Schuchhardt, Carl
- Lebensdaten
- 1859 – 1943
- Geburtsort
- Hannover
- Sterbeort
- Arolsen (Hessen)
- Beruf/Funktion
- Philologe ; klassischer Archäologe ; Prähistoriker ; Archäologe ; Prähistoriker
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 120459930 | OGND | VIAF: 53362166
- Namensvarianten
-
- Schuchhardt, Carl
- Schuchardt, Carl
- Schuchardt, Karl
- Schuchhard, Carl
- Schuchhard, Karl
- Schuchhardt, C.
- Schuchhardt, Carolus
- Schuchhardt, Karl
- Schuchhardt, Karolus
- mehr
Biografische Lexika/Biogramme
Quellen(nachweise)
- Blue Mountain. Historic Avant-Garde Periodicals for Digital Research [2017-]
- * Kalliope-Verbund
- Archivportal-D
- * Deutsches Literaturarchiv Marbach - Kallías
- Historische Mitglieder der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW) [2005-]
- Personendaten-Repositorium der BBAW [2007-2014]
- Briefwechsel zwischen Eduard Spranger und Käthe Hadlich
- * Nachlassdatenbank beim Bundesarchiv
- * Forschungsdatenbank so:fie Personen
- * Katalog des Deutschen Kunstarchivs (DKA) im Germanischen Nationalmuseum
Literatur(nachweise)
- Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
- Deutsche Digitale Bibliothek
- Normdateneintrag des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB)
- * Deutsches Literaturarchiv Marbach - Kallías
- Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
- Gemeinsamer Verbundkatalog (GBV)
- Isis Bibliography of the History of Science [1975-]
- * Literaturnachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- * Werknachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- * Bibliothek des Instituts für Zeitgeschichte München - Berlin
- * Regesta Imperii
- Index Theologicus (IxTheo)
- * Jahresberichte für deutsche Geschichte - Online
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Genealogie
V →Johann Heinrich Daniel (* 1829), Graveur u. Kupferstecher in H.;
M Johanne Stichweh († 1871), aus Hameln;
⚭ Margarete (1868–1949), T d. →Walther Herwig (1838–1912), Verw. im Fst. Waldeck, 1889 Präs. u. Dir. d. Klosterkammer in H., Präs. d. Dt. Seefischereiver., 1879-93 Mitgl. d. preuß. Abg.hauses, Vizepräs. d. Dt. Entomol. Ver., erster Präs. d. Zentralausschusses f. d. Internat. Meeresforsch. (s. Meyers Gr. Konversations-Lex., ⁶1909; Biogr. Hdb. Preuß. Abg.haus I), u. d. Marie Bunsen (1844–1924); Gr-Om d. Ehefrau →Robert Bunsen (1811–99), Prof. d. Chemie in Marburg, Breslau u. Heidelberg (s. NDB II: Drüll I);
2 S →Walter-Herwig (s. 2), Wolfgang, 2 T Eva, Käte. -
Biographie
Nach Besuch der Höheren Bürgerschule in Hannover und der Realschule in Vegesack bei Bremen legte S. 1877 das Abitur ab und studierte anschließend bis 1882 Philologie und Klassische Archäologie in Leipzig, Göttingen und Heidelberg (Promotion 1882). Prägend für seine Laufbahn war der Philologische Verein in Heidelberg, wo S. Umgang mit Altertumskundlern wie →Friedrich von Duhn (1851–1930) und →Karl Zangemeister (1837–1902) pflegte. Nach dem Staatsexamen|und kurzer Tätigkeit im bad. Schuldienst trat S. 1884-86 als Privatlehrer in die Dienste des Fürsten Bibesco auf Cut Epureni in der rumän. Moldau. Auf Anregung von Zangemeister führte er von dort aus eine erste Aufnahme der sogenannten Trajanswälle in der Dobrudscha durch. Auf Empfehlung von Theodor Mommsen (1817–1903) erhielt S. 1886/87 das Reisestipendium des Dt. Archäologischen Instituts (DAI). Unterwegs in Italien, Griechenland und Kleinasien sowie während einer einjährigen Assistenz bei den Ausgrabungen in Pergamon kam S. in Kontakt mit →Carl Humann (1839–96), →Alexander Conze (1831–1914), →Wilhelm Dörpfeld (1853–1940) und →Heinrich Schliemann (1822–90). Nach einer zehnmonatigen Anstellung als Wissenschaftlicher Hilfsarbeiter bei den Kgl. Museen in Berlin wurde S. 1888 auf Vermittlung von Conze und →Wilhelm Bode (1845–1929) zum Direktor des neu gegründeten Kestner-Museums in Hannover berufen. Während die Museumsarbeit im Verlauf seiner 20jährigen Tätigkeit in Hannover in den Hintergrund trat, konzentrierte sich S. zunehmend auf archäologische Prospektionen und Ausgrabungen in Nordwestdeutschland und im Hannoverschen, v. a. auf die Königshöfe Karls d. Gr. sowie Burgen und Burgwälle, die röm. Holz-Erde-Lager aus augusteischer Zeit an der Lippe sowie Arbeiten am „Atlas vorgeschichtlicher Befestigungen in Niedersachsen“ und den „sächs. Urnenfriedhöfen“. Seit 1889 o. Mitglied des DAI, war S. 1903 Mitbegründer der Röm.-German. Kommission in Frankfurt/M. und faßte 1904 die Nordwestdt. Geschichts- und Altertumsvereine zum Nordwestdt. Verband für Altertumsforschung zusammen, dessen Vorsitzender er bis 1934 blieb. 1908 wurde S. von W. v. Bode als Nachfolger von →Albert Voß (1837–1906) zum Direktor der Vorgeschichtlichen Abteilung des Museums für Völkerkunde an die Kgl. Museen zu Berlin berufen. S. führte den Paradigmenwechsel von der naturwissenschaftlich geprägten Konzeption eines →Rudolf Virchow (1821–1902) zu einer historisch-archäologisch orientierten Prähistorie herbei, was den sichtbarsten Ausdruck in der Neuaufstellung der Schausammlung zur Vor- und Frühgeschichte Alteuropas fand. Das erfolgreiche Wirken S.s. in Berlin wurde durch seine ausgezeichneten Beziehungen zu einem archäologiebegeisterten Personenkreis mit Ks. Wilhelm II. an der Spitze begünstigt. So genoß S. Förderung bei seinen Ausgrabungen in der Römerschanze bei Potsdam sowie während des 1. Weltkriegs in Rumänien. Seine vielen, von den Kgl. Museen, der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte sowie von verschiedenen Gönnern finanzierten Studienreisen bildeten die Grundlage einer regen Publikationstätigkeit und für die zwischen den beiden Weltkriegen in mehreren Auflagen erschienenen populären Werke „Alteuropa“ und „Vorgeschichte von Deutschland“. Durch das Kaiserreich geprägt und dt.-national gesinnt, jedoch mit weitem geistigen Horizont, betrieb S. im Gegensatz zu seinem Kontrahenten →Gustaf Kossinna (1858–1931) keine völkische Vorgeschichtsforschung. S.s Schriften, die großräumig ein bisweilen sehr individuell und willkürlich interpretiertes Bild vor- und frühgeschichtlicher Zusammenhänge zeichnen, wurden, ohne daß dies seinem öffentlichen Ansehen abträglich war, schon von zeitgenössischen ‚Prähistorikern‘ kritisiert. Im Unterschied zu seinen heute nur noch forschungsgeschichtlich relevanten Arbeiten, sind die Ergebnisse seiner Feldforschungen sowie seine organisatorischen Leistungen in Norddeutschland von bleibendem Wert, speziell in Berlin, wo S. mit seiner „Denkschrift über die Notwendigkeit eines gesetzlichen Schutzes der Bodenaltertümer in Preußen“ die Grundlagen für das preuß. Denkmalschutzgesetz von 1914 schuf.
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Auszeichnungen
Mitgl. d. DAI (korr. 1888, o. 1889), d. Röm.-German. Komm. (1904–39), d. Berliner Ges. f. Anthropol., Ethnol. u. Urgesch. (o. 1908, Vors. 1917-19 u. 1926-28), d. Preuß. Ak. d. Wiss. (o. 1912);
Gründungsmitgl. u. Vors. d. Nordwestdt. Verbandes f. Altertumsforsch. (1905–34);
Ehrenmitgl. d. Niederlausitzer Ges. f. Anthropol. u. Urgesch. (1925);
Vors. d. Arbeitsgemeinschaft f. d. Erforsch. d. nord- u. ostdt. vor- u. frühgeschichl. Wall- u. Wehranlagen (1927–35);
Geh. Reg.rat (1913);
Referent f. Vorgesch. d. Notgemeinschaft d. Dt. Wiss.;
Goethe-Medaille f. Kunst u. Wiss. (1940). -
Werke
u. a. Schliemann's Ausgrabungen in Troja, Tiryns, Mykenä, Orchomenos, Ithaka im Lichte d. heutigen Wiss., 1889, ²1891;
Das Römercastell b. Haltern an d. Lippe, SB d. Preuß. Ak. d. Wiss., 1900, H. 1, S. 303-16;
Westeuropa als alter Kulturkreis, ebd. 1913, H. 2, S. 734-65;
Führer durch d. vorgeschichtl. Abtlg., Kgl. Museen zu Berlin, 1913, ²1922 (?);
Die hannoverschen Bildhauer d. Renaissance, 1909;
Der Goldfund b. Messingwerk v. Eberswalde, 1914;
Atlas vorgeschichtl. Befestigungen in Niedersachsen, 1916 (mit A. v. Oppermann);
Alteuropa in seiner Kultur- u. Stilentwicklung, 1919, ²1926 u. d. T. Alteuropa, Eine Vorgesch. unseres Erdteils, ³1935 u. d. T. Alteuropa, Kulturen, Rassen, Völker, ⁴1941 u. d. T. Alteuropa, Die Entwicklung seiner Kulturen u. Völker, ⁵1944;
Vorgesch. v. Dtld., Gesch.werk f. höhere Schulen, 3. T., Erg.bd. 12, 1928, ²1934, ⁴1939;
Die Burg im Wandel d. Weltgesch., 1931;
Heinrich Schliemann, in: Die gr. Deutschen, II, 1936, S. 75-93;
Studien z. Vor- u. Frühgesch., 1940 (P);
– Begründer u. Mithg. d. Prähist. Zs., 1909-26;
zahlr. Aufss. ebd., in d. Zs. f.|Ethnologie sowie in d. SB d. Preuß. Ak. d. Wiss.;
– Aus Leben u. Arbeit, 1944 (Autobiogr., P); – W-Verz.:
Berlin-Brandenburg. Ak. d. Wiss., Ak.bibl., Ausgewählte Lit.nachweise aus d. Bestand d. Ak.bibl., C. S., Prähist., 2002 (auch im Internet). -
Literatur
W. Unverzagt, in: FF 5, 1929, S. 262 f.;
ders., ebd. 20, 1944, S. 118;
ders., in: Ausgrabungen u. Funde 4, 1959, S. 261 f.;
Studien z. Vor- u. Frühgesch., C. S. z. 80. Geb.tag dargebracht, 1940: K. Lonke, in: Archiv f. Landes- u. Volkskde. v. Niedersachsen 5, 1944, S. 141-43;
K. H. J. Friesen, in: Niedersächs. Jb. f. Landesgesch. 20, 1947, S. 228-32;
G. Rodenwaldt, in: Jb. d. Dt. Ak. d. Wiss. Berlin 1950/51, S. 166 f. (W-Verz.);
H. J. Eggers, Einf. in d. Vorgesch., 1959, S. 219-23;
Karl S., 1966 (P);
Wahlvorschlag f. C. S. (1859-1943) z. o. Mitgl., in: Ch. Kirsten (Hg.) Die Altertumswiss. an d. Berliner Ak., 1985, S. 155-57 (P);
H. Grünert, Von Pergamon bis Garz, C. S., Begründer d. prähist. Burgenarchäologie in Mitteleuropa, in: Altertum 33, 1987, H. 2, S. 104-13;
W. Menghin, Vom Zweiten Kaiserreich in die Weimarer Republik, Die Ära S., in: Das Berliner Mus. f. Vor- u. Frühgesch., FS z. 175-j. Bestehen, Acta Praehistorica et Archaeologica 36/37, 2004/05, S. 122-61 u. S. 532;
Wi. 1909-28;
Kürschner, Gel.-Kal. 1925-1940/41;
Rhdb. (P);
Kürschner, Lit.-Kal., Nekr. 1936-1970;
Biogr. Lex. Hannover;
Reallex. d. german. Altertumskde., 2. Aufl.; | -
Quellen
Qu Archiv d. Mus. f. Vor- u. Frühgesch., Staatl. Museen Preuß. Kulturbes. (P); Humboldt-Univ. Berlin, Archiv.
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Autor/in
Wilfried Menghin -
Zitierweise
Menghin, Wilfried, "Schuchhardt, Carl" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 624-626 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd120459930.html#ndbcontent