Lebensdaten
1773 – 1847
Geburtsort
Eltville/Rhein
Sterbeort
Eltville/Rhein
Beruf/Funktion
Sektfabrikant
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 137829698 | OGND | VIAF: 86007014
Namensvarianten
  • Müller, Matheus
  • Müller, Matheus

Quellen(nachweise)

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Zitierweise

Müller, Matheus, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd137829698.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Die Fam. ist seit Anfang d. 16. Jh. in E. nachweisbar. Cyliax Moller (1515–1608) u. sein Sohn waren dort Muther (Maß- u. Gewichtskontrolleure). Die folgenden Generationen übten zumeist d. Küferberuf aus. – V Philipp (1735–1817), Küfermeister in E., S d. Gerhard (1689–1752), Küfermeister in E., u. d. Maria Agnes Lichteis (1696–1797) aus Hattenheim (Rheingau);
    M Maria Agnes (1743–1832), T d. Johann Philipp Baldner (* 1695), Müllermeister in Kiedrich b. E., u. d. Maria Christine Ulm ( 1787); mehrere B, Kellermeister u. Weinhändler;
    1) Eltville 1800 Dorothea (1775–1813), T d. Johann Georg Schell (1737–79) aus Höchst u. d. Maria Elisabeth Lang (1741–77) aus Wallau b. Wiesbaden, 2) Eltville 1814 Catharina Schell (1773–1856, Schw d. 1. Ehefrau);
    13 K (8 früh †), u. a. Matheus d. J. (1802–70), Sektfabr. in E.;
    E Bernhard (1838–1912), GKR, Adam ( 1903), Friedrich Franz ( 1894), Georg ( 1919), alle Sektfabr. in E.;
    Ur-E Adam (1869–1946), Henry-Josef M.-Gastell (1872–1940), Dr. iur., beide Sektfabr. in E.;
    Urur-E Paul (1899–1931), Otto M.-Gastell (* 1908), Dr. iur., Fabrikdir. (s. Wi. 1985), sowie Fritz M.-Gastell (1921–75), Dr., u. Alexander Graubner-M. (* 1923), beide Sektfabr. in E.

  • Biographie

    M. erlernte das Küferhandwerk. Um 1811 erwarb er den ehemaligen Hof der Freiherren v. Sohlern in Eltville und kaufte von der Stadt einen Teil der Befestigungsanlagen hinzu. Auf seinem weitläufigen Besitz am Rheinufer betrieb er zunächst einen Weinhandel. Nach Versuchen, die bis 1831 zurückreichten, nahm die Firma „Matheus Müller“ 1838 als zweite im Rheingebiet nach Burgeff (1836) die erst wenige Jahre zuvor in Deutschland eingeführte Schaumweinherstellung nach der franz. Flaschengärungsmethode auf, die|M.s Sohn Friedrich Franz als Einkäufer des Weinhandlungshauses Mumm & Co. in der Champagne kennengelernt hatte. Seine erste Cuvée brachte M. unter dem Namen „Eltville Moussierender“ auf den Markt. Unter der Leitung M.s sowie seiner Söhne und Enkel nahm die Sektkellerei mit dem charakteristischen Markenzeichen „MM“ (seit 1894 geschützt) einen glänzenden Aufstieg und erlangte auch internationales Ansehen. In einer Zeit rasch zunehmenden Schaumweinkonsums in Deutschland – 1840 250 000, 1885 6, 5 Mill., 1900 schon 12 Mill. Flaschen – wurden die Produktionseinrichtungen und die mehrstöckigen Kelleranlagen des Unternehmens immer weiter ausgebaut. Der nach 1871 erworbene Weingutsbesitz in Lothringen ging nach dem 1. Weltkrieg wieder verloren.

    Die zahlreichen Nachkommen M.s erwarben in der Umgebung der Sektkellerei umfangreichen Grundbesitz, der große Teile des Eltviller Rheinufers umfaßte, und prägten das Erscheinungsbild der Stadt durch repräsentative Wohnbauten. Die nach der Jahrhundertwende von M.s Nachfahren geleitete, 1913 von einer Offenen Handelsgesellschaft in eine Kommandit-Gesellschaft auf Aktien umgewandelte Firma „Matheus Müller“ gehörte auch zwischen den Weltkriegen mit ihrer Erfolgsmarke „MM Extra Trocken“ zu den größten deutschen Schaumweinproduzenten. Ihre Keller wurden bis zu einer Kapazität von mehr als 15 Millionen Flaschen ausgebaut. Nach 1945 setzte sich die erfolgreiche Entwicklung des jetzt von M.s Urenkeln geleiteten Unternehmens fort, dessen Kapital sich noch immer überwiegend im Besitz der Familie befand. Grundlage der Sektherstellung bildeten zunehmend ausländische Weine, die nicht mehr nach der klassischen Flaschengärungsmethode, sondern in industriellen Großraumgärverfahren verarbeitet wurden. 1985 wurde die Firma „Matheus Müller“ von dem kanad.-amerikan. Getränkehersteller J. E. Seagram übernommen.

  • Literatur

    Industrielle, Vertreter dt. Arbeit in Wort u. Bild, Biogr. Slg., o. J. (um 1918) (P);
    G. Herzog, Die dt. Sektkellereien, ihre Entwicklung u. ihre Bedeutung für d. dt. Weinbau, o. J. (1955);
    W. Kratz, Eltville, Baudenkmale u. Gesch., I, 1961, S. 117-20 (P);
    D. Schütz, Vom schäumenden Wein, in: Eltville am Rhein, 650 J. Stadtrechte, 1982, S. 136-39;
    H. Arntz, Der Sekt, Vom Syndikat z. Verband Dt. Schaumweinkellereien, 1983;
    ders., Frühgesch. d. dt. Sektes, II/V, 1987/88;
    H. Witte, Berühmte Rheingauer, 1984, S. 93-97 (P);
    R. Knoll, Zwei Eltviller Großbetriebe: Matheus Müller (MM) u. Mumm, in: H.-P. Wodarz (Hrsg.), Rheingau, 1990, S. 76-78;
    Nassau. Biogr.;
    H. Scharfenberg, Sekt, Perlendes Dtld., 1993, S. 197-200. – Mitt. v. Alexander Graubner-Müller.

  • Porträts

    Gem. „Weinprobe in Kloster Ebrach“ v. F. Simmler, 1847.

  • Autor/in

    Hans Jaeger
  • Zitierweise

    Jaeger, Hans, "Müller, Matheus" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 456-457 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd137829698.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA