Lebensdaten
1883 – 1945
Geburtsort
Mindelheim
Sterbeort
Buchenwald
Beruf/Funktion
politischer Journalist ; Offizier
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 129409979 | OGND | VIAF: 42916255
Namensvarianten
  • Mayr, Karl
  • Mayr, Carl

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Zitierweise

Mayr, Karl, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd129409979.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Albert (1848–1938), Oberlandesgerichtsrat in München, S d. Joseph (1797–1884), Buchdrucker in Stadtamhof, u. d. Anna Schaupp (* 1810);
    M Anna Rösch ( 1944);
    n. 1920 Steffi Kohl.

  • Biographie

    Nach dem Besuch der Volksschule in Memmingen und des Gymnasiums in Kempten und München trat M. 1901 als Fahnenjunker in das 1. Bayer. Infanterieregiment „König“ ein und besuchte 1913/14 die Kriegsakademie. 1914 zog er als Beobachter in der Fliegerabteilung II an die Westfront (1915 Hauptmann). 1916 war er Adjutant der 1. Jäger-Brigade, dann Generalstabsoffizier beim Deutschen Alpenkorps. 1918 hielt er sich auf dem kleinasiat. Kriegsschauplatz auf (türk. Major) sowie in der Militärmission in Konstantinopel.

    1919/20 leitete M. die Abteilung Ib/P (Nachrichten und politische Aufklärung) im Reichswehr-Kommando 4 in München. Gegner der Revolution und der daraus entstandenen politischen Ordnung, hatte der tüchtige und intelligente Offizier für die politische Ausbildung der Soldaten zu sorgen. Er verfolgte und beeinflußte die politische Entwicklung in Bayern, führte politische Aufklärungskurse in den Kasernen durch und wählte sich Vertrauensmänner als Mitarbeiter aus. Zu diesen gehörten Hermann Esser und Adolf Hitler, deren politischer Agitation er die Wege ebnete. Am 12.9.1919 besuchte Hitler in M.s Auftrag eine Versammlung der Deutschen Arbeiterpartei (seit 21.4.1920 NSDAP), der er wenige Tage später beitrat, und erstellte für seinen Vorgesetzten mehrmals Exposés über politische Fragen. Im März 1920 gehörte M. in Bayern zu den entschiedensten Sympathisanten des Kapp-Putsches; er schickte Hitler und Dietrich Eckart nach Regensburg, um Georg Heim zu überreden, bayer. Ministerpräsident zu werden, und nach Berlin, um mit den Putschisten Verbindung aufzunehmen. Am 8.7.1920 schied er infolge der Verminderung der Reichswehr als Major aus dem Militärdienst aus.

    Obwohl Nationalist, Antisemit und vor allem Antikommunist, distanzierte sich M. nun immer mehr von der politischen Rechten, von deren internen Machenschaften er genaue Kenntnis hatte und deren Radikalisierung im Hitlerputsch 1923 einen ersten Höhepunkt erreichte. Er trat der SPD und dem „Reichsbanner Schwarz Rot Gold“ bei und arbeitete – neben K. Höltermann, F. Osterroth, E. Diefenthal und H. Meurer – in der Redaktion der Zeitschrift „Das Reichsbanner“. In seinen Aufsätzen bekämpfte er die Nationalsozialisten und die Kommunisten („Nazis und Kozis“) gleichermaßen, wobei er sich nicht nur zu Polemik, sondern auch zu Diffamierung und persönlicher Verunglimpfung hinreißen ließ. Er trat für den Pazifismus ein, wandte sich jedoch gegen dessen radikale Vertreter. Die Verständigung zwischen Deutschen und Franzosen – ausgehend vom gemeinsamen Fronterlebnis – war ihm ein Herzensanliegen. M. versuchte vergeblich, eine Abwehrfront gegen die NSDAP aufzubauen, die von der SPD bis zu den Rechtsparteien reichen sollte, aber mit Ausschluß der KPD. Aus diesem Grunde trat er durch Vermittlung Viktor v. Koerbers und Arnold Rechbergs mit Führern des „Stahlhelm“ und am 2.4.1932 mit Ernst Röhm in Verbindung. Nach Hitlers Machtübernahme floh M., von den Nationalsozialisten seit langem als Verräter gebrandmarkt, mit seiner Lebensgefährtin Steffi Kohl nach Frankreich, wo er sich weiterhin publizistisch betätigte, während Karl Höltermann „Das Reichsbanner“ in London fortführte. 1940 kehrte M. nach München zurück. Er wurde sogleich von der Gestapo verhaftet und zu Verhören in die Berliner Prinz-Albrecht-Straße gebracht. Vom Konzentrationslager Sachsenhausen wurde M. 1941 in das Konzentrationslager Buchenwald verlegt, wo er während eines Außenkommandos bei einem Bombenangriff der Alliierten umkam.

  • Werke

    u. a. Die faschist. Entwicklung in Dtld., in: Der Faschismus in Europa, hrsg. v. J. Deutsch, 1929, S. 24-30;
    Die Maske herunter, Wer Hitler wählt, wählt d. Krieg, o.J.

  • Literatur

    Geheimverhandlungen zwischen Nazi-Röhm u. Reichsbanner-Mayr, 1932 (KPD-Broschüre);
    E. Röhm, Die Gesch. e. Hochverräters, 1933;
    K. A. v.|Müller, Mars u. Venus, 1954, S. 266 f.;
    E. v. Vietsch, Arnold Rechberg u. d. Problem d. pol. Westorientierung Dtld.s nach d. 1. Weltkrieg, 1958, S. 111 f.;
    E. Deuerlein, Hitlers Eintritt in d. Pol. u. d. Reichswehr, in: VfZ 7, 1959, S. 177-227;
    W. Maser, Die Frühgesch. d. NSDAP, Hitlers Weg bis 1924, 1965;
    K. Rohe, Das Reichsbanner Schwarz Rot Gold, 1966;
    BHdE I.

  • Autor/in

    Franz Menges
  • Zitierweise

    Menges, Franz, "Mayr, Karl" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 564-565 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd129409979.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA