Lebensdaten
erwähnt 1312 oder 1324 , gestorben 14. Jahrhundert
Beruf/Funktion
Minnesänger ; Dichter
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 104083182 | OGND | VIAF: 44732438
Namensvarianten
  • Hetzbold, Heinrich
  • Hetzebolt von Weißensee, Heinrich
  • Hetzebolt, Heinrich
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Hetzbold von Weißensee, Heinrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd104083182.html [16.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus Thüringer Ministerialengeschl., das in Weißensee u. Schönstedt b. Erfurt ansässig war. 1282 wird ein Bertoldus dictus Hezbolt de Schinstete, castrensis zu Weißensee zum 1. Male erwähnt, d. letzte Nachweis e. Hans Hetzebold, Burgmann zu Weißensee, datiert v. 1420.

  • Biographie

    H. nennt sich in einem seiner Lieder selbst. Urkundliche Hinweise von 1312, 1319 und 1324 belegen, daß er Kastellan zu Weißensee war und dort beziehungsweise in Schönstedt Besitzungen hatte. Seine Identität mit einem 1345 urkundenden Heinrich Heczebolt, wohl einem beichlingischen Lehnsmann, ist nicht auszuschließen. Auch die Überlieferung der 8 Lieder (Anordnung unter den Nachträgen der großen Heidelberger Liederhandschrift C zwischen 2 mitteldeutschen Sängern), Dialektspuren (nasallose Infinitive), vor allem die spürbare Nachwirkung Morungens wie Anklänge an H.s dichtenden Landsmann Kristan von Luppin weisen nach Thüringen. – Seine Lieder aus jeweils drei Strophen in Kanzonenform zeigen neben motivlichen und wörtlichen Anleihen bei Morungen Einwirkungen Neifens und Konrads von Würzburg, bezeugen aber in ihrem Aufbau wie auch in der Fertigkeit des Reimens eigenständiges Talent. In beschwingten, tanzliedartigen Rhythmen (zwei Strophen eines Liedes haben Refrain) besingt er seine „keiserinne“ und – glaubhafter – sein „zuckerkrûtken“, ihr „lôslîchez grüezen“, ihre „kel unde hende wîzer danne ein snê“ und besonders ihr zum Küssen reizendes rotes „mündel vreche“. Preisende Beschreibung, nicht trauernde Reflexion bestimmt bei aller Klage über erlittene Minnepein sein Werben um das anmutige „vröuwelîn“, dem er in provenzalischer Manier den Namen „der Schœne Glanz“ gibt.

  • Werke

    Ausgg. ; F. H. v. d. Hagen, Minnesinger, Dt. Liederdichter d. 12., 13. u. 14. Jh., 1838, Neudr. 1962/63, Bd. 2, S. 22-25, Bd. 4, S. 316-18;
    K. Bartsch, Dt. Liederdichter d. 12.-14. Jh., ⁸1928 besorgt v. W. Golther, S. 351-53 u. S. XCII (2 Lieder);
    C. v. Kraus, Dt. Liederdichter d. 13. Jh. I (Text), 1952, S. 148-52, II (Kommentar, besorgt v. H. Kuhn), 1958, S. 177-82 (L);
    H. de Boor, MA, Texte u. Zeugnisse, 2. Teilbd., 1965, S. 1643 f. (2 Lieder).

  • Literatur

    ADB XII (unter Hetzbolt), 41 (unter Weißensee);
    E. Walter, Verluste auf d. Gebiet d. mhd. Lyrik, 1933, S. 90;
    K. Helm, H. H. v. Wîzensê (VII, 1, 5), in: German.-roman. Mschr. 29, 1941;
    de Boor-Newald III/1;
    E. Jammers, Das kgl. Liederbuch d. dt. Minnesangs, Eine Einführung in d. sog. Maness. Hs., 1965 (s. Register, P);
    Vf.-Lex. d. MA II.

  • Porträts

    in d. gr. Heidelberger Liederhs. (Heidelberg, Univ.bibl.), Abb. in d. Faks.ausg. d. Hs., 1925|-29 (das Bild zeigt in Anspielung auf H.s Namen einen Ritter auf d. Eberjagd. Das Wappen entspricht weitgehend d. Hetzboldschen Siegel d. Urk. v. 1345: 3 - statt 2 - schwarze Schrägbalken in Blau mit 2 bzw. 3 goldenen Rosen).

  • Autor/in

    Marianne Kreutzer
  • Zitierweise

    Kreutzer, Marianne, "Hetzbold von Weißensee, Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 34-35 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104083182.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Hetzbolt: Heinrich H. von Weißensee, Dichter, aus Weißensee bei Erfurt, dichtete wahrscheinlich am Anfang des 14. Jahrh., da er in der Pariser Liederhandschrift, die allein seine Minnelieder enthält, neben seinem um 1305 urkundlich nachgewiesenen Landsmann Christian von Lupin steht. Seine Lieder verrathen seine Heimath und sind stark thüringisch gefärbt. Bekanntschaft mit romanischer Lyrik zeigt er durch die Verwendung eines Verstecknamens für seine Geliebte, welche er „Schöne Glanz“ nennt, ein Gebrauch, der besonders bei den provenzalischen Troubadours herrschte.

    • Literatur

      v. d. Hagen, Minnesinger 2, 22—25. 4, 316—318; Bartsch, Liederdichter, 2. Aufl. S. LXXIII.

  • Autor/in

    Bartsch.
  • Zitierweise

    Bartsch, Karl; Meyer, Richard M., "Hetzbold von Weißensee, Heinrich" in: Allgemeine Deutsche Biographie 12 (1880), S. 322 unter Hetzbolt [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104083182.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Weißensee: Heinrich Hezbolt von W., thüringischer Minnesinger, 1312—45 zu belegen. Mit Kristân von Lupin und dem Düring stellt ihn schon der Grundstock der Heidelberger Handschrift zusammen: sie bilden die jüngere Generation einer durch Heinrich von Morungen begründeten, durch Kristân von Hamle und den Tugendhaften Schreiber befestigten thüringischen Dichterschule, aus deren Bezirken auch der Wartburgkrieg hervorging. Gemeinschaftlich hegen sie alle das Bestreben, die neue Manier des vom Rhein her eingeführten (und wol durch Veldeke persönlich dort vermittelten) Minnesangs an einheimische Art anzuknüpfen; ferner lieben sie es sämmtlich (was wol aber mit dem andern zusammenhängt), epische Töne anzuschlagen. So verwandelt auch W. eine Liebesformel in eine Situation; Andere sagen: „ihr Mund gleicht einer Rose“, er aber: „ich sah ihren Mund wie eine Rose hervorglänzen“. Auch in stark dialektischen Formen und in Anklängen an Morungen verräth er heimische Art. Diese schließt aber Originalität nicht aus, wie sie besonders der hüpfende Fall seiner Verse und die neuen hellen Reime zeigen; ebenso wenig hindert sie aber auch die (von Morungen her beliebte) directe Anlehnung an provençalische Art in Fremdwörtern in der sonst bei den Deutschen kaum zu belegenden Anwendung eines Verstecknamens ("der schöne glanz") für die Geliebte. Bei den einheimischen Spielleuten lernte er den übermüthigen Ton, mit dem er sich selbst als „tumben Affen“ bezeichnet und für seine Dame Anreden wie „min zuckerkruckîn“ erfindet, lernte er auch sein eines Gedicht durch Selbstnennung am Schluß zu signiren. Er beweist uns, wie viel gesunde Dichterkraft durch den Sieg der orthodoxen Minnepoesie, die zu der volksthümlichen Dichtung in Gegensatz gerieth, verloren ging.

    • Literatur

      Text: v. d. Hagen's Minnesinger 2, 22; zwei Lieder in Bartsch' Liederdichter, S. 282. — Biographisches: v. d. Hagen 4, 316; Grimme, Der Minnesinger Kristan von Lupin (Diss. Münster 1885), S. 16 Anm.; Ders., Pfeiffer's Germ. 32, 421. — Zum Thüringer Minnesang: Roethe, Reinmar von Zweter Anm. 206.

  • Autor/in

    Richard M. Meyer.
  • Zitierweise

    CC-BY-NC-SA