Lebensdaten
1864 – 1941
Geburtsort
Brixen (Südtirol)
Sterbeort
Salzburg
Beruf/Funktion
katholischer Theologe ; Fürsterzbischof von Salzburg ; Primas Germaniae
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 120645599 | OGND | VIAF: 27170420
Namensvarianten
  • Waitz, Sigismund
  • Sigismund IV., Salzburg, Erzbischof
  • Waitz, S.
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Waitz, Sigismund, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd120645599.html [26.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Carl (1825–89), Magistratsrat, Kaufm., Untern. in B., S d. Mathias (1779–1832), Handelsmann u. Magistratsrat in B., u. d. Clara Domanig (1792–1862);
    |M Julie (1836–1912), T d. Johann Gasser (1804–82), Gerbermeister in Inzing, u. d. Maria Anna Aloisia Vonbank (1814–67);
    Om Vinzenz Gasser (1809–79), 1856–79 Fürstbf. v. Brixen (s. NDB VI);
    5 B Oswald (1860–1915), Kaufm. in B., Friedrich SJ (1861–1911), Lehrer f. Math./ Physik u. Musik in Travnik (Bosnien), Vinzenz (1863–1936), Kaufm. in Innsbruck, Ernst (1865–1915), Dr. med., k. k. Salinenarzt in Hall, Paul (1876–1961), Dr. phil., Geol. in Mexiko-Stadt, 1 Schw Luise (1867–1948, Franz Egger, 1854–1922, Prof. an d. Lehrerbildungsanstalt u. Bez.schulinsp. in Innsbruck).

  • Biographie

    W. wuchs in Brixen auf, besuchte dort die Knaben-Volksschule und 1874–82 als Zögling am bfl. Konvikt Cassianeum das Staatsgymnasium der Augustiner-Chorherren. Danach wechselte er an das Theol. Konvikt in Innsbruck und studierte Kath. Theologie und Philosophie 1882–84 und 1886 / 87 an der dortigen Universität sowie 1884–86 am Priesterseminar in Brixen. 1886 wurde W. in Brixen zum Priester geweiht und 1890 in Innsbruck zum Dr. theol. promoviert. 1886 / 87 wirkte er als Aushilfspriester in Weerberg sowie 1887–90 als Kooperator in Trins und 1890 / 91 in Innichen. 1891–97 arbeitete er als Redakteur der 1888 von Aemilian Schöpfer (1858–1936) gegründeten, christlich-sozial ausgerichteten Zeitung „Brixener Chronik“ sowie seit 1893 des „Tiroler Volksboten“. Nach einer krankheitsbedingten Auszeit 1897 / 98 war W. 1898 / 99 Pfarradministrator in Dietenheim. 1899–1901 wirkte er als Supplent, 1901–04 und 1905–12 als Professor für Moraltheologie und Moralphilosophie (Soziologie) am Brixener Priesterseminar. 1904 / 05 war er Religionslehrer des Ehzg. Karl, des späteren Ks. Karl (1887–1922) in Wien und seither eng mit dem Haus Habsburg verbunden. 1913 wurde W. Generalvikar für Vorarlberg, Titularbischof von Cibyra und Weihbischof von Brixen. Im selben Jahr übersiedelte er nach Feldkirch. W. war als Nachfolger des Brixener Fürstbischofs Franz Egger (1836–1918) vorgesehen, wurde aber am Ende des 1. Weltkriegs aufgrund der neuen politischen Verhältnisse und seiner antiital. Haltung nicht berücksichtigt. 1918 wurde er Delegatus Sanctae Sedis für die von ital. Truppen nicht besetzten Territorien der Diözese, 1921 Apostolischer Administrator für den in Österreich liegenden Teil der Diözese. Seit der Erhebung Innsbruck-Feldkirchs zu einem selbständigen, dem Apostolischen Stuhl unmittelbar untergeordneten Verwaltungs- und Seelsorgegebiet 1925 war W. mit allen Rechten eines Residentialbischofs ausgestattet, womit die Teilung der Diözese Brixen besiegelt war. Auf das 1926 erlassene Verbot des Besuchs des bfl. Gymnasiums „Vinzentinum“ in Brixen für österr. Schüler durch den ital. Staat reagierte W. im selben Jahr mit der Einrichtung eines neuen bfl. Gymnasiums und Knabenseminars in Schwaz (seit 1932 „Paulinum“). 1929 gab W. den entscheidenden Anstoß zur Aufnahme österr. Konkordatsverhandlungen, leitete im Auftrag der Bischofskonferenz die Vorarbeiten und nahm maßgeblichen Einfluß auf Formulierungen des Konkordatstextes; allerdings wurde er 1933 nicht zur Vertragsunterzeichnung nach Rom entsandt.

    1934 ernannte Papst Pius XI. W. zum Fürsterzbischof von Salzburg, nachdem das dortige Domkapitel ihn aus einem röm. Dreiervorschlag gewählt hatte (Inthronisation 1935).

    W. blieb bis 1938 weiterhin Apostolischer Administrator von Innsbruck-Feldkirch. In Salzburg widmete sich W. v. a. pastoralen und sozialen Aufgaben, setzte sich für die Errichtung einer kath. Universität ein und berief 1937 erstmals seit 200 Jahren wieder eine Diözesansynode ein, die der Höhepunkt seiner bischöflichen Tätigkeit in Salzburg und Ausgangspunkt für eine tiefgreifende Reform von Klerus und Seelsorge wurde. Von den frühen 1930er Jahren bis zu seiner letzten Predigt im Salzburger Dom 1941 prangerte er wie kein anderer österr. Bischof den Nationalsozialismus an. Der Weihnachtshirtenbrief 1933, in dem sich die österr. Bischöfe mit den „religiösen und kirchlichen Irrtümern“ des Nationalsozialismus auseinandersetzten, trug seine Handschrift. Nach dem „Anschluß“ Österreichs an das Dt. Reich am 12. 3. 1938 stand W. zeitweilig unter Hausarrest und blieb auch nach der „Feierlichen Erklärung!“ der österr. Bischöfe vom 18. 3. 1938, in der manche Aspekte der NS-Bewegung „freudig“ anerkannt wurden, zahlreichen Repressalien seitens der Nationalsozialisten ausgesetzt; nach der Beschlagnahmung des ebfl. Palais im Mai 1939 übersiedelte er kurzfristig ins ebfl. Priesterseminar und wohnte fortan im Benediktinerstift St. Peter.

    Seit seiner Brixener Zeit entfaltete W. zahlreiche Vereinsaktivitäten und gab Anstöße zur Einrichtung karitativer Institutionen. So gründete er u. a. 1898 einen Arbeiterverein in Franzensfeste, 1899 einen in Bruneck und war 1903 Mitbegründer des Landesverbandes der Barmherzigkeit, des Vorläufers der Caritas. Von W. ging die Initiative zur Einrichtung einer Lungenheilstätte in der Nähe Brixens und 1910 zur Gründung der „Katholischen Frauenorganisation Österreichs“ aus, deren Reichskonsulent er wurde. W. war 1900–13 Mitglied des Brixener Bürgerausschusses. In Vorarlberg gründete W. Priesterkongregationen, initiierte jährliche Priesterexerzitien und förderte das kath. Vereinswesen. 1922 führte er mit der Errichtung eines Katholikensekretariats für den österr. Teil der Diözese Brixen die „Katholische Aktion“ ein. Seit 1931 leitete er die „Catholica Unio“, die vor den Bolschewisten geflohene Christen unterstützte.

    Ebenso wie W.s politische Aktivitäten stets eine soziale Dimension besaßen, wirkten seine von „Rerum Novarum“ (1891), Joseph Biederlack (1845–1930) und Franz Hitze (1851–1921) geprägten sozial-karitativen Initiativen immer auch politisch und niemals losgelöst von einem tief verwurzelten christlichen Verständnis des Mitgefühls und der Fürsorge. Einfluß als „Sozialbischof“ auf den österr. Episkopat übte W. auch 1925 über die „Lehren und Weisungen der österreichischen Bischöfe über soziale Fragen der Gegenwart“ aus, die er weitgehend selbst formulierte. Hierin prangerte er Plutokratie und „sozialistische Materialisierung der Gesellschaft“ an und befürwortete auf der Basis von „Rerum novarum“ eine christliche Sozialgemeinschaft und eine ständische Ordnung, womit er zentrale Aussagen der Sozialenzyklika „Quadragesimo anno“ (1931) sowie der darauf begründeten Verfassung des österr. Ständestaats vorwegnahm. Mit oft auch antisemitischen Untertönen bezog W. Stellung zum politischen Tagesgeschehen, etwa bei seinem Protest gegen den Innsbrucker Kirchenrechtsprofessor Ludwig Wahrmund (1860–1932) und die von ihm propagierte „Freie Schule“, gegen Sozialdemokratie und Marxismus, gegen Nationalsozialismus und einen ungebremsten Liberalismus und Kapitalismus.

  • Auszeichnungen

    |päpstl. Geheimkämmerer (1903) u. Thronassistent (1933);
    Comes Romanus (1933);
    Legatus Natus d. Hl. Apost. Stuhls (1934);
    Rr. d. Franz-Josef-Ordens (1910);
    preuß. Roter Adler-Orden II. Kl. (1916);
    Komturkreuz mit Stern d. österr. Franz-Joseph-Ordens (1917);
    Ehrenkreuz I. Kl. f. Verdienste um d. (Österr.) Rote Kreuz;
    Ehrenzeichen I. Kl. d. Dt. Roten Kreuzes;
    Gr.kreuz d. Österr. Verdienstordens (1936).

  • Werke

    |u. a. Tirol im Jubelj. seines Bundes mit d. göttl. Herzen Jesu, Gedenkbuch d. Säcularfeier im J. 1896, 1897;
    Christus u. d. Kranken, Nach d. hl. Evangelien z. Troste d. Kranken zus.gest. u. erklärt, 1899, ³1917;
    Brixen, Südtirol, J.tausendfeier 901–1901, 1901;
    Von Brixen n. Lourdes u. Paray-le-Monial, Sept. 1905, Reiseerinnerungen, 1905;
    Die zweite Tiroler Lourdes-Pilgerfahrt im J. 1907, 1907;
    Wahrmunds Kampf f. d. Freie Schule, 1907;
    Tiroler Pol., Ein Wort z. Aufklärung u. z. Verständigung im pol. Kampfe, 1908;
    Der Tiroler Lourdes-Pilgerzug vom J. 1911, 1912;
    Predigt d. hochw. Herrn Weihbf. u. Gen.vikars S. W. über „Die christl. Lebensauffassung“, 1913;
    Predigt über d. „hl. Bund mit d. göttl. Herzen Jesu“, gehalten am Feste d. hl. Gebhard, 1914;
    Bregenz 1915, Kriegs-Trost, Predigten 1–11, 1914 / 15;
    Predigt über d. Kriegsaufgaben im Felde u. zu Hause, gehalten am Feste d. hl. Gebhard, 1915;
    Ks. Karl d. Siegreiche, Ansprache d. Hochwürdigsten Herrn Weihbf. Dr. S. W. b. d. Ks.feier im Saalbau in Feldkirch am 4. Nov. 1917, 1917;
    Schlußansprache d. Weihbf. Dr. S. W. auf d. Tiroler Katholikentag am 29. Juni 1920 in Innsbruck, 1920;
    Der christl. Staat mit Anhang, Die dritte Zunge (Etwas über d. Unheil d. jüd. Presse), 1920;
    Frauen! Mädchen! Das Wichtigste ist …, 1929;
    Die Wunderlilie v. Lisieux (Die hl. Theresia), 1929;
    Die Botschaft v. Konnersreuth, 1929;
    Paulus, Zeitgemäße Erwägungen über christl. Leben u. Seelsorge, 6 Bde., 1931–38;
    Der heiligste Dienst, Betrachtungen über Priestertum, Seelsorge u. Katechese, 1933;
    Das hl. Meßopfer, Hirtenbrief f. d. hl. Fastenzeit 1934, 1934.

  • Literatur

    |B. Erler, Bf. Dr. S. W., Erinnerungen an sein Wirken in Südtirol, bes. in seiner Vaterstadt Brixen, o. J. (P);
    H. Jablonka, W., Bf. unter Ks. u. Hitler, 1971;
    M. Liebmann, Theodor Innitzer u. d. Anschluß, Österr. Kirche 1938, 1988;
    ders. u. a. (Hg.), Staat u. Kirche in d. „Ostmark“, 1998;
    J. Gelmi, Gesch. d. Kirche in Tirol, Nord-, Ost- u. Südtirol, 2001, S. 484–503 (P);
    ders., „Pietas et Scientia“, 400 J. Priesterseminar Brixen 1607–2007, 2007, S. 237–52 (P);
    H. Alexander (Hg.), S. W., Seelsorger, Theol. u. Kirchenfürst, 2010 (P);
    R. Klieber, Die Annullierung d. Salzburger Privilegien u. d. Salzburger Bf.wahl 1934 im Lichte d. Vatikan. Qu.bestände z. Pontifikat Pius XI., in: Mitt. d. Ges. f. Salzburger Landeskde. 151, 2011, S. 317–61;
    Tirol-Lex.;
    Österr. Lex.;
    BBKL 13;
    Gatz I (W, L, P);
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L).

  • Porträts

    |Personalstand d. Welt- u. Ordensgeistlichkeit d. Erzdiözese Salzburg, 1936 ff.

  • Autor/in

    Helmut Alexander
  • Zitierweise

    Alexander, Helmut, "Waitz, Sigismund" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 269-271 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd120645599.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA