Porges, Otto
- Lebensdaten
- 1879 – 1967
- Geburtsort
- Brandeis/Elbe (Böhmen)
- Sterbeort
- Chicago
- Beruf/Funktion
- Internist ; Arzt
- Konfession
- jüdisch
- Normdaten
- GND: 140277374 | OGND | VIAF: 163061373
- Namensvarianten
-
- Porges, Otto
Biografische Lexika/Biogramme
Quellen(nachweise)
Literatur(nachweise)
- Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
- Normdateneintrag des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB)
- Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
- Gemeinsamer Verbundkatalog (GBV)
- * Literaturnachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- * Werknachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- Personen im Wien Geschichte Wiki [2012-]
Objekt/Werk(nachweise)
Verknüpfungen
Von der Person ausgehende Verknüpfungen
Personen in der NDB Genealogie
Personen im NDB Artikel
Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.
Orte
Symbole auf der Karte
Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.
-
Genealogie
V Samuel;
M Emilie Nossal;
⚭ 1917 Marie Loew (1896–1959, kath.), aus Brünn;
1 S →Karl Gustav (* 1920), Kernphysiker in Argonne (Illinois, USA), 1 T Franziska Hosken (Ps. Fran P. →Hosken, * 1919, kath., später konfessionslos), Architektin, Designerin u. Feministin in Lexington (Mass., USA) (s. BHdE II). -
Biographie
P. besuchte das Gymnasium in Teplitz und Prag, studierte an der Deutschen Univ. in Prag und in Straßburg Medizin, legte 1903 in Prag das medizinische Staatsexamen ab und wurde promoviert. Nach dem Dienst in der österr. Armee wurde er 1905 Assistent am bakteriologischen Institut der Univ. Wien, 1907 am Robert-Koch-Institut in Berlin bei →August v. Wassermann (1866–1925). 1908 trat er in die I. Med. Klinik der Univ. Wien ein, wo ihn →Carl v. Noorden (1858–1944) an die Stoffwechselforschung heranführte. P.|habilitierte sich 1910 für das Fach „Innere Medizin“ und wurde 1920 ao. Professor. Während des 1. Weltkriegs war er Militärarzt. Bis 1933 blieb er Oberarzt bzw. Abteilungsleiter der I. Med. Klinik unter Noorden bzw. →Karel F. Wenckebach (1864–1940), dann übernahm er die Leitung der II. Med. Abteilung und der Forschungsabteilung des Childs-Hospitals in Wien. 1938 zur Emigration gezwungen, wurde er Professor für Innere Medizin an der Loyala-University in Chicago, später auch an der Northwestern University in Evanston (Illinois, USA).
P.s erste Arbeiten lagen auf dem Gebiet der Immunologie. Nach Anregungen von →Richard Paltauf (1858–1924) entdeckte er 1903 die Gamma-Globuline als Komponente des Abwehrsystems. 1907 konnte er nachweisen, daß bei der Wassermannschen Reaktion zur Luesdiagnostik die Lipid-, nicht die Proteinkomponenten des Antigens reagieren. Danach wandte er sich besonders den Stoffwechsel- und Verdauungskrankheiten zu: Er demonstrierte 1910 den hyperglykämischen Effekt von Nebennierenextrakten und das Auftreten von Hypoglykämien nach dem Ausfall der Nebennierenrinde. Damit deckte er das Funktionsprinzip der Glucocorticoide auf und gab eine Erklärung für die Hypoglykämie beim Morbus Addison. Ebenso bedeutungsvoll ist sein Nachweis der renalen Glycosurie (renaler Diabetes), die er im Tierexperiment (Auslösung durch Phlorizin) und an Patienten beobachtete, besonders bei Frauen während der Schwangerschaft (1911). Ausgehend von Untersuchungen über die diabetische Acidose erkannte P. 1911 bzw. 1923 unabhängig von Hans Winterstein (1879–1963) die Bedeutung des Säuregehalts des Blutes für die Regulation der Atmung. In Selbstversuchen bei Aufstiegen in Höhen von über 4000 m erbrachte er erste Beobachtungen zur Auslösung und zur Verhinderung der Höhenkrankheit. Weitere Arbeiten galten der Ätiologie der einheimischen Sprue, wobei die Steatorrhoe im Vordergrund stand. Schließlich gelang es ihm 1926, den Mechanismus der Auslösung von komatösen Zuständen und tetanischen Krämpfen bei anhaltendem Erbrechen aufzuklären und eine erste Therapie für diese schweren Krankheitsbilder zu entwickeln. Für die Diagnostik von Magenerkrankungen entwickelte er 1929-32 eine Gastrokamera. Ein erheblicher Teil der grundlegenden Arbeiten P.s wurde später von anderen (meist ohne Kenntnis der Arbeiten P.s) wiederentdeckt.
-
Werke
u. a. Kolloide u. Lipoide in ihren Beziehungen z. Immunitätslehre, in: R. Kraus u. C. Levaditi (Hg.), Hdb. d. Technik u. Methodik d. Immunitätsforsch., 1909;
Technik u. Methodik d. Serodiagnostik d. Lues mit Hilfe d. Ausflockungsmethode, ebd.;
Erkrankungen d. Niere, in: G. Honigmann (Hg.), Prakt. Differentialdiagnostik, 1929;
Magenkrankheiten, ihre Diagnose u. Therapie, 1929, ²1937;
Darmkrankheiten, ihre Diagnose u. Therapie, 1935, ²1938;
Die Behandlung d. Zuckerkrankheit mit fettarmer Kost, 1929 (mit D. Adlersberg), ³1932 u. d. T: Die prakt. Durchführung u. Ernährung v. Zuckerkranken mit fettarmen Diätformen;
ca. 190 Aufss. in Fachzss. -
Literatur
J. Novak, in: Wiener klin. Wschr. 80, S. 559 f.;
N. Koren, Jewish Physicians, A Biogr. Index, 1973, S. 231 f.;
Fischer;
Kürschner, Gel.-Kal. 1931-35;
BHdE II;
Biogr. Lex. Böhmen. -
Autor/in
August W. Holldorf -
Zitierweise
Holldorf, August W., "Porges, Otto" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 636-637 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd140277374.html#ndbcontent