Lebensdaten
1882 – 1944
Geburtsort
Posen
Sterbeort
bei Valmy (Frankreich)
Beruf/Funktion
Generalfeldmarschall
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 124447775 | OGND | VIAF: 45235623
Namensvarianten
  • Kluge, Günther (bis 1913)
  • Kluge, Günther von
  • Kluge, Günther (bis 1913)
  • mehr

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen in der NDB Genealogie
Personen im NDB Artikel

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Kluge, Günther von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd124447775.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Max (preuß. Adel 1913, 1856-1934), preuß. Gen.-Lt., S d. Ferdinand, Kaufm., Webereibes. u. Stadtrat in Görlitz, Rittergutsbes., u. d. Laura Wilh. Schäring;
    M Elise (1862–1945), T d. Adolf Kühn (1834–1905), Großkaufm. u. Stadtältester in Glogau, u. d. Antonie Oswald;
    Celle 1907 Mathilde (1885–1965), T d. Ernst Böhne, Oberlandesgerichtsrat, u. d. Maria Freiin Wolff v. Gudenberg;
    1 S, 2 T.

  • Biographie

    K. begann seine Laufbahn 1901 – wie auch Wilhelm Keitel – im Niedersächsischen Feldartillerie-Regiment 46 (Wolfenbüttel). Nach dem Besuch der Kriegsakademie gehörte er seit 1910 dem Großen Generalstab an und hatte während des 1. Weltkriegs (1914 Hauptmann) vornehmlich Funktionen als Führungsgehilfe wahrzunehmen. 1019 in die Reichswehr übernommen, fand K. wechselnde Verwendung bei der Truppe und in Stäben. In der Phase des Ausbaus der Reichswehr zur Wehrmacht galt der überaus befähigte Offizier (1930 Oberst, 1933 Generalmajor, 1934 Generalleutnant) als sicherer Anwärter auf hohe Führungspositionen. Am 1.4.1934 übernahm der die 6. Division in Münster und baute in dieser Stellung das VI. Armeekorps auf, dessen Kommandierender General er ein Jahr später wurde (1936 General der Artillerie). Im Zuge der weiteren Heeresvergrößerung stand K. seit 1.12.1938 an der Spitze der Heeresgruppe 6 (Hannover), deren Stab zu Kriegsbeginn denjenigen der 4. Armee bildete. Diese Armee führte K. als Generaloberst (19.7.1940 Generalfeldmarschall) in den Feldzügen gegen Polen, Frankreich und die Sowjetunion bis zum 18.12.1941, als er die Nachfolge des Generalfeldmarschalls von Bock als Oberbefehlshaber (OB) der Heeresgruppe (Hgr.) Mitte antrat.

    Wie auch andere erfolgreiche und bei den Soldaten angesehene Truppenführer sah sich K. bald mit der militärischen Widerstandsbewegung konfrontiert, und zwar in seinem eigenen Stabe, wo der Erste Generalstabsoffizier der Heeresgruppe Mitte, Oberst von Tresckow, schon zu Bocks Zeiten eine Gruppe Gleichgesinnter um sich geschart hatte. K., dem die anfänglichen militärischen Erfolge Hitlers zweifellos imponiert hatten und der noch zu seinem 60. Geburtstage (1942) eine große Dotation nicht zurückwies, war im Grunde ein zu kritischer Kopf, um nicht – spätestens seit Stalingrad, wahrscheinlich schon früher – den strategischen Fähigkeiten Hitlers zunehmend Zweifel entgegenzubringen und die mit dessen hemmungsloser Kriegsführung verbundenen tödlichen Gefahren für Deutschland zu erkennen. Einem von Tresckow vermittelten Gespräch mit Goerdeler wich K. daher ebensowenig aus wie dem Gedanken an einen Militärputsch, doch immer wieder überwogen seine Bedenken, behielt die Loyalität die Oberhand. So konnte die Gelegenheit, Hitler am 13.3.1943 anläßlich seines Besuches bei der Heeresgruppe Mitte durch Einsatz von Offizieren des Kavallerie-Verbandes von Boeselager auszuschalten, nicht genutzt werden, da K. mit dem Argument, im Augenblick würden weder Truppe noch Öffentlichkeit Verständnis für ein derartiges Vorgehen zeigen, jede Mitverantwortung für die Tat und Mitwirkung bei dem geplanten nachfolgenden Putsch ablehnte. Seine durch das Zeugnis Goerdelers belegte Bereitschaft (September 1943), bei einem gegen Hitler gerichteten Unternehmen seinerseits von der Ostfront aus an entscheidender Stelle teilzunehmen (nach Tresckows Vorstellungen als künftiger Oberbefehlshaber der Wehrmacht), blieb unerprobt, da K. nach einem schweren Autounfall (12.10.1943) die Heeresgruppe abgeben und sich für längere Zeit ärztlicher Behandlung unterziehen mußte.

    Erst Anfang Juli 1944 fand K. wieder Verwendung. Am 7.7. übernahm er von Generalfeldmarschall von Rundstedt den Oberbefehl über das Westheer (Oberbefehlshaber West/Heeresgruppe D) in Frankreich und hatte seit 17.7. (nach der Verwundung Rommels) auch noch die ihm unterstellte Heeresgruppe B selbst zu führen. Auch in dieser Stellung galt der Feldmarschall den Akteuren des Widerstandes als potentieller Bundesgenosse, da er „wieder mehr und mehr zum Erwägen von Umsturzplänen bereit“ war. Doch am Abend des 20.7., als er von einer Frontfahrt zurückkehrte und die Nachricht sich bestätigte, daß Hitler das Attentat überlebt habe, verweigerte er gegenüber Stülpnagel die Sanktionierung der in Paris bereits angelaufenen Maßnahmen und wies damit auch den Vorschlag, sich an die Spitze der Erhebung im Westen zu stellen, kategorisch zurück. Die Aktionen wurden daraufhin rückgängig gemacht. Gegen K., der in viele Zusammenhänge eingeweiht gewesen war, richtete sich alsbald der Verdacht der Gestapo. Am 17.8.1944 erfolgte die Enthebung von seinem Posten; Nachfolger als Oberbefehlshaber|West wurde Generalfeldmarschall Model. Nach dem Wortlaut des Absetzungsschreibens sollte K. melden, „nach welcher Gegend Deutschlands er zu gehen gedenkt.“ Gegenüber Hitler verwahrte er sich brieflich gegen die Anschuldigung, durch falsche Maßnahmen die Niederlage im Westen bewußt verursacht zu haben, und schloß mit dem Appell, den Krieg zu beenden, falls die Lage in Frankreich nicht mehr „gemeistert“ werden könne. Auf der Heimfahrt nach Deutschland machte K. seinem Leben durch Gift ein Ende.

  • Literatur

    O. E. Moll, Die dt. Generalfeldmarschälle, 1961 (P);
    P. Hoffmann, Widerstand, Staatsstreich, Attentat, Der Kampf d. Opposition gegen Hitler, 1969;
    B. Scheurig, Henning v. Tresckow, Eine Biogr., ²1973.

  • Autor/in

    Thilo Vogelsang
  • Zitierweise

    Vogelsang, Thilo, "Kluge, Günther von" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 141-142 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd124447775.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA