Dates of Life
erwähnt 522, gestorben 534
Occupation
Königin der Ostgoten
Religious Denomination
andere
Authority Data
GND: 102420246 | OGND | VIAF: 7030951
Alternate Names
  • Amalasvintha
  • Amalasuintha, Ostgotenreich, Königin
  • Amalasventha, Regina Ostrogothorum
  • more

Objekt/Werk(nachweise)

Relations

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Places

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Citation

Amalasvintha, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd102420246.html [16.04.2024].

CC0

  • Biographical Presentation

    Amalasvintha, Tochter Theodorichs des Großen und der Audefleda, der Schwester des Frankenkönigs Chlodovech; Theodorich hatte keine Söhne und die schwerste Sorge mußte für den „Beherrscher der Gothen und der Italiener“ der Zweifel bilden, ob es gelingen werde, den kühnen Bau seiner genialen Persönlichkeit auch nach deren Wegfall aufrecht zu halten. Die Anhänglichkeit der Gothen an die götterentstammte Dynastie der Amaler, deren Ruhm in der alten Heldensage des Volkes lebte und durch die Thaten Theodorichs neuen Schimmer gewonnen hatte, war allerdings tief gewurzelt; gleichwohl mochte die Vererbung des Scepters an ein Weib, entgegen vorherrschender germanischer Rechtssitte und gegenüber der gefährdeten Lage des jungen Reiches, ungesichert erscheinen. Deshalb vermählte 515 Theodorich die Tochter mit einem Mann, der ebenfalls das Blut der Amaler in den Adern trug, mit Eutharich Cillica, einem Sprößling der zweiten Hauptlinie der Amaler, der Ermanarichs: (s. diesen) seinem Eidam hatte der König, wenn nicht die Krone, doch die Vormundschaft und Regentschaft für Athalarich, den Sohn Amalasvintha's und Eutharich's, geb. 517/518, zugedacht. Aus solcher Absicht mußte Eutharich in enge Verbindung mit Kaiser Justinus treten, der ihn durch Waffenleihe zum Adoptivsohne annahm, und, als ihm das Consulat für das Jahr 519 verliehen worden, durch prachtvolle Circusspiele zu Rom, durch Freigebigkeit und Milde die Italiener zu gewinnen suchen. Doch ließ er es an Kraft und Entschiedenheit gegen die fanatisch katholische Partei, die Feinde der Gothen als arianischer Ketzer, nicht fehlen. Da Eutharich bald darauf starb, mußte Theodorich bedacht sein, den Uebergang der Krone auf seinen unmündigen Enkel durch andere Mittel zu sichern: er ließ die Grafen und Edeln der Gothen, dann die gesammte Bevölkerung der Residenzstadt Ravenna schwören, bei seinem Tode keinen anderen als den Knaben Athalarich unter der Vormundschaft und Regentschaft seiner Mutter Amalasvintha als König anzuerkennen. Nach Theodorichs Tod (526) suchte A. die aus dem Gegensatz der Nationalitäten, der Neigung der Gothen zur Gewalt gegen die Römer drohenden Gefahren dadurch zu beseitigen, daß sie beide Völker sich gegenseitig Gehorsam gegen den jungen König und diesen die Fortführung der milden Regierung seines Vorgängers, — Aufrechthaltung der religiösen Toleranz gegen die romanischen Katholiken seines Reiches, Gewährung des Friedensschutzes und der politischen Gleichstellung mit den Gothen — eidlich geloben ließ; zumal die einflußreichen Bischöfe suchte die Regentin zu gewinnen. Aber ihre Stellung war unsicher und das Reich bedroht; die Senatspartei und die|Katholiken waren durch die letzten Vorgänge unter Theodorichs Regierung schwer gereizt; in Byzanz bestieg im J. 527 den Thron ein Mann, der die Wiedervereinigung des Abendlandes mit dem oströmischen Reiche plante. A., vollständig romanisirt — der große Theodorich hatte, seiner Begeisterung für die antike Cultur folgend, die Tochter zur Römerin erziehen lassen: sie sprach griechisch und lateinisch wie gothisch — warf sich völlig diesem gefährlichsten ihrer Feinde, Justinian, in die Arme. Ihrem Volk war sie entfremdet: mit Ingrimm sahen die gothischen Großen, wie sie ihren Sohn, statt zu einem germanischen Heldenkönig, zu einem römischen Imperator heranbildete: A. hatte schon Athalarichs Thronbesteigung dem Kaiser (Justinus) in einem demüthigen Schreiben angezeigt und um dessen Schutz für die zarte Jugend des Knaben gebeten, der vermöge der Annahme Eutharichs zum Waffensohn sein, des Kaisers, Enkel sei. Gegenüber den äußeren Feinden, Gepiden, Franken, Burgunden wich die Regentin mit ihrer Politik zurück: sie vermochte die Ermordung ihrer Tante Amalafrida (s. Trasamund) durch die Vandalen, den Untergang ihres Neffen Amalarich im Westgothenreich, den Sturz des verschwägerten Königshauses der Thüringer durch die Franken weder zu hindern noch zu rächen. Im Innern stützte sie sich, wie Cassiodorus nicht genug preisen kann, völlig auf die römische Senatspartei: nicht ein Römer wurde während ihrer achtjährigen Regierung an Leib oder Gut gestraft, Steuernachlässe, zahlreiche Beförderungen, günstige Kirchengesetze, Rückgabe der confiscirten Güter des Symmachus und Boëthius an deren Erben, Freigebung verhafteter Römer, Bestrafung gothischer Gewaltthätigkeit sollten die Herzen der Romanen gewinnen. Dahin gehört auch die Publication des sogenannten Edictum Athalarici, welches, eine Fortbildung und Ergänzung des in gleicher Tendenz von Theodorich erlassenen umfangreicheren Edicts, besonders den Schutz des Landfriedens bezweckte. Alle diese Bestrebungen konnten die Spannung der nationalen und confessionellen Gegensätze in diesem Reiche nicht lösen. Zumal die römische Erziehung Athalarichs erbitterte die gothischen Großen und als sie ihn einst im Palaste weinend der Mutter entlaufend trafen, die ihn wegen kleinen Fehlers geschlagen, forderten nun die ertrotzten Edeln des Volkes Aenderung des Erziehungssystems: wer als Knabe vor der Ruthe des Schulmeisters gezittert, werde als Mann vor dem Speer des Feindes zittern. Sie umgeben ihn mit jungen Gothen, welche ihn alsbald zu Trunk und Ausschweifung verführen und gegen die Vormundschaft der Mutter aufreizen. Vergebens sucht diese durch Entfernung der drei Führer der adligen Opposition an die Marken des Reiches den Widerstand zu brechen. Als jene Männer gleichwol in Verbindung untereinander und im Trotz gegen sie verharren, beschließt sie, durch Mord sich dieser Gegner zu entledigen. Für den Fall des Mißlingens dieses Planes erbittet sie sich Asyl in Byzanz bei Justinian, das dieser bereitwillig gewährt. Doch gelang die blutige That und sie blieb in Ravenna. Gleichzeitig hatte aber auch ein anderer Sproß des Königshauses, Amalasvinthens Vetter, der habsüchtige Theodahad, geheime Verhandlungen mit Justinian gesponnen und diesem ganz Tuscien, wo er reich begütert war, gegen große Summen in die Hände zu spielen versprochen. Während dieser Vorgänge war der junge Athalarich durch seine Ausschweifungen in unheilbare Krankheit gestürzt und dem Tode nahe gebracht worden. A. verzweifelte daran, die Zügel der Herrschaft in diesem Fall in den Händen behalten zu können, sie erneute die geheimen Verhandlungen mit Justinian und erbot sich, ihm ganz Italien abzutreten gegen ehrenvolle Aufnahme am kaiserlichen Hof. Aber der Gesandte Justinians, der Rhetor Petrus, soll zugleich — so berichtet wenigstens Procop in seiner Geheimgeschichte — im geheimen Auftrag der Gattin Justinians, der berüchtigten Theodora, welche eifersüchtig die schöne, edelgeborene und hochgebildete Gothenfürstin von diesem Hofe fern zu halten trachtete, deren Untergang geplant haben. Als Athalarich vor Abschluß jener Verträge mit Justinian starb, entschloß sich A., ihren oben genannten Vetter Theodahad, dessen Feindschaft sie sich freilich durch Zügelung seiner Habsucht zugezogen wußte, auf den Thron des Gothenreiches zu erheben, indem sie in einem geheimen Vertrag sich die wirkliche Ausübung der Herrschaft ausbedang. Theodahad willigte, scheinbar ausgesöhnt in jenen Vorbehalt, ließ aber alsbald im Einvernehmen mit den Verwandten der von ihr ermordeten gothischen Edeln die treuesten Anhänger der Fürstin tödten diese selbst gefangen auf ein festes Schloß der kleinen Insel im Bolsenersee in Tuscien abführen und daselbst im Bad ermorden, sei es auf Andringen jener Bluträcher, sei es auf geheimes Anstiften des Petrus hin, der freilich öffentlich mit der Rache seines Kaisers für diesen Frevel drohte. — So endete die Tochter des großen Theoderich. Begabt und hochgebildet, hat sie gleichwohl durch die blinde Verehrung für die antike Cultur das Werk ihres Vaters schwer gefährdet das Volk, für das sie kein Herz hatte, verrathen und sich in Verblendung, Herrschsucht und blutiger Gewaltthat das Netz des Verderbens selbst bereitet, welches dann byzantinische Arglist über ihrem Haupte zusammenzog.

    • Literature

      Litteratur: Manso, Geschichte des ostgothischen Reiches in Italien, Breslau 1824. Dahn, die Könige der Germanen, II. München 1861.

  • Author

    Dahn.
  • Citation

    Dahn, Felix, "Amalasvintha" in: Allgemeine Deutsche Biographie 1 (1875), S. 380-382 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd102420246.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA