Fries, Moritz Graf von
- Lebensdaten
- 1777 – 1826
- Geburtsort
- Wien
- Sterbeort
- Paris
- Beruf/Funktion
- Kunstsammler ; Mäzen ; Bankier ; Sammler ; Mäzen
- Konfession
- calvinistisch
- Normdaten
- GND: 13213571X | OGND | VIAF: 13461996
- Namensvarianten
-
- Fries, Moritz Christian Johann Graf von
- Fries, Moritz Graf von
- Fries, Moritz Christian Johann Graf von
- Fries, Moritz von
- Fries, Maurice de
- Fries, Moritz Christian
- Fries, Moritz Christian Johann von
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Biografische Lexika/Biogramme
Quellen(nachweise)
- * Kalliope-Verbund
- Archivportal-D
- Bach - digital [2017-]
- correspSearch - Verzeichnisse von Briefeditionen durchsuchen [2014-]
- Carl Maria von Weber - Gesamtausgabe [2006-]
- Aloys Hirt – Briefwechsel 1787-1837
- August Wilhelm Ifflands dramaturgisches und administratives Archiv
- * Forschungsdatenbank so:fie Personen
- * Briefe an Goethe - biografische Informationen
Literatur(nachweise)
- Thesaurus des Consortium of European Research Libraries (CERL)
- Normdateneintrag des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB)
- * Literaturnachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- * musiconn - Für vernetzte Musikwissenschaft
- Personen im Wien Geschichte Wiki [2012-]
- * Internationales Quellenlexikon der Musik (RISM)
Objekt/Werk(nachweise)
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Genealogie
V →Johann s. (1);
B →Josef (1765–88), Kunstsammler;
⚭ 1) Vöslau 1800 Therese (1779–1819), T d. Fürsten Karl Albrecht zu Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst (1742–96) u. d. Judith Freiin v. Reviczky, 2) Fanny Münzenberg (Lombard), Tänzerin; Schwager →Alexander Prinz zu Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst († 1849), kath. Theol.;
S aus 1) →Moritz (1804–87, ⚭ 1836 Flora v. Pereira-Arnstein, 1814-82 [T d. →Fanny v. Arnstein, † 1818, s. NDB I), erklärte 1826 d. Konkurs v. F. & Co., österr. Diplomat, bis 1848 Leg.rat in d. Staatskanzlei, verwaltete dann das Vermögen s. Frau, T aus 2) Felicie (⚭ Firmin Rogier, Mitbegr. d. belg. Unabhängigkeit);
N →Chlodwig Fürst zu Hohenlohe-Schillingsfürst († 1901), Reichskanzler. -
Biographie
Das Vermögen F. wurde zunächst von einer Vormundschaft unter Leitung seiner Mutter verwaltet. Die Vormundschaft beteiligte sich über ihr Bankhaus in gesteigertem Maße an der Industrialisierung Österreichs. Sie finanzierte und begründete vorzüglich die heimischen Zuckerraffinerien in Fiume, Triest, Klosterneuburg, Königsal und Nachod. So wurde die Monarchie von der Einfuhr des Hamburger Zuckers völlig unabhängig. An den Kottonfabriken zu Friedau und Kettenhof, die 20 000 Menschen im Verlag beschäftigten, war sie ebenfalls mit über 1 Million Gulden beteiligt. Mit 300 000 Gulden unterstützte sie die Seidenmanufakturen, besonders die neuerrichtete eigene Fabrik in Wiener Neustadt (1789) und die Florfabrik Masgotz in Mödling. 100 000 Gulden wurden zum Ausbau der Fabrikstadt Ederow in Galizien zur Verfügung gestellt. In Brody und Lemberg sowie Neapel wurden Kommandite gegründet. Das Sozietätsvermögen des Bankhauses F. war bis 1800 auf 2½ Millionen Gulden gestiegen, von denen 80 % F. gehörten. F. beteiligte sich an der Gründung von neuen Baumwollspinnfabriken (Schwadorf 1802, Neunkirchen), 1804 gründete er eine Kottonfabrik in Himberg. F. war der reichste Mann der Monarchie. Trotzdem sollte dieses Riesenvermögen innerhalb eines Vierteljahrhunderts völlig verloren gehen. Schuld daran waren nicht zuletzt der übergroße Lebensaufwand der Familie, seiner Mutter, die gewaltigen Ausgaben auf den großen Reisen, die Errichtung eines eigenen Erziehungsinstituts für seinen Sohn auf Schloß Plankenberg und anderes mehr. Dazu kam die große Geldentwertung der napoleonischen Kriege. Das Bankhaus war 1815-19 völlig passiv. F. mußte ständig nach neuen Compagnons suchen; zuletzt waren es D. Parish und H. Peschier. F. eigener Einlageanteil betrug bis 1810 noch 80%, seit 1820 nur mehr 40%. Der fortschreitende Niedergang seines Bankgeschäftes zwang ihn 1821-23 zu Verkäufen verschiedener Güter. Unglückliche Prozesse um die neapolitanischen Güter und die Herrschaft Tarvis führten soweit, daß man F. aus dem Bankgeschäft entfernte und seinen Sohn an die Spitze des Hauses stellte, der jedoch die Katastrophe nicht mehr verhindern konnte. – Die Bedeutung F. liegt nicht auf wirtschaftlichem Gebiete. Er war vor allem Mäzen und Kunstsammler. 1794-97 studierte er in Leipzig, vom Galeriedirektor Lerse, dem Jugendfreund Goethes, betreut. Ihm verdankt er sein großes Kunstverständnis. Sein jung verstorbener Bruder Josef, der hauptsächlich in Rom lebte und mit Goethe befreundet war (oft erwähnt in der „Italienischen Reise“), begründete die bedeutende Kunstsammlung, die F. vervollständigte und erweiterte. Sie zählte allein über 100 000 Blätter von Handzeichnungen und Kupferstichen, darunter Lavaters berühmte Porträtsammlung seiner Physiognomik, Fügers Entwürfe zur Messiade. Die Gemäldesammlung vereinigte 300 Meisterwerke, darunter solche von Raphael, van Dyk, Rembrandt, Dürer, Reni, Poussier. Außerdem umfaßte die Sammlung antike und neuere Skulpturen (Theseus auf dem erschlagenen Minotaurus von Canova), Statuen, Gemmen, Münzen, Mineralien und eine 16 000 Bände zählende Bibliothek. F. Haus stand Künstlern und Dichtern offen; er förderte Beethoven, der ihm seine 7. Symphonie widmete. Die reichen Kunstschätze wurden zur Befriedigung der Gläubiger nach der Konkurserklärung des Bankhauses F. versteigert. Nur die Sammlung Lavaters blieb geschlossen in Österreich (Wien, Nationalbibliothek) erhalten.|
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Auszeichnungen
Ehrenmitgl. d. Wiener Ak. d. bildenden Künste.
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Literatur
zum Gesamtartikel F. H. Böckh, Wiens lebende Schriftsteller… dann Bücher, Kunst- u. Naturschätze, 1821, S. 95 ff.;
Aug. Gf. v. Fries, Die Grafen v. F., 1903;
K. Blauensteiner, Gérards Bildnis d. Reichsgf. F., in: Jb. d. Ver. f. Gesch. d. Stadt Wien 2, 1940;
A. Gf. Preysing, Das Fam.-bildnis d. Grafen F., ebd. 9, 1951;
E. Stöckl, Der Protestantismus in Wien v. 1781–1848, in: Jb. d. Ges. f. Gesch. d. Protestantismus in Österreich 67, 1951;
G. Otruba, Industrietopographie Nd.-österreichs vom Za. d. Merkantilismus b. z. 1. Weltkrieg, 1956;
S. Weyr, in: NÖB XI, 1957, S. 65-71 (L, P [v. Moritz]: Gem. v. F. Gérard);
Wurzbach IV;
ÖBL. -
Autor/in
Gustav Otruba -
Zitierweise
Otruba, Gustav, "Fries, Moritz Graf von" in: Neue Deutsche Biographie 5 (1961), S. 606 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd13213571X.html#ndbcontent