Lebensdaten
um 1587 – 1635
Geburtsort
Langenhain (nicht Haina) bei Bad Nauheim (Hessen)
Sterbeort
Butzbach
Beruf/Funktion
Dramatiker
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 128734353 | OGND | VIAF: 28131354
Namensvarianten
  • Hirtzwigius, Heinrich
  • Hirtzwig, Heinrich
  • Hirtzwigius, Heinrich
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Zitierweise

Hirtzwig, Heinrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd128734353.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Daniel ( 1605), Mag., Pfarrer in L., S d. Pfarrers Daniel (1524–1627) in Michelbach;
    M Susanna N. N.;
    1) Catharina (1597–1630), T d. Johs. Esperius ( 1608), bischöfl. worms. u. kurmainz. Hofrat, u. d. Agnes Brück, 2) Butzbach 1632 Elisabeth (1613–82), T d. Bgm. Justus Stumpf in Alsfeld u. d. Susanna Bücking;
    K aus 1), u. a. Philipp, Sup. u. Hofprediger in Weilburg.

  • Biographie

    H. studierte Theologie in Marburg/Lahn bei den Lutheranern Jonathan Winckelmann, B. Mentzer und H. Leuchter; als Marburg zur reformierten Lehre überging, setzte er das Studium in Gießen fort (1607 Magister). H. war Gegner des Calvinismus. Zu seinen lateinischen Dramendichtungen ist er vermutlich durch Konrad Bachmann, Professor poeticus et historicus in Gießen, angeregt worden. 1609 hielt er sich in Straßburg auf, 1613 in Speyer als Konrektor und war seit Herbst 1615 Rektor des Gymnasiums in Frankfurt/Main, als sehr erfolgreicher, aber auch eigenwilliger Pädagoge. Wegen Konflikten mit Vorgesetzten und der Geistlichkeit 1627 entlassen, wurde er anschließend Prediger des Landgrafs Philipp von Hessen in Butzbach.

    H.s Bedeutung liegt auf dem Gebiet des vorbarocken lateinischen Dramas. In der auf dem Straßburger Akademietheater aufgeführten Tragödie „Balsasar“ (1609, 1615, 1616, deutsch von W. Spangenberg, 1609) stellt er im Rahmen einer umfangreichen Milieuschilderung des alten Babylon den verdienten Untergang Belsazars dar. Er zielt mit diesem Stück auf eine exemplarische Vorführung der moralischen Tendenz: in punitam vinositatem. Die Struktur des Dramas und der bunte lebendige Ablauf von Trinkgelagen, Raufereien und Kriegsszenen zeugen von H.s dramaturgischem Geschick. Ein Kuriosum ist der vom Autor beigegebene philologische Kommentar, der unter anderem Sacherklärungen und Quellenangaben bietet. Im Jubiläumsjahr der Reformation veröffentlichte H. eine großangelegte Apotheose „Lutherus“ (1617), ein 5aktiges Drama mit 105 Personen, das revuehaft die Hauptstationen der Reformationsbewegung (vom Auftreten Tetzels bis zum Schmalkaldischen Krieg) in recht wirkungsvollen Szenen auf die Bühne bringt. Bemerkenswert ist H.s Sinn für effektvolle theatralische Arrangements, die gegenüber dem herkömmlichen Drama des 16. Jahrhunderts auf einen veränderten Theatersinn der Zeit schließen lassen.

  • Werke

    Weitere W De reprobatione ad aeternam damnationem, Disputatio Theologica, 1607;
    Jesulus, Comoedia sacra, 1613 (Weihnachtsspiel).

  • Literatur

    ADB XII;
    F. G. Freytag, Adparatus litterarius … II, 1752;
    Karl Reinhardt, M. Henrici Hirtzwigii Rectoris de Gymnasii Moeno-Francofurtani ratione et statu…epistola, in: Progr. d. städt. Gymnasiums zu Frankfurt a. M., Ostern 1891;
    W. E. Weber, Das Frankfurter Gymnasium unter d. Rektor H., Progr. Frankfurt a. M. 1829;
    Goedeke II, S. 145.

  • Autor/in

    Hans-Gert Roloff
  • Zitierweise

    Roloff, Hans-Gert, "Hirtzwig, Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 243 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd128734353.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Hirtzwig: Heinrich H. (Hirtzwigius), lateinischer Dramatiker aus Hayna in Hessen, im J. 1613 als Rector in Speier, 1617 als Rector des Gymnasiums zu Frankfurt a. M. nachweisbar. Seine Tragödie „Balsasar“ wurde 1609 im Straßburger akademischen Theater aufgeführt; 1615 gab er sie mit ausführlichem Commentar heraus, indem er sich selbst wie einen alten Classiker behandelte und über die Reminiscenzen, die er verwerthete, genaue Rechenschaft ablegte. Seine Comödie „Jesulus“ (1613) behandelt die Geburt Christi. Sein Drama „Lutherus“ (1617) erschien zur Säcularfeier der Reformation. Im „Belsazar“ wie im „Jesulus“ nimmt die Schilderung von Zuständen und (Charakteren den breitesten Raum ein. Dort treten, um die Sittenverderbniß in Babylon anschaulich zu machen, ein miles gloriosus, ein schmeichelnder Schmarotzer, ein durch böses Beispiel verirrter Jüngling und allerlei üble Gesellschaft auf; bekannte Themata der Satire werden angeschlagen, Hofleben, Saufgelage, Prügelei, Bauernbetrügereien und bäuerlicher Egoismus. Der Verachtung der Gelehrten soll entgegen gewirkt, die Wichtigkeit der Schule betont werden. Es fehlt nicht an Situationskomik. Aber der Bau des Ganzen ist völlig unsicher; König Belsazar, der im Mittelpunkte stehen sollte, kommt gar nicht herau; das Stück lebt nur von seinen Vorbildern. — Die zweite Arbeit des Dichters entrollt ein Bild von dem Fremdenzufluß in Bethlehem; Sclaven und Wirthe, gute und böse, machen sich breit. Hübsch wird das innige, reine Verhältniß zwischen Maria und Joseph dargestellt. Und als die Hirten nach der Botschaft des Engels ihre Geschenke vorbereiten, da will ein kleiner Junge aus seiner Sparbüchse beisteuern, damit noch mehr Früchte gekauft werden können. So findet der Dichter auch sonst naive Züge. Sein „Luther“ ist leider am wenigsten gelungen, weil er das ganze Wirken seines Helden verfolgen und keine ihm wichtig scheinende Thatsache weglassen will. Doch verläßt ihn nirgends ein gewisser Sinn für das theatralisch Mögliche und Effectvolle. Das Treiben am Hose Leos X. Hütte er gewiß noch gerne näher geschildert; aber er versteht es auch|in der Kürze ganz gut, Haß gegen Luther's Feinde zu erregen. Seine Sprache ist durchweg recht verkünstelt, mit Wortspielen voll gepfropft.

  • Autor/in

    Scherer.
  • Zitierweise

    Scherer, Wilhelm, "Hirtzwig, Heinrich" in: Allgemeine Deutsche Biographie 12 (1880), S. 482-483 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd128734353.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA