Lebensdaten
1849 – 1923
Geburtsort
Steinach am Brenner (Tirol)
Sterbeort
Fichtenau bei Berlin
Beruf/Funktion
Waffentechniker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 137890974 | OGND | VIAF: 86060646
Namensvarianten
  • Luger, Georg

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Zitierweise

Luger, Georg, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd137890974.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Bartholomäus, Arzt;
    M Maria Anna Schirman;
    Wien 1873 Elisabeth Josefa Dufek (1848–1938);
    2 K.

  • Biographie

    Nach Absolvierung von sechs Gymnasialklassen im damals österr. Padua und dem Besuch der k. k. Privilegierten Handelsschule in Wien wurde L. Ende 1867 beim Linieninfanterie-Rgt. Nr. 78 eingestellt. Im Okt. 1871 als Rechnungsfeldwebel zum Linieninfanterie-Rgt. Nr. 39 transferiert, ist er Ende 1872 in die Reserve versetzt und 1878 zum Leutnant d. Landwehr befördert worden. Während seiner Dienstzeit hat L. u. a. die Armee-Schützen-Schule zu Bruck/Leitha mit gutem Erfolg absolviert. Die dort gewonnenen Erfahrungen konnte er bei seinen späteren Konstruktionen verwerten. L. war 1874/75 Bankbeamter in Wien, 1876-81 „Privatbeamter“ und ist für 1878-85 in „Lehmann's Allgemeinem Wohnungs-Anzeiger“ für Wien als Hauseigentümer ohne Berufsangabe verzeichnet. Für die Jahre 1886-91 gibt es keine Nachrichten, hingegen erscheint L. 1892-97 mit der Berufsbezeichnung „Waffentechniker“, doch hatte er bereits 1896 seinen ständigen Wohnsitz in Berlin-Charlottenburg genommen, wo er Angestellter bei der führenden deutschen Waffenfabrik Ludwig Loewe & Co. wurde. Daß L. Reisen unternommen hat, etwa, wie vermutet, 1886 nach Amerika, ist nicht belegbar. Eine immer wieder behauptete Mitarbeit beim Umbau des Einzelschuß-Hinterladers, System Werndl, in ein fünfschüssiges Repetiergewehr durch Ferdinand v. Mannlicher könnte den Anfang seines Aufstiegs als Waffentechniker bedeutet haben. Belege gibt es aber nicht.

    Bei Loewe in Berlin – die Firma war 1896 zusammen mit den im Besitz ihres Inhabers befindlichen Aktien der Waffenfabrik Mauser AG an die neugegründeten Deutschen Waffen- und Munitionsfabriken (DWM) mit Sitz in Berlin (und Telegrammadresse „Parabellum“) verkauft worden – dürfte L. mit dem Waffentechniker Hugo Borchardt (ca. 1850–1921) zusammengearbeitet haben. Nach einer Version lernte L. Borchardt, der in seiner Jugend angeblich nach Amerika ausgewandert war, auf einer „zweiten Reise“ in die USA zur Vorführung von Mauser-Gewehren um 1898 kennen. Möglicherweise erfolgte der erste Kontakt aber auch bei Loewe, wo Borchardt schon vor L. tätig war. Tatsächlich wurde Borchardt das für die spätere Parabellum-Pistole grundlegende Deutsche Reichspatent mit Wirkung vom 9.9.1893 erteilt, dem im selben Jahr auch in Österreich-Ungarn, der Schweiz, Belgien, Norwegen, Frankreich, Italien, Spanien und England Patentierungen folgten und 1896 auch eine in den USA. Freilich, so einwandfrei die Konstruktion funktionierte, so ungeeignet war die Formgebung für den Truppengebrauch und für die dann notwendige Serienerzeugung. Mit einer hervorragend gelungenen Modifizierung der Form und der Änderung verschiedener konstruktiver Details der Borchardt-Pistole gelang L. der große Wurf. Neben seinen militärischen Erfahrungen kam ihm zugute, daß er ein ausgezeichneter Schütze war. Im deutschen Heer war die Parabellum-Pistole – wie die Borchardt-Luger-Pistole bezeichnet wurde – erstmalig beim Ostasiat. Besatzungskorps im China-Einsatz 1901 zur Erprobung ausgegeben worden; es folgten umfangreiche weitere Truppenversuche, verbunden mit der Weiterentwicklung der dazugehörigen Munition zur 9-mm-Parabellum-Pistolen-Patrone. 1908 wurde sie als Armee-Faustfeuerwaffe „Pistole 08“ (Pi 08) eingeführt. Im Verlauf des 1. Weltkriegs bewährte sich die Waffe hervorragend, wobei zur Verstärkung der Feuerkraft das Magazin im Griff von bisher 8 auf 12 Patronen erweitert wurde und überdies am unteren Griffende ein Blechtrommelmagazin für weitere 20 Patronen angesteckt werden konnte. Über 2 Mill. Pistolen 08 sollen 1914-18 von den beiden Firmen DWM in Berlin und Kgl. Gewehrfabrik in Erfurt erzeugt worden sein. Noch zu L.s Lebenszeit wurde 1922 die Alleinherstellung der Pi 08 für den Bedarf der Reichswehr und der Polizei der Firma Simson & Co. in Suhl übertragen, während die DWM, die ihre Firmenbezeichnung in „Berlin-Karlsruher Industriewerke AG“ geändert hatten, die Pistolen für den freien Handel erzeugte. Entsprechend den Bestimmungen des Versailler Friedensvertrages mußte das Kaliber auf 7, 65 mm reduziert werden, was aber keine Umstellung der Fertigungseinrichtungen notwendig machte. In den USA ist die Parabellum-Pistole trotz mehrfacher Erprobungen nicht in der Armee eingeführt worden. Der Generalvertreter der DWM, Hans Tauschmann, vertrieb sie sehr erfolgreich als „Luger“, so daß diese Pistole in den USA bis zur Gegenwart nur unter diesem Namen bekannt ist. Die Parabellum-Pistole wird nicht mehr erzeugt. Dagegen ist die von L. mitentwickelte 9mm-Parabellum-Pistolen-Patrone bis heute die gebräuchlichste und am weitesten verbreitete Pistolen- und Maschinenpistolenpatrone geblieben.

  • Werke

    36 Dt. Reichspatente u. Zusatzpatente 1893-1922, üb. 12 betr. d. Parabellum-Pistole od. deren vorangehende Versionen;
    Patente in Österreich-Ungarn, Schweiz, Belgien, Norwegen, Frankreich, Italien, Spanien u. England. Die Patente in Dtld. waren aus rechtl. Gründen Detailpatente, durch d. auch die Verwendung bestimmter Werkstücke etwa beim Einbau in ein Selbstladegewehr geschützt wurde. Dagegen war d. amerikan. Patent Nr. 75 414 v. 1.3.1904 mit 7½ S. Text u. 10 S. Zeichnungen samt Diagrammen, ein sog. Globalpatent, d. h. d. ganze Pistole betr.

  • Literatur

    A. Fischer, Die dt. Artilleriepistole, in: Artillerist. Rdsch. 5, 1930, H. 6, S. 355;
    R. Mahrholdt, Waffenlex. f. Jäger u. Schützen, ³1952, S. 239, 275;
    F. A. Datig. The Luger Pistol (Pistole Parabellum), Its Hist. and Development from 1893-1945, ⁴1958;
    O. Morawietz, Parabellum-Pistolen, in: Dt. Waffenjournal 1, 1965, H. 8, S. 68-74;
    ebd. 2, 1966, H. 1, S. 72-77;
    J. Lugs, Handfeuerwaffen, Systemat. Überblick üb. d. Handfeuerwaffen u. ihre Gesch., Dt. Ausg., ²1968, S. 414, 453 f.;
    W. Seel, Bibliogr. z. Technik u. Gesch. d. Handfeuerwaffen u. Maschinengewehre, 1978, S. 296 (Luger), S. 304 (Parabellum-Pistole);
    J. Walter, L., Eine ill. Gesch. d. Faustfeuerwaffen v. Hugo Borchardt u. G. L. v. 1875 bis heute, 1982 (P);
    K. R. Pawlas, Borchardt-L., Gesch. e. einzigartigen Waffe, in: Waffen Revue, 1983 ff., S. 8089-8140, 8235-80, 8395-8422, 8609-40, 8745-52, 8875-8900, 9087-9112, 9195-9210, 9369-9386 (ab Nr. 60, 1. Quartal 1986, neue Paginierung, daher d. T. 10 „S.“) S. 3-36;
    ÖBL. - Zu Hugo Borchardt:
    H. B. Lorkhoven, Borchardt Pistole, in: Kleine Waffenbibl., Serie A, Revolver u. Pistolen, H. 25, 1970 f.

  • Autor/in

    Walter Hummelberger
  • Zitierweise

    Hummelberger, Walter, "Luger, Georg" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 495-496 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd137890974.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA