Lebensdaten
1900 – 1980
Geburtsort
Wedel (Holstein)
Sterbeort
Upper Montclair (New Jersey, USA)
Beruf/Funktion
Ingenieur ; Raketentechniker ; Schiffskonstrukteur ; Turbinenkonstrukteur
Konfession
keine Angabe
Namensvarianten
  • Walter, Hellmuth
  • Walther, Hellmuth

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Zitierweise

Walter, Hellmuth, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz138764.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Ludwig (* 1870), Malermeister in W., S d. Carl Ludwig (1846–1918), Auktionator u. Sparkassenrendant in W., u. d. Margarete Elisabeth Hagehorn (1847–82), aus W.;
    M L(o)uise (* 1878), T d. Dittmer Meyer (1847–1931), in W., u. d. Anna Margaretha Kohler (1852–1970);
    Kiel 1936 Ingeborg (1909–2000), aus Kiel, T d. Carl Möller (1874–1960) u. d. Ida (* 1879);
    3 S Ingo ( Jutta Dobernecker), Prof. f. internat. Finanzwesen an d. Stern Graduate Business School d. New York Univ., Helmut (* 1941), Bankdir. b. d. Chase Manhattan Bank u. d. Dt. Genossenschaftsbank, Dietmar (* 1942, 1] Margaret Geppert, 2] Brigitte Meyer), Inh. e. Übers.büros, 2 T Gudrun (* 1944, Richard Lelash), Siegrid (* 1946, Fred Bonnett).

  • Biographie

    W. besuchte 1911–14 das Realgymnasium in Hamburg-Blankenese, das er mit der Mittleren Reife verließ, um eine Lehre als Maschinenbauer zu absolvieren. Nach deren Abschluß arbeitete er 1917–19 als Praktikant bei der Hamburger Reiherstiegwerft sowie 1920 auf der Zeche Zollverein in Essen-Katernberg. 1921–23 studierte er Maschinenbau an der Höheren Technischen Lehranstalt in Hamburg und der TH Berlin-Charlottenburg. Anschließend bei der Hamburger Vulcan-Werft tätig, wechselte W. 1925 ins Heereswaffenamt, wo er an der Entwicklung von Flugabwehrgeräten arbeitete. 1930 machte er sich als Ingenieur selbständig, um sein Spezialgebiet, den Schiffsturbinenbau, voranzutreiben.

    W.s 1935 eingerichtetes Konstruktionsbüro „Hellmuth Walter KG“ und die 1939 gegründeten W.-Werke mit bis zu 5000 Mitarbeitern profitierten vom massiven NS-Aufrüstungsprogramm (Mitgl. d. NSDAP 1931). In enger Zusammenarbeit mit dem Marineamt und der Germania-Werft entwickelte er Anfang der 1930er Jahre eine neuartige, außenluftunabhängige Gasturbinenanlage, die den Unterwasserantrieb für U-Boote revolutionieren sollte, indem Wasserstoffperoxid den für die Verbrennung notwendigen Sauerstoff ersetzte. Nach Lösung zahlreicher technischer Probleme wurde ein erstes Versuchs-U-Boot, V 80, mit dem neuen Antrieb erprobt; im Juli 1942 stellte dieses mit 26,5 kn einen Weltrekord für die Fahrt unter Wasser auf. Serienreif wurden die auf Grundlage dieses und weiterer Prototypen entwickelten W.-U-Boote während des Krieges nicht mehr, da die Erprobungen noch nicht abgeschlossen waren und das notwendige Wasserstoffperoxid nicht in den notwendigen Mengen hergestellt werden konnte. 1944 begann die Marine zwar mit dem Bau von W.-U-Booten (Typ XII bzw. XXVI), frontreif wurden diese jedoch nicht mehr. Bereits 1943 hatte W. einen Schnorchelmast für U-Boote entwickelt, der den Betrieb der Dieselmotoren auch bei Unterwasserfahrten ermöglichte. Aufgrund technischer Probleme und Sichtbarkeit des Schnorchels bzw. der Gefahr, durch Radarpeilung entdeckt zu werden, nutzten U-Boote diesen anfänglich ungern, später nur bei Nacht.

    W. arbeitete nicht nur für die Kriegsmarine, sondern auch für die Luftwaffe. Ein von ihm entwickelter Raketenantrieb, der ebenfalls Wasserstoffperoxid benutzte, ermöglichte den Bau des ersten Raketenjägers der Welt, der Me 163 „Komet“. Diese stellte 1941 mit 1003 km/ h einen Geschwindigkeitsrekord auf. Technische Probleme und Lieferschwierigkeiten verzögerten den Einsatz an der Front; taktische Probleme beim Einsatz aufgrund der sehr hohen Geschwindigkeit und|kurzen Brenndauer des Triebwerks kamen hinzu. Auch andere Waffen wie Torpedos und Gleitbomben nutzten von W. entwickelte Raketen- und Turbinenantriebe, die nur teilweise frontreif wurden.

    Nach dem Krieg wurden W.s Ingenieurbüro und sein Entwicklungs- und Produktionswerk in Kiel-Tannenberg liquidiert und W. für die Royal Navy rekrutiert. Seit 1946 war er mit ehemaligen Mitarbeitern für den engl. Rüstungskonzern „Vickers-Armstrongs Ltd.“ tätig. 1949 siedelte W. nach kurzem Aufenthalt in Deutschland in die USA über, wo er für die „Worthington Corporation“ in Harrison (New Jersey), seit 1955 als Director of Research und seit 1962 als Vizepräsident an der Entwicklung u. a. von Gasturbinen und Bohrmaschinen zur Ölgewinnung arbeitete (US-Staatsbürger 1956).

    W. und seine Frau waren seit 1948 alleinige Gesellschafter der „Paul Seifert GmbH“ in Kiel und beteiligten sich 1951 an der „F. W. Kutzscher GmbH“. Der 1956 von W. gegründeten „Helmuth Walter GmbH“ in Kiel gelang es nicht, sich mit neuen U-Boot-Entwürfen beim Neuaufbau der Bundesmarine zu etablieren. Der Elektroantrieb mit Brennstoffzelle bot auch für konventionelle U-Boote in der Ostsee mehr Vorteile als der Walter-Antrieb. Ein in den 1960er Jahren entwickeltes ziviles U-Boot für Tauchtiefen bis 5000 m blieb Entwurf. Nach Umstrukturierungen der Firmen umfaßt das seit 1993 unter „Walterwerk Kiel GmbH & Co KG“ firmierende Unternehmen eine Maschinenfabrik für Waffel- und Snackbackanlagen sowie ein Ingenieurbüro.

    W., der U-Bootantriebe, Raketenmotoren, Flugzeugtriebwerke, Torpedos sowie Flugabwehr- und Schiff-Schiffraketen entwickelte, besaß insgesamt mehr als 200 Patente.

  • Auszeichnungen

    |Goldene Todt-Nadel (1942);
    Kriegsverdienstkreuz 1. Kl. (1942);
    Prof. (1944);
    Rr.kreuz (1945);
    Goldene Nadel d. Dt. Raketenges. (1960);
    Goldene Diesel-Medaille d. Dt. Erfinder-Ges. (1963);
    Ehrenmitgl. d. Dt. Ges. f. Luft- u. Raumfahrt (1970);
    Pionierkette d. Windrose d. Internat. Committee of Aerospace Activities (1972).

  • Werke

    |Verfahren z. Durchführung e. Kreisprozesses, insbes. f. Gasturbinen mit isotherm. Verdichtung d. Gase, DE000000491156A, 1925;
    Drehkolbenverdichter, DE000000567478A, 1933;
    Katalysator z. Zersetzung v. Wasserstoffsuperoxyd, DE000000302, 1935;
    Verfahren u. Vorrichtung z. Betriebe e. Luftstrahlkraftmaschine, DE000000120, 1937;
    Kraftanlage f. Torpedos, DE000000306, 1938;
    Rückstoßtriebwerk, insbes. f. Flugkörper oder Raketen, DE000000107, 1938;
    Unterwasserschnellboot, DE000000408, 1940;
    Verfahren z. Betrieb v. luftunabhängigen Triebwerken, 1940;
    Steuerung e. Flugkörpers in seine Flugbahn, DE000000189, 1941;
    Haube f. U-Boottürme, 1942;
    Torpedobewaffnung f. U-Boote, 1944;
    Intermittierender Strahlantrieb f. bemannte oder unbemannte Unterwasser- u. Überflutungsfahrzeuge mit Geichdruckverbrennung, 1944;
    Verfahren u. Vorrichtung z. Antrieb hauptsächl. v. Unterwasserfahrzeugen, DE000001104973B, 1958;
    Rotary Blower, US000002665057A, 1954;
    Gas Compressor System, US000002776087A, 1957;
    Method and Device for Propelling Submarine Vehicles, US000003087304A, 1963.

  • Literatur

    |E. Rössler, Ing. u. Erfinder, z. Gedenken an H. W., in: Schiff u. Hafen, 2000, H. 8, S. 60–62;
    ders., Die schnellen U-Boote v. H. W., 2010 (P);
    ders. u. L. U. Scholl, H. W. (1900–1980), seine Unterseeboote u. ihre Hochleistungsantriebe, 2000 (P);
    E. Möller, Marine-Geheimprojekte, H. W. u. seine Entwicklungen, 2000;
    K. G. Strecker, Vom Walter-U-Boot z. Waffelautomaten, 2001;
    Biogrr. Schiffbau (P);
    Biogr. Lex. Schleswig-Holstein XI (P);
    Nachlaß: Landesarchiv Schleswig-Holstein.

  • Porträts

    |Photogrr. (Dt. Mus. München).

  • Autor/in

    Michael Epkenhans
  • Zitierweise

    Epkenhans, Michael, "Walter, Hellmuth" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 360-361 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz138764.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA