Lebensdaten
1812 – 1878
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Braunschweig
Beruf/Funktion
Optiker ; Mechaniker ; Industrieller
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 117478245 | OGND | VIAF: 30314531
Namensvarianten
  • Voigtländer, Friedrich von (seit 1865)
  • Voigtländer, Peter Wilhelm Friedrich
  • Voigtländer, Friedrich Ritter von (seit 1868)
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Zitierweise

Voigtländer, Friedrich Ritter von (seit 1868), Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117478245.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann Friedrich V. (s. 2);
    M Franziska Tiedemann;
    1) Anna Salvaterra (um 1818–44), 2) 1845 Nanny (1813–1902, 1] Gustav Otto Zincke(n) gen. Sommer, 1809–40, Kammersekr. d. braunschweig. Berg- u. Hüttenverw., s. NDB 24*), T d. Friedrich Wilhelm Langenheim (1779–1849), 1801 Amtsauditor in Helmstedt, 1807 Justitarius auf d. Kloster St. Laurentii in Schöningen, 1808–13 Maire d. Stadt Schöningen, ab etwa 1814 Advokat in B., u. d. Johanne Jacobi (1783–1832);
    4 S aus 2) Friedrich (s. 4), Oskar (1848–n. 1903), wanderte 1875 in d. USA aus, verschollen am Klondyke (Arizona), Rudolf (1854–1923), Kunstmaler in Berlin, Robert|(1855–1939), Landwirt in Weimar, 2 T aus 2) Clara (1851–1891, Albert Frohwein, 1840–1902, Rittmeister, Major in B.), Martha (1857–1909, Richard Schneider, 1848–1929, Ziviling. in Dresden), Stief-S Hans (Zincke[n] gen.) Sommer (1837–1922), Prof. f. elementare Math. an Collegium Carolinum in B., Rektor, Komp. (s. NDB 24).

  • Biographie

    Nach der Volksschule (1818–21) und der k. k. Normalhauptschule St. Anna (1821–24) besuchte V. 1825–27 die Realschule des k. k. Polytechnischen Instituts in Wien, anschließend absolvierte er im väterlichen Betrieb eine Lehre. 1831 ging er auf Wanderschaft, die ihn u. a. nach München, Stuttgart, Zürich, Bern, Paris und London führte. 1833 kehrte er nach Wien zurück und trat in den Betrieb des Vaters ein. 1837 wurde er Mitinhaber und Leiter, 1856 Alleininhaber des Unternehmens, das seit 1839 unter dem Namen „Voigtländer & Sohn“ firmierte. Seine bedeutendste Arbeit stellte V. 1840 her, als er auf der Grundlage der Berechnungen des Wiener Mathematikers Joseph Maximilian Petzval (1807–91) das erste analytisch berechnete Photoobjektiv der Welt konstruierte. Die geradezu revolutionäre Lichtstärke von 1:3,7 übertraf die Leistungsfähigkeit des konkurrierenden Objektivs von Charles Louis Chevalier (1804–59) um den Faktor 16 und schuf die technischen Voraussetzungen für die Porträtphotographie.

    Unter den Rahmenbedingungen eines günstigen Innovationsklimas trug das Petzval-Porträt-Objektiv zur Popularisierung der Photographie bei und gab entscheidende Anstöße für die Entwicklung der Photoindustrie und Photowirtschaft. Die von V. produzierte erste Metallkamera der Welt entwickelte sich schnell zum Verkaufserfolg. Die Kombination aus höchstem Fertigungsniveau und wissenschaftlichen Grundlagen sicherte den international anerkannten Ruf V.s als führender Hersteller hochwertiger Optik mit Produktionsstätten in Wien (bis 1868) und seit 1849 in Braunschweig. Träger der Produktion waren neben Photoobjektiven weiterhin Ferngläser; die Herstellung feinmechanischer Artikel trat in den Hintergrund. Bis Ende 1861 hatte das Unternehmen 10000 Objektive hergestellt. Der Aufbau eines Vertriebssystems mit selbständigen Agenturen in Europa und den USA gewährleistete den Absatz der Produkte. Die Marktführerschaft des Unternehmens wurde seit Ende der 1850er Jahre angefochten, als Emil Busch (1820–88), John Henry Dallmeyer (1830–88), Thomas Ross (1818– 70) und Charles C. Harrison ( 1864) mit verzeichnungsfreien Weitwinkelobjektiven überlegene Lösungen für die Architektur- und Landschaftsphotographie anboten. Als sich in Deutschland als Konkurrenz die „Optisch-Astronomische Anstalt C. A. Steinheil“ mit dem symmetrisch aufgebauten, von Koma und sphärischer Abweichung befreiten Aplanaten als Konstrukteur richtungsweisender Objektive profilierte, reagierte V. mit Preisnachlässen, Investitionen im Produktionsbereich, Lizenzbauten des Periskops von Steinheil und verstärkten Werbemaßnahmen. Er weigerte sich allerdings konsequent, das Innovationspotential der optischen Arbeiten seines Stiefsohns Hans Sommer anzuerkennen und umzusetzen. Das einstmals zukunftsweisende Unternehmen stagnierte, sein Ruf als Hersteller vorzüglicher Porträtobjektive blieb indes unangefochten.

    In seiner Wahlheimat Braunschweig trat V. als Förderer und Mäzen des „Vereins für Concert-Musik“ und des „Vereins zur Förderung der Sammlungen des Städtischen Museums“ hervor. In Österreich begründete er die „Voigtländer’sche Militärstiftung“ (1864) und die „Marie-Valerie-Stiftung“ (1868). Der Photographischen Gesellschaft in Wien stiftete er 1868 die Voigtländer-Medaille. 1876 zog sich V. aus dem Unternehmen zurück und übertrug die Leitung an seinen Sohn Friedrich.

  • Auszeichnungen

    |hzgl. braunschweig. KR (1864);
    Rr.kreuz d. Franz-Joseph-Ordens (1864);
    preuß. Kronenorden IV. Kl. (1864);
    Rr.kreuz d. mexican. Ordens v. Guadalupe (1865);
    Rr.kreuz d. toscan. Civil-Verdienst-Ordens (1865);
    Rr.kreuz I. Kl. d. hess. Verdienstordens Philipps d. Großmüthigen (1865);
    hzgl. sachsen-ernestin. Hausorden (1865);
    Rr.kreuz d. kgl. Schwed. Wasa-Ordens (1866);
    Orden d. Eisernen Krone III. Kl. (1868).

  • Werke

    |Letzte Erwiderung Herrn Kranz gegenüber, 1858;
    Akademiker Prof. Dr. Joseph Petzval in Wien beleuchtet v. Optiker V. in Braunschweig, 1859.

  • Porträts

    |Photogrr. (StadtA Braunschweig).

  • Zitierweise

    Grabenhorst, Carsten, "Voigtländer, Friedrich Ritter von" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 71-72 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117478245.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Voigtländer: Peter Wilhelm Friedrich v. V., Optiker, Sohn des Vorigen, geboren zu Wien am 17. November 1812, am 8. April 1878 zu Braunschweig. Nachdem dieser Enkel des berühmten Mechanikers J. C. Voigtländer seine Studien auf dem Wiener Polytechnikum vollendet hatte, machte er Reisen durch Deutschland, England und Frankreich und übernahm 1835 das väterliche optische Institut, welches er bald zu noch höherer Blüthe brachte. Die von ihm construirten Doppelperspective, die verbesserten Kellner’schen Oculare, und vor allem vorzügliche achromatische Fernrohre, über welche sich die Astronomen Gauß, Schumacher und Stampfer auf das günstigste aussprachen, gingen aus der Werkstätte Voigtländer's hervor, der selbst mit den mathematischen Grundlagen der höhern Optik vollkommen vertraut war. Auf Grund der Berechnungen des Wiener Professors Petzval fertigte V. das erste genaue photographische Porträtobjectiv und gab dadurch der Kunst, Lichtbilder herzustellen, einen ganz neuen Anstoß. Die Nachfrage nach solchen Gläsern wurde eine derartige, daß sich V. zur Begründung einer zweiten Anstalt entschließen mußte und zwar verlegte er dieselbe nach Braunschweig, aus welcher Stadt seine Gattin stammte. Bis zum Jahre 1865 waren aus der Fabrik bereits 18 000 photographische Objective hervorgegangen.

    Verschiedene Gründe, unter denen auch die von V. in einer eigenen Schrift (Braunschweig 1859) geschilderten Prioritätsstreitigkeiten ihre Rolle spielten,|bewogen ihn, die Wiener Fabrik 1868 aufzuheben und gänzlich nach Braunschweig überzusiedeln. Den österreichischen Adel hatte er 1866 erhalten, und sein Name wird durch je eine großartige Stiftung in Wien und Ungarn verewigt, welche er dort unmittelbar vor seinem Scheiden machte; für seine Person war er bereits 1849 nach Norddeutschland übergesiedelt. Am 1. October 1876 hatte er die Geschäftsleitung seinem ältesten Sohne Friedrich Ritter v. V. übergeben, während gleichzeitig auch sein Stiefsohn Dr. Sommer, Professor am herzoglichen Collegium Carolinum, der Firma in allen theoretischen Fragen zur Seite stand. An äußeren Ehren war F. v. V. sehr reich; wichtiger jedoch war für ihn zweifellos der Umstand, daß der Name V., unter dem insbesondere eine gewisse Gattung weit verbreiteter Marinefernrohre bekannt ist, sich einer stets wachsenden Achtung in allen industriellen und fachwissenschaftlichen Kreisen zu erfreuen hatte. Auf die großen Fortschritte, welche seit Gründung des Abbeschen glastechnischen Laboratoriums in Jena auch in dem Voigtländer’schen Etablissement erzielt wurden, kann hier nicht näher eingegangen werden.

    • Literatur

      Exner, Beiträge zur Geschichte der Erfindungen Oesterreichs, Wien 1873, S. 513 ff. — C. v. Wurzbach, Biogr. Lexikon des Kaiserth. Oesterreich, 50. Theil, Wien 1884, S. 235 ff. — F. Ritter v. Voigtländer; biograph. Skizze, Braunschweig 1874. — Privatmittheilungen.

  • Autor/in

    Günther.
  • Zitierweise

    Günther, "Voigtländer, Friedrich Ritter von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 40 (1896), S. 215-216 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117478245.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA