Lebensdaten
1794 – 1869
Geburtsort
Düssel bei Wülfrath
Sterbeort
Köln
Beruf/Funktion
Zuckerfabrikant
Konfession
reformiert?
Normdaten
GND: 137939728 | OGND | VIAF: 86102824
Namensvarianten
  • Langen, Johann Jakob
  • Langen, Johann Jacob

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Zitierweise

Langen, Johann Jakob, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd137939728.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joh. Jakob (1758–1844), Schulmeister in D., S d. Bäckermeisters Jak. Heinrich in Berg. Gladbach u. d. Maria Katharina Schumacher;
    M Anna Maria (1763–1842), T d. Schlossermeisters Joh. Hölterhoff in Neviges u. d. Anna Maria Hönninghaus;
    1) Solingen 1817 Hermine (1785–1825), T d. Theodor Zanders, Arzt in Solingen, u. d. Hanna Elisabeth Bäumer, 2) Solingen 1826 Joh. Maria (1794–1859), T d. Lehrers Gottfried Gustorff in Solingen u. d. Maria Gertrud Holthausen;
    3 S, 1 T aus 1), u. a. Otto (1820–1900), Zucker- u. Textilindustr. in K. u. M.-Gladbach, Gustav (1821–1912), Zuckerindustr. in K., Teilh. u. Aufsichtsrats-Vorsitzender d. Gasmotorenfabrik Deutz, Emil (s. 2), Emma (s. Gen. 3);
    3 S, 1 T aus 2), u. a. Eugen (s. 3), Albert (s. Gen. 5), Clara (1831–1909, August v. Recklinghausen, 1828–82, Bankier in K.);
    E Otto (1850–1923), KR, Textilindustr. in M.-Gladbach, Arnold (s. 4), Albert (s. 5).

  • Biographie

    Nach Volksschulbesuch und privater Unterweisung durch den Vater und den Solinger Hauptlehrer Gottfried Gustorff war L. seit 1809 bei letzterem als Hilfslehrer tätig. Mit 18 Jahren legte er in Düsseldorf das Lehrerexamen ab, was zur Festanstellung in Wülfrath und später in Elberfeld führte. 1816 wurde er Hauslehrer und Kontorgehilfe in Solingen bei Carl Joest, dem Inhaber des Handelshauses Schimmelbusch & Joest. Seit 1817 führte L. gemeinsam mit seiner Frau nebenher ein Spezereiwarengeschäft. 1821 erhielt er bei Schimmelbusch & Joest Prokura, wenige Jahre später bereits eine Beteiligung am Gewinn. Zusätzlich durfte er lukrative Exportgeschäfte auf eigene Rechnung abwickeln. 1830 übernahm L. in der in Köln damals neu gegründeten Zuckerraffinerie von Schimmelbusch & Joest die kaufmännische Leitung, 1832 wurde er Teilhaber mit 20 % Gewinnanteil. Im Nov. 1832 verlegte L. seinen Wohnsitz nach Köln. Die frühen 30er Jahre erwiesen sich für die Expansion der dortigen Zuckerraffinerien als sehr günstig; sie gaben den Auftakt zur Industrialisierung in Köln. Umschlagrecht und Zollschranken als Hemmnisse entfielen; das Projekt einer Eisenbahn von Köln nach Belgien lockte viele neue Unternehmer an. In Köln verarbeiteten 1835 bereits 16 Raffinerien mehr als 140 000 Ztr. Kolonialzucker. Schimmelbusch & Joest lagen Mitte der 30er Jahre in Köln mit einem Anteil von mehr als 25 % an der gesamten Produktion schon weit an der Spitze und wurden bis 1839 bei einer Verarbeitungsmenge von knapp 90 000 Ztr. zur größten Siederei Preußens. Im gleichen Jahr änderte Carl Joest nach Ausscheiden der Familie Schimmelbusch den Firmennamen in|„C. Joest & Söhne“. Damit wurde der Wunsch des Gründers sichtbar, in Zukunft nur noch seine eigenen Söhne am Unternehmen beteiligt zu sehen. Der zwischen Joest und L. 1838 für weitere sechs Jahre verlängerte Gesellschaftsvertrag schloß den Eintritt der Söhne von L. in die Siederei aus.

    Deshalb sah sich L. bereits mehr als ein Jahr vor Ablauf seines Vertrages nach neuen unternehmerischen Möglichkeiten um; seine drei Söhne aus 1. Ehe, Otto, Gustav und Emil, waren damals zwischen 23 und 19 Jahre alt. Im Juli 1843 erwarb L. für 28 000 Taler die Friedrich-Wilhelms-Hütte in Neuwindgassen an der Agger unweit Troisdorf mit einem stilliegenden Hochofen auf Holzkohlenbasis und zwei zugehörigen Eisensteingruben bei Niederpleis. Ende 1844 übernahm sein Sohn Emil, im Berg- und Hüttenfach in Siegen ausgebildet, die Leitung der Hütte, die fortan J. J. Langen firmierte. Die Erzbasis wurde durch gezielte Zukäufe verbreitert; bei der Holzkohle gab es bald erhebliche Beschaffungsprobleme, die auch durch einen eigenen Meiler nicht gelöst werden konnten. Hinzu kamen Probleme des Transports vom Agger- ins Rheintal. Um genügend Kapital für einen zweiten Hochofen sowie eine Maschinenfabrik sicherzustellen, wandelte L. die Hütte im Herbst 1855 in eine Aktiengesellschaft um mit einem Grundkapital von 1 Mill. Talern. Die Kölner Banken Schaaffhausen und Camphausen und sein Verwandter J. D. von Recklinghausen waren am neuen „Sieg-Rhein. Hütten-Aktien-Verein“ maßgeblich beteiligt. L. erlöste für sein altes Unternehmen mehr als 400 000 Taler, zeichnete jedoch nur die Hälfte hiervon an Aktien der neuen Gesellschaft; seine spätere Beteiligung blieb sehr viel niedriger, da die Aktien auf eine lebhafte Nachfrage stießen. 1857, nach der ersten Hauptversammlung, übernahm L. den Vorsitz im Verwaltungsrat; sein Sohn Emil blieb Generaldirektor bis 1867. Die guten Dividenden der Anfangsjahre konnten später bei stark sinkenden Eisenpreisen und weiterhin erforderlichen hohen Investitionen nicht gehalten werden. 1859 wurde zwar die für die Verkehrsanbindung der Hütte wichtige Deutz-Gießener Bahn fertiggestellt, die die Transportwege zu den Erzen des Siegerlandes und der Steinkohle des Ruhrgebietes erleichterte; von Troisdorf bis zur Hütte aber führte weiterhin nur eine Pferdeeisenbahn.

    L. schied Ende 1844 bei Carl Joest aus mit einem erwirtschafteten Kapital von 150 000 Talern. Am 1.3.1845 erwarb er auch die Kölner Zuckerraffinerie Schleußner & Heck (68 000 Taler). Sein ältester Sohn Otto war nach mehrjähriger praktischer Tätigkeit sowie einer kaufmännischen Lehre in Magdeburg auf die Mitleitung und Teilhaberschaft in der angestammten Branche Zucker gut vorbereitet. In den Folgejahren nahm der Vater noch vier weitere Söhne als Teilhaber auf; er baute die veraltete Raffinerie aus, ging aber erst 1861, ein Jahrzehnt nach Gründung der ersten Rübenzuckerfabrik im Kölner Raum, zum neuen Fabrikationsverfahren über. 1870, ein Jahr nach seinem Tod, brachte sein Sohn Eugen das Unternehmen J. J. Langen & Söhne in die neue Firma Pfeifer & Langen mit einer eigenen Rübenzuckerfabrik in Elsdorf ein.

    L. hatte das Glück, zwischen 1844 und 1858 insgesamt fünf Söhne als Teilhaber in leitende Positionen seiner beiden Unternehmen hineinwachsen zu sehen. Er, der ehemalige Lehrer, bereitete sie im Vergleich zu vielen anderen Unternehmerfamilien der Gründergeneration schulisch und praktisch gut auf ihre berufliche Tätigkeit vor. Zwei Söhne machten eine kaufmännische Lehre, drei nahmen Studien auf. Eugen, der begabteste, besuchte das Polytechnikum in Karlsruhe. L.s Wirken blieb nicht beschränkt auf den unternehmerischen Bereich. 1839 wurde er Stadtverordneter in Köln; 1848-56 war er Präsident der Handelskammer nach Ludolf Camphausen und vor Gustav Mevissen. Die einstimmige Wahl in dieses Amt belegt, welch hohes Ansehen der Zuwanderer L. bereits damals genoß. Nach der Liquidation der Privatbank von A. Schaaffhausen, dessen Kunde er war, spielte L. eine führende Rolle beim Zustandekommen des Schaaffhausenschen Bankvereins als AG im Herbst 1848. Von Anfang an gehörte er dem 15köpfigen Verwaltungsrat der Bank an; zwischen 1852 und 1857 war er dessen Vorsitzender. Im kirchlich-sozialen Bereich – als Kirchmeister und Gemeindeältester der reformierten Kölner Gemeinde – trat L. hervor durch die Gründung einer Mägdeherberge, des Marthastifts.|

  • Auszeichnungen

    KR (1861).

  • Literatur

    S. Gramulla, Die Zuckerindustrie im Kölner Raum u. ihre Unternehmer (1800–1900), Dipl.-Arb. Univ. Köln 1966/67 (ungedr.);
    H. Kellenbenz, Die Zuckerwirtsch. im Kölner Raum v. d. napoleon. Zeit b. z. Reichsgründung, 1966;
    ders. u. K. van Eyll, Die Gesch. d. Unternehmer. Selbstverwaltung in Köln 1797-1914, 1972;
    K. van Eyll, Wirtsch.gesch. Kölns vom Beginn d. preuß. Zeit b. z. Reichsgründung, in: Zwei J.tausende Kölner Wirtsch. II, 1975, S. 163-266.

  • Porträts

    in: Mercksche Fam.-Zs. 24, 1971.

  • Autor/in

    Ute Jacobs
  • Zitierweise

    Jacobs, Ute, "Langen, Johann Jakob" in: Neue Deutsche Biographie 13 (1982), S. 569-570 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd137939728.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA