Lebensdaten
1753 – 1831
Geburtsort
Breslau
Sterbeort
Breslau
Beruf/Funktion
Dichter ; Übersetzer
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 117083682 | OGND | VIAF: 3239237
Namensvarianten
  • Londy (Pseudonym)
  • Bürde, Samuel Gottlieb
  • Londy (Pseudonym)
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Bürde, Samuel Gottlieb, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117083682.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann Valentin ( 1771), Zöllner, später Kirchenbedienter (Schaffer) in Breslau, S des Johann, Amtmann, aus Pommern stammend;
    M Joh. Eleonora ( 1809), T des Christian Friedrich Gaczes;
    1) Breslau 1786 jüngste T ( 1790) des Konsistorialrates Enger, 2) Breslau 1791 Christiane Emilie ( 1800), T des Professors Bertram, 3) Breslau 1805 Elisabeth ( 1806), T des Komponisten und Thomaskantors Johann Adam Hiller (1728–1804), Sängerin am Breslauer Theater;
    5 K aus 2), u. a. Friedrich Leopold (1792–1849), Pferde- und Schlachtenmaler.

  • Biographie

    B.s poetische Talente wurden durch seinen Lehrer Johann Caspar Arletius, den Rektor des Breslauer Gymnasiums Elisabethan, geweckt. Nach dem Rechtsstudium in Halle und kurzer Lehrtätigkeit in Breslau wurde er 1778 Sekretär des späteren preußischen Staatsministers Graf H. Ch. K. von Haugwitz, mit dem er dann in Freundschaft verbunden Reisen nach Italien und der Schweiz unternahm. Seit 1781 wirkte er als überzähliger Kammersekretär in Breslau, 1783 wurde er Sekretär bei der polnischen Grenzkommission, 1795 Geheimer Sekretär am schlesischen Finanzministerium, 1806 Kammer- und Kanzleidirektor; 1815 erhielt er den Titel eines königlichen Hofrates. B.s geistliche Lyrik ging von einem orthodox-protestantischen Christentum aus, neigte aber später unter dem Einfluß der Aufklärung mehr zu einer Vernunftreligion mit Bevorzugung des Moralliedes. Bei aller Schlichtheit des sprachlichen Ausdrucks fand er doch zu ganz eigenen, der Aufklärung fremden Wortprägungen hin. Seine geistlichen Lieder drangen weit über Schlesien hinaus. Zeitgebundener blieb seine weltliche Lyrik, wenn ihm auch wie im „Spaziergang“ ein seelisches Erleben Ausgangspunkt zu einer deskriptiven Naturdichtung wurde. Ungeteilte Anerkennung erhielt er für seine Übersetzung (in fünffüßigen Jamben) von John Milton's „Paradise Lost“. Er versuchte möglichst wortgetreu und einfach zu übersetzen. Reinheit und Schönheit der Sprache blieben gewahrt. Undeutsche Wendungen wurden vermieden, so daß er hier wesentlich über seine Vorgänger (z. B. F. W. Zachariae) hinausführte. B.s dramatische Versuche blieben ohne Wert. In seinen Verserzählungen blieb er den Vorbildern Gellert und Wieland verpflichtet und zeigte keine überdurchschnittlichen Leistungen. Er war u. a. Mitarbeiter bei den „Schlesischen Provinzialblättern“, dem „Teutschen Merkur“ (Pseudonym Londy), dem „Deutschen Museum“, dem „Neuen teutschen Merkur“, dem Vossischen Musenalmanach, Schillers Musenalmanach, den „Horen“.

  • Werke

    Geistl. Poesien, Breslau 1787, Halberstadt ²1794;
    Der Zobtenberg, Breslau 1788;
    Vermischte Gedichte, ebenda 1789;
    Johann Milton's Verlorenes Paradies, 2 T., Berlin 1793, neu übers. 2 T., Breslau 1822, ³1894 (textgetreuer Nachdr. d. Ausg. v. 1793);
    Erzählungen, Königsberg 1796, Berlin ²1796;
    Poet. Schrr., 2 T., 1803/05;
    Geistl. Gedichte, 1817;
    Auserlesene Gedichte, 1817.

  • Literatur

    ADB III;
    Hans Gg. Schulze, Milton's verlorenes Paradies in dt. Gewand, Diss. Bonn 1928;
    G. Gitschmann, S. G. B., Diss. Breslau 1941 (L, W); |
    Goedeke V, 1893, S. 442 f. (W), VII, 1906, S. 425 bis 427 (W, L);
    Frels;
    Kosch, Lit.-Lex. I (W, L). - Zu S Frdr. Leop.:
    ThB.

  • Autor/in

    Walter Kunze
  • Zitierweise

    Kunze, Walter, "Bürde, Samuel Gottlieb" in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 741-742 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117083682.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Bürde: Samuel Gottlieb B., thätiger Schriftsteller, war geb. 1753 zu Breslau, studirte in Halle, wurde 1776 Lehrer und Aufseher an einer Erziehungsanstalt, dann Secretär des nachmaligen Geheimen Cabinetsministers Grafen v. Haugwitz, mit welchem er eine 1785 von ihm beschriebene Reise in die Schweiz und nach Italien machte, seit 1781 geheimer Kammersecretär, starb 1831 als Canzleidirector. Seine schriftstellerischen Versuche begannen mit Beiträgen für eine Breslauer Wochenschrift: „Poetereien, Altvater Opitzen geheiligt“, und für Wieland's Deutschen Mercur, 1776, u. d. N. Londy gedruckt. Wieland's Beifall ermunterte ihn zu fortgesetzter Thätigkeit, namentlich im Uebersetzen aus dem Französischen und Englischen (Mercier, Tableau de Paris u. d. T. Schilderung von Paris, 1783; Die Morlacken von J. Wynne. Gräfin v. Ursini und Rosenberg, 1790; John Milton's Verlorenes Paradies, 1793 und 1822, Friedrich des Großen Oden, Episteln, vertraute Briefe etc. in Versen, 1794, Das verlassene Dörfchen, ein ländliches Gedicht, nebst einem Anhange von Elegien aus dem Englischen, 1796, u. d. T. Das verlassene Dörfchen und der Reisende. Zwei Gedichte von Dr. Goldsmith, aus dem Engl. neu übersetzt, 1802). Groß ist aber auch die Zahl seiner eigenen Werke. Außer lyrischen Dichtungen, geistlichen Poesien, 1787, 1794 und 1817, vermischten Gedichten, 1789, poetischen Schriften, 2 Bde. 1803 u. 1804, Erbauungsgesängen für den Landmann, hat B. namentlich Lustspiele ("Die Entführung", 1779), Trauerspiele ("Der Hochzeittag", 1779) und viele Texte für Singspiele und Operetten geschrieben und übersetzt ("Regata", 1794, in Musik gesetzt von Sander; „Don Silvio" von verschiedenen Componisten, als Sander, Fanti, Emmert; „Rübezahl" von Vogler; „Der Gemsenjäger" von Bierey; „Der Nachtwächter“ von Ebell componirt; endlich „Die Weiber von Weinsberg“, Oper in 2 Aufzügen u. a. m.). Außerdem zählt Hoffmann in seiner Monatschrift von und für Schlesien, S. 132, noch eine Menge prosaischer Werke, als Theaterreden, philosophische Abhandlungen, Novellen und Erzählungen auf, die von großer Productivität zeugen.|Ohne viel Eigenthümlichkeit zu besitzen, zeichnet sich B. doch durch wohlgefällige Formen aus. In den Liedern Hölty, in den Erzählungen Wieland folgend, erhebt er sich nirgends zu besonderer Höhe, vermeidet doch aber zu niedere Sphären. — Ein vollständiges Verzeichniß seiner Schriften in Hoffmann's Monatschrift a. a. O. Ueber seine Persönlichkeit s. Schummel, Bresl. Almanach 1801. S. 80. Seine geistlichen Lieder zeichnen sich vor denen Gellert's durch Eleganz aus und haben sich derselben manche in den Landesgesangbüchern erhalten ("Die stillen Abendstunden" etc., „Geist der Wahrheit, lehre mich" etc., „Gott, welch ein Kampf in meiner Seele" etc., „Ihr Menschen, hört" etc., „Wenn der Herr nicht die Gefangnen" etc., „Wenn ich in heißen Thränen schwimme" etc., „Der Frühling ist erschienen" etc., „Gott, Vater in dem Himmel, sprich“ etc., „Wir haben ihn zur Ruh gebracht“ etc. etc.).

  • Autor/in

    Palm. — P. Pr.
  • Zitierweise

    Palm, Hermann; Pressel, Paul, "Bürde, Samuel Gottlieb" in: Allgemeine Deutsche Biographie 3 (1876), S. 581-582 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117083682.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA