdocent in Jena. wo er sich gleichzeitig der ärztlichen Praxis widmete und sehr beliebte und besuchte Vorlesungen über Anthropologie hielt. 1828 übernahm er an Stelle des nach Dorpat berufenen Professors Goebel in Verbindung mit den Professoren Walch und Wakenroder die Leitung des pharmaceutischen Instituts, an welchem er Vorträge über pharmaceutische Waarenkunde und Geschichte des Apothekerwesens hielt. 1831 wurde er zum außerordentlichen Professor ernannt; 1834 folgte er einem Rufe als ordentlicher Professor der Anatomie an die neubegründete Universität in Bern. In letztgenannter Stellung war er fast 20 Jahre lang thätig, siedelte 1853 nach Weimar über und war hier bis zu seinem am 18. October 1879 erfolgten Tode praktisch und namentlich litterarisch ungemein thätig. Mit dem Titel eines Medicinalraths gehörte er der Weimarischen Medicinalcommission als Mitglied an. T. war ein ausgezeichneter, nüchterner und sorgfältiger Forscher besonders auf dem Gebiete der Anatomie, die er mit wichtigen Beiträgen bereicherte. Von hierhergehörigen Arbeiten sind zu nennen (nach Winter in der unten angegebenen Quelle): „De musculis nervisque laryngeis“ (Inauguraldissertation, Jena 1825); „De musculis rotatoriis dorsi“ (Bern 1838); „Die Lehre von den Muskeln und Gefäßen des menschlichen Körpers“ (Bd. 3 von S. Th. Sömmering's: Vom Bau des menschl. Körpers. 2. Aufl. 1841); „Ueber den Nutzen physiologischer Versuche an Thieren für die Heilkunde“ (Bern 1842). Th. erstattete für Schmidt's Jahrbücher der Medicin seit der Begründung dieser Zeitschrift die Referate über Anatomie und lieferte auch für andere encyklopädische Werke zahlreiche kritische Uebersichten und Artikel. Ein nicht geringes Verdienst hat er sich ferner durch Uebertragung einer Reihe von ausländischen Schriften ins Deutsche erworben. In dieser Beziehung sind zu nennen: „Die physikalischen Untersuchungsmethoden nach Roger und Hughes“ (Weimar 1855); „Delasiauve, die Epilepsie“ (a. d. Franz. Weimar 1855); „Donders, Physiologie des Menschen“ (a. d. Holländ. Leipzig 1856; 2. Aufl. 1859); „Schröder v. d. Kolk, Bau und Functionen der Medulla spinalis und oblongata und nächste Ursache und rationelle Behandlung der Epilepsie“ (a. d. Holland. Braunschweig 1859); „Harting, das Mikroscop“ (a. d. Holländ. Ebda. 1859; 2. Aufl. 1866—1867); „Tardieu, Vergehen gegen die Sittlichkeit“ (a. d. Franz. Weimar 1860); „Tardieu, die Vergiftungen“ (a. d. Franz. im Verein mit H. Ludwig. Erlangen 1868).

    • Literatur

      Vgl. Biogr. Lex. V, 643.

  • Autor/in

    Pagel.
  • Zitierweise

    Pagel, Julius Leopold, "Theile, Friedrich" in: Allgemeine Deutsche Biographie 37 (1894), S. 669-670 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117624330.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA