Lebensdaten
erwähnt 1528, gestorben um 1550
Geburtsort
Speyer
Sterbeort
Straßburg
Beruf/Funktion
Arzt ; Schriftsteller ; Übersetzer
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 121864235 | OGND | VIAF: 10713338
Namensvarianten
  • Herr, Michael
  • Hero, Michael
  • Herren, Michael

Quellen(nachweise)

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen im NDB Artikel

Verknüpfungen auf die Person andernorts

Aus dem Register von NDB/ADB

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Herr, Michael, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd121864235.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    1528 Elisabeth Hügin, Wwe d. Bastian Pfitzer in St.

  • Biographie

    Daß H. in Kolmar geboren sei, daß er in Basel Medizin studiert und sogar einige Zeit praktiziert habe, ist unhaltbar. Tatsächlich ließ er sich als „Speyerer“ 1508 in Heidelberg immatrikulieren und wurde 1510 Baccalaureus artium. Er trat in die Straßburger Kartause ein und schloß daselbst Freundschaft mit Otto Brunfels, dessen „Herbarum vivae icones“ er nach dem Tode des Verfassers zum Abschluß führte (1536). Als sich in Straßburg die Reformation durchsetzte, bekannte sich H. zum neuen Glauben. Dank der den ehemaligen Klosterleuten vom Magistrat gewährten Mittel begab er sich 1527 nach Montpellier und studierte Medizin, kam aber bald zurück und erwarb 1528 das Bürgerrecht. 1534 wurde er Arzt des Bürgerspitals. Von 1547 ab beteiligte er sich an den Arbeiten zur Herstellung einer neuen Münsteruhr. Einmal zog ihn Robert von d. Mark, Fürst von Sedan, als ärztlichen Berater heran. – Als Schriftsteller ist H. vor allem Übersetzer. Seine Schreibart ist allgemein gelobt, doch wird ihm vorgeworfen, er entstelle die Texte der Antike, um sie mit der christlichen Lehre in Einklang zu bringen. „Gründtlicher underricht … aller vierfüßiger Thier“ (Straßburg 1546) ist sein einziges selbständiges Werk. Eigene mit witzigen Einfällen besäte Beobachtungen gesellen sich darin zu aus Aristoteles, Plinius, Solinus geschöpften Weisheiten. Von den 64 Tierabbildungen sind etliche nach der Natur gezeichnet. Das äußerst seltene Buch erlebte 1934 eine leider nicht vollständige Wiedergabe.

  • Werke

    Weitere W, sämtlich Überss. (alle in Straßburg ersch.) Lod. Vartoman's (Luigi Barthema), Die Ritterlich u. lobwürdig reisz … sagend v. d. landen Egypto, Syria, v. beiden Arabia, Persia, India u. Ethiopia …, 1515, 1516;
    Schachtafelen d. Gesundheyt, 1533 (nach „Tacuinus sanitatis“ u. „Tacuinus aegritudinum“, d. h. nach lat. Übertragungen arab. Autoren, Ibn Botlan u. Ibn Dschezla);
    Simon Grynaeus, Die new welt d. landschaften u. Insulen …, 1534;
    Plutarchus, Guter Sitten 21 Bücher, 1535;
    Seneca, Sittliche Zuchtbücher, 1536;
    Columella u. Palladius, Das Ackerwerck, 1538;
    Cassianus Bassus, Der veldtbaw, 1545, 1551, 1561, 1563, 1566.

  • Literatur

    ADB XII;
    O. Schadaeus, Summum Argentoratensium templum, Straßburg 1617, S. 38-39;
    C. Perrault, in: Memoires de l'Ac. royale des sciences III, 1733, S. 84;
    Ersch-Gruber, 2. Sect. 7, 1830, S. 8;
    A. Seyboth, Das alte Straßburg, 1890, S. 182;
    O. Winckelmann, Das Fürsorgewesen d. Stadt Straßburg I, 1922, S. 109;
    H. Röttinger, Der Frankfurter Buchholzschn., 1530–50, 1933, S. 129;
    F. Ritter, Répertoire bibliographique des livres strasbourgeois, Straßburg 1934 ff., Nr. 160-62, 561, 679, 1048, 1895, 1897;
    E. Wickersheimer, in: Bibl. d'humanisme et renaissance 12, Genf 1950, S. 85-97;
    ders., in: La science au seizième siècle, colloque internat. de Royaumont, 1957, S. 267-83;
    C. Wittmer u. J. C. Meyer, Le livre de bourgeoisie de la ville de Strasbourg 1440-1530, II, Straßburg 1954, S. 799;
    Sitzmann.

  • Autor/in

    Ernest Wickersheimer
  • Zitierweise

    Wickersheimer, Ernest, "Herr, Michael" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 679 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd121864235.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Herr: Michael H., Arzt und Schriftsteller in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Von seinen äußeren Lebensumständen wissen wir blos, daß er, vermuthlich der Colmar’schen Familie dieses Namens angehörig, zu Basel Medicin studirte, Doctor wurde und dann theils in letzterer Stadt, theils zu Straßburg, wo er das Amt eines Stadtphysikus bekleidete, den Wissenschaften und der Ausübung seines Berufes lebte. Auf den Titeln seiner Schriften nennt er sich in der Regel „Der Artzney vnd Freyer Künsten lyebhaber“. Seinen Tod setzt man gewöhnlich in die Zeit kurz nach 1550. H. war nicht nur selbstständiger Schriftsteller, sondern auch und vor allem ein unermüdlicher Uebersetzer älterer classischer Schriften, die sich auf Naturgeschichte, Gesundheitslehre, Ackerbau und Erdkunde beziehen. Da er jedoch in der letzteren Thätigkeit bemüht|war, den antiken Charakter aus falsch verstandenem Eifer für das Christenthum möglichst zu verwischen, so entbehren seine Verdeutschungen der Treue, obgleich er durchaus nicht ungeschickt in der Behandlung der Sprache war. Ueberdies kam es bei den Uebersetzungen jener Zeit fast ohne Ausnahme nur auf verständliche Umschreibung des Inhalts, durchaus nicht auf Nachbildung der Form an, und es ward die alte Zeit auf so naive Weise aus den Anschauungen der unmittelbaren Gegenwart heraus aufgefaßt, daß z. B. H. in seiner Uebersetzung des Seneca dem sterbenden Seneca das strömende Blut seiner Adern „Gott, seinem Erlöser“ opfern läßt oder daß auf den Bildern, mit denen die Werke der Zeit geziert waren, die neueren Kriegsmaschinen und Geschütze bei niemand Anstoß gaben; so stellt beispielsweise eine Ausgabe der Aeneide des Virgil vom Jahre 1590, Francof. ap. Joh. Wechelium, S. 174 b auf das anschaulichste dar, wie Troja von Kanonen beschossen wird, die durch Landsknechte bedient werden. Herr's Arbeiten, die im Interesse des älteren Sprachstudiums noch jetzt verdienen gelesen zu werden, sind ziemlich zahlreich; wir nennen die bedeutendsten derselben. Bereits im J. 1515 übersetzte er „Die ritterlich reyß Herren Ludovico Vartomanno von Bolonia" (Straßb. Knobloch), 1533 erschienen unter dem Namen „Hero“ (wenn dies nicht etwa ein Druckfehler) seine „Schlachtopfer der Gesundheit“ (das. Hans Schott im Thiergarten), eine populäre Anleitung, sich vor Krankheiten zu hüten und dieselben los zu werden, ähnlich dem späteren größeren Werke seines Zunftgenossen Guarinonius (s. Bd. X. S. 83). Der Verfasser entschuldigt sich in dieser selbständigen Schrift, daß er den Canzleistil nicht verstehe und ihn deshalb auch nicht habe anwenden können, seine fließende und deutliche Art aber beweist, daß er denselben wohl entbehren konnte; auch giebt er gelegentlich zu verstehen, daß er im Griechischen. Hebräischen und Chaldäischen nicht unbewandert sei. Hierauf folgte im J. 1534 seine Uebersetzung von des Simon Grynaeus „Novus orbis“ etc. (s. Bd. X. S. 73): „Die neue Welt der Landschafften und Insulen ...“ (das. bei Ulricher von Andla). Im nächsten Jahre druckte Hans Schott des unermüdlichen Uebersetzers „Plutarchi guter Sitten einvndzwentzig Bücher“, in deren Vorrede er auch seines Vorgängers Heinrich v. Eppendorf, des Uebersetzers von Plutarchs Sprüchen (Straßburg, H. Schott, 1534) mit den Worten erwähnt „daß er dißer verteutschung ein anfänger vnd vrsacher ist“. Noch in demselben Jahre erschienen „Senecä sittliche Zuchtbücher“ (das. R. Beck; auch 1540 und 1545). Zwei Jahre später gab er heraus „Columellae vnd Palladii Ackerwerck“, im J. 1545 „Der Feldtbaw von K. Constantin“ (auch 1551, 1563 und 1566 von Melchior Rabus aus Memmingen verbessert) und noch im J. 1546 eine Sammlung naturgeschichtlicher Angaben unter dem Titel „Gründtlicher vnterricht ... allen vierfüßigen Thier wild vnd zam“ (Straßb., H. Schott), ein höchst seltenes Werk in Folio mit Originalholzschnitten. Alle diese Schriften sind auch heute noch beachtenswert!) als die vorzüglichsten Quellen, aus welchen damals das gebildete, nicht gelehrte Publieum seine Kenntnisse und Ansichten schöpfte, die eben daher nicht ohne große Wirkung auf die Zeitgenossen bleiben konnten.

    • Literatur

      Adelung, II. 1956—57. Dunkel, Ergänzungen zu Jöcher, III. 1002—3. Degen, Uebersetzungen der Römer, II. 46, der Griechen, II. 306 ff. Strobel, Geschichte des Elsasses, IV. 145.

  • Autor/in

    J. Franck.
  • Zitierweise

    Franck, Jakob, "Herr, Michael" in: Allgemeine Deutsche Biographie 12 (1880), S. 204-205 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd121864235.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA