Lebensdaten
1914 – 1986
Geburtsort
Stuttgart
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Filmregisseur ; Drehbuchautor
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 139806881 | OGND | VIAF: 89820569
Namensvarianten
  • Vohrer, Alfred Adolf
  • Vohrer, Alfred
  • Vohrer, Alfred Adolf
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Zitierweise

Vohrer, Alfred, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd139806881.html [23.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Adolf Alois, Verlagskaufm.;
    M Luise Elsa Weller;
    ledig;
    1 Adoptiv-S Herbert V.-Dolpp (1932–89).

  • Biographie

    Nach dem Besuch der Realschule in Stuttgart nahm V. Schauspiel- und Gesangsunterricht, 1938 trat er in das Ensemble der Württ. Staatstheater in Stuttgart ein. Mit Beginn des 2. Weltkriegs zur Wehrmacht eingezogen, kam er 1941 an die russ. Front, wo er seinen rechten Arm verlor. Er kam zurück nach Berlin und volontierte bis Kriegsende bei der Ufa; in Filmen von Harald Braun (1901–60) und Alfred Braun (1888–1978) fungierte er als Regieassistent. 1946–48 war er als Oberspielleiter bei Radio Stuttgart tätig, für das er zahlreiche Hörspiele nach literarischen Vorlagen einrichtete, u. a. 1947 eine Adaption von Carl Zuckmayers „Hauptmann von Köpenick“. Danach arbeitete V. als Synchronregisseur bei einer US-amerik. Verleihfirma; 1953 trat er als Gesellschafter in die Synchron- und Produktionsfirma Ultra-Film (Berlin/West u. München) ein. Hier verantwortete er dt. Sprachfassungen u. a. von Filmen der Regisseure Anatole Litvak, Elia Kazan und Raoul Walsh.

    Als Regisseur debütierte V. 1958 mit dem Film „Schmutziger Engel“, einer kolportagehaften Studie über die Lebensnöte von Jugendlichen. Dem Genre „Problemfilm“ waren auch seine nächsten Arbeiten verhaftet, in denen er die Trivialität der Stoffe wirkungssicher mit Zeitkritik auflud. 1961 übertrug ihm der Produzent Horst Wendlandt (1922–2002) für die Rialto Film mit „Die toten Augen von London“ die Regie eines Films nach einer Vorlage von Edgar Wallace. In der Folge entstand eine oft spektakulär besetzte und mit rauhen, auch vordergründigen Effekten versehene Filmreihe des bundesdt. Kinos der 1960er Jahre. V. gelang es, die eingängigen Stories inszenatorisch in einer Schwebe zwischen ästhetischer Ambition und einer Strahlkraft des Trash zu halten. Bis 1968 inszenierte er 13 weitere Wallace-Filme, die ihn auch als Spezialisten für Kriminalfilme etablierten, etwa „Ein Alibi zerbricht“ (1963) nach einem Drehbuch von Herbert Reinecker (1914–2007) und „Wartezimmer zum Jenseits“ (1964) nach einer Vorlage von James Hadley Chase. V.s Filme zeichnen sich durch straffe Handlungsführung und eine pointierte Dramaturgie aus, seine Regie setzt zudem parodistische Akzente, überdreht bis hin zu prätentiösem Schmock.

    Neben seinen Verpflichtungen für die Rialto führte V. auch Regie für Artur Brauners (* 1918) CCC-Film und Luggi Waldleitners (1913–98) Roxy-Film und avancierte zu einem gefragten Regisseur des bundesdt. Unterhaltungsfilms. Er drehte Melodramen und Sexkomödien, dreimal inszenierte er Filme nach Vorlagen Karl Mays: 1964 „Unter Geiern“, 1965 den ersten Teil von „Old Surehand“ und 1966 „Winnetou und sein Freund Old Firehand“. Zwischen 1970 und 1974 realisierte V. sechs Filme nach Romanen von Johannes Mario Simmel (1924–2009). Der moralische Anspruch und Ton des Autors entsprachen V.s Vorstellungen eines zugkräftigen Publikumsfilms. „Und Jimmy ging zum Regenbogen“ (1971), der erste Film dieser Serie, mischt exemplarisch Kennzeichen verschiedener Genres und zeichnet sich durch eine eingängige, häufig ins Seichte driftende Narration aus. Auch die Literaturverfilmungen „Und der Regen verwischt jede Spur“ (1972) frei nach Puschkin, „Drei Männer im Schnee“ (1974) nach Erich Kästner sowie die Ludwig-Ganghofer-Adaptionen „Der Edelweißkönig“ (1975) und „Das Schweigen im Walde“ (1976) folgen diesem Muster. Formal und inhaltlich bemerkenswert ist der 1970 entstandene Kriminalfilm „Perrak“ mit Horst Tappert (1923–2008) als Kommissar, eine Annäherung an den bundesdt. Autorenfilm und zugleich dessen Zerrbild: wüstes Spiel mit ästhetischen Formen, irrlichternder Moral und visuellen Obszönitäten.

    Nach dem Roman von Hans Fallada (1893–1947) entstand das Widerstandsdrama „Jeder stirbt für sich allein“ (1975), mit Hildegard Knef (1925–2002) und Carl Raddatz (1912–2004) überzeugend besetzt, nach dem Roman von Jürgen Lodemann folgte mit „Anita Drögemöller und die Ruhe an der Ruhr“ (1976), Szenen aus dem Leben eines Callgirls, der Versuch einer gesellschaftskritischen Sicht auf bundesrepublikanische Wirklichkeit.

    Ab Mitte der 1970er Jahre arbeitete V. ausschließlich für das Fernsehen: Es entstanden etwa Folgen für die Serien „Der Alte“ und „Derrick“, wenige jenseits der Serienkonvention, und – mit überragendem Publikumserfolg – viele Episoden der Serien „Das Traumschiff“ (1982 / 83) und „Die Schwarzwaldklinik“ (1984 / 85).

  • Auszeichnungen

    |Goldene Leinwand f. „Unter Geiern“ (1965) u. f. „Und Jimmy ging zum Regenbogen“ (1972);
    Bambi f. „Die Schwarzwaldklinik“ (1985).

  • Werke

    Weitere W u. a. Verbrechen nach Schulschluß, 1959;
    Bis daß das Geld euch scheidet, 1960;
    Unser Haus in Kamerun, 1961;
    Das Gasthaus an d. Themse, 1962;
    Der Zinker/ L’enigme serpent noir, 1963;
    Der Hexer, 1964;
    Sieben Tage Frist, 1969;
    Das gelbe Haus am Pinnasberg, 1970;
    Liebe ist nur e. Wort, 1971;
    Der Stoff, aus dem d. Träume sind, 1972;
    Alle Menschen werden Brüder, 1973;
    Gott schützt d. Liebenden, 1973;
    Wer stirbt schon gerne unter Palmen, 1974;
    Die Antwort kennt nur d. Wind/ Seul le vent connaît la réponse, 1974;
    Verbrechen nach Schulschluß, 1975.

  • Literatur

    |H. St. (Hellmut Stolp), Das Portrait: A. V., in: Filmwoche, Nr. 34, 22. 8. 1959;
    H. R. Blum, Auf d. Wallace-Welle schwamm er z. Erfolg, in: Köln. Rdsch. v. 15. 1. 1966;
    Sei (Hans-Dieter Seidel), A. V., in: FAZ v. 5. 2. 1986;
    K. Bergmann, Von Wallace bis Simmel, in: Die Welt v. 5. 2. 1986;
    mrt, Der Handwerker, in: Stuttgarter Ztg. v. 5. 2. 1986;
    G. Seeßlen, A. V., in: epd Film, Nr. 4, April 1986;
    Baden-Württ. Biogrr. IV (W, L);
    Kosch, Theater-Lex.;
    Cinegraph;
    Munzinger;
    K. Weniger, Das gr. Personenlex. d. Films;
    Concise Cinegraph.

  • Porträts

    P Photogrr. (Berlin, Fotoarchiv d. Dt. Kinemathek).

  • Autor/in

    Wolfgang Jacobsen
  • Zitierweise

    Jacobsen, Wolfgang, "Vohrer, Alfred" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 58-59 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd139806881.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA