Lebensdaten
1903 – 2003
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
San Diego (Kalifornien, USA)
Beruf/Funktion
Medizinerin ; Biochemikerin ; Pharmakologin
Konfession
-
Namensvarianten
  • Vogt, Marthe Louise
  • Vogt, Marthe
  • Vogt, Marthe Louise

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen in der NDB Genealogie

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Vogt, Marthe, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz137183.html [24.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Oskar (s. 1);
    M Cécile Mugnier (s. 2);
    Schw Marguerite (s. 4);
    – ledig.

  • Biographie

    Nach dem Schulbesuch und Abitur an der Auguste-Victoria-Schule (Realgymasium) in Berlin-Charlottenburg 1922 studierte V. bis 1927 Medizin und Chemie an der Univ. Berlin. Sie wurde 1928 mit der Arbeit „Über omnilaminäre Strukturdifferenzen und lineare Grenzen der architektonischen Felder der hinteren Zentralwindung des Menschen“ (in: Journ. f. Psychol. u. Neurol. 35, 1928, H. 5 / 6, S. 177–93) zum Dr. med. und 1929 mit der Arbeit „Untersuchungen über Bildung und Verhalten einiger biologisch wichtiger Substanzen aus der Dreikohlenstoffreihe“ (in: Biochem. Zs. 211, 1929, H. 1 / 3, S. 1–39) bei dem Biochemiker Carl Neuberg (1877–1956) zum Dr. phil. promoviert. 1927–29 war sie Doktorandin am KWI für Biochemie in Berlin-Dahlem bei Neuberg und 1930 / 31 wissenschaftliche Mitarbeiterin, seit Juni 1931 Abteilungsleiterin im KWI für Hirnforschung in Berlin-Buch. Sie ging 1935 wegen des NS-Regimes mit einem Stipendium nach Großbritannien, wo sie bis 1936 im Laboratorium F4 des „National Institute for Medical Research“ bei Sir Henry Dale (1875–1968) in Hampstead bei London arbeitete. Anschließend studierte V. an der Cambridge University und wurde 1937 zum PhD. promoviert. Mit dem Alfred Yarrow Research Fellowship war sie 1937–40 am Girton-College Cambridge. 1941–46 arbeitete sie als Pharmakologin bei der Pharmaceutical Society in London und seit 1947 als Lecturer, seit 1952 als Reader an der University of Edinburgh am Pharmacological Department (brit. Staatsbürgerschaft 1947). 1960 bis zu ihrer Emeritierung 1968 fungierte V. als Head of the Pharmacology Unit des „Institute of Animal Physiology, Babraham“ in Cambridge. 1990 siedelte sie nach Kalifornien zu ihrer Schwester um.

    V.s Leistungen sind mit den wichtigsten Erkenntnissen über die anatomische Verteilung, die Bedingungen für die Freisetzung und die physiologischen Funktionen von Neurotransmittern und Nebennierenhormonen verbunden. Sie leistete fundamentale Beiträge zur Neuropharmakologie, indem sie die Wirkungsweise von Neurotransmittern, besonders der Epinephrine, erforschte. Sie untersuchte u. a. die Wirkung von Morphium und anderen Substanzen auf Zellen bzw. auf Organismen. 1936 publizierte sie mit Wilhelm Feldberg und Sir Henry Dale die klassische Abhandlung über Acetylcholin als den Transmitter von Nervenimpulsen an der Endplatte des quergestreiften Muskels bei Warmblütern. Ihre Schrift über die Verteilung von Noradrenalin und Adrenalin im Zentralnervensystem und die Wirkung physiologischer und pharmakologischer Reize wurde berühmt, weil sie als eine der ersten die Folgen der Psychopharmaka im Gehirn untersucht hatte. Später forschte V. zu Serotonin. Ihre Entdeckungen halfen, die Wirkungsweise der Psychopharmaka zu erklären und zu verstehen. Zu V.s Schülern zählt Susan Greenfield.

  • Auszeichnungen

    |u. a. Mitgl. d. Royal Soc. (1952) u. d. Girton-College Cambridge (1960);
    D. Sc. hon. (Edinburgh 1974);
    Gold Medal d. Royal Soc. (1981);
    Wellcome Gold Medal of the British Pharmacological Soc. (1983);
    Ehrenmitgl. d. American Ac. of Arts and Science, d. British Pharmacological Soc., d. ungar. Ak. d. Wiss. u. British Ass. of Psychopharmacology.

  • Werke

    W Release of Acetylcholine at Voluntary Nerve Endings, in: Journ. of Physiology 86, 1936, S. 353–80 (mit H. H. Dale u. W. Feldberg);
    Acetylcholine Syntheses in Different Regions of the Central Nervous System, ebd. 107, S. 372–81 (mit W. Feldberg);
    The Concentration of Sympathin in Different Parts of the Central Nervous System under Normal Conditions and after the Administration of Drugs, ebd. 123, 1954, S. 451–81;
    Nervous Influences in Endocrine Activity, in: J. Meites u. a. (Hg.), Pioneers in Neuroendocrinology, Bd. 1, 1975, S. 314–21 (P);
    Nachlaß: Wellcome Library, London.

  • Literatur

    |S. Greenfield, in: L. Bindman, A. Brading u. T. Tansey (Hg.), Women Physiologists, 1993, S. 49–59;
    J. Mason, The Women Fellows’ Jubilee, in: Notes and Records of the Royal Soc. of London 49, 1995, H. 1, S. 125–40;
    M. Ogilvie u. J. Harvey (Hg.), The Biogr. Dict. of Women in Science, Pioneering Lives from Ancient Times to the Mid-20th Century, Bd. 2, 2000, S. 1330 f.;
    J. Medawar u. D. Pyke, Hitler’s Gift, The True Story of the Scientists Expelled by the Nazi Regime, 2001, S. 205–07;
    I. Klatzo, Cécile and Oskar V., The Visionaries of Modern Neuroscience, 2002;
    A. Vogt, Vom Hintereingang z. Hauptportal? Lise Meitner u. ihre Kolleginnen an d. Berliner Univ. u. in d. KWG, 2007, bes. S. 214 ff., 230–33;
    dies., in: J. Apotheker u. L. Simon Sarkadi (Hg.), European Women in Chemistry, 2011, S. 149–52;
    BHdE II;
    Wissenschaftlerinnen KWI (P);
    Nachrufe: The Telegraph v. 3. 10. 2003;
    P. Wright, in: The Lancet 362 v. 22. 11. 2003;
    S. Greenfield, in: The Physiological News 54, 2004, S. 50 f.;
    A. Cuthbert, in: Biogr. Memoirs of Fellows of the Royal Soc., 51, 2005, S. 409–23 (W-Verz., P);
    E. Muscholl, Dt. Ges. f. Pharmakol. u. Toxikol.;
    Qu Archive d. HU, d. Berlin-Brandenburg. Ak. d. Wiss. (Teilnachlaß O. Vogt u. Nachlaß Stubbe) u. d. MPG;
    Cécile u. Oskar Vogt-Archiv, Düsseldorf;
    American Philosophical Soc., Philadelphia (Carl Neuberg Papers);
    Wellcome Inst., London;
    Archive d. Soc. for the Protection of Science and Learning, Bodleian Library, Univ. of Oxford.

  • Porträts

    P Photogrr. (Archive d. MPG u. d. Berlin-Brandenburg. Ak. d. Wiss.;
    Cécile u. Oskar Vogt-Archiv, Düsseldorf).

  • Zitierweise

    Vogt, Annette, "Vogt, Marthe" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 46-47 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz137183.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA