Lebensdaten
1923 – 2008
Geburtsort
Elberfeld (Wuppertal)
Sterbeort
Planegg bei München
Beruf/Funktion
Schauspieler ; Regisseur
Konfession
-
Normdaten
GND: 117201669 | OGND | VIAF: 14933552
Namensvarianten
  • Tappert, Horst

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Zitierweise

Tappert, Horst, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117201669.html [07.10.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Julius (1892–1957), aus E., Postbeamter;
    M Ewaldine Röll (1892–1981), aus E.;
    Schw Hannelore (1926–2011), Hausfrau in E.;
    1) 1942 1947 Hildegard Muthmann, 2) 1947 1954 Mechthild Bonner (* 1923), 3) 1957 Ursula Pistor (* 1928/29), Schausp.;
    1 T aus 1) Karin Beckmann (1942–2010), 2 S aus 2) Ralph (* 1948), |Dr., PD an der RWTH Aachen, Gary (1949–2001), Architekt in Essen.

  • Biographie

    T. erfuhr eine strenge preuß. Erziehung. Nach der Volksschule beendete er eine Ausbildung zum Industriekaufmann im Großhandel mit Auszeichnung. 1942 zum Reichsarbeitsdienst verpflichtet, kam er als Soldat an die Ostfront und erlebte das Kriegsende als Kompaniesanitäter in der Altmark. In amerik. Gefangenschaft beteiligte er sich an einem Lagerkabarett, bis Kurt Mühlhardt (1903–80) ihn als Schauspieler ans Stendaler Städtetheater verpflichtete, wohin er sich eigentlich im kaufmännischen Bereich beworben hatte. Sein Förderer wurde Paul Rose (1900–73), der ihn 1946 in Köthen, 1947 in Tübingen engagierte. Es folgten Engagements am Stadttheater Göttingen 1949, wo er Fritz Kortner und Werner Krauß begegnete, und in Kassel, wieder unter Rose, sowie in Bonn, wo er als Regisseur von Theo Lingens „Theophanes“ debütierte. Überregionale Aufmerksamkeit erregte er ab 1953 an den Städtischen Bühnen Wuppertal, so in der virtuos gespielten Rolle des Schnapspriesters in einer Inszenierung von Graham Greenes Roman „Die Kraft und die Herrlichkeit“. 1956 kam T. an die Münchner Kammerspiele, wo Hans Schweikart und Kortner ihn mit ihrer uneitlen Art des Theaterspiels faszinierten, und als Gast auch ans Bayer. Staatsschauspiel. Neben dem friedlich schlurfenden Einstein in Dürrenmatts „Die Physiker“ gehörte der spielwütig dargebotene König in Büchners „Leonce und Lena“ zu seinen überzeugendsten Leistungen, bis er sich 1967 auf Tourneen (etwa Roses „Die zwölf Geschworenen“ und Sternheims „Die Hose“) und freie Engagements verlegte.

    Seit Mitte der 1950er Jahre wirkte T. zudem in zahlreichen Hör- und Fernsehspielen mit, auch finanziell eine willkommene Ergänzung zur Bühnenarbeit. Dabei blieb er stets der elegante, überlegene, indes zurückhaltend agierende Schauspieler, dem 1966 mit dem Fernsehdreiteiler „Die Gentlemen bitten zur Kasse“ ein publikumswirksamer Durchbruch gelang. Sicheres Kameragefühl ließ T. auch im Kino reüssieren, so 1954 in dem zweckoptimistisch und antikommunistisch getönten Kurzfilm „Denn wo ein Wille ist . . .“ über den Aufbau von Espelkamp-Mittwald, eine der großen Vertriebenenstädte in Deutschland; 1971 synchronisierte er die Rolle des Innenministers in der dt. Fassung von Stanley Kubricks umstrittenem Film „A Clockwork Orange“ (1971). Einigen markanten Leinwandauftritten als Kommissar und Rechtsanwalt in Filmen seines Lieblingsregisseurs Alfred Vohrer, u. a. „Sieben Tage Frist“ (1969), „Perrak“ (1970) und „Und Jimmy ging zum Regenbogen“ (1971) standen auch solche in Filmen minderer Qualität gegenüber.

    T., frei von Starallüren, zuverlässig und auf die jeweilige Rolle konzentriert, war bei Regisseuren beliebt und galt als sprichwörtlicher Beamter vor der Kamera. Exakt eine solche Rolle bot ihm 1973 der Produzent Helmut Ringelmann (1926–2011) an: den Oberinspektor Stephan Derrick in der gleichnamigen Kriminalserie nach 281 moralischen Geschichten, die der Schriftsteller Herbert Reinecker (1914–2007) im Münchner Raum ansiedelte. T. annektierte die Figur des Oberinspektors und gab ihr äußerlich (Maßanzüge, Toupet) und innerlich (natürlicher Instinkt, Verkörperung des Sittengesetzes) alles, was ihm selbst wichtig schien. Er erhöhte – besonders nach anfänglichen Mißerfolgen – seinen Einfluß auf die Gestaltung der einzelnen Folgen und übernahm seit 1986 mehrfach selbst die Regie, sah sich indes zunehmend auch als Leibeigener der Serie. Seine Rolle als Derrick verhalf T. zu außergewöhnlicher Popularität auch im Ausland, wo er als Botschafter eines guten Deutschland interpretiert wurde. Die 1974–98 im ZDF ausgestrahlte Serie war in über 100 Ländern erfolgreich, darunter in Israel und in China. Der Jazzliebhaber T., an Politik und Literatur stark interessiert, im Selbstverständnis liberal, lebte und starb als zurückhaltender, verschlossener Einzelgänger innerhalb bürgerlicher Grenzen.

  • Auszeichnungen

    A Bambi (1979);
    Goldene Kamera in d. Kategorie Beliebtester Krimiheld (1981);
    Goldene Superkamera (1981);
    ETMA Preis d. Vereinigung europ. Programmzss. (1983);
    Goldener Paragraphenreiter d. Heidelberger Polizei (1984);
    Goldene Kamera, Österr. (1984);
    Ercolo d`Oro (1985);
    Primo Capo Circeo (1985);
    Telegatto (1986);
    BVK am Bande (1988);
    Bullenorden (Bul le Mérite) d. Bundes Dt. Kriminalbeamter (1989);
    Ehrenbürger Norwegens (1993);
    Fernseh-Oscar, Italien (1995);
    Silberne Tulpe, Niederl. (1995);
    BVK 1. Kl. (1997);
    Telestar (1998);
    Platin- Romy (1998);
    Willy-Brandt-Preis (2002 mit W. Myhre);
    bayer. Fernsehpreis (2003).

  • Werke

    Weitere W u. a. Filme: Die Tochter d. Brunnenmachers, 1958;
    Wir Wunderkinder, 1958;
    Helden, 1958;
    Der Engel, d. seine Harfe versetzte, 1959;
    Das Halstuch, 1961;
    Sechs Personen suchen e. Autor, 1964;
    Heißer Sand auf Sylt, 1967;
    Transplantation, 1969;
    Industrielandschaft mit Einzelhändlern, 1970;
    Der Panama-Skandal, 1971;
    Der Kapitän, 1971;
    Rosy u. d. Herr aus Bonn, 1971;
    Derrick, Die Pflicht ruft, 2004 (Stimme);
    – „Ich hatte unbeschreibliches Glück in meinem Leben“, Gespräch mit H. T., in: H. J. Huber, Gott spielt mit, Film- u. Fernsehstars über ihren Glauben, 1987, S. 149–61.

  • Literatur

    E. Henscheid, in: Die Tagesztg. v. 2. 3. 1987;
    L. Müller, Der Weltpolizist, Grundkurs Dtld., Derricks erlösende Fahndung, in: FAZ v. 9. 1. 1998;
    H. T. mit H. H. Ziemann, Derrick u. Ich, Meine zwei Leben, 1998 (Autobiogr.);
    K. Hampel, Das Derrick Buch, 1998 (P);
    U. Eco, Derrick oder d. Leidenschaft f. d. Mittelmaß, 2000, Tb. 2002;
    Nachrufe:
    NZZ v. 15. 12. 2008;
    SZ v. 16. 12. 2008;
    J. Jessen, Derrick, Zum Tode d. Schausp. H. T., in: Die Zeit v. 17. 12. 2008, S. 56 (P);
    Kosch, Theater-Lex.;
    Munzinger.

  • Autor/in

    Rolf Aurich
  • Zitierweise

    Aurich, Rolf, "Tappert, Horst" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 787-788 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117201669.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA