Lebensdaten
erwähnt 13. Jahrhundert
Beruf/Funktion
Dichter ; Minnesänger
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 104176962 | OGND | VIAF: 37345513
Namensvarianten
  • Der Taler
  • Taler, Der
  • Taler
  • mehr

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Zitierweise

Taler, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd104176962.html [19.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Aufgrund der alemann. Sprachformen der in der Manessischen Handschrift (C) überlieferten elf Liedstrophen (= drei Lieder) und des Leichs ist eine schwäb. oder schweizer. Herkunft T.s anzunehmen; eine eindeutige Identifizierung ist jedoch nicht möglich. Vielleicht war S. identisch mit einem der im 13./14. Jh. urkundlich bezeugten schweizer. Namensträger: den Ministerialen der Herren v. Rheineck und des Klosters St. Gallen (Lútold ain ritter von Tale 1255/65; Wernher de Tal miles 1294; Dietrich von Tal 1312) oder dem sich nach einem Weiler in der Zürcher Gemeinde Bach nennenden miles Rudolfus de Thale (urkundlich 1244). Zeitlich wäre am ehesten Leutold in Betracht zu ziehen. Mit der Anspielung auf T.s Beziehung zum stauf. Hof in der Miniatur des Grundstockmalers in der Hs. C – ein thronender König links (Heinrich [VII.] oder Konrad IV.?) überreicht im Beisein eines Herrn mit einem Reichssiegel am Gürtel rechts dem in der Mitte knienden Sänger ein Pergamentblatt mit dem Reichssiegel – wäre auch an Hildebrand vom Thale zu denken, den Angehörigen einer bei Schwäbisch Gmünd beheimateten Familie. Diese Vermutung fügt sich zum schwäb. Kontext der Erwähnung Gottfrieds v. Neifen in T.s Lied 3 und der Überlieferung des Lieds 2 unter dem Namen Ulrichs v. Winterstetten.

    Umstritten ist, ob der Leich (1), der traditionelle Motive des Minnesangs wie Maienfreude und Preis der Minnedame variiert und mit einer pastourellenartigen Begegnung des Sängers mit der Dame schließt, nur fragmentarisch überliefert ist (H. Kuhn) oder als „abgeschlossene Neifen-Parodie“ (H. Apfelböck) gelten kann. In Lied 2, einer fünfstrophigen Rundkanzone mit Natureingang, bezeichnet T. die Dame und die Minne zu ihr als Anstoß und Grund für seine Tätigkeit als Sänger; im dreistrophigen Lied 3 mit Terzinen gleicher Bauweise folgt auf den Natureingang eine Parodie auf übertriebenen Minnedienst. Das dreistrophige Lied 4 in Form einer Kanzone parodiert das höfische Botenlied: Der Sänger versucht mit allen Mitteln, auch durch sexuelle Anspielungen, jemanden zu überreden, der Dame ein Minnelied vorzutragen.

  • Werke

    F. H. v. d. Hagen, Minnesinger, T. 2, 1838, S. 146–84,. T. 3, 1838, S. 680, T. 4, 1838, S. 461–63;
    C. v. Kraus, Liederdichter, Bd. 1, ²1978, S. 546 f.;
    M. Schiendorfer (Hg.), Schweizer Minnesänger I, 1990, S. 274–79.

  • Literatur

    ADB 37;
    H. Kuhn, Minnesangs Wende, ²1967, S. 124 f.;
    O. Sayce, The Medieval German Lyric 1150–1300, 1982, passim;
    H. Apfelböck, Tradition u. Gattungsbewußtsein im dt. Leich, 1991, S. 7, 133 f. u. 140;
    Kosch, Lit.-Lex.³ (L);
    Vf.-Lex. MA ² (L).

  • Porträts

    Miniatur, 14. Jh. (Univ.bibl. Heidelberg, Cod. Pal. germ. 848, Gr. Heidelberger Liederhs., Codex Manesse, fol. 303r).

  • Autor/in

    Norbert H. Ott
  • Zitierweise

    Ott, Norbert H., "Taler" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 770-771 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104176962.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Taler: der Taler, Minnesänger der beginnenden Verfallzeit. Seine Sprache hat alemannische Eigenheiten; im übrigen ist die Herkunft schwer zu bestimmen, da es Herren von Tal in verschiedenen Gegenden gab. Meist hält man ihn für einen Schweizer, dann wäre es wohl der Ritter Leutold von Tal, 1255—1265, Dienstmann von St. Gallen. Seine Stellung in der Pariser Handschrift ist dafür aber nicht beweisend, da er in einem ursprünglichen unversehrten Senio des Grundstückes der Sammlung (v. Oechelhäuser, Neue Heidelberger Jahrbücher III, 186—87) nicht nur mit den Schweizern Wengen, Pfeffel, Steinmar, sondern auch mit dem Alemannen Wissenlo und dem zur Thüringer Schule gehörigen Schreiber zusammensteht. Das Bild der Handschrift läßt ihn knieend einem König eine Schriftrolle überreichen; dies hat man gewiß mit Recht auf Beziehungen zu Heinrich, Friedrich's II. Sohn, gedeutet, der um sich einen Dichterkreis versammelte. Neifen, der hier eine große Rolle spielte, wird von T. neckend erwähnt. T. ist also doch wohl ein Angehöriger des schwäbischen Geschlechts, in dem (wie bei den benachbarten Neifen und den Wintersteten) ein Hofamt bei den schwäbischen Herzogen erblich war.

    Der Taler ist wol der jüngste Sproß dieser schwäbischen Hofdichtung. Erhalten sind von ihm ein Liebeslied mit einer enggehäuften Menge abgenutzter Reime und zwei der Originalität nicht entbehrende Liedchen. Nach Art jenes Dichterkreises verbindet er in dem ersten höfische Formen mit dörperlichem Inhalt, lehnt die Winterklage ab und enthüllt seine Dame als eine in Lumpen gehende Magd; das zweite zeigt ihn in Unterhaltung mit zwei Knappen, Hinz und Kunz, die seine gefährliche Liebesbotschaft nicht überbringen wollen. Ironie und äußere Virtuosität, Neigung, die alte Form mit neuem, ans Epische oder Dramatische streifenden Inhalt zu erfüllen, stammen aus der Schule Neifen's; spielmannsmäßige Töne, wie der Farbencontrast der Schlußpointe des ersten Liedes, lagen in der Zeit. Aber dem Taler ganz eigen ist das Geschick, mit dem er auf Grund dieser Manieren vor den Augen des Zuhörers Novellen im Keim entstehen läßt (das Gelübde des Liebhabers, der Mord am Liebesboten) und sie dann durch ein realistisches Genrebild ablöst (Gang in den Heuschober, der Aepfel|essende Knecht). Vielleicht verdankt er seiner Originalität die handschriftliche Gruppirung zu dem Schreiber und Steinmar.

    • Literatur

      Text: Bartsch, Schweizer Minnesänger S. 66 f. — Litteratur ebenda S. XLVII. —
      v. d. Hagen, Minnes. 4, 461. — Grimme in Pfeiffer's Germania 35, 312.

  • Autor/in

    Richard M. Meyer.
  • Zitierweise

    Meyer, Richard M., "Taler" in: Allgemeine Deutsche Biographie 37 (1894), S. 362-363 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104176962.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA