Lebensdaten
erwähnt 1208 oder 1228 , gestorben 13. Jahrhundert
Beruf/Funktion
Minnesänger
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 101245114 | OGND | VIAF: 64368254
Namensvarianten
  • Heinrich
  • Henricus notarius (in Urkunden)
  • Henricus scriptor (in Urkunden)
  • mehr

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Zitierweise

Heinrich der Tugendhafte Schreiber, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd101245114.html [29.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Unter dem Namen „Der tuginthafte Schriber“ überliefert die große Heidelberger, sogenannte Manessische Liederhandschrift (C), mit Bild und (nicht nachweisbarem) Wappen 49 Strophen = 12 Lieder. Die am Schluß dieser Sammlung aufgezeichneten fünf (Spruch-)Strophen, ein Dialog zwischen Gawan und Keie, sind sicher unecht. Im „Wartburgkrieg“ tritt H. selbst als Teilnehmer am Streitgespräch auf und verteidigt den Landgrafen Hermann von Thüringen gegen Ofterdingen. (Diese Verse in C, außerdem in der Jenaer und der Kolmarer Liederhandschrift, einem Basler Fragment und in der Wiener Titurel-Handschrift) Darin schon will man einen Grund sehen, H. mit jenem in thüringischen Urkunden 1208-28 bezeugten Henricus scriptor (auch H. notarius und pronotarius) gleichsetzen zu dürfen, zumal da auch Chroniken des 15. Jahrhunderts dem Sänger den Vornamen Heinrich geben. Das Adjektiv „tugendhaft“ kommt mit „Schreiber“ verbunden auch an anderen Stellen vor. Es ist jedoch kaum Bestandteil eines für einen Notar gebräuchlichen Titels im Sinne von „honestus“, „laudabilis“ (J. Grimm), sondern hat im vorliegenden Falle die Bedeutung von „zur Sangeskunst tauglich“ (C. von Kraus).

    Die nach Abzug des Gawan-Keie-Dialogs verbleibenden elf Lieder H.s, denen allerdings jegliche thüringischen Sprachmerkmale abgehen, verraten eine virtuose Beherrschung formaler|Mittel: Vielseitigkeit im Strophenbau, grammatischen Reim, die Neigung, sämtliche Strophen eines Liedes durch Responsionsreime zu verbinden, mit gleichen oder gleichstämmigen Wörtern zu spielen und mehrere Wörter für einen Begriff zu häufen. Diese Kriterien verweisen die Lieder ins Ende der 20er Jahre und nicht in den Anfang des Jahrhunderts (C. von Kraus gegen Bartsch).

    Das Bild in C scheint auf ein besonderes, offenbar allgemein bekannt gewesenes Ereignis im Leben des Sängers anzuspielen: H. ist mit Fußschellen gefesselt, hinter einer Querbank stehen zwei Personen mit lebhaften Handgebärden, im Vordergrund wägt ein Diener Münzen ab. Man wird diese Darstellung als den Loskauf eines Gefangenen deuten müssen, vielleicht aus der Schuldknechtschaft, was Illustrationen der Sachsenspiegelhandschriften erlauben könnten.

  • Werke

    Ausg. u. Kommentar: C. v. Kraus, Dt. Liederdichter d. 13. Jh., I Text, 1952, II Kommentar, besorgt v. H. Kuhn, 1958, je Nr. 53 (L).

  • Literatur

    ADB XI;
    Schneidewind, Der tugendhafte Schreiber am Hofe d. Landgf. v. Thüringen, in: Festschr. d. Karl-Friedrich-Gymnasiums zu Eisenach, 1887;
    W. Seydel, Meister Stolle n. d. Jenaer Hs., 1892, S. 60;
    A. v. Oechelhäuser, Die Miniaturen d. Univ.bibl. zu Heidelberg II, 1895, S. 280 ff.;
    H. Hess, Der Mönchshof b. Manebach u. s. Beziehungen z. „Tugendhaften Schreiber“, in: Mitt. d. Ver. f. Gotha. Gesch. u. Altertumsforschung, 1907-09;
    Ehrismann II, 2, 2, S. 284;
    de Boor-Newald II (unter Tugendhafter Schreiber);
    Vf.-Lex. d. MA II, V.

  • Porträts

    v. sog. Grundstockmaler, Anf. 14. Jh., in d. Gr. Heidelberger Liederhs., Abb. in d. Faks.-Ausg. d. Hs., 1925-29.

  • Autor/in

    Norbert H. Ott
  • Zitierweise

    Ott, Norbert H., "Heinrich der Tugendhafte Schreiber" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 423-424 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd101245114.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Heinrich, der tugendhafte Schreiber; Minnesänger. Der Vorname H. ist weder vor den Liedern in der Pariser Handschrift noch im Wartburgkriege, zu dessen Helden der tugendhafte Schreiber gehört, erwähnt. Aber mit großer Wahrscheinlichkeit und in Uebereinstimmung mit jüngeren Quellen vermuthet man, daß der Dichter der landgräfliche Kanzler sei, der zur Zeit der Landgrafen Hermann und Ludwig in thüringischen Urkunden von 1208—1228 als Henricus notarius und H. scriptor erscheint. Form und Inhalt der leider wenig zahlreichen Gedichte stimmen dazu. Sie bewahren den Charakter des edlen Minneliedes und zeichnen sich durch eine gewandte, rhetorisch durchgebildete Sprache und sorgfältigen Versbau aus. (Das Zwiegespräch zwischen Gawein und Keie dem Dichter abzusprechen, hat man keinen ausreichenden Grund. Walther von der Vogelweide und Wolfram werden durch das Treiben am Thüringer Hofe zu ähnlichen Gedanken angeregt.)

    • Literatur

      Von der Hagen, Minnesänger 4, 463. Bartsch, Liederdichter, S. XXXVIII.

  • Autor/in

    Wilmanns.
  • Zitierweise

    Wilmanns, Wilhelm, "Heinrich der Tugendhafte Schreiber" in: Allgemeine Deutsche Biographie 11 (1880), S. 641 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd101245114.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA