Collenbusch, Samuel
- Lebensdaten
- 1724 – 1803
- Geburtsort
- Schwelm (Westfalen)
- Sterbeort
- Barmen
- Beruf/Funktion
- Pietist ; Biblizist ; Arzt
- Konfession
- lutherisch
- Normdaten
- GND: 13572029X | OGND | VIAF: 55371269
- Namensvarianten
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- Kollenbusch, Samuel
- Collenbusch, Samuel
- Kollenbusch, Samuel
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Collenbusch, Samuel
Biblizist, Pietist, ~ 10.9.1724 Schwelm (Westfalen), † 1.9.1803 Barmen. (lutherisch)
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Genealogie
V Hans Wilh., Kaufm.;
M Anna Elis. Bruse; ledig. -
Biographie
C. kam durch Wülfing als 18jähriger Konfirmand 1742 zum persönlichen Herzensglauben an den „Christus für uns“, 1760 auch an den „Christus in uns“. Er studierte in Duisburg und Straßburg Medizin, 1745 half ihm →Gerhard Tersteegen als Seelsorger mit der berühmten Mahnung, ein Christ müsse sein wie ein Zirkel, müsse im Mittelpunkt, in der Gegenwart Gottes, feste stehen und mit dem anderen Fuß, das ist mit den Kräften des Leibes, der Seele und des Geistes im Umkreis beschäftigt sein; dieses könne ohne Übung nicht gelernt werden. Seit Weihnachten 1783 wieder in Barmen, amtierte C. am „Roten Brunnen“ als Schwelmer Brunnenarzt und promovierte erst 1789. Das letzte Jahrzehnt seines Lebens war er blind. Beeinflußt von Leibniz, P. Anton, Oetinger und Bengel, hat er seit 1760 sein eigentümliches und geschlossenes System eines neuartigen Biblizismus gestaltet und begründet.
Nach Römer 8,4 muß die vom Gesetz erforderte Gerechtigkeit, nach der Gott handelt, in uns Christen erfüllt werden. Jesus hatte beziehungsweise nahm an, nicht die paradiesische, sondern die gefallene Menschennatur. Die ewige Gottheit Christi schaute C. als die heilige, sich selbst erniedrigende Liebe Gottes, mitsamt der Fähigkeit Christi, den heiligen Geist zu senden, und verband sie noch bedeutsamer als rationalistischer „Vor-Kenotiker“ mit der vollen Wirklichkeit der Menschheit Christi, bei mehr formaler und individueller Beibehaltung des nachbiblischen Dogmas. Gleichzeitig gegen die Prädestinationslehre energisch opponierend wie gegen den Gedanken der Erbschuld, vertrat er „die Schriftlehre vom inwendigen Menschen“, in dem von ihm vorkritisch beziehungsweise eklektisch geschauten Zusammenhang der Heilsgeschichte; unabhängig von →Johannes Coccejus betonte er, daß die Offenbarung Gottes zu unserer Erlösung Geschichte und Wirklichkeit sei und sieben selige Überwindungsstufen zur Herrlichkeit schon hier umfasse.
Seine getreuesten Schüler sind Gottfried Menken († 1831) und Christian Kraft († 1845), der in C.s Sinne seit 1817 in Erlangen wirkte und entscheidend dort auf Gottfried Thomasius († 1875) und Johann von Hofmann († 1877) gewirkt hat. C. kritisierte in seiner Geisteslehre Semler in Halle und vor allem in bedeutsamen, noch nicht genug gewürdigten Briefen an Kant dessen unbiblischen Moralismus. Über ein Jahrhundert lang sammelten sich stille Fromme seiner Heimat um C.s „Erklärung biblischer Wahrheiten“ (2 Bände, 1807, „Neue Sammlung“, 1820). C. ist nach Georg Hamann als sachlich selbständiger christlicher Denker der bedeutendste Laien- und Bibel-Theologe des 18. Jahrhunderts.
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Literatur
ADB XVI (unter Kollenbusch);
H. Cremer, Aus d. Nachlaß eines Gottesgelehrten, 1902;
L. Tiesmeyer, Die Erweckungsbewegung in Dtld. während d. 19. Jh., in: Das Wuppertal, H. 3, 1903, S. 201-05;
F. Augé, C. u. sein Freundeskreis, 2 T., 1905/07;
G. Schrenk, Gottesreich u. Bund im älteren Protestantismus, vornehmlich bei Johs. Coccejus, in: Btrr. z. Förderung christl. Theol. 2. R., 5. Bd., 1923, S. 318f.;
H. Klugkist Hesse, Die Jugend- u. Lehrzeit d. Magister Werner Teschenmacher in Hinsicht auf seine gesamte Lebensarb., in: Zs. d. Bergischen Gesch.-Ver. Bd. 61, 1935, S. 5-54;
K. Samstag, Der Pietist S. C. als Kritiker Kants, in: Philos. Jb., Bd. 52, 1939, S. 33-48;
PRE (L). -
Autor/in
Ernst Barnikol -
Zitierweise
Barnikol, Ernst, "Collenbusch, Samuel" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 322 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd13572029X.html#ndbcontent