Lebensdaten
1788 – 1852
Geburtsort
Prag
Sterbeort
Prag
Beruf/Funktion
jüdischer Gelehrter ; Schriftsteller ; Drucker
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 130216593 | OGND | VIAF: 77415659
Namensvarianten
  • Landau, M. I. (publiziert als)
  • Landau, Moses Israel (publiziert als)
  • Landau, Moses
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Zitierweise

Landau, Moses, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd130216593.html [16.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Israel (s. Einl.), S d. Ezechiel (s. 1);
    M N. N., T d. Baruch Duschenes aus P., Rabbiner in Nimwegen;
    Ur-Gvm Loeb Fischer, Talmudist in P.;
    Halb-B Eleazar (1778–1831), Kaufm. in Lemberg, seit 1829 Rabbiner in Brody, Josua, Rabbiner in Olkusz;
    - Prag v. 1810 Rebekka N. N. (1792–1859);
    N Hermann (1815–89), Schriftsteller (s. Brümmer);
    Groß-N Eleasar (1842–1905), Talmudist.

  • Biographie

    L., der eine gründliche jüd. Ausbildung erhielt, wuchs in der geistig offenen Atmosphäre einer der beiden „Gründerfamilien“ (Kestenberg-Gladstein) – die andere waren die Jeitteles – der Prager Aufklärung auf. Neben philologischen und historischen Interessen entwickelte er eine Vorliebe für deutsche Literatur. Goethe wurde ihm Vorbild, der „West-östliche Diwan“ eine Art Evangelium. Mit Juda Jeitteles gehörte L. der „Gesellschaft der jungen Hebräer“ an. Bildeten Baruch und Juda Jeitteles dank persönlicher Ausstrahlungskraft und eines gastlichen Hauses den gesellschaftlichen Mittelpunkt des Aufklärerkreises, dem vor allem|junge Leute, die einen sozialen Aufstieg erlebt hatten, angehörten, so ragte L. auf literarischem Gebiet hervor. Er veröffentlichte in der jüd. Zeitschrift „Sulamith“ Gedichte in Schillerscher Manier, Übersetzungen sowie historische und philologische Studien. Anläßlich der Feier zum 30jährigen Jubiläum der Prager deutsch-jüd. Normalschule 1812 wurden eine Ballade (Der Kaiser als Arzt) und ein Lied aus seiner Feder zum Vortrag gebracht (Sulamith 4, 1812). L. schrieb für die Zeitschrift „Bikkure ha-Ittim“, deren Bände IV und V er redigierte. Da er aus ganz Böhmen und Mähren Autoren für diese Zeitschrift gewann, kann man sich heute ein Bild von der Ausbreitung aufklärerischer Ideen auf dem flachen Lande machen. Verfaßten seine Prager Freunde Gedichte sowohl in Hebräisch wie in Deutsch, so L. und sein Vetter Meir Fischer fast nur noch in Deutsch (Amaranten, 1820). – Spätestens seit 1816 war L. Vorsteher der Normalschule, 1831 wurde er Vorsteher der jüd. Kultusgemeinde, 1849 Stadtrat von Prag. Zu den zahlreichen ehrenamtlichen Tätigkeiten gehörten außerdem die des Vorstehers der jüd. Kleinkinder-Bewahranstalt und des jüd. Instituts für Krankenpflege.

    Es war L.s Verdienst, den hebrä. Buchdruck in Prag, der sich seit 1784 in nichtjüdischem Besitz befand, zu neuer Blüte gebracht zu haben. 1817 trat er in die hebrä. Druckerei in der Eisengasse ein, in der sein Vater seit 1782 tätig war. 1824 wechselte er als Teilhaber zur Schollischen Druckerei über, die 1804 am Großen Ring eröffnet worden war und die Konkurrenz allmählich ausschaltete. 1827 konnte er die Schollische Druckerei ganz übernehmen; im wappenartigen Siegel erscheinen die Initialen „M. I. L.“. Er modernisierte den Betrieb und erweiterte das Verlagsprogramm. L. trat mit drei großen Editionen hervor: Seinen Ausgaben der Mischna (1825–30) und des babylonischen Talmud (1829–31 u. 1839-46) fügte er eine deutsche Übersetzung der in den Kommentaren vorkommenden Fremdwörter bei; für die Ausgabe des Mendelssohnschen Bibelwerks übersetzte er selbst die Bücher Richter, Jesaja, Jona und Hiob (1834–38). Er übersetzte und kommentierte den Machsor (1834 u. 1846), den Siddur und die Haggada, die zahlreiche Auflagen erlebten. Er kommentierte den Pentateuch in „Pitron ha-Milot“ (1827) und edierte 1840 den Schulchan Aruch Orach Chajim. Am bekanntesten wurde L. durch die mit deutscher Übersetzung und vielen Erläuterungen versehene Ausgabe des Aruch in 5 Teilen 1819-24: „Rabbinisch aramäisch-deutsches Wörterbuch zur Kenntnis des Talmuds, der Targumim und Midraschim, mit Anmerkungen für Philologie, Geschichte, Archäologie, Geographie, Natur und Kunst“.

  • Werke

    Weitere W u. a. Geist u. Sprache d. Hebräer nach d. zweiten Tempelbau, 1823;
    Erstlinge, Ein Alm. f. Freunde d. hebrä. Lit., 1824;
    Emet we-Emuna, Leitfaden b. d. Elementarunterricht in d. mosaischen Glaubens- u. Pflichtenlehre, 1828;
    M. I. L.s hinterlassene vermischte Schrr. nebst e. Biogr. u. d. Bildnis d. Vf., hrsg. v. Senders u. Brandeis, 1867 (P).

  • Literatur

    J. Volf, Gesch. d. Buchdrucks in Böhmen u. Mähren bis 1848, 1928;
    A. Freimann, Die hebrä. Druckereien v. Prag v. 1733 bis 1828, in: Soncino-Bll. 3, 1929/30, S. 113-43;
    R. Weltsch (Hrsg.), Dt. Judentum, Aufstieg u. Krise, 1963;
    R. Kestenberg-Gladstein, Neuere Gesch. d. Juden in d. böhm. Ländern I, 1969;
    Wurzbach 14;
    Enc. Jud. X, 1934;
    Enc. Jud. X, 1971.

  • Autor/in

    Franz Menges
  • Zitierweise

    Menges, Franz, "Landau, Moses" in: Neue Deutsche Biographie 13 (1982), S. 480-481 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd130216593.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA